"Ich sehe Menschen und Talente wachsen"
"Ich sehe Menschen und Talente wachsen"

Thea-Doreen Kneisel  vor der Otto-Dix-Schule. (Foto:Elke Lier)
Thea-Doreen Kneisel vor der Otto-Dix-Schule. (Foto:Elke Lier)
Gesichter der Stadt (Teil 209): Spiel- und Theaterpädagogin Thea Kneisel ist die Seele der Schülertheatertage in Gera
Von Elke Lier Gera. Vierzehn Jahre Schülertheater in Gera - das sind auch 14 Jahre Leben und Arbeit von Thea Kneisel, die eigentlich Doreen heißt, aber von allen Thea gerufen wird. "Weil ich als junges Mädchen Thea mal als meinen Wunschnamen angab."

Die 35-jährige Theater- und Spielpädagogin hob das Theater von Schülern für Schüler mit auf die Bretter. Bei den gerade erst zu Ende gegangenen 14. Geraer Schülertheatertagen spielten beim einwöchigen Festival 21 Gruppen mit. Thea, die dreifache Mutter von Elisa (8), Anton (5) und Jacob (7 Monate) ist mit dem jüngsten der drei Blondschöpfe gerade im Erziehungsurlaub. Trotzdem war sie für dieses Gespräch meist nur über Festival-Handy erreichbar: "Ja, ich habe auch im Babyurlaub für die Theatertage gearbeitet, ich konnte gar nicht anders." Ehrenamtlich, mit den Kindern im Schlepptau, managte, ermunterte, tröstete sie die jungen Künstler. Immer schon wollte Thea mit Kindern arbeiten, doch sie scheiterte am Stimmtest. Nicht aber an ihrem Willen. Nach einer Apothekerlehre, über Streetwork-Arbeit und die Ausbildung zur Spiel- und Theaterpädagogin in Erfurt wurde sie vom ersten Theaterpädagogen der Bühnen der Stadt Gera, Arnold Piepel, für den Improvisationsunterricht engagiert. "Über diese Arbeit kam ich ins Projekt ´Spieltraum´, wo ich bis heute arbeite", sagt sie. "Wir wollten Kinder- und Jugendtheater in die Schulen transportieren, damit es dort eine Präsentationsform und im Schulbetrieb eine Aufwertung findet." Erst in drei Lusaner Schulen, jetzt stadtweit, ist das gut gelungen. Gewachsen sind in all den Jahren drei fest etablierte Einrichtungen der Geraer Schülertheatertage: "Unsere Maxi-Werkstatt, wo wir mit Kindern ab elf Jahren Basisarbeit leisten mit Stimmbildung, Bewegung, Improvisation und fachlichem Rat. Die Mini-Werkstatt, wo die Jüngeren drei Tage üben. Alle mit der Verpflichtung, beim Festival als Höhepunkt dabei zu sein." Warum fasziniert sie die Arbeit so, warum spricht sie mit gleicher Begeisterung wie als junges Mädchen von ihrer großen Spieltruppe?"Ich sehe Menschen und Talente wachsen. Tillman Köhler ist inzwischen in Weimar Hausregisseur, Thomas Freyer Autor in Berlin. Sie kommen aus unserem Jugendtheater."

Aber auch die, so Thea, die ganz andere Berufe wählen, lernen hier Verantwortung, Disziplin, Selbstbewusstsein, haben das Gefühl "ich werde für diese Veranstaltung gebraucht!" Ob vor oder hinter der Kulisse, an der Technik oder im Festivalcafé.

2003 richtete Gera die Thüringer Schultheatertage aus. Thea Kneisel, Vorstandsmitglied beim Schau+Spiel-Haus e.V., dem Veranstalter der Geraer Schülertheatertage, wünscht sich: "Das hätten wir gern wieder. So sehr unsere Arbeit durch neue Personen immer neue Inspiration erfährt, kann sie doch nicht nur ehrenamtlich geleistet werden. Wir brauchen das Engagement der Stadt. Stellenkürzungen bei der Theater-Fabrik oder beim Spieltraum rütteln an der Existenz." Der diesjährige Titel des Festivals "Umwege" erinnert an langjährige Erschwernisse durch Buga-Baustellen rings um die Otto-Dix-Schule als Festivalort. Das Angebot der jungen Mimen an die Buga, ihre Festivaleröffnung Buga-Gästen öffentlich vorzuspielen, stieß auf Desinteresse...

Durch Thea vom Theater sind schon viele "Spielträume" gereift. Auch Tochter Elisa sprang nach "einer Nacht Bedenkzeit" hilfsbereit als Ersatzdarstellerin für ein anderes Mädchen ein. Kein Wunder bei dieser Mutter.


29.05.2007