Pressespiegel vom 2007-03-18 bis 21
Pressespiegel vom 2007-03-18 bis 21 

Eigentlich könnte ich einen guten Grund vorschieben, warum so lange
Funkstille war. Da das Datenaufkommen so gestiegen ist, mussten wir bei
bei unserem Provider umstellen, dass ging leider nicht so reibungslos.

Aber ehrlicherweise muss ich zugeben, dass (erfreulicherweise) viel im
Gang ist und irgendwann der Tag einfach rum ist. Auf Dauer werde ich das
tägliche Zusammenfassen des Tagesgeschehens in der Presse nicht wie
geplant durchhalten. Alle zwei Tage muss reichen.

Dadurch sammelt sich so viel Material auf einmal, das es für viele
aufwändig ist, dies per Mail zu öffnen. Daher werde ich die
Zusammenstellung online anbieten und als Alternative ein ZIP-File zum
Downloaden.

Ihr Sören G. Prüfer

INHALT


FAQ oder was soll ich mit ZIP-File?
Antwort: Hierdrin befindet sich nach dem Auspacken die index.html zum
Starten.
Lehrer plädieren für längeres gemeinsames Lernen
Lehrer plädieren für längeres gemeinsames Lernen

Eine klare Mehrheit der Thü- ringer Lehrer befürwortet die gemeinsame Schulzeit aller Kinder bis zur 8. Klasse. Das ergab eine aktuelle Umfrage.

ERFURT (TA). Über 75 Prozent der bislang dazu befragten Lehrer sind für ein integratives Schulsystem für alle Kinder. In der von der Lehrergewerkschaft GEW und "Thüringer Allgemeine" erstellten Umfrage stimmten die meisten Pädagogen zudem für Hort bis zur 6. Klasse. Dessen Zukunft ist unsicher, da für 30 Prozent der Erzieherinnen befristete Verträge auslaufen. Um den Kindern eine gute Betreuung zu ermöglichen, schlug die GEW vor, die Arbeitszeit von Grundschullehrern und Hortnerinnen im Teilzeitmodell Floating vorzeitig zu verlängern.

Eine sozial gerechte Betreuung verlangt auch der Uno-Bericht über das deutsche Schulsystem, der heute veröffentlicht wird.


20.03.2007   
DER MUÑOZ-BERICHT - Aktuelle Nachrichten von Tagesspiegel Online
(21.03.2007)          
DER MUÑOZ-BERICHT

Sozial Schwache „ausgegrenzt“

„SELEKTIV“

Vor einem Jahr hat der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung, Vernor Muñoz, Deutschland einen neuntägigen Besuch abgestattet. Muñoz legt den Verantwortlichen in seinem Bericht nun „eindringlich nahe, das mehrgliedrige Schulsystem, das sehr selektiv und sicher auch diskriminierend ist, noch einmal zu überdenken“. Bei der Zuordnung auf die Schultypen würden die Schüler „nicht angemessen beurteilt“, „arme Kinder, Migrantenkinder sowie Kinder mit Behinderungen“ ausgegrenzt. Neue Unterstützung bekommt Muñoz vom Münchener Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung. In Ländern wie Berlin und Brandenburgmit einer sechsjährigen Grundschule seien die Schülerleistungen weniger stark vom familären Hintergrund abhängig als in Ländern mit nur vierjähriger Grundschule, hat der Münchner Bildungsökonom Ludger Wößmann im Auftrag des Ifo-Instituts auf der Basis von Pisa-Daten ermittelt. Eine Verringerung der Schultypen könne die Ausgrenzung leistungsschwacher Schüler reduzieren.



„DISKRIMINIEREND“

Muñoz kritisiert ferner, Flüchtlingskinder würden nicht in allen Ländern überall vom Pflichtschulsystem erfasst. Das offenbare eine „völlige Trennung zwischen den Einwanderungsgesetzen und dem Recht auf Bildung“. Schulen für Roma- Kinder würden hinsichtlich ihres Budgets „erheblich diskriminiert“. Eltern von behinderten Kindern werde von den Bildungsbehörden „sehr wenig Spielraum“ bei der Wahl der Schulform gelassen. Auch sei die Einbeziehung von behinderten Menschen in die Regelschulen nicht die Norm, kritisiert Muñoz.



„MEHR DEMOKRATIE“

Lehrerbildung und Ganztagsschulen müssten in Deutschland nach Pisa als „Prioritätsbereiche“ angesehen werden. Generell müsse Deutschland eine „Stärkung der demokratischen Schulkultur“ anstreben und „Studien im Bereich der Menschrechte zur Verbesserung der Bildungsqualität“ anstrengen. akü

Mehr zum Thema:
Der ferne Herr Munoz
Der ferne Herr Munoz

Fehlende Chancengleichheit, zu frühes Aussortieren in der Schule - dafür und einiges mehr in der Bildungspolitik muss sich heute Deutschland vor dem UN-Menschenrechtsrat verantworten. Auch in Thüringen mehren sich dazu Stimmen.

THÜRINGEN. Lehrer wissen naturgemäß Antworten auf viele Fragen. Auch dazu: Wann soll die Entscheidung fürs Gymnasium fallen? Wie soll das Schulsystem aufgebaut sein? Bis zum Abitur 12 oder 13 Jahre? Hort als Teil der Schule, wenn ja bis zu welcher Klasse? In einer gemeinsamen Umfrage von Lehrergewerkschaft GEW und dieser Zeitung sind derzeit rund 1100 Lehrer eingeladen, bis 30. März ihre Meinung per Internet zu sagen. Lehrer als Bildungsexperten. Über 300 stimmten bisher ab.

Ein Zwischenergebnis besagt, über 75 Prozent der Pädagogen plädieren für eine gemeinsame Schulzeit aller Kinder bis zur 8. Klasse. 90 Prozent wünschen das Abitur nach zwölf Schuljahren. Fast alle Lehrer, die sich äußerten, wollen den Hort der Schule zugehörig sehen. Mehr als die Hälfte möchte sogar, dass es ihn auch für 5. und 6. Klassen gibt. Denn das bedeutet: mehr Bildungschancen.

Der Bildungsbericht des UN-Menschenrechtsinspektors Vernor Munoz wird heute zwar im fernen Genf vorgestellt, aber Streit liegt auch hier in der Luft. Auf Bundesebene wurde schon seit Tagen am Protest gefeilt, deutsche Schulstrukturen sollen keinesfalls in Frage gestellt werden. Die Offiziellen der Thüringer Politik werden heute sagen, dass Munoz den Freistaat ja nicht kennt. Doch was er zu sagen hat, gilt auch in Thüringen: Der Bildungserfolg eines Kindes ist von seiner sozialen Herkunft abhängig.

Das haben Thüringer Lehrer und Eltern selbst häufig erleben müssen und viele wünschen Änderung. Doch der Hort steht wegen Untätigkeit der Landesregierung inzwischen auf dem Spiel. Für 30 Prozent der 2000 Hortnerinnen laufen, schätzt die GEW, im Sommer die befristeten Arbeitsverträge aus und dürfen nicht verlängert werden (TA berichtete). Ihre Kommunalisierung, 2004 angekündigt, kommt nicht voran. Konzepte, wie das Personaldefizit zu beheben wäre, fehlen. Die GEW schlägt jetzt vor, alle Hortnerinnen im Floating-Modell sollten ab Herbst zu 80 statt 65 Prozent beschäftigt werden, bei Bedarf auch Grundschullehrer.

Das Kultusministerium scheint nicht abgeneigt. Es werde geprüft, so ein Sprecher. Handeln tut also not, statt streiten.


20.03.2007   Von Angelika REISER-FISCHER
Pressemitteilung „Thüringer Schulsystem bietet gleichwertige Bildungschancen“

Pressemitteilung 

„Thüringer Schulsystem bietet gleichwertige Bildungschancen“

Kultusminister Goebel kritisiert Muñoz-Bericht

Die Analyse des deutschen Bildungssystems von UN-Sonderberichterstatter Vernor Muñoz weist Kultusminister Prof. Dr. Jens Goebel (CDU) als für Thüringen unzutreffend strikt zurück: „Hätte Herr Muñoz den Freistaat besucht, wäre ihm aufgefallen, dass unser zweigliedriges Schulsystem allen Schülerinnen und Schülern entsprechend ihrer jeweiligen Fähigkeiten und Fertigkeiten gleichwertige Bildungschancen einräumt.“

Kultusminister Goebel: „Unser bundesweit vorbildliches Schulsystem bietet nach der vierten Klasse die Möglichkeit zum Besuch der Regelschule oder des Gymnasiums, unabhängig von der sozialen Herkunft. Das Herzstück unseres Schulwesens ist dabei nach wie vor die Regelschule, die deutlich das längere gemeinsame Lernen betont. Da zwischen den Schularten Durchlässigkeit besteht, ist die Entscheidung für einen Bildungsweg keine endgültige Entscheidung für einen Abschluss. Die von Muñoz angesprochene Gefahr, ein mehrgliedriges Schulsystem würde zu einer ‚De-facto-Diskriminierung’ führen, besteht für Thüringen nicht.“

Darüber hinaus würden Kinder mit Migrationshintergrund und niedrigem sozioökonomischen Status in Thüringen nicht benachteiligt, erklärt Goebel weiter. „Gerade Schülern, die keine deutschen Muttersprachler sind, werden alle Bildungsmöglichkeiten in Schule, Beruf und Hochschule geboten. Darüber hinaus hat der PISA-2003-Bericht deutlich gemacht, dass z. B. die Mathematik-Kompetenzen von Schülern mit Migrationshintergrund gleich groß sind wie die von Schülern ohne Migrationshintergrund.“

In den Klassenstufen 3 und 6 beträgt der Anteil der Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache 3,7 Prozent. In der Klassenstufe 6 haben 4 Prozent der Regel- und Gesamtschüler sowie 3,1 Prozent der Gymnasialschüler eine andere Muttersprache als Deutsch.

Streit um Schulsystem: Uno-Bildungsbericht sorgt für Wirbel - SchulSPIEGEL - SPIEGEL ONLINE - Nachri...
21. März 2007
 

STREIT UM SCHULSYSTEM

Uno-Bildungsbericht sorgt für Wirbel

Die Ergebnisse liegen zwar noch nicht endgültig vor, trotzdem sorgt der Bericht des Uno-Menschenrechtsbeauftragen Vernor Muñoz schon für Wirbel. Die Resultate werden völlig unterschiedlich ausgelegt - und führen zu Streitigkeiten in den Ländern.

Die Kritik des Menschenrechtsexperten Vernor Muñoz ist heftig. Besonders das dreigliedrige Schulsystem aus Haupt-, Realschule und Gymnasium hält er für überholt. Es benachteilige arme Kinder, Schüler aus Migrantenfamilien und Kinder mit Behinderungen. Für die Aufteilung auf die drei Schultypen seien Lehrer nicht genügend geschult. Muñoz appelliert an die Bundesregierung: "Man sollte nachforschen, inwieweit das dreigliedrige deutsche Schulsystem zu dem vergleichsweise geringen Schulerfolg beiträgt."

Uno-Sonderberichterstatter Muñoz: Ergebnisse erzürnen deutsche Bildungspolitiker
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AP

Uno-Sonderberichterstatter Muñoz: Ergebnisse erzürnen deutsche Bildungspolitiker

Kritik, die bei den Bildungspolitikern nicht besonders gut ankommt. Bayerns Kultusminister Siegfried Schneider monierte in einer Kabinettssitzung: "Die Kritik wird den Leistungen unseres Bildungssystems in keiner Weise gerecht." Für ihn sei ohnehin nicht nachvollziehbar, wie der Uno-Sonderberichterstatter überhaupt ein Urteil über das deutsche Bildungssystem fällen könne. In Bayern habe er lediglich in einem Tag drei Schulen besucht. "Das dreigliedrige Schulsystem bietet sehr gute Voraussetzungen, um Kinder und Jugendliche entsprechend ihren Talenten und Interessen optimal zu fördern."

Auch in Nordrhein-Westfalen will die regierende CDU am dreigliedrigen Schulsystem festhalten. "Wir stehen zu dem Beschluss, die Systemdebatte nicht weiterzuführen, sondern über Inhalte zu sprechen", sagt der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion Helmut Stahl. Gegenwind bekam er von der SPD. Ex-Schulministerin Ute Schäfer fordert die Landesregierung auf, "die wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht weiter zu ignorieren, sondern sich einer ideologiefreien Debatte über die beste Bildung zu stellen."

"Modell für Deutschland"

Streit gibt es auch in Sachsen, wo CDU und SPD gemeinsam regieren. Bildungserfolg und soziale Herkunft seien nur gering miteinander verknüpft, sagte Kultusminister Steffen Flath (CDU). Das sächsische Schulsystem, in dem es nur Mittelschulen und Gymnasien gibt, sei ein "Modell für Deutschland". Dem widersprach Martin Dulig, schulpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. Kinder aus armen Familien hätten dreimal schlechtere Chancen auf ein Abitur. Und Astrid Günther-Schmidt, bildungspolitische Sprecherin der sächsischen Grünen, ergänzte: "Deutlicher als mit einer Schulabbrecherquote von 8,6 Prozent kann dem Schulsystem in Sachsen kein Versagen attestiert werden."

Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) kündigte heute als Reaktion auf die neue bildungspolitische Debatte einen Ausbau der Deutschkurse für ausländische Vorschulkinder in seinem Land an. So sollen Einwandererkinder auf die Einschulung vorbereitet und der Unterricht in den Grundschulen für alle besser werden, sagte Stoiber: "Alle Schüler profitieren davon, wenn sie nicht durch mangelhafte Deutschkenntnisse von Klassenkameraden im Unterricht aufgehalten werden." Konkrete Zahlen nannte Stoiber allerdings nicht.

Auch Jürgen Zöllner, Präsident der Kultusministerkonferenz, ist mit der Kritik des Uno-Menschenrechtsexperten nicht einverstanden. "Die Schulformen sind sekundär", sagte Zöllner heute Vormittag im ARD-"Morgenmagazin". Auch das dreigliedrige Schulsystem könne Durchlässigkeit gewährleisten. Vielmehr komme es auf eine stärkere individuelle Förderung des einzelnen Kindes an: "Wenn man die Diskussion immer nur auf die Schulformen führt, dann werden wir den entscheidenden Schritt nach vorne in der Bildungspolitik nicht machen", so Zöllner.

Herbe Kritik an Muñoz

Vor ein paar Wochen waren erste Ergebnisse aus dem Bericht bekannt geworden, den Muñoz in einer Vorabversion an das Bundesbildungsministerium geschickt hatte. In der deutschen Bildungspolitik sorgten die Thesen für eine Menge Wirbel - viele Politiker waren erzürnt. Die Kultusministerkonferenz und die Bundesregierung warfen dem Juristen aus Costa Rica "sachliche Fehler" und "problematische Aussagen" vor. "Völlig unbrauchbar" nannte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Bildungsministeriums den Bericht.

Anfang 2006 reiste der Menschenrechtsexperte zehn Tage lang durch Deutschland und besuchte Kindergärten, Schulen und Hochschulen. Er hatte den Auftrag, die Umsetzung des Menschenrechts auf Bildung zu überprüfen. Vor seinem Besuch in Potsdam, Köln und München war er schon in Botswana, Malawi und Kenia unterwegs.

mer/him/dpa

Ein Masterplan für mehr Bildungsgerechtigkeit?

Ein Masterplan für mehr Bildungsgerechtigkeit?

Thorsten Stegemann 19.03.2007

Der Aktionsrat Bildung hat sein erstes Jahresgutachten vorgelegt und damit eine kontroverse Diskussion ausgelöst. Detlef Müller-Böling, Leiter des Centrums für Hochschulentwicklung, äußert sich zur umstrittenen Studie

Vor zwei Jahren rief die [extern] Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft den [extern] Aktionsrat Bildung ins Leben, ein mit sieben renommierten Wissenschaftlern besetztes Expertengremium, das die komplexe Situation in Deutschland analysieren und neue Impulse für das Bildungssystem entwickeln sollte. Seit gut einer Woche liegt nun ein erstes, knapp 200 Seiten umfassendes [extern] Gutachten vor, das eine Reihe substanzieller Reformvorschläge enthält und gezielte Tabubrüche offenbar als Voraussetzung für eine erfolgreiche Sanierung betrachtet.

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Der "Masterplan für mehr Bildungsgerechtigkeit" sieht eine Kindergartenpflicht nach dem vierten Lebensjahr und die Abschaffung der Hauptschule vor. Schulen sollen in Zukunft weitgehend autonom arbeiten und Lehrer nicht mehr im Beamtenverhältnis eingestellt werden, sondern eine leistungsbezogene Bezahlung und befristete "Lizenzen" erhalten. Überdies plädiert der Rat für einen Rechtsanspruch auf Kindergartenplätze, eine größere Durchlässigkeit der Schulformen und den flächendeckenden Ausbau von Ganztagsschulen.

Der Vorstoß stieß bundesweit auf ein geteiltes Echo und provozierte mitunter heftige Kritik. Die Forderungen vertieften die soziale Spaltung in Deutschland, befand die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und [extern] bezeichnete die Pläne insgesamt als "widersprüchlich und unausgegoren".

Ludwig Eckinger, der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung, wurde [extern] noch deutlicher. Für die Lehrerinnen und Lehrer bedeuteten die Vorschläge nichts anderes als "Lohndumping und Sozialabbau", und der Ruf nach mehr Bildungsgerechtigkeit sei deshalb nur ein "Deckmantel für fragwürdige Wirtschaftsphantasien". Schließlich könne es nicht Aufgabe der Schulen sein, "passgerechte Schablonen" zu produzieren.

Eckinger belebte damit eine alte Feindschaft, denn sein Verband hatte dem Vorsitzenden des Aktionsrats und derzeitigen Präsidenten der FU Berlin, Dieter Lenzen, vor einem Jahr bereits den "Nassen Schwamm" für den bildungspolitischen Tiefschlag des Jahres [extern] verliehen.

Im Expertengremium des [extern] Aktionsrats ist auch Detlef Müller-Böling vertreten. Er leitet das [extern] Centrum für Hochschulentwicklung, das sich als "Reformwerkstatt für das deutsche Hochschulwesen" versteht und mit seinen Studien und Rankings regelmäßig im Zentrum kontroverser Diskussionen steht. Müller-Böling hatte in den 80er und frühen 90er Jahren einen Lehrstuhl für Empirische Wirtschafts- und Sozialforschung inne und war von 1990 bis 1994 Rektor der Universität Dortmund.


Wir sind im Denken nicht flexibel genug

Deutschland ist in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten in nahezu allen Bildungssektoren weit hinter die skandinavischen und eine Reihe anderer Länder zurückgefallen. Worin sehen Sie die wesentlichen Ursachen dieses deutschen "Sonderwegs"?

Detlef Müller-Böling: Wir sind im Denken nicht flexibel genug und zu selten bereit über den Tellerrand hinauszuschauen. Wenn wir aber gar nicht wissen, wie es in der Welt aussieht und nicht bereit sind, gute Ideen auch anzunehmen und umzusetzen, werden die Strukturen immer starrer und unbeweglicher. Man sieht das sehr schön an der aktuellen Diskussion über das Gutachten des Aktionsrats. Die Situation von Kindern und Jugendlichen und die Frage, wie man ihre Bildungschancen erhöhen und gerechter gestalten kann, spielt doch kaum eine Rolle. Aber mögliche Änderungen und Einschränkungen für Lehrer sind ein großes öffentliches Thema. Da spielt jeder seine eigenen Belange in den Vordergrund, und es geht oft einzig und allein um die Verteidigung von Besitzständen.

Sehen wir uns einige Ausbildungsbereiche genauer an. Der Rat fordert eine Kindergartenpflicht nach dem vierten Lebensjahr. Welchem Ziel dient eine solche Maßnahme?

Detlef Müller-Böling: Alle Vorschläge drehen sich um das Thema Bildungsgerechtigkeit, von der wir im Moment noch sehr weit entfernt sind. Es geht in Deutschland wirklich nicht gerecht zu, aber wir haben viele Hinweise aus anderen Ländern, dass die frühzeitige Einbindung von Kindern – etwa in Kindergärten oder Vorschulen – ihre Chancen, einen erfolgreichen Bildungsweg zu durchlaufen, deutlich verbessert. Insofern ist es sinnvoll, in diesem Bereich so früh wie möglich aktiv zu werden.

Über die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems wird seit geraumer Zeit kontrovers diskutiert. Zuletzt plädierte der UN-Berichterstatter Vernor Muñoz ([local] Deutsches Schulsystem: "Extrem selektiv") dafür, die extrem selektiven Strukturen noch einmal zu überdenken. Ist das Ende der Hauptschule nur noch eine Frage der Zeit?

Detlef Müller-Böling: Das kann man so nicht sagen, denn es geht hier nicht um die Frage "ja" oder "nein". Die Frage lautet vielmehr: Ist ein Konzept aus dem 19. Jahrhundert, das homogene Gruppen gemeinsam zum Lernerfolg führen wollte, heute noch zeitgemäß? Da haben wir unsere Zweifel. Wir müssen uns also überlegen, welche Konsequenzen wir aus der Erkenntnis ziehen, das heterogene Klassenverbände erfolgreicher arbeiten und wie wir neue Schulformen finden, um Kinder und Jugendliche individuell besser zu fördern.

Man darf Sie trotzdem als Gegner des dreigliedrigen Systems bezeichnen?

Detlef Müller-Böling: Ja, sicher, wir plädieren in dem Gutachten für ein zweigliedriges Schulsystem, das aus Gymnasien und Sekundarschulen besteht. Das bedeutet aber nicht, dass – wie verschiedentlich behautet wurde – nun die Realschullehrer ausgedient hätten. Fusionieren heißt nicht abschaffen, aber solche Feinheiten gehen in der ideologisch geprägten Debatte leider schnell verloren.

Davon abgesehen muss man sich doch einmal Gedanken machen, wie wir mit der mangelnden Durchlässigkeit unseres jetzigen Schulsystems umgehen wollen. Es gibt doch nachweislich Hauptschüler, die bessere Leistungen erbringen als manche Gymnasiasten, dann auf dem Arbeitsmarkt aber praktisch keine Chancen haben. Die frühe Verteilung auf die einzelnen Schulformen engt den Handlungsspielraum viel zu sehr ein.


Es geht um Gerechtigkeit

Der Vorschlag, Lehrerinnen und Lehrer nicht mehr im Beamtenverhältnis zu beschäftigen, ist ja bereits auf den energischen Widerstand der Betroffenen gestoßen, mag gesamtgesellschaftlich aber noch konsensfähig sein. Aber Sie wollen noch weitergehen. Wie stellen Sie denn eine leistungsbezogene Bezahlung der Lehrer sicher, und was hat es mit den befristeten "Lehrlizenzen" auf sich?

Detlef Müller-Böling: Das Prinzip, Arbeit nach Leistung und nicht nach Lebensjahren zu bezahlen, ist doch überhaupt nicht ungewöhnlich und kann deshalb ohne weiteres auf die Beschäftigungsverhältnisse von Lehrerinnen und Lehrern übertragen werden. Natürlich müssen wir uns zunächst über die Kriterien für eine Leistungsentlohnung im Klaren werden. Für mich wären das: die Lernerfolge der Kinder und Jugendlichen sind der Erfolgsmaßstab.

Zur Idee der Lizenzen ist anzumerken, dass es uns überhaupt nicht darum geht, Lehrerschelte zu betreiben. Wir wissen sehr wohl, dass ein Großteil der Pädagogen seinen Aufgaben sehr gut, verantwortungsbewusst und engagiert nachgeht. Wenn aber deutlich wird, dass Lehrer mit den Anforderungen und ihren Schülern nicht zurechtkommen, muss man ihnen die Chance geben, etwas anderes zu machen. Der Schutz und die Förderung der Kinder stehen für uns absolut im Mittelpunkt.

Sie plädieren für die flächendeckende Einführung der Ganztagsschule, die sich durch hohe Systemqualität, eine lern- und schülergerechte Zeitrhythmisierung und einen gemischten Lehrkörper auszeichnen soll. Welche Probleme können so behoben werden?

Detlef Müller-Böling: Auch hier geht es wieder um Gerechtigkeit. Wenn der Professorensohn in der Schule Schwierigkeiten bekommt, hat er die Möglichkeit, diese Defizite außerhalb der Schule, also etwa durch Nachhilfeunterricht oder den Beistand der Eltern, auszugleichen. Bei den Kindern einer allein erziehenden Putzfrau sieht die Sache ganz anders aus.

Ganztagsschulen können hier ausgleichen, und zwar nicht in der Weise, dass morgens nur unterrichtet wird und nachmittags jemand die Hausarbeiten betreut. Es geht uns dabei um einen gesamtpädagogischen Ansatz, der den Unterricht, aber auch Lern-, Spiel und Entspannungsphasen umfasst. Ein solches Konzept sollte von einem professionellen Betreuungsteam umgesetzt werden, aber das müssen nicht unbedingt und ausschließlich Lehrerinnen und Lehrer sein.


Was in Indien, China oder Pakistan in Bildung investiert wird, ist einfach unglaublich!

Auch die deutsche Hochschullandschaft ist eine einzige Reformbaustelle. Dabei hat der Forschungsbereich in letzter Zeit einige Unterstützung erfahren, aber eine Exzellenzinitiative für die Lehre steht noch aus. Rechnen Sie hier noch mit wesentlichen Fortschritten?

Detlef Müller-Böling: Ich hoffe das sehr, denn wir brauchen dringend eine solche Exzellenzinitiative. Allerdings ist durch die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge auch schon einiges bewegt worden. Mit anderen Worten: Es gibt bereits erkennbare Verbesserungen in der Lehre, aber mit Blick auf die studentenstarken Jahrgänge, die uns bevorstehen, werden sie keineswegs ausreichen.

Der Staat kann die Rahmenbedingungen für eine möglichst optimale Ausbildung schaffen, und die Bildungseinrichtungen, für die Sie mehr Autonomie fordern, haben selbst nur bedingt Einfluss auf das Engagement ihrer Kinder, Schüler und Studenten. In beiden Bereichen gibt es bekanntlich eklatante Defizite, aber trägt nicht auch jeder Einzelne eine erhebliche Verantwortung für ihren/seinen individuellen Bildungsweg?

Detlef Müller-Böling: Doch, hier sind viele gefragt, vor allem auch die Familien, die Lehrer, Dozenten, Professoren und natürlich auch die Schüler und Studenten selbst. Doch der Staat muss die zentrale Rolle spielen und die Rahmenbedingungen nicht nur schaffen, sondern auch dauerhaft finanzieren. Die Politik ist deshalb verpflichtet, eine wirklich umfassende Bildungsgerechtigkeit im Sinne von Chancengleichheit herzustellen.

Die Studie ist von verschiedenen Bildungswissenschaftlern, Institutionen und Verbänden zum Teil sehr harsch kritisiert worden. Könnte es nicht doch sein, dass durch Ihre Vorschläge das Gegenteil der behaupteten Wirkung erreicht, die soziale Spannung verschärft und eine Elitebildung vorangetrieben wird? Befürworten Sie also im Grunde eine Bildungspolitik, die an den Grundsätzen des Neoliberalismus ausgerichtet ist?

Detlef Müller-Böling: Vor Fehlinterpretationen ist niemand gefeit. Aber der Begriff Neoliberalismus ist doch mittlerweile zum Label geworden. Da haben sich manche Leute ein Schutzschild zugelegt, um sich nicht mit anderen Ideen auseinandersetzen zu müssen.

Dabei gibt es ganz konkrete Herausforderungen, wenn wir uns ein großes Vorbild wie Finnland und aufstrebende Wettbewerber wie China, Indien oder auch Pakistan anschauen. Was da in Bildung investiert wird, ist einfach unglaublich! Und dann dürfen wir uns doch nicht hinstellen und denken, die Probleme würden sich von selbst erledigen und wir könnten immer und ewig so weitermachen.

Hinter dem Aktionsrat steht die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, hinter dem von Ihnen geleiteten CHE der Großkonzern Bertelsmann. Können Sie da eine unmittelbare Interessengemeinschaft zwischen den Autoren von Studien und Gutachten auf der einen und ihren Geldgebern auf der anderen Seite ernsthaft ausschließen?

Detlef Müller-Böling: Ich möchte diese Frage mal ganz individuell beantworten. Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft hat den Aktionsrat initiiert. Ich habe die Fahrtkosten für die Reisen nach München erstattet bekommen und dort sicherlich auch einen Kaffee getrunken. Aber ich darf guten Gewissens sagen: Das hat mich nicht korrupt gemacht!

Übrigens ging die Initiative direkt vom VBW-Präsidenten Randolf Rodenstock aus, der das Thema nach meiner Einschätzung in keiner Weise instrumentalisiert, sondern mit großem persönlichen Engagement voranbringt. Was meine Arbeit hier beim CHE angeht: Wenn ich diese Möglichkeit, meine eigenen Ideen und Pläne umzusetzen, nicht hätte, wäre ich längst wieder an der Uni Dortmund.

Trotzdem ist die Verbindung von Wirtschaft und Wissenschaft natürlich ein schwieriges Thema, und dem angedeuteten Vorwurf kann man nur durch klare Aussagen und eine offene Diskussion begegnen. Es wäre aber sicher von Vorteil, wenn sich die Kritiker an den inhaltlichen Vorschlägen abarbeiten und nicht nur damit beschäftigen würden, aus welcher Richtung sie vermutlich kommen.

Wie begegnen Sie dem Vorwurf, den Bildungsbegriff als solchen zu verengen und vorrangig an den Interessen der Wirtschaft auszurichten? Kommen da Aspekte, die weniger verwertbar und ökonomisch effizient sind, also künstlerische, kreative oder soziale Bereiche, nicht deutlich zu kurz?

Detlef Müller-Böling: Nein, das sehe ich überhaupt nicht so. Das Gutachten des Aktionsrats basiert explizit auf einem sehr breiten und umfassenden Bildungsbegriff, und auch hier beim CHE geht es nicht um wirtschaftliche Interessen, sondern um akademische Leistungen.

Sie haben Ihrem Vorstoß wohl nicht zufällig den Namen "Aktionsrat" gegeben. Wie beurteilen Sie denn nun die Chancen, dass die zahlreichen Vorschläge umgesetzt werden und dem deutschen Bildungssystem in der Realität neue Impulse geben können?

Detlef Müller-Böling: Das ist im Einzelfall schwer zu beurteilen. Unsere vordringliche Aufgabe bestand darin, Ideen und Vorschläge zu entwickeln, und das haben wir nun getan. Viele Überlegungen sind übrigens gar nicht neu und schon im Begriff umgesetzt zu werden. Da mahnen wir in erster Linie eine schnellere Schrittfolge an.

Ansonsten hoffen wir, dass Politiker und die Verantwortlichen vor Ort unsere Anregungen positiv aufgreifen und werden die Gesamtsituation natürlich weiter beobachten. In einem Jahr erscheint ein neues Gutachten – nächste Woche fangen wir mit der Arbeit an.

Artikel-URL: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24881/1.html

Pressemitteilung E.U.LE.-Fachtagung 2007: „Schulwege, Unterricht, Lernqualität und eigenverantwortli...

Pressemitteilung 

E.U.LE.-Fachtagung 2007: „Schulwege, Unterricht, Lernqualität und eigenverantwortliche Schulentwicklung

Im Rahmen des Entwicklungsprogramms für Unterricht und Lernqualität (E.U.LE.) veranstalten das Thüringer Kultusministerium, das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien sowie die Robert Bosch Stiftung am 21. und 22. März 2007 in Jena die Fachtagung „Schulwege, Unterricht, Lernqualität und eigenverantwortliche Schulentwicklung“.

Im Mittelpunkt der diesjährigen Konferenz stehen die Vorraussetzungen und Chancen eigenverantwortlicher Schulentwicklung. Diskutiert werden soll insbesondere die Förderung der Zusammenarbeit der Lehrerinnen und Lehrer. Eröffnet wird die Tagung mit einem Vortrag von Prof. Dr. Michael Schratz (Innsbruck) zum Thema „Lernqualität, Unterrichtsqualität, Schulqualität: Was bewegt Schulen?“. Am zweiten Tag stehen u. a. ein Erfahrungsbericht der E.U.LE.-Konzeptgruppe sowie Arbeitskreise mit sieben, der für den Deutschen Schulpreis 2006 nominiert Schulen auf dem Programm. Darüber hinaus debattieren Wissenschaftler sowie Vertreter von Schulentwicklungsprogrammen und bildungspolitisch engagierten Stiftungen, inwieweit Schulentwicklung steuerbar ist.

Zeit:
Mittwoch, 21. März 2007, 16.00 – 19.00 Uhr
Donnerstag, 22. März 2007, 9.00 – 17.15 Uhr

Ort:
Jena, IMAGINATA e. V. im Umspannwerk, Löbstedter Straße 67


Thüringens Kultusminister Prof. Dr. Jens Goebel (CDU) sagte im Vorfeld: „Das Entwicklungsprogramm E.U.LE. verfolgt das Ziel, Lehrerinnen und Lehrer dazu zu befähigen, das Verstehen der Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt des unterrichtlichen Handelns zu stellen. Sowohl in der Ausbildung der Schulpartner als auch in deren Arbeit mit Schulen steht dabei die gemeinsame Arbeit mit Lehrerinnen und Lehrern in ihrer Unterrichtspraxis im Vordergrund. Die Verbesserung dieser Kooperation kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die eigenverantwortliche Schulentwicklung zu unterstützen.“

Das E.U.LE.-Programm des Thüringer Kultusministeriums wird von der Robert Bosch Stiftung im Rahmen des Vorhabens „Verstehen lehren“ unterstützt. Ziel des Programms ist die nachhaltige Verbesserung des Unterrichts durch eine stärkere Ausrichtung des Lernens auf Verstehen. Für die Begleitung, Unterstützung und Beratung der Schulen werden im Rahmen von E.U.LE. Schulpartnerinnen und Schulpartner qualifiziert. Zurzeit befinden sich 60 Lehrerinnen und Lehrer in der Ausbildung. Eine neue Ausbildungsstaffel beginnt im September 2007. Weitere Informationen sind im Internet unter Externer Link www.eule-thueringen.de zu finden. Ansprechpartner ist der Programmkoordinator von E.U.LE., Axel Weyrauch (Tel.: 03641/492455).

Punkt-SymbolEine gemeinsame Initiative
Punkt-SymbolEine gemeinsame Initiative



Foto: Studenten im Hörsaal einer Hochschule

Das Netzwerk "Wege ins Studium" ist eine gemeinschaftliche Initiative von

 

ListenpunktBundesagentur für Arbeit (BA)
ListenpunktBundeselternrat (BER)
ListenpunktBundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
ListenpunktDeutsches Studentenwerk (DSW)
ListenpunktDeutscher Gewerkschaftsbund (DGB)
ListenpunktHochschulrektorenkonferenz (HRK)
ListenpunktKultusministerien der Länder

 

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Schulen, die fördern, müssen finanziell belohnt werden

"Schulen, die fördern, müssen finanziell belohnt werden"

Andreas Schleicher zum deutschen Bildungssystem im Interview mit bildungsklick.de

12.03.2007

(bikl) Im Dezember 2007 ist es wieder soweit. Ein neuer PISA-Bericht wird vorgelegt: PISA 2006. Dann wird sich zeigen, ob die in Deutschland begonnenen Bildungsreformen bereits Früchte tragen oder ob das deutsche Bildungssystem international auf dem Abstellgleis steht. bildungsklick.de fragte den internationalen Koordinator der PISA-Studie, Andreas Schleicher, jetzt auf der didacta in Köln, was sich seiner Meinung nach in Deutschland in den letzten Jahren entwickelt hat und wo er noch Handlungsbedarf sieht.

Herr Schleicher, der UN-Menschenrechtsexperte Vernor Muñoz hat jetzt das dreigliedrige deutsche Schulsystem heftig kritisiert - das ist ja wahrscheinlich Wasser auf Ihre Mühlen?

Andreas Schleicher: Dass das dreigliedrige Schulsystem Chancenungerechtigkeit verstärkt und Bildungschancen sehr ungleich verteilt, ist eine Erkenntnis, die wir seit langer Zeit haben. Ich glaube, dass sich der Trend ganz klar in die Richtung bewegt, dass man über die Organisation von Bildung und von Schule anders nachdenkt. Das ist ein schwieriges Thema, gerade in einem Bildungssystem, das sehr stark in seinen Traditionen verhaftet bleibt, aber es ist ein unausweichliches Thema. Man muss zu einem Umdenken bei der Organisation von Bildung und Schule kommen und ich glaube, es ist ganz, ganz wichtig, über die Frage der Bildungsstruktur nachzudenken. Es geht darum, die strukturellen Barrieren, die Chancenungerechtigkeit verstärken, abzubauen. Das ist nicht nur die Gliedrigkeit des Schulsystems, das beginnt schon an beim Übergang von der Vorschule zur Schule. Und das geht nach der Schule weiter, wenn wir junge Menschen vor die Alternative stellen, entweder macht ihr eine lange abstrakte Universitätsausbildung oder eine praktische Berufsausbildung – all diese Strukturen, all dies Unterscheidungen zwischen beruflicher Ausbildung und akademischer Ausbildung, die gibt es doch in unserer Realität gar nicht mehr. Niemand könnte Ihnen sagen, ob Ihr Beruf jetzt ein akademischer oder ein praktischer Beruf ist. Hier müssen Schulen nicht nur das verbessern, was sie immer schon geleistet haben, sondern sie müssen sich an ganz neuen Anforderungen in der Gesellschaft orientieren.

Also für viel mehr Durchlässigkeit sorgen?

Andreas Schleicher: Absolut. Es muss sicher gestellt sein, dass jeder Schüler heute an der Wissensgesellschaft aktiv gestaltend mitarbeiten kann. Das muss jedem Schüler bewusst sein. Er darf nicht ständig vor Misserfolgen und vor Sackgassen im Bildungsbereich stehen, sondern er muss die Perspektive haben, wirklich aktiv in dieser Gesellschaft mitzubestimmen und sie mitzugestalten. Dazu brauchen wir ein Bildungssystem das offen ist, wo jeder Mensch seinen eigenen Bildungsweg ständig gestalten und korrigieren kann, statt in irgendwelche Sackgassen gesteckt zu werden.

Sie beobachten das deutsche Bildungssystem nun schon seit längerer Zeit. Sehen Sie da eine echte Entwicklung?

Andreas Schleicher: In diesem Bereich weniger, in anderen Bereichen ja. Ich denke bei der Frage der frühkindlichen Förderung, die ja auch sehr stark damit zusammenhängt, hat sich viel getan. Oder nehemen Sie die Entwicklung von Bildungsstandards. Also man sieht, seit PISA I ist hier in die Diskussion sehr viel Bewegung gekommen. Aber ich glaube, an vielen Fragen wird man immer noch sehr hart arbeiten müssen. Gerade an der Frage von Bildungsstrukturen, an der Organisation von Bildung. Wir schieben Verantwortung ab, wir lassen Verantwortung beim Lernenden und die Schulen, die Lehrer haben wenig Unterstützungsmöglichkeiten, auf die sie sich verlassen können. Sie werden allein gelassen im Unterricht. Damit erreicht man keinen guten Unterricht und keine gute Bildungsqualität.

"Wir müssen Lehrer in dieser Arbeit unterstützen, indem wir ein offenes Berufsfeld schaffen, indem wir Möglichkeiten zu Kooperationen schaffen in den Schulen."
"Wir müssen Lehrer in dieser Arbeit unterstützen, indem wir ein offenes Berufsfeld schaffen, indem wir Möglichkeiten zu Kooperationen schaffen in den Schulen." - Bild: bikl.de

Das heißt, die Lehrer müssten sehr viel mehr Unterstützung erfahren?

Andreas Schleicher: Ja, das ist ein entscheidendes Instrument. Wir erwarten von den Lehrern sehr viel mehr: die individuelle Förderung, der Umgang mit sozialer Vielfalt - das stellt hohe Anforderungen an den Lehrerberuf. Wir müssen Lehrer in dieser Arbeit unterstützen, indem wir ein offenes Berufsfeld schaffen, indem wir Möglichkeiten zu Kooperationen schaffen in den Schulen. Dass Lehrer nicht immer als Einzelkämpfer arbeiten, sondern sich ständig austauschen, sich ständig weiter entwickeln und dass Unterstützungsprofessionen mit Lehrern auf gleicher Augenhöhe gemeinsam arbeiten. Dahin muss man kommen. Der internationale Vergleich zeigt ja nicht nur Probleme auf, sondern er zeigt auch, dass das wirklich alles lösbar ist, dass es Bildungssystem gibt, die das sehr gut leisten.

Haben Sie ein Erklärung dafür, warum man in Deutschland so gnadenlos festhält an diesem System?

Andreas Schleicher: Nein, eine Erklärung habe ich dafür nicht, denn alles, was wir an Daten und Fakten haben, weist darauf hin, dass dieses System so wie es ist, ganz entscheidend die Probleme prägt, die wir heute haben: Kinder mit Migrationshintergrund, Schüler aus sozial schwachen Familien landen in der Hauptschule, unabhängig von ihrem kognitiven Potenzial. Das ist für den einzelnen schlimm, das ist aber auch für die Gesellschaft schlecht, denn das führt dazu, dass wir das Potenzial, was in jungen Menschen steckt, einfach nur unzureichend nutzen.

Es gibt ja jetzt eine Entwicklung zu einem zweigliedrigen System, etwa in Berlin oder in Schleswig-Holstein mit den Gemeinschaftsschulen. Ist das der richtige Weg?

Andreas Schleicher: Ich weiß nicht, ob die Veränderung solcher Organisationsformen immer zielführend ist. Die Gefahr besteht doch darin, dass wir sagen: Gut, die Hauptschule ist jetzt eine Restschule, da legen wir sie zusammen mit der Realschule. Dann kommen mehr Schüler ins Gymnasium und irgendwann sieht man dann, die Gymnasien sind überfüllt und man schafft Elitegymnasien. Dann haben Sie alles geändert und nichts verändert. Äußere Strukturen allein sind also nicht die Lösung. Die Frage ist doch, wie kann man die Anreiz- und Unterstützungssysteme so ändern, dass die Schulen Verantwortung für individuelles Fördern übernehmen, anstatt diese abzuwälzen. Da geht bis zur Frage der Finanzierung. Wie können wir sicherstellen, dass Schulen, die zum Beispiel Schüler aus schwierigem sozialen Verhältnissen unterrichten, dazu bessere Möglichkeiten haben? Anstatt zu sagen, ´ich werde die Schüler los und das Problem ist gelöst´, bekomme ich mehr Ressourcen. Klassenwiederholer – auch so ein beliebtes Thema. Wir lassen junge Menschen ein Jahr Schule noch einmal machen – das bringt dem einzelnen nichts, das wissen wir, das führt zur Stigmatisierung fürs ganze Leben und schließlich kostet es die Gesellschaft auch. Die direkten Kosten, die der Bildungsminister betrachtet, sind nicht sehr hoch fürs Sitzenbleiben. Aber die Kosten für die Gesellschaft, die liegen zwischen 15 000 und 18 000 Euro pro Schüler und Jahr. Wenn ich also das Geld mobilisiere und in wirkliches Fördern stecke, dann kann ich damit unglaublich viel erreichen. Das meine ich mit Umdenken. Das sind die Strukturen, die Organisation von Lernen, an denen man arbeiten muss, um letztlich zu einem Bildungssystem zu kommen, das nicht selektiert sondern fördert.

Also die Schulen belohnen, wenn sie keine Sitzenbleiber mehr haben?

Andreas Schleicher: Klar. Und im Gegenteil vielleicht auch sanktionieren, wenn sie ihre Probleme nicht lösen. Das gehört beides zusammen. Ich glaube, dafür gibt es in vielen Staaten gute Beispiele. Gerade, indem man für bestimmte Schülergruppen, bei denen Förderbedarf besteht, viel mehr in die Schulen gibt. Jetzt belohnen wir das Sitzenbleiben. Die Schule wird noch einmal bezahlt, wenn sie einen Schüler sitzen bleiben lässt. Wenn die Schule aber fördern will, muss sie dafür zusätzliches Geld aufbringen - was sie nicht hat. Wenn man das umverlagert, dann kann man sehr viel mehr erreichen. Indem man sagt: Wir belohnen das Lösen von Problemen und wir sanktionieren das Verschieben von Problemen.

Was erwartet uns mit PISA 2007?

Andreas Schleicher: Darüber kann ich noch nichts sagen. Wir haben die Ergebnisse noch nicht. Ich denke, die Ergebnisse werden das widerspiegeln, was im Bildungssystem passiert

Erwarten Sie wieder einen Aufschrei in Deutschland?

Andreas Schleicher: Ich würde mir mehr Normalität im Umgang mit diesen Resultaten wünschen, weniger Hysterie, mehr konstruktiven Umgang, bessere und intelligentere Nutzung der Erkenntnisse, eine bessere Außensicht. Und nicht gleich die Abwehrargumentation ´von anderen Staaten können wir nichts lernen weil wir anders sind´ sondern ´wie können wir aus der Vielfalt der Bildungssysteme lernen, um das eigene Bildungssystem zu verbessern?´.

Gehen Ihre Kinder eigentlich auf eine Gesamtschule?

Andreas Schleicher: Meine Kinder gehen in Frankreich zur Schule, da stellt sich das Problem nicht.

Und Sie sind mit der Schule zufrieden?

Andreas Schleicher: Ich glaube, Frankreich leidet an vielen ähnlichen Problemen wie Deutschland. Es ist ein sehr starres Bildungssystem, sehr ausgerichtet auf formales Fachwissen. Ich glaube nicht, dass das ideal ist, aber als Eltern muss man damit leben.

Jugendvideoproduktionen als Bildungsmittel



Jugendvideoproduktionen als Bildungsmittel
auf DVD und Video

Sehr geehrte Damen und Herren,

im Verlag des »Medienprojektes Wuppertal« sind folgende Jugendvideoproduktionen erschienen, die wir Ihnen als DVD oder Video zum Ankauf bzw. zur Ausleihe anbieten. Das Medienprojekt Wuppertal ist die größte Videoproduktion für Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland. Die professionell gestalteten und unter Anleitung von Filmemachern produzierten Dokumentationen wurden als Bildungsmittel von Jugendlichen für Jugendliche produziert. Sie zeichnen sich durch eine besonders hohe und authentische inhaltliche Dichte und ästhetische Qualität aus. Einige der Videos wurden bereits im Fernsehen gesendet und auf Festivals preisgekürt.

Mit dem Kauf bzw. der Ausleihe der Videos erhalten Sie die Erlaubnis zum nichtgewerblichen Verleih und zur öffentlichen Aufführung. Sämtliche Produktionen des Medienprojektes sind von der FSK freigegeben ab 12 Jahren. Näheres zu den Filmen und unserer Einrichtung finden Sie auf unserer Homepage
www.medienprojekt-wuppertal.de. Hier können Sie auch online im Warenkorb bestellen. Auf Anfrage schicken wir Ihnen gerne kostenlos unseren Gesamtkatalog.



Die Themen der neuen Produktionen:

Thema »Schule«
Thema »Interkulturelles«
Thema »Sterben,Tod«




Weitere Themen auf unserer Internetseite:

 Thema »Gewalt«
 Thema »Sexualität«
 Thema »Knast«
 Thema »Drogen,Sucht, Psychosoziales«
 Thema »Rassismus,Diskriminierung«
 Thema »Politische Bildung«
 Thema »Diverses«



Die Filme:

Thema »Schule«



Schulschwänzer

1. Die Schule ist doof, ich nicht - Eine Dokumentation von und über Schulverweigerer

Der Film portraitiert sechs Jugendliche aus dem Essener Schulprojekt »Statt Schule«, die über viele Monate die Schule geschwänzt haben. Die Jugendlichen erzählen sehr offen, wie und warum sie geschwänzt haben. Sie berichten von den Problemen in ihren Familien und mit ihren Lehrer/innen, von ihren Ängsten, von Gewalt- und Mobbingerfahrungen (als Täter/innen und Opfer), vom »anderen« Lernen in der »Statt Schule« und ihren Perspektiven.

Die authentisch beschriebenen Probleme der Schüler/innen verdeutlichen so auch die Probleme des Schulsystems und der Lehrer/innen im Umgang mit Schüler/innen.

2. Heute nicht - Wenn Schüler schwänzen

Langeweile im Unterricht, kein Bock aufzustehen, oder lieber im Imbiss des ­Vaters zu arbeiten sind nur einige Gründe für ihr Fernbleiben vom Unterricht. ­Schule und Eltern schieben sich die Verantwortung gegenseitig zu. Die Schüler werden nur selten gefragt, ob Faulheit, Perspektivlosigkeit oder Nicht-mehr-mitkommen im Unterricht die Ursachen ­ihres Blaumachens sind. Für den Film wurden ganz verschiedene Jugendliche zu ihrem Schwänzen interviewt: solche, die »mal ne Stunde später kommen oder früher gehen« bis hin zu denen, die »den ganzen Tag im Bett bleiben« oder »mit der Freundin shoppen gehen«.

3. Bonusmaterial

Interview mit der Sozialwissenschaftlerin Irene Hofmann-Lun vom Deutschen Jugendinstitut DJI zu Hintergründen zu Schulverweigerern, Schulschwänzern und schulmüden Jugendlichen.

Interview mit der Projektleiterin und Lehrerin Frau Vanhouttem zum Essener Statt-Schule-Projekt.

Interview mit der Sozialpädagogin Anne Schneiders von der Wuppertaler Gesamtschule Vohwinkel zum Schulschwänzen von Jugendlichen.

(83 Min.)

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Thema »Interkulturelles«



Jung und Moslem in Deutschland (Teil 2)

Inhalt:

Alle unter einem Dach. Das Portrait einer muslimischen Familie durch 3 Generationen
Portrait von drei Generationen einer aus Ägypten stammenden moslemischen Familie.

Unterwegs. Zwischen 3 Generationen und 3 Kulturen
Ein Portrait der Männer aus drei Generationen einer alevitischen Familie und ihres Alltags (Großvater, Vater, ein religiöser und ein nicht-religiöser Sohn).

Eine türkische Hochzeit
Mustafa und Birsen lernten sich vor vier Jahren in einer türkischen Diskothek in Köln kennen. Kurze Zeit später wurden sie ein Liebespaar. Ein Zusammenleben ohne Heirat kam nicht in Frage, auch Sex war tabu. Im Mai 2006 feierten sie ihre Traumhochzeit mit 600 Gästen. Nach den Flitterwochen in der Türkei holt sie in Deutschland nach kurzer Zeit der Alltag ein.

Sommerhitze. Ich faste für mich
Rabia (16) dokumentiert ihren Alltag zu Hause und in der Schule während des islamischen Fastenmonats Ramadan. Am Ende steht das großes Fest des Fastenbrechens, das Rabia mit Verwandten und Bekannten feiert. Ihr Leben in den Wochen des Ramadan fokussiert symbolisch den Umgang einer jungen kopftuch-tragenden Muslimin mit ihrem Glauben und ihrem Umfeld.

(90 Min.)

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Jung und Moslem in Deutschland (Teil 3)

Inhalt:

Islamphobie & Currywurst. Muslimische und nicht-muslimische Jugendliche auf der Suche nach Vorurteilen
Was denken Deutsche über Muslime? Wie fühlen sich Muslime in Deutschland? Und wie ergeht es einem, wenn man beides zugleich ist, also Muslim und Deutscher? Eine Gruppe von Jugendlichen muslimischer und nicht-muslimischer Herkunft eines Wuppertaler Gymnasiums geht in diesem Film auf Spurensuche. In Straßeninterviews befragen die Jugendlichen Deutsche und MigrantInnen. In Form von Wohnungsbesichtigungen suchen sie nach dem typisch Deutschen und typisch Muslimischen und hinterfragen gleichzeitig ihre eigenen Klischees. Im Rahmen eines Besuchs des Islamischen Zentrums in Aachen erfahren die SchülerInnen viel über die Grundlagen des Islams. Und danach wollen es die nicht-muslimischen Mädchen in einem Experiment selbst wissen: Wie fühlt es sich an, einen Tag mit einem Kopftuch zu leben? Die Jugendlichen konfrontieren den Zuschauer immer wieder mit ihren eigenen Gedanken und machen so diesen Film zu einer ehrlichen Auseinandersetzung über Urteile und Vorurteile.

Wir sollten alle zusammenhalten. Ein Video von muslimischen Schülerinnen
Drei junge Muslima aus Marokko, Syrien und Somalia und eine zum Islam konvertierte deutsche Jugendliche beschreiben, wie sie ihren Glauben im deutschen Schulalltag leben. Trotz des selben Glaubens leiten sie für sich unterschiedliche Umgehensweisen ab zum Beispiel mit dem Sport- und Schwimmunterricht oder dem Kopftuchtragen. Gemeinsam lehnen sie das neue Kopftuchverbot an Schulen in NRW ab, genauso wie ihre Kopftuch tragende Lehrerin, eine muslimische Referendarin, die für ihr Recht kämpfen will.

uniSLAM. Ein Film von und über muslimische StudentInnen in Deutschland
Der Film zeigt in Selbstportraits von drei jungen muslimischen Studentinnen die Dreiecksbeziehung von Islam, Bildung und Integration. Diese werden durch Statements zum Verhältnis von Islam und Bildung von Vertretern muslimischer Jugendorganisationen, des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland Dr. Ayyub Axel Köhler und des Islam- und Philosophie-Professors Tariq Ramadan ergänzt.

(80 Min.)

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Jung und Moslem in Deutschland (Teil 4)

Inhalt:

Dialog und Respekt. Moslemische Glaubensrichtungen im Vergleich
Cem, Eren und Hamid gehören verschiedenen moslemischen Glaubensrichtungen an. Der eine ist Alevit, der andere Sunnit und der dritte Schiit. Gleichwohl verbindet sie eine tiefe Freundschaft, geprägt von Respekt füreinander. An Hand der Personenportraits werden die verschiedenen Religionen vergleichend dargestellt.

Meine Kultur, meine Religion, mein Land. Spurensuche eines in Deutschland lebenden Studenten nach seinen Wurzeln im Iran
Der Student Mohamed lebt seit 20 Jahren mit seiner Familie in Deutschland. Zur Zeit des Ramadan reist er mit der Kamera in den Iran, um dort nach seinen religiösen und kulturellen Wurzeln zu suchen. Er portraitiert hierfür seine dort lebenden Familienmitglieder und Menschen aus zufälligen Begegnungen nach ihrem unterschiedlichen Umgang mit der moslemischen Religion.

Zwei Länder - eine Heimat. Eine Reise nach Syrien
Nachdem Tod seines Vaters reist Omar mit seiner Mutter und seinen sechs Geschwistern in die Heimat seiner Eltern: Syrien. Es ist das erste Mal seit acht Jahren, dass die ganze Familie ihre Verwandten in Damaskus besucht. Für Omar und seine Geschwister Anlass sich die Frage zu stellen, wo will ich leben - in der islamischen oder christlichen Welt - da die Mutter mit den Gedanken spielt, für immer zurück nach Syrien zu gehen.

Zwischenwege. Muslimische Mädchen und ihre Mütter
Vier moslemische Mädchen, die alle kein Kopftuch tragen, beschreiben ihr Leben und ihre Identitätssuche zwischen der westlichen Welt und ihrer Herkunftskultur (Türkei, Libanon, Bosnien). Zum Verstehen ihrer kulturellen und religiösen Wurzeln interviewen sie ihre religiösen, kopftuchtragenden Mütter.

Der 7. Himmel. Dokumentation über eine selbstorganisierte Jungmusliminnengruppe
Vor zwei Jahren schlossen sich in Remscheid junge Musliminnen zu einer Gruppe zusammen. Sie treffen sich regelmäßig, diskutieren über religiöse und gesellschaftliche Themen, machen gemeinsame Ausflüge und organisieren offene Treffen in der Moschee. Sie wollen über den Islam informiert sein, da es auch innerhalb der muslimischen Gesellschaft Vorurteile über die eigene Religion gibt. Die Mädchen und jungen Frauen behaupten sich selbstbewusst innerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft.

Unser Prophet Muhammad (s)
Die Dokumentation zeigt Muslime, die über die Wichtigkeit Mohameds für den Islam und ihr eigenes Leben sprechen. Der Student der Islamwissenschaften Pierre Vogel analysiert und kritisiert die Publikationen der Mohamedkarikaturen 2005/2006. Der Imam Nouredin Osman beschreibt die Gemeinsamkeiten des Islams mit Christentum und Judentum.

Spiel mit dem Feuer. Eine Islamkritik
Junge Exiliraner formulieren ihre Islamkritik an Hand von negativen Repressionserfahrungen durch das iranische »muslimische« Regime und des Umgangs des Korans mit vorehelichem Geschlechtsverkehr, Liebe und der Stellung der Frau.

(120 Min.)

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Zwischen Heimat und Fremde

Eine Gruppe von Jugendlichen aus Wuppertal und der Wuppertaler Partnerstadt Legnica/Polen drehte im Frühjahr 2006 gemeinsam eine Videodokumentation über das Thema »Die doppelte Vertreibung«. Inhalt des Filmes ist die Vertreibung von Deutschen zum Ende des zweiten Weltkrieges aus ihrer schlesischen Heimatstadt Liegnitz nach Deutschland und die gleichzeitige Vertreibung von Polen aus dem damaligen polnischen Osten in das nun polnische Legnica. Die Fluchtgeschichten der Deutschen und der Polen mit allen ihren individuellen und kollektiven, positiven und negativen Konsequenzen wurden an Hand persönlicher biografischer Zeitzeugeninterviews für den Film von den Jugendlichen recherchiert, dokumentiert und reflektiert. Zur historischen Einordnung wurde ein Hintergrundinterview mit Dr. Ralf Giordano geführt. Im Zentrum des Filmes steht die jeweils persönliche Bedeutung von Vertreibung und Heimat und deren Relevanz - heute - für junge Menschen in beiden Ländern.

Der Film gliedert sich in folgende persönliche biografische Kapitel:

. Die Zeit des Nationalsozialismus
. Flucht und Vertreibung
. Zusammenleben von Deutschen und Polen
. Ankunft in der »neuen« Heimat
. Wo ist meine Heimat heute
. Zu Besuch in der ehemaligen Heimat
. Versöhnung und Verdrängung
. Perspektiven - gegen Vertreibungen und Kriege heute

Der Film kommt mit umfangreichem Bonusmaterial, zum Film gehört eine Broschüre mit Handreichungen zum Einsatz des Filmes in Schule und Jugendarbeit.

(75 Min.)

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Thema »Sterben,Tod«



Leben lernen

Der Film wurde in einem Zeitraum von vier Monaten mit einer Gruppe von Patienten des Therapiezentrum Vorhalle produziert. Sechs (ehemalig) Süchtige im Alter zwischen 20 und 30 Jahren erzählen ausführlich biografisch von ihrer Drogen- und Therapiekarriere: Von Gewalterfahrungen und Sucht der Eltern in ihrer Kindheit, von ihrem Einstieg in den Drogenkonsum, von ihrem Leben mit der Droge, vom Dealen, von Knastaufenthalten und wie sie in Therapien von der Droge wegkamen bzw. dieses versuchten. Sie beschreiben, welche Funktion die Drogen für sie als Liebesersatz, zur Verdrängung und zur Stabilisierung hatten. Die Süchtigen haben verschiedene Drogenerfahrungen, oft nahmen sie erst Cannabis, Ecstasy, Pilze oder Alkohol und landeten später bei Heroin und Kokain. Viele nahmen mehrere legale und illegale Drogen parallel.

Ein Schwerpunkt des Filmes ist die Verbindung von Sucht und Tod: Die Süchtigen beschreiben, wie sie den Drogentod von Bekannten erlebten, wie sie mit der Trauer umgehen, welche Vorstellungen und Ängste sie während ihrer Drogensucht gegenüber dem Tod entwickelten und was dies für eine Bedeutung für ihr Leben hat.

Mütter und Väter Süchtiger erzählen von dem Umgang mit der Sucht ihrer Kinder, wie sie den Verlust und die Trauer um ihre verstorbenen Kinder erlebten bzw. welche Bedrohung der mögliche Drogentod für sie entwickelt.

Der Entzugs- und Therapieprozess vom Knast, über die Entgiftung in einer Suchtklinik bis zur Tagesklinik wird ausführlich aus der Sicht- und Erlebensweise der Süchtigen und der Therapeuten beschrieben. Die letzte Station des Filmes ist das Leben und die Perspektive der Süchtigen ohne Drogen, das Zusammenleben mit ihren Familien und Partnern, ihre Chancen, Ausbildungs bzw. Arbeitsplätze zu finden, ihre Freizeitgestaltung. Sie freuen sich auf ein »neues« Leben, müssen und wollen hierfür Leben lernen.

(60 Min.)

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Hat Asche Angst im Dunkeln ...?

»Es ist unfassbar, vor dem Grab deiner Mutter zu stehen, und zu wissen, da unter dem Kreuz liegt ihre Asche. Mit wem kann ich darüber reden? Und wie trauert man eigentlich richtig?«

Ein halbes Jahr nach dem frühen Tod ihrer Mutter versucht die Tochter, Antworten auf diese Fragen zu bekommen. Mit eigenem Videodiary und Kamerabegleitung begibt sie sich auf eine biographische Reise zum Tod, zur Trauer, zum Gedenken und zum Leben.

(40 Min.)

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Ganztagsschulen. Zeit für mehr.

Newsletter | 21.03.2007

Liebe Leserin, lieber Leser,

zwei Premieren und zwei neue Beispiele für die Ganztagsschulentwicklung in den Ländern möchten wir Ihnen vorstellen. Auf der diesjährigen didacta gab der neue Ganztagsschulfilm "Zeit für mehr" mit rund 300 geladenen Gästen seinen gelungenen Einstand: Der Film beschreibt den Schulalltag von acht Ganztagsschulen im Laufe eines Schuljahres mit allen Höhen und Tiefen.

Ein Novum war auch der Bildungskongress für Schülervertretungen der EU-Länder in Heidelberg. Solche Versammlungen möchten die Schülerinnen und Schüler in Zukunft regelmäßig nutzen, um die Partnerschaften und Kooperationen zwischen den EU-Ländern zu vertiefen.

In einem Interview stellt Prof. Dr. Jörg Ramseger eine Neuentwicklung in Berlin vor: Im Rahmen des "Berliner Bildungsprogramms für die offene Ganztagsgrundschule" soll den Ganztagsgrundschulen ein pädagogischer Leitfaden an die Hand gegeben werden. In Niedersachsen wurden auf der Fachtagung "Ganztagsschulen gestalten" die Vor- und Nachteile von individuellen Förderplänen erörtert, die demnächst in allen Schulen des Landes eingeführt werden sollen.

Herzliche Grüße
Ihre Online-Redaktion


Ideen für mehr

20.03.2007

Ressourcen erkennen und Potentiale fördern

Kreishaus Osnabrück Niedersächsischen Schulen sind angehalten, für alle Schülerinnen und Schüler Förderpläne zu erstellen. Welche Möglichkeiten und Schwierigkeiten auf dem Weg bestehen, jedem einzelnen Kind und Jugendlichen gerecht zu werden, war Thema der Fachtagung "Ganztagsschulen auf dem Weg - Ganztagsschulen gestalten! Unterricht und Förderung" am 28. Februar 2007 in Osnabrück, zu der die Regionale Serviceagentur Niedersachsen einlud. [mehr]

Veranstaltungen

16.03.2007

Für ein Europa der Schülerinnen und Schüler

Gruppenszene mit Schülerinnen und Schülern Was ein Novum war - der Bildungskongress für Schülervertretungen der EU-Länder vom 26. bis 28. Februar 2007 - soll zukünftig die Regel werden: Bildungsgipfel der europäischen Schülerinnen und Schüler im Vorfeld des EU-Bildungsrates. Auf diesen Versammlungen möchten die Schülerinnen und Schüler die Partnerschaften und Kooperationen zwischen den EU-Ländern vertiefen. Der Schülergipfel in Heidelberg, der von der Bundesschülerkonferenz (BSK) veranstaltet und aus Mitteln des BMBF finanziert wurde, hat die Agenda der nächsten Jahre vorgezeichnet. [mehr]

Bildungsexperten

13.03.2007

"Die Ganztagsschule ist ein Januskopf"

Kinderzirkus Ein Autorenteam der Internationalen Akademie für innovative Pädagogik, Psychologie und Ökonomie (INA) an der Freien Universität Berlin, bestehend aus den Erziehungswissenschaftlern Ludger Pesch, Dr. Christa Preissing und Prof. Dr. Jörg Ramseger, erstellt derzeit das "Berliner Bildungsprogramm für die offene Ganztagsgrundschule". Es soll im Winter 2007/2008 in der Endfassung vorliegen. Mit dem Programm, das in einem öffentlichen Dialog entsteht, soll den Ganztagsgrundschulen ein pädagogischer Leitfaden an die Hand gegeben werden. Im Interview erläutert Prof. Dr. Ramseger seine Sicht der Ganztagsschulentwicklung in Deutschland. [mehr]

Pädagogik der Vielfalt

09.03.2007

"Zeit für mehr"-Filmpremiere: Ganztagsschulen auf dem Weg

Saxophonszene aus dem Film Am 27. Februar 2007 war es so weit: Nach gut einem Jahr Produktionszeit feierte die Dokumentation "Zeit für mehr" im Rahmen der Bildungsmesse didacta vor 300 geladenen Gästen in Köln ihre bundesweite Premiere. Der Film beschreibt den Schulalltag von acht Ganztagsschulen im Laufe eines Schuljahres mit allen Höhen und Tiefen, verbunden durch den Willen vieler am Schulleben Beteiligter, Ganztagsschulen zu einem Lern- und Lebensort zu machen. [mehr]


Unsere Beiträge stehen zur Zweitveröffentlichung zur Verfügung. Voraussetzung ist dabei die Nennung von www.ganztagsschulen.org als Quelle und Copyright mit einem Link zur entsprechenden Seite. Bei der Verwendung von Artikeln in gedruckter Form bitten wir um Belegexemplare.


Impressum

Herausgeber:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Postanschrift:
11055 Berlin
Tel.: 0800 2623 004
Fax.: 01888 572 094
E-Mail: information@bmbf.bund.de
URL: http://www.bmbf.de

Redaktion:
Online-Redaktion
Digitale Zeiten GmbH
im Auftrag des BMBF
E-Mail: redaktion@ganztagsschulen.org


Öffentlichkeitstermine

Pressemitteilung 

Öffentlichkeitstermine
von Kultusminister Prof. Dr. Jens Goebel sowie den Staatssekretären Kjell Eberhardt und Prof. Dr. Walter Bauer-Wabnegg

Mittwoch, 21. März 2007
10.00 Uhr
Teilnahme des Ministers an der Diskussion im „Journal am Vormittag“ (Länderzeit), Live-Sendung des Deutschlandfunks aus dem Deutschen Nationaltheater Weimar
Weimar, DNT

13.30 Uhr
Teilnahme des Ministers an der konstituierenden Sitzung des Kuratoriums der Evangelischen Kirche in Deutschland anlässlich des Beginns der Reformation vor 500 Jahren
Wittenberg


Donnerstag, 22. März 2007
10.00 Uhr
Grußwort des Ministers anlässlich der Verleihung der Goethe-Medaillen an Daniel Barenboim, Min’Gi Kim, und Dezső Tandori
Weimar, Residenzschloss, Festsaal, Burgplatz 4

19.00 Uhr
Verleihung der Preise des 5. Rhetorik-Wettbewerbs des Rotary Clubs Erfurt-Krämerbrücke durch den Minister
Erfurt, Hotel Radisson SAS, Juri-Gagarin-Ring 127


Freitag, 23. März 2007
11.00 Uhr
Teilnahme des Ministers am Empfang anlässlich der Verabschiedung des Geschäftsführers der Carl Zeiss Jena GmbH, Dr. Franz von Falkenhausen, in den Ruhestand
Jena, Steigenberger Esplanade, Carl-Zeiss-Platz 4

16.00 Uhr
Teilnahme des Ministers und Vorsitzenden des Stiftungsrates der Wartburg-Stiftung an der Verleihung des Wartburgpreises 2006 an Carla del Ponte
Eisenach, Wartburg, Festsaal


Samstag, 24. März 2007
19.30 Uhr
Teilnahme des Ministers am Benefizkonzert „Boogie-Woogie, Ragtime, Swing“ zu Gunsten der „Elterninitiative für krebskranke Kinder Jena e.V.“
Struth/Helmersdorf, Gasthaus „Thüringer Hof“, Kronsteinstraße 3


Sonntag, 25. März 2007
17.00 Uhr
Teilnahme des Ministers an der Abschlussveranstaltung des 16. Landeswettbewerbs „Jugend musiziert“
Sondershausen, Haus der Kunst, Im Loh 1 c


Montag, 26. März 2007
14.30 Uhr
Grußwort des Ministers bei der Eröffnung der Ausstellung „Europa wächst zusammen“ der Regelschule Schmiedefeld
Erfurt, Regierungsviertel, Werner-Seelenbinder-Straße 7, Rotunde


Dienstag, 27. März 2007
16.30 Uhr
Besuch der Vortragsveranstaltung des Universitätsklinikums Jena „UKJ – Chancen und Perspektiven unter neuen Bedingungen“ durch Staatssekretär Prof. Dr. Bauer-Wabnegg
Jena, Universitätsklinikum, Erlanger Allee 101, Hörsaal 2

17.00 Uhr
Teilnahme des Ministers und von Staatssekretär Eberhardt an der Diskussionsrunde zur Weiterentwicklung der gymnasialen Ausbildung im Freistaat Thüringen mit den Leitern der staatlichen Schulämter und den Schulleitern der staatlichen Gymnasien, Gesamtschulen, berufsbildenden Schulen mit beruflichem Gymnasium, Kollegs und Schulen in freier Trägerschaft mit gymnasialer Oberstufe
Erfurt, Heinrich-Mann-Gymnasium, Gustav-Freytag-Straße 65


Mittwoch, 28. März 2007
14.30 Uhr
Präsentation des Schülerkostengutachtens der Kienbaum Management Consultants GmbH mit dem Minister
Erfurt, Thüringer Landtag, Besucherraum 125

19.00 Uhr
Teilnahme des Ministers am Parlamentarischen Abend des Thüringer Handwerktags
Erfurt, Thüringer Landtag


Donnerstag, 29. März 2007
09.00 Uhr
Teilnahme des Ministers und der beiden Staatssekretäre am Plenum
Erfurt, Thüringer Landtag

20.00 Uhr
Teilnahme des Ministers und der beiden Staatssekretäre am Parlamentarischen Abend der T-Systems Enterprise Service GmbH
Erfurt, Thüringer Landtag


Freitag, 30. März 2007
09.00 Uhr
Teilnahme des Ministers und der beiden Staatssekretäre am Plenum
Erfurt, Thüringer Landtag


Sonntag, 1. April 2007
10.30 Uhr
Teilnahme des Ministers am „Handwerkertag“ des Thüringer Freilichtmuseums Hohenfelden
Hohenfelden, Thüringer Freilichtmuseum, Im Dorfe 63

14.00 Uhr
Grußwort des Ministers bei der Eröffnung der Ausstellung „Ereignis Weimar – Anna Amalia, Carl August und das Entstehen der Klassik 1757 – 1807“
Weimar, Residenzschloss, Festsaal

Anmeldung für fünftägiges Action-Sport-Event in Weimar ist ab sofort möglich
21.03.2007
Anmeldung für fünftägiges Action-Sport-Event in Weimar ist ab sofort möglich
Das Runde muss in den Korb!




VON JENNIFER BRÜSCH (21) UND DOLLY SCHÜLER (19)
Unter dem Motto „Move your body – stretch your mind“ gibt es vom 16. bis 20. Mai ein Sport-Jugendevent in Weimar. Dort sollen Jugendliche aus der ganzen Bundesrepublik zum Sport motiviert und zum Mitmachen angeregt werden.

„Sport, Fun und Action stehen fünf Tage lang im Mittelpunkt“, versprechen die Veranstalter. Dazu gibt es extra ein attraktives Programm, das sich an Jugendliche ab 16 Jahren richtet.

Über 40 Mitgliedsorganisationen beteiligen sich bei der Gestaltung. Die Schirmherrschaft für dieses Projekt übernehmen Bundespräsident Horst Köhler sowie Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus.

Zum Einen gibt es ein Sportcamp zu verschiedenen Sportarten, wie zum Beispiel Basketball, Handball, Judo oder Tischtennis. Hier sind jedoch Vorkenntnisse in der jeweiligen Sportart sowie eine Voranmeldung bis zum 13. April im Internet notwendig.

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Fünf Tage in Weimar verbringen

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Außerdem bieten die Landessportjugend und die Spitzenverbände verschiedene Workshops an. „Mit einer Fünftageskarte kann man für 33 Euro nach Weimar reisen. Im Preis sind der kostenlose Besuch der Veranstaltungen, die Übernachtung in einer Schule, eine Frühstücksverpflegung und auch ein Busticket für Weimar enthalten“, erklärt Wolfgang Schlegelmilch, Vorsitzender des Sportjugendvereins Schmalkalden/Meiningen. „Aber da nicht jeder Jugendliche mit Sicherheit sagen kann, ob er in dieser Woche Zeit hat, haben wir uns dafür eingesetzt, auch Tagestickets zu verkaufen. So sind die jungen Leute nicht so gebunden und nehmen vielleicht eher an dem Programm teil.“ Auch Jugendliche ohne Führerschein oder fahrbaren Untersatz können somit täglich zur Veranstaltung nach Weimar fahren: „Da die meisten ja noch kein Auto haben, werden wir – falls genug Resonanz gezeigt wird – auch einen Bus mieten, der dann täglich nach Weimar fährt.“

Anmeldungen für die Tagestickets sind über die Thüringer Sportjugend möglich und können noch bis zum Freitag, 13. April eingereicht werden. Interessierte Kinder, Jugendliche, Schüler oder Familien können aber auch individuell nach Weimar fahren, die Stadt (nicht nur sportlich) kennen lernen und das dort angebotene Programm genießen. Es gibt an allen Veranstaltungstagen viele Mitmachangebote für die Jugend.

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Livemusik und Party am Abend

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Hinzu kommen die Veranstaltungen an den einzelnen Abenden. Am Donnerstag, 17. Mai findet ein Weimar-Event statt. Das Jugend- und Kulturzentrum „Mon Ami“ gestaltet den Abend, mit einer Verknüpfung von Sport, Kunst und Kultur. Am Freitag, 18. Mai sind dann berühmte Athletinnen und Athleten in der Goethe- und Schillerstadt live zu erleben. Und für alle Partygänger gibt es am Samstagabend verschiedene Live-Bands und DJ´s zu erleben.

Alles andere als eine „tote Sprache“
21.03.2007
LATEIN-ASSE AUS SONNEBERG
Alles andere als eine „tote Sprache“




VON NIKLAS KIENEL
SONNEBERG/NEUHAUS – Dass Latein auch in unserer heutigen Zeit immer noch eine äußerst lebendige Sprache ist, bewiesen unlängst zwei Schüler des Staatlichen Gymnasiums Sonneberg. Sie haben am 14. Certamen Thuringiae, das am Gymnasium in Neuhaus am Rennweg stattfand, teilgenommen.


Das „Certamen“ ist ein vom deutschen Altphilologenverband organisierter Wettbewerb für alte Sprache, der unter der Schirmherrschaft des Thüringer Kultusministeriums steht. Es geht für die Schüler darum, einen lateinischen Originaltext ins Deutsche zu übersetzten. Hierbei erzielte Maria Beyer aus der 10. Klasse einen beachtenswerten 5. Platz und Quentin Pfaffelmoser (Klasse 12) den 15. Platz seiner Gruppe. Maria, eine Schülerin der Sprachenklasse, wird von Vera Schubert unterrichtet und lernt Latein erst seit anderthalb Jahren als ihre dritte Fremdsprache neben Englisch und Französisch. Dennoch machte ihr der Übersetzungstext, wie sie selbst sagt, keine größeren Schwierigkeiten. Auch die vorgegebene Zeit reichte ihr voll und ganz aus. Auf die Frage, ob sie denn für Latein mehr lerne, als andere Schüler, antwortete Maria mit einem klaren Nein: „Man kann sich ja vieles aus anderen Sprachen, wie zum Beispiel Französisch, ableiten!“ Quentin Pfaffelmoser hingegen lernt Latein schon seit der 5. Klasse, anfangs in Coburg und seit drei Jahren in Sonneberg, wo er dieses Jahr als Schüler von Frau Fichtner auch sein Latinum ablegen wird, welches Studienvoraussetzung für das von ihm angestrebte Medizinstudium ist.

Nach so vielen Jahren Lateinunterricht braucht er für das Fach, welches ja eigentlich als sehr lernintensiv gilt, nicht mehr allzu viel zu machen, und so bereiteten ihm auch die Aufgaben, die das Certamen Thuringiae an ihn stellte, keine besonderen Probleme.

Doch was bringt Latein den Schülern von heute denn eigentlich noch außer jede Menge zu lernen? Ist es denn im 21. Jahrhundert überhaupt noch zeitgemäß, mühsam eine Sprache zu erlernen, die seit über eintausend Jahren kein Mensch mehr spricht? – Fragen, die sich viele stellen. Wir fragten Schüler einer zehnten Klasse, was Latein ihnen denn gebracht habe: Vor allem Kenntnisse über Fremdwörter im Deutschen und Wissen über die römische und griechische Geschichte antworteten die meisten. Was manch einen überraschen wird, ist, dass auch sehr viele sagten, sie hätten in Latein ihre Muttersprache besser kennen gelernt, denn viele grammatische Konstruktionen, mit denen man sich hier beschäftigt, kommen auch im Deutschen vor – nur mit dem Unterschied, dass man sich hier nie so intensiv mit ihnen auseinander setzt. Ein anderer Grund, warum Schüler diese Sprache lernen, ist, dass Latein die Grundlage für viele andere Sprachen, wie zum Beispiel Italienisch, bildet und das Latinum auch heute noch Grundlage für das ein oder andere Studium ist, wie wir es am Beispiel von Quentin Pfaffelmoser sehen können.

Zusammenfassend können wir also sagen, dass Latein wirklich keine tote Sprache ist, und unseren beiden Certamen-Teilnehmern auf ihrem weiteren Lebensweg alles Gute wünschen.

FOTO: Maria Beyer und Quentin Pfaffelmoser – zwei Latein-Asse aus dem Gymnasium Sonneberg

Nach Demontage kam Chaos zu Tage
20.03.2007
KINDER- UND JUGENDDOMIZIL
Nach Demontage kam Chaos zu Tage




Eigentlich sollte das Zimmer nur renoviert werden, doch als die Jugendlichen die Vertäfelung entfernten, staunten sie nicht schlecht: Die Wand bestand lediglich aus Holzbalken, die mit Stroh ausgefüllt waren.

NEUHAUS – Jetzt war guter Rat teuer, denn für eine grundhafte Sanierung fehlte das Geld. „Also gingen wir Klinkenputzen“, erzählt Ute Leinhos, die Leiterin der Einrichtung. Von der Stadt gab es 700 Euro und vom Jugendamt 300 Euro. Damit konnte das benötigte Material eingekauft werden. Die Arbeiten selbst führten die Jugendlichen unter der Leitung von Jens Müller, ein gelernter Putzer, selbst aus. Da auch die Elektroanlage erneuert werden musste, gab es auch kein Licht für abendliche Einsätze, so dass das Meiste am Wochenende passierte.

Drei Monate gingen so ins Land, doch jetzt sind die Arbeiten abschlossen und der Raum steht den Jugendlichen zur Verfügung. Hier soll künftig eine Netzwerk für Computerspiele installiert werden. (rs)

Freuen sich über den selbst sanierten und renovierten Jugendraum: Steffen Möbius, Denny Schuller, Alexander Krauß, Tobias Koch, Marcel Siegmund und Oliver Müller. Tatkräftig mitgeholfen haben weiterhin Jens Müller, Enrico Kühne, Denny Zeitler, Robert Schönheit, Elisa Fröhlich, Susann Leinhos, Anja Mosebach und Cornelia Carl. - FOTO: camera900.de

Konzept für Ganztagsschule beschlossen
20.03.2007
Gunter Wild, Leiter der Staatlichen Grundschule Steinheid
Konzept für Ganztagsschule beschlossen




Die Grundschule Steinheid wird ab dem Schuljahr 2007/2008 nach einem veränderten Schulkonzept arbeiten. Seit fast zwei Jahren treffen sich Lehrer, Erzieher und Elternvertreter regelmäßig, um das neue Ganztagsschulkonzept, das in der vergangenen Woche durch die Schulkonferenz nach Absprache mit dem Staatlichen Schulamt und dem Schulträger, dem Landkreis Sonneberg, beschlossen wurde, inhaltlich und organisatorisch auszugestalten.

Herr Wild, geht die Grundschule Steinheid jetzt einen völlig neuen Weg?

Gunter Wild: Inhaltlich ist das veränderte Schulkonzept die Fortsetzung des erfolgreichen Konzeptes „Grundschule Steinheid 2010 – eine Grundschule zum Wohlfühlen im grünen Herzen Europas“. Dabei bleibt die solide Grundbildung der Mädchen und Jungen absoluter Schwerpunkt. Die Kinder sollen mit ihrem Wissen und Können das Rüstzeug erhalten, um mit Erfolg ihren weiteren Schulweg bestreiten zu können.

Die Erziehung der Mädchen und Jungen zu weltoffenen, ehrlichen und strebsamen jungen Menschen ist dabei für uns von großer Bedeutung. Weiterhin bleiben auch die Zusammenarbeit mit den europäischen Partnerschulen und die zielgerichtete nachhaltige Umwelt- und Gesundheitserziehung Schwerpunkte unserer schulischen Arbeit.

Was ist nun das Neue an dem Schulkonzept?

Gunter Wild: Dieses inhaltliche Konzept erhält ab dem Schuljahr 2007/2008 einen neuen organisatorischen Rahmen, den Rahmen einer Ganztagsschule. Der Tagesablauf wird völlig neu gestaltet. Dem physiologischen Tagesrhythmus des Kindes entsprechend wechseln sich Unterrichtsblöcke, Pausenzeiten, gelenkte und freie Freizeitbeschäftigungen in festgelegten Zeitabschnitten ab. Die Erholungsphasen gewährleisten eine gezielte Regeneration des Kindes und sorgen für eine hohe Aufmerksamkeit im nachfolgenden Unterrichtsabschnitt.

An zwei Wochentagen – Montag und Mittwoch – erstreckt sich dieser voll rhythmisierte Unterrichtstag für alle Kinder bis in die Nachmittagsstunden. An diesen Tagen ist eine gezielte Förderung der Kinder fester Bestandteil des Unterrichtstages. Diese tritt an die Stelle der Hausaufgabenanfertigung.

Was verstehen Sie unter einer gezielten Förderung der Kinder?

Gunter Wild: Den Kindern steht im Rahmen des Ganztagskonzeptes eine Vielzahl von Angeboten in Arbeitsgemeinschaftsform zu Verfügung. Diese werden vor allem von den Vereinen der Umgebung, aber auch von den Lehrern und Erziehern der Schule, gestaltet. Dabei messen wir sowohl der sportlichen Entwicklung unserer Mädchen und Jungen in Zusammenarbeit mit den heimischen Sportvereinen wie auch der künstlerischen und handwerklichen Entwicklung eine große Bedeutung zu. Jedes Kind kann so optimal seine Interessen und Neigungen erkunden und weiterentwickeln.

Wie werden die Kinder an den anderen Tagen betreut?

Gunter Wild: Der Schulhort, fester Bestandteil der Grundschule im Rahmen des Ganztagsschulkonzeptes, wird an den Dienstagen eine projektorientierte Freizeitgestaltung anbieten. Klassische Hausaufgaben gibt es nur noch an den Wochentagen Donnerstag und Freitag, die dann in bewährter Form im Rahmen der Hortarbeit realisiert werden können.

Gelten diese Angebote nur für die Schüler des Einzugsgebietes der Grundschule Steinheid?

Gunter Wild: In Absprache mit Schulamt und Schulträger können auch Eltern, die nicht im Einzugsgebiet der Grundschule Steinheid wohnen, bei Interesse an diesem neuen Schulkonzept, einen Gastschulantrag für ihr Kind für die Steinheider Schule stellen. Seitens des Schulträgers muss darauf hingewiesen werden, dass bei Gastschulverhältnissen die Eltern anteilig an den Schulbuskosten beteiligt werden.

Wohin können sich Eltern bei Interesse wenden?

Gunter Wild: Die Grundschule Steinheid berät gerne alle Eltern, die sich für das Ganztagsschulkonzept interessieren. Vereinbaren Sie dazu einen Termin mit der Schulleitung ( 036704 / 80243). (rs)

Suhler Waffen gegen Napoleon
20.03.2007
SCHÜLERAUSTAUSCH
Suhler Waffen gegen Napoleon




SUHL – Da hatte sich Bürgermeister Klaus Lamprecht (Die Linke.PDS) einen kleine Lapsus erlaubt, als er am Montag französische Austauschschüler in Suhl begrüßte. „Suhl ist eine Waffenstadt mit langer Tradition“, erzählte er den 35 Schülern aus dem fernen Blain im Neuen Rathaus, „Hier wurden auch immer Waffen für den Kampf hergestellt, beispielsweise gegen Napoleon.“


Hoppla, begrüßt man so junge Vertreter einer Nation, die den Feldherrn noch immer als einen ihrer Größten verehrt?

Glücklicherweise nahmen die Schüler davon kaum Notiz. Zwar können sie alle Deutsch, bei Politiker-Reden kann der Wortschatz aber schnell versagen. Bis zum Freitag, dem 23. März, sind sie noch hier, im Rahmen des seit Jahren stattfindenden Austauschprogramm des Staatlichen Gymnasiums gemeinsam mit dem Lyzeum „Camille Claudel“ in Blain. „Wir sind dem Rektor des Gymnasiums, Dieter Kiehle, und seinen Mitstreitern für ihr Engagement für den Schüleraustausch sehr dankbar“, betont Gabriele Louis, eine der Lehrerinnen, die die Schüler begleiten.

Die jungen Franzosen wohnen in Gastfamilien, haben tagsüber neben Führungen auch regulären Unterricht. In ihrer Freizeit freuen sie sich auf Kontakte mit den Einheimischen. „Die Menschen hier sind sehr gastfreundlich“, findet Benjamin (17). Das gleiche die hiesige kalte Witterung aus, die nicht nur ihm zu schaffen mache. Helene (18, zum zweiten Mal hier) und Clara (19, zum dritten Mal hier) werden wohl keine Suhl-Fans mehr. „Es ist keine schöne Stadt. Es gibt zwar ein paar schöne alte Häuser, aber die moderneren Wohnungen sind hässlich“, bemerkt Clara mit Blick auf die Hochhäuser der Stadt. „Dafür sind die Menschen wirklich nett“, wirft Helene ein. An ein paar hiesige Gepflogenheiten werden sie sich wohl nicht gewöhnen, nehmen sie aber mit liebevoller Neugier auf. „Dass es zum Frühstück Wurst gibt, ist komisch. In Frankreich isst man auch nur dreimal am Tag, während die Leute hier ständig etwas verspeisen“, haben die beiden beobachtet.

Voll des Lobes sind sie über deutsches Bier, aber auch über das deutsche Bildungssystem. „Bildung und Erziehung sind wesentlich besser als in Frankreich, gerade im Bereich Fremdsprachen“, so Helene. CHRISTIAN RAUPACH

Bürgermeister Lamprecht (r.) begrüßte die französischen Schüler im Neuen Rathaus. - FOTO: frankphoto.de

„Viele wollen, dass ihnen zugehört wird“
21.03.2007
KINDER- UND JUGENDSORGENTELEFON
„Viele wollen, dass ihnen zugehört wird“




Ein einfacher schnurloser Handapparat – so sieht das Kinder- und Jugendsorgentelefon aus, das an insgesamt sieben Standorten in Thüringen im Fall vieler Fälle für junge Menschen da sein möchte. Einer davon liegt im Kinder- und Jugenddorf Regenbogen.

ZELLA-MEHLIS – Dort, am anderen Ende der Leitung, haben acht Mitarbeiter der Einrichtung abwechseln das Ohr an der Hörmuschel. „Fünf davon haben extra eine hundert Stunden umfassende Zusatzausbildung bekommen“, sagt Michael Feistkorn. Er ist einer derjenigen, die auf eine langjährige Erfahrung mit diesem Instrument der Kinder- und Jugendhilfe zurückblicken können. „Und diese fünf“, erklärt er weiter, „haben ihr Wissen dann auch an die anderen Kollegen weiter gegeben.“ Überhaupt seien die Probleme, mit denen die Mitarbeiter des Sorgentelefons konfrontiert werden nicht grundverschiedenen von den Situation, mit denen die Mitarbeiter des Kinder- und Jugenddorfes ohnehin beinahe täglich in Berührung kommen.

„In erster Linie geht es bei den Telefonaten um Partnerschaft oder Freundschaft“, weiß Feistkorn. Aber auch Schwierigkeiten innerhalb der Familie oder der „peer-group“, oder auch Dinge, die im Zusammenhang mit Schule stehen, stünden weit oben auf der Liste, der Gründe, die junge Menschen zur Nummer des Sorgentelefons greifen lassen. „Dabei ist das Beratungsaufkommen in den letzten Jahren überwiegend unverändert geblieben“, sagt Michael Feistkorn. Im letzten Jahr gingen etwa 800 Anrufe in Zella-Mehlis ein, wo immer das Telefon klingelt, wenn von einem Festnetzanschluss innerhalb der Region aus abgerufen wird. Über Handy ist das Kinder- und Jugendsorgentelefon nicht erreichbar. „Allerdings handelt es sich bei der Mehrzahl leider um Scherzanrufe“, sagt Berater Michael Feistkorn. Dies gehe dann vom Vortäuschen eines Problems bis hin zu Beleidigungen oder sinnfreier Kichereien. Etwa 250 Gespräche im letzten Jahr hätten einen ernsten bzw. ernsthaften Hintergrund gehabt.

Nach seinen Angaben ist der durchschnittliche Anrufer zwischen elf und 16 Jahren alt und in der Mehrzahl weiblichen Geschlechts. Etwa 40 Prozent der Anrufer, sagt er, seien männlich. „Viele von ihnen wollen einfach, dass ihnen zugehört wird, dass sie mit jemandem sprechen können“, berichtet der Berater aus seiner Erfahrung. Oftmals genüge dies schon.

Bei Gesprächen, bei denen das nicht so ist, versteht sich die Hotline gegen Kummer vor allem als ein erster Punkt in einem Netzwerk der Kinder- und Jugendarbeit. Was sich nicht am Telefon lösen lasse, das gebe man in Absprache mit den jungen Menschen weiter oder zeige diesen weitere Hilfsmöglichkeiten auf. „Vielleicht indem man die Kinder und Jugendlichen mal an einen Beratungslehrer verweist, vom dem sie noch gar nichts wussten oder ihnen rät das Gespräch mit den Eltern zu suchen.“

„Probleme behoben“

Die in der Vergangenheit im Zusammenhang mit der Erreichbarkeit des Telefons vorhandenen Probleme (Freies Wort berichtete) hat die Einrichtung nach eigenen Angaben inzwischen behoben. „Ursache war unsere veraltete Telefonanlage“, so Feistkorn. „Aber die ist inzwischen ausgetauscht und es funktioniert alles reibungslos.“

Für die Kosten des Kinder- und Jugend-Sorgentelefon kommt das Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit auf. Die Organisation des Dienstes obliegt der Landesarbeitsgemeinschaft „Kinder- und Jugendschutz“. (sh)

Das Kinder- und Jugendsorgentelefon ist rund um die Uhr kostenlos, aber nur aus dem Festnetz zu erreichen, unter 0800/0 08 00 80

Michael Feistkorn, Mitarbeiter des Kinder- und Jugenddorfes „Regenbogen“ in Zella-Mehlis, ist einer der Ansprechpartner am Sorgentelefon. - FOTO: frankphoto.de

Gymnasium verbannt Zauberlehrling Harry Potter aus Unterricht
21.03.2007
Gymnasium verbannt Zauberlehrling Harry Potter aus Unterricht




Chemnitz (dpa) - Geschichten des Zauberlehrlings Harry Potter sind als Unterrichtsstoff an einem Chemnitzer Gymnasium verbannt worden. Eltern von zwei Schülern einer fünften Klasse hatten religiöse Bedenken geäußert, bestätigte die Schulleitung. Die Eltern wollten nicht, dass ihre Kinder sich mit der in den Büchern enthaltenen Mystik beschäftigen. Die Lehrerin habe daraufhin das Buch «Rennschwein Rudi Rüssel» behandelt. Dieser Vorgang ist laut Kultusministerium in Sachsen bislang einmalig.

Gymnasium auf Dauer gesichert
Gymnasium auf Dauer gesichert

GROSSENGOTTERN (ske). Die befristete Genehmigung für den Schulbetrieb am Friedrich-Ludwig-Jahn Gymnasium in Großengottern ist aufgehoben. Über diese Entscheidung des Thüringer Kultusministeriums wurde gestern Schulleiter Dieter Facklam informiert. Er freute sich mit Kollegen und Schülern gleichermaßen über die Nachricht. Sie sei eine Würdigung der Tatsache, dass sich die Zahl der Schüler ständig nach oben entwickelt habe. 489 lernen derzeit dort, im nächsten Jahr ungefähr 510. Lediglich das bereits geschlossene Gymnasium in Oberdorla hatte im Kreis noch eine derartige Auflage.

Für den Schulbetrieb ändert sich nach Facklams Worten nichts. Einzig das Argument, die Kinder wegen der ungewissen Zukunft nicht nach Großengottern zu schicken, zähle nicht mehr. Unterrichtet werde weiter in Schönstedt und in Großengottern, dort auch in den Containern. Gestern wurde mit der Grundschule in Schönstedt auch eine Vereinbarung darüber getroffen, ab nächstem Schuljahr einen zusätzlichen Raum zu mieten. Der Grund: 83 Schüler kommen neu an das Gymnasium, sodass vier statt eigentlich geplant drei fünfte Klassen gebildet werden. Die werden in Schönstedt unterrichtet, genau wie eine sechste Klasse, in der Mädchen und Jungen aus dem Ort und aus Bad Langensalza lernen.


20.03.2007   
Schülerprotest gegen Versalzung der Werra
Schülerprotest gegen Versalzung der Werra

MIHLA (vlk). Auf der historischen Steinbogenbrücke an der Liboriuskapelle in Creuzburg wollen Kinder und Jugendliche heute, etwa ab 13.30 Uhr, gegen die geplante Kalilaugenleitung in die Werra demonstrieren. Um 13.10 Uhr startet ihr Marsch von der Schule zur Brücke.Gestern demonstrierten bereits ihre Mitschüler auf der Werrabrücke in Mihla. Sie angelten. An den Ruten hingen selbstgebastelte "Salzheringe" und Tüten mit durchgestrichener Aufschrift Salz. Seit Jahren hätten sich die Regelschulen in Mihla und Creuzburg im Rahmen ihrer Profilierung als "Umweltschulen in Europa" mit Vorhaben für eine lebendige Werra beschäftigt, schilderte der Umweltrat der Schüler. "Die Wasserqualität hat sich verbessert und immer mehr Fischarten sind wieder hier heimisch geworden", so die Schüler. "Nun haben wir berechtigte Sorge um unseren Heimatfluss." Mit zwei Mahnwachen wollen Schüler und Lehrer gegen die Pläne der Bergbau- und Düngemittelfirma Kali + Salz protestieren. K + S betreibt die Planungen zum Bau einer 63 Kilometer langen Halden-Abwasserleitung in die Werra. Jährlich bis zu 700 000 Kubikmeter Salzlauge sollen in die Werra gepumpt werden. Biologen befürchten das Aussterben und Missbildungen zahlreicher Fischarten.


20.03.2007   
Der Hirte-Brief
Der Hirte-Brief

EISENACH. Familien werden mit einer merkwürdigen Empfehlung beeinflusst, ihre Kinder ans Gymnasium Bad Salzungen zu schicken und nicht nach Ruhla. Das Papier, das gestern bekannt wurde, steckt voller Zündstoff. Zum Verständnis ist eine Vorrede nötig. Es geht um die "Erbmasse" des Herzog-Georg-Gymnasiums in Bad Liebenstein. Dort wird es nur noch einmal Zeugnisse geben, diesen Sommer, und dann wird das Gymnasium aufgelöst. Der Kreistag hat es im Sommer 2005 so beschlossen. Je näher das Datum rückt, desto verbissener wird das Ringen um die dann etwa 240 Schüler, die sich ein Gymnasium zum Weiterlernen suchen müssen. Zwei Schulen bieten sich an: das Dr.-Sulzberger-Gymnasium in Bad Salzungen, aber auch das Albert-Schweitzer-Gymnasium in Ruhla. Von Chancengleichheit freilich konnte keine Rede sein. Versteckt oder offen wurde Eltern in Bad Liebenstein bedeutet, sie sollten ihre Kinder besser nach Salzungen schicken. Erst persönliches Eingreifen des Chefs des Staatlichen Schulamtes, Gerhard Lorenz, beendete die ungerechtfertigte Hintanstellung Ruhlas (TA berichtete).Gestern der nächste Schienbeintritt. Die Fördervereine des Gymnasiums Bad Liebenstein und des Gymnasiums Bad Salzungen verbreiteten eine Erklärung, wonach sich beide Vereine für Salzungen "als den besseren Schulstandort" aussprechen.Auf Nachfrage bei der Liebensteiner Vorsitzenden, welche Merkmale Ruhlas und Salzungens verglichen wurden, um zu dem entschiedenen Urteil zu gelangen, hört man: Bad Salzungen habe mehr Schüler (das stimmt), und das garantiere größere Kursvielfalt in den oberen Klassen. "Aber ich will gar nichts Negatives über Ruhla sagen", schwächt die Vereinsvorsitzende Dr. Scarlet Bauer ab.Das liest sich in der Empfehlung anders. Im Tonfall eines dramatischen Appells wird den Schülern und Eltern aus dem Liebensteiner Umfeld geraten: "Überlegen Sie es sich bitte genau, auf welche Schule Sie Ihre Kinder schicken. Sie haben die Wahl zwischen einer Schule, die mit einem Prüfvermerk versehen ist und deren Zukunft demnach ungewiss ist, oder einem soliden Gymnasium, bei dem wir heute sicher wissen, dass die Kinder hier ihr Abitur auch machen können." Das erweckt den Eindruck, als stünde das Albert-Schweitzer-Gymnasium vor der Schließung, wenn nicht gleich, so doch bald. "Ich muss mich setzen. Das ist ja übel intrigant", reagierte Ruhlas Direktor Klaus Rindschwentner gestern.Vor allem: Es stimmt nicht. Richtig ist: Während die Kreisverwaltung im Frühjahr 2005 die Schließung des Gymnasiums in Gerstungen betrieb und damit scheiterte, ist der Gymnasialstandort Ruhla nicht außer jeder Gefahr, aber doch fest verankertim Schulnetz des Wartburgkreises. Und das gilt bis ins Jahr 2017. Das müsste reichen, um Abitur zu machen.Eingeschränkt wird dieser Status durch den erwähnten Prüfvermerk, der sich jedoch auf die Anmeldezahlen der fünften Klassen im Jahr 2008 bezieht. Einen Prüfvermerk, der gleich die gesamte Existenz der Schule infrage stellt, gibt es nicht.Vorsitzender des Bad Salzunger Fördervereins ist der CDU-Politiker Christian Hirte. Dass die von ihm verfasste Erklärung "eine klare Politik pro Bad Salzungen" darstelle, will er gern einräumen. Das geht so weit, für kommende Winter die Straßenwinterdienst-Vorhersage zu treffen, wonach es Probleme geben kann, "über den Berg nach Ruhla" zu gelangen. Dem hält die Ruhlaer Seite entgegen, der Winterdienst in Ruhla und an der Glasbach sei tadellos. Es sei seltene Ausnahme, dass Schüler durch Witterungsunbilden die Fahrt nicht schafften. "Da muss schon Kyrill kommen und Bäume quer über die Straße legen!"Wo die Empfehlung an der einen Stelle mit der größeren Schülerzahl in Salzungen wirbt, lobt sie wenig später die "familiäre Atmosphäre".Ungeachtet dessen ist die Anmeldewoche in Ruhla zufriedenstellend bis gut gelaufen. Es möchten 56 Schüler im kommenden Schuljahr in die fünfte Klasse aufgenommen werden. Damit sei man stabil zweizügig. Hinzu kommen zwanzig weitere, die in höheren Klassen lernen wollen. Als Erfolg wertet Ruhla, dass acht von zehn Kindern, die aus Schweina ans Gymnasium wechseln, sich für Ruhla entschieden hätten.


19.03.2007   
Gordan am Gurt
Gordan am Gurt

EISENACH. Für mehr Sicherheit beim Fahren im Auto soll das Gürteltier "Gordan" sorgen. Das Spielzeugtier wird derzeit an den Grundschulen des Landkreises verteilt. Gordan ist nicht nur weich und knuddelig, er kann auch am Sicherheitsgurt im Auto befestigt werden und soll künftig daran erinnern, vor dem Losfahren den Gurt anzulegen. Die "Gürteltieraktion" ist eine Initiative des Thüringer Verkehrsministeriums, der Verkehrswacht und der Polizei. In Treffurt verteilten gestern Thomas Ehmer, Verkehrserzieher der Polizeiinspektion Eisenach, und Ina Schneider von der Verkehrswacht 49 solcher Gürteltiere an Grundschüler. Gleichzeitig gibt es Informationsbroschüren für die Eltern und Kinder. "Ich bin euer Gürteltier Gordan. Bitte vergesst nicht, mich anzuschnallen, damit mir nichts passiert", ist beispielsweise darin zu lesen. Hintergrund der Aktion ist, dass bei Verkehrskontrollen festgestellt wird, dass rund 30 Prozent der Kontrollierten nicht angegurtet fahren, was bei Unfällen für schwere oder gar tödliche Verletzungen sorgt. Deutschlandweit werden mehr Kinder als Mitfahrer im Auto verletzt als auf dem Fahrrad oder als Fußgänger. Mit dem Spieltier sollen die Kinder animiert werden, selbst auf das Angurten zu achten und ihre Eltern darauf aufmerksam zu machen. Besonders oft sind Kinder ungesichert auf den Rücksitzen anzutreffen. Das Gürteltier Gordan stammt aus den Niederlanden. Dort wurden gute Erfahrungen damit gesammelt und die Zahl der Verletzten Kinder ging drastisch zurück, denn 83 Prozent der gesicherten Sprösslinge blieben bei Unfällen unverletzt. Das Bewährte übernahm man nun in Thüringen. Die Anschnallpflicht ist stets Bestandteil der Verkehrserziehung in den Schule. Die Broschüre für die Eltern informiert über Vorschriften und gibt Tipps für das richtige Angurten.Heiko KLEINSCHMIDT http://www.gordan-online.de


19.03.2007   
Praktisch gut
Praktisch gut

WUTHA-FARNRODA. Das Industrieunternehmen Weidmüller und die Regelschule auf dem Mölmen werden noch enger zusammenarbeiten als ohnehin. Ein frisch geschlossener Vertrag besiegelt es. Die Schule am Rotberg war vor wenigen Jahren eine der allerersten in Thüringen, die sich mit dem Prädikat "Berufswahlfreundlich" schmücken durfte. Mit etwa einem Dutzend Unternehmen - von der Großfabrik bis zur Familiengärtnerei - arbeitet sie dabei zusammen. Nun hat sie einen förmlichen Kooperationsvertrag mit der ortsansässigen Firma Weidmüller unterzeichnet. Damit bekomme das ohnehin gute Miteinander eine neue Qualität, sagte Schulleiter Reinhard Koch gestern. Wie zum Beweis habe just am Montag Martin Thiel, ein Zehntklässler, seinen Lehrvertrag bei dem Unternehmen unterschrieben, das in Wutha-Farnroda Steckerleisten für die Elektrotechnik und viele weitere gewerbliche Branchen herstellt.Dass Schüler vom Rotberg regelmäßig "Wirtschaftsluft" schnuppern, gestaltet sich so: Im achten Unterrichtsjahr ist für sie einmal pro Woche sogenannter Praxistag. Ein Vierteljahr verbringen sie ihn im einen Unternehmen, das zweite Vierteljahr in einem anderen. In der neunten Klasse folgt das in Thüringen übliche 14-tägige Betriebspraktikum. "Wie funktioniert eigentlich eine Fabrik? Was erwarten die Meister von einem Lehrling? Stimmt mein Berufswunsch mit dem überein, was der berufliche Alltag ist?", das seien Fragen, die sich für die Schüler im direkten Vergleich am besten beantworten, ist Direktor Koch überzeugt. Mit Bosch und BMW arbeitet seine Schule zusammen. "Wir wollen das Praktische aber nicht einengen nur auf die Industrie." So kommt es, dass Schüler auch Einblicke erhalten in das Diakonieheim Elisabethenhöhe, wo Menschen mit Behinderungen betreut werden. Wie ein Supermarkt funktioniert, sehen andere bei Rewe, wie eine Gärtnerei gedeiht, beim örtlichen Familienbetrieb Richter. Weitere Partner sind die Gemeinde, die Kommunale Verkehrsgesellschaft KVG, Keramik Acryl Koch und der Firmenausbildungsverbund.Der mit Weidmüller geschlossene Vertrag erweitert die gemeinsame Zusammenarbeit. So sollen Vertreter von Weidmüller als Experten in die Schule kommen, beispielsweise wenn Schüler sich auf Bewerbungen und Vorstellungsgespräche vorbereiten. Außerdem sei denkbar, dass Führungskräfte von Weidmüller im Fach Wirtschaft, Recht und Technik über ökonomische Zusammenhänge berichten. Ferner verpflichtet sich das Unternehmen, die Lehrer in solchen Belangen zu unterstützen, welche das Fitmachen von Schülern auf betriebliche Ausbildung betreffen. Schuldirektor Koch denkt darüber hinaus an eine Werksführung für sein Kollegium."Das Unternehmen wird künftig zum Lerngegenstand und Lernort gleichermaßen", formulierte Weidmüller-Werkleiter Ulrich Halbey. Für ihn ist wichtig, dass praxisorientierter Unterricht gefördert wird, wirtschaftliche und technische Aspekte stärker in den Unterricht einfließen. Beide Seiten bekräftigten ihr Interesse an einer langfristigen Lernpartnerschaft.Am Zustandekommen des Vertrags war das Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft maßgeblich beteiligt.Überdies unterstützt Weidmüller mit einer Spende von 500 Euro die geplante Projektwoche vom 2. bis 4. Mai an der Regelschule.


19.03.2007   
Kinderuniversität: 700 sehr junge Studenten
Kinderuniversität: 700 sehr junge Studenten

Die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Karin Richter lehrt an der Universität Erfurt. Sie ist Spezialistin für Kinderliteratur, Kindermedien und literarische Erziehung und organisiert zum zweiten Mal die Kinderuniversität "Rund um das Buch" .

Welche Kinderbücher haben Sie früher geprägt?

Mein erstes Kinderbuch war "Die Häschenschule", das erste Märchen, das mich tief bewegte, war "Brüderchen und Schwesterchen." Eine Geschichte, die mich in ihrer Vielschichtigkeit immer wieder begeistert, ist auch "Pinocchio".

Was halten Sie von den Erfurter Kinderbuchtagen?

Wer auf einem solchen Feld forscht und arbeitet, der ist sehr glücklich über eine solche Veranstaltung.

Von Ihnen stammt die Idee für die Kinder-Universität, die bereits zum zweiten Mal die Kinderbuchtage flankiert.

Wir setzen das Thema Bücher in Vorlesungen für Kinder um. Kinderuniversitäten gibt es auch anderswo in Deutschland, aber meines Wissens nicht zu diesem Thema, das wir auch noch mit Workshops verbinden. Sie werden von Studenten des Studiengangs "Pädagogik der Kindheit" geleitet und vorher in unseren Lehrveranstaltungen vorbereitet.

Wie läuft die nächste Woche?

Ab Montag wird täglich 9 Uhr an der Universität eine einstündige Vorlesung für Schüler stattfinden, nach einer Pause folgen die Workshops zu den Vorlesungs-Themen: Märchen, Kinderliteratur und Kinderfilm, Mythen und Sagen, Kindertheater. Eine Vorlesung hält Kirsten Boie, eine der bekanntesten deutschen Kinderbuchautorinnen.

Was passiert in den Märchen-Workshops?

Die Vorlesung befasst sich mit der Geschichte der Märchen, den Märchen-Erfindern und der Reise der Märchen durch die Welt. Ein Workshop widmet sich dem Märchenerzählen mit Piktogrammen, wir staunen stets aufs Neue, welche Erzählfähigkeiten Kinder dabei entwickeln. Ein anderer Workshop gilt dem Schattentheater. Wieder andere beleuchten einzelne Märchen. Kinder schreiben Märchen weiter oder erzählen selbst welche.

Für welche Altersgruppen ist die Kinder-Uni geeignet?

Vor allem für Dritt- und Viertklässler. Das Projekt war auch als Dank gedacht an die vielen Schulen, die regelmäßig mit unserem Fachbereich Grundschulpädagogik zusammenarbeiten, z. B. die Europaschule oder die Grundschule am Steigerwald. Inzwischen haben wir so viele Anmeldungen, dass die Kinder-Universität dreimal stattfinden könnte.

Da haben auch Ihre Studenten gut zu tun.

Ein ganzes Studienjahr macht mit, etwa 120 Studenten. Ihnen bringt schon die Vorbereitung der Kinder-Universität einen enormen Zuwachs an Wissen. Und die kommende Woche bringt viel Arbeit, denn alle Kinder bekommen Studentenausweise mit ihrem Namen und ein Päckchen mit Utensilien zum Mitschreiben. Außerdem werden alle Räume von den Studenten ausgestaltet. Und sie betreuen die Seminare.

Wie bekommt man Kinder an Bücher heran?

Mit Geheimrezepten kann ich nicht dienen. Man sollte nach ihren Interessen schauen, sie nicht nur zum Zuhören vorgelesener Geschichten anhalten, sondern ihnen Bilder-Geschichten zeigen und sie zu den Bildern erzählen lassen. Oder mit ihnen gemeinsam erzählen. Bei den Bildern plädiere ich nicht für die "billigen", sondern für geheimnisvolle.

Geheimnisvolle?

Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass Lehrer und Eltern zuweilen zu den falschen Illustrationen greifen. Ein Beispiel ist "Nußknacker und Mäusekönig", eins der interessantesten deutschen Kunstmärchen. Die Kinder bevorzugen nicht die bunten, gefälligen Bilder, sondern die tiefer gehenden, auch die bedrohlichen. Es ist besser, Ängste auszusprechen als sie zu tabuisieren.

Auf Ihrem Tisch liegen Bilderbücher über den Holocaust.

Das sind Bilderbuchgeschichten und wir staunen, was Dritt- und Viertklässler dazu zu sagen haben und was sie an Wissen, aber auch an Halbwissen besitzen. Nicht selten wählen Schulen Geschichten unter dem Niveau der Kinder aus. Wir sind über die Reife kindlicher Urteile immer wieder verblüfft.

Wo kann man Sie während der Kinderbuchtage treffen?

Täglich in der Uni. Am 29. März 20 Uhr bei Peterknecht während eines Abends über literarische Entdeckungsreisen für Eltern und Lehrer. Und übermorgen 19 Uhr im Rathausfestsaal. Die Eröffnung der Kinderbuchtage ist ein öffentlicher Leseabend mit Kirsten Boie und Peter Ensikat - ich freue mich, wenn viele Erfurter kommen. Gespräch Birgit KUMMER.


20.03.2007   
Durchschnitt von 4,2 auf 1,8 verbessert
Durchschnitt von 4,2 auf 1,8 verbessert

Der Wettbewerb "Leistung lohnt!" richtete sich an Schüler, die in den Hauptfächern einen Notendurchschnitt schlechter als 3,4 hatten. Ziel war, die Noten innerhalb des ersten Schulhalbjahres zu verbessern. Unter den 30 besten Wettbewerbern befanden sich auch sechs Erfurter Schüler.

ERFURT(sfm). Sebastian von NESSEN, 17 Jahre, Kolping-Schule Erfurt, Berufswunsch IT-Kaufmann: Mit einer Verbesserung um 2,5 auf 1,8 gehört Sebastian zu den drei besten des Wettbewerbs. Dieser brachte ihn erst dazu, besser für die Schule zu lernen. Aber auch der Wechsel auf die Regelschule war für ihn ein Knackpunkt. Der leidenschaftliche Fußballer weiß jetzt: "Die Ausbildung ist das Wichtigste." Daher gefällt ihm die IHK-Patenschaft auch so gut. Denn jetzt kann er immer mit jemandem über seinen weiteren Ausbildungsweg reden.Torsten JAKOWSKI, 15 Jahre, Ulrich-von-Hutten-Schule Erfurt, Berufswunsch Modellbauer oder Maschinist: Seine Steigerung auf einen Notendurchschnitt von 2,33 findet Torsten selbst erstaunlich. Er hatte zwar schon oft über das Thema Ausbildung mit seinen Eltern und Lehrern gesprochen, aber die Patenschaft hilft ihm doch weiter. "Es ist gut, immer jemanden an der Hand zu haben, der einen darüber informiert", meint er dazu.Carolin BLINZLER, 16 Jahre, Staatliche Regelschule 25 Erfurt, Berufswunsch Bankkauffrau: Über die Verbesserung ihres Notendurchschnitts auf 2,5 hat sie sich gefreut: "Das war schon ein großer Schritt." Schwierigkeiten hatte sie beim Wechsel vom Gymnasium an die Regelschule. Dort erfuhr sie dann auch vom Wettbewerb. "Dass die Ausbildung wichtig ist, wusste ich schon vorher." Aber der Wettbewerb bot ihr die Möglichkeit zu sehen, ob sie sich wirklich verbessern würde.Doreen KAHLENBERG, 16 Jahre, Staatlich Integrierte Gesamtschule Erfurt, Berufswunsch Sport- und Fitnesskauffrau: Der Wettbewerb half ihr nicht nur bei der Wahl ihres Berufziels. "Ich war vorher etwas faul", beschreibt sie ihren Sinneswandel. Mit neuem Elan konnte sie ihren Notendurchschnitt von 4,0 auf 2,3 steigern. So freute sie sich auch über den Gutschein für Nachhilfestunden, damit sie auch für das zweite Halbjahr gewappnet ist. Nach der Schule möchte sie an eine Berufsfachhochschule wechseln.Jonas BRUSCH, 15 Jahre, Staatlich Integrierte Gesamtschule Erfurt, Berufswunsch Bereich Elektronik: "Man merkt, dass sich das Lernen lohnt", beschreibt Jonas seine Motivation. So fiel es ihm auch leichter, sich für die Schule richtig anzustrengen. Dafür spricht auch seine Steigerung auf einen Notenschnitt von 2,5. Er sieht jetzt eine Chance, die er nutzen will.Tom VOISIN, 17 Jahre, Staatliche Regelschule "Thomas Mann" Erfurt, Berufswunsch Koch: Durch den Wettbewerb hat sich Tom bewusst angestrengt. "Mir machte die Situation am Arbeitsmarkt Sorge." Mit seinem verbesserten Notenschnitt von 2,7 will er sich nun eine Perspektive schaffen.


19.03.2007   
Gymnasium Großengottern auf Dauer gesichert
Gymnasium Großengottern auf Dauer gesichert

GROSSENGOTTERN (ske). Die befristete Genehmigung für den Schulbetrieb am Friedrich-Ludwig-Jahn Gymnasium in Großengottern ist aufgehoben. Über diese Entscheidung des Thüringer Kultusministeriums wurde gestern Schulleiter Dieter Facklam informiert. Er freute sich mit Kollegen und Schülern gleichermaßen über diese Nachricht. Sie sei eine Bestätigung auch dafür, dass sich die Zahl der Schüler ständig nach oben entwickelt habe. 489 lernen derzeit dort, im nächsten Jahr ungefähr 510. Lediglich das bereits geschlossene Gymnasium in Oberdorla hatte im Kreis noch eine derartige Auflage.

Für den Schulbetrieb ändert sich nach Facklams Worten nichts. Einzig das Argument, die Kinder wegen der ungewissen Zukunft nicht nach Großengottern zu schicken, zähle nicht mehr. Unterrichtet werde weiter in Schönstedt und in Großengottern, dort auch in den Containern. Gestern wurde mit der Grundschule in Schönstedt auch eine Vereinbarung darüber getroffen, ab nächstem Schuljahr einen zusätzlichen Raum zu mieten. Der Grund: 83 Schüler kommen neu an das Gymnasium, sodass vier statt wie eigentlich geplant drei fünfte Klassen gebildet werden. Die werden in Schönstedt unterrichtet wie eine sechste Klassen, in der Mädchen und Jungen aus dem Ort und aus Bad Langensalza lernen.


20.03.2007   
Motto am Aktionstag: Kinder im Straßenverkehr
Motto am Aktionstag: Kinder im Straßenverkehr

MÜHLHAUSEN (ske). Einen Verkehrssicherheitstag veranstaltet am Samstag das Mühlhäuser Autohaus Mosig. Das Motto: "Kinder im Straßenverkehr". Eingeladen sind die Grundschüler aus der Region. Kinder müssen lernen, sich im täglichen Straßenverkehr zu bewegen. Dieser Ansicht ist man im Mühlhäuser Autohaus Mosig, Beim Schwarzen Feld 4. Deshalb wird dort am Samstag, 24. März, von 10 bis 16 Uhr ein Aktionstag zur Verkehrssicherheit organisiert. Mit dabei sind die VR-Bank Westthüringen, die Verkehrswacht und die Polizeiinspektion Unstrut-Hainich in Mühlhausen.

Eingeladen sind Mädchen und Jungen aus den ersten bis vierten Klassen mit ihren Eltern und Geschwistern. Sie können bei einem Fahrrad-Championat ihr Können zeigen und sollen bei einem Quiz knifflige Aufgaben lösen. Alle Teilnehmer bekommen eine Urkunde und einen Trostpreis, den zwei besten winken neue Fahrräder. Angeboten wird von der Polizei eine Fahrradcodierung. Die erhöht die Chance, nach einem Diebstahl das Rad wiederzubekommen. Ein Eigentumsnachweis und das Einverständnis der Eltern sind allerdings die Voraussetzung, heißt es in der Einladung.


20.03.2007   
Bewerbung für Abitur am Thüringenkolleg
Bewerbung für Abitur am Thüringenkolleg

Weimar (OTZ/O.W.). Das Thüringenkolleg in Weimar nimmt noch Bewerbungen für den im September beginnenden Abiturkurs entgegen.

Bedingungen für eine Aufnahme sind: ein Mindestalter von 19 Jahren, die mittlere Reife und eine abgeschlossene Berufsausbildung, beziehungsweise dreijährige Berufstätigkeit. Zudem ist die Teilnahme an einer Eignungsprüfung Pflicht. Die schulgeldfreie Ausbildung erfolgt im Ganztagsunterricht und dauert drei Jahre. Die Kollegiaten können durch elternunabhängiges Bafög gefördert werden.

Bewerbungen an: Thüringenkolleg Weimar, Schwanseestraße 11, 99423 Weimar. Weitere Informationen >> www.thueringenkolleg.de


20.03.2007   
Fürs Lesen begeistern
Fürs Lesen begeistern

Zahlreiche Schüler aus Greiz und Umgebung entdecken Bücher für sich
Von Katja Grieser Greiz. Zufrieden ist Corina Gutmann, Leiterin der Greizer Bibliothek, schon nach dem zweiten Tag der Woche des Lesens. "Das Interesse an Büchern ist sehr groß, wir haben jeden Tag viele Schüler hier", sagt sie. Bereits vergangene Woche mussten Führungen durch die Bücherei durchgeführt werden, weil die Mitarbeiter mit Anmeldungen dafür geradezu überschwemmt worden sind. In dieser Woche, die ganz dem Lesen gewidmet ist, entdecken täglich Kinder in der Bibo die Faszination der Bücher.

Wie gestern die Erstklässler der Goetheschule, die von Bibo-Mitarbeiterin Carolin Beutler in die geheimnisvolle Welt der Buchstaben entführt wurden. Wofür man überhaupt lesen können muss, wollte Beutler von den Kindern wissen. Wenn man in Schulbüchern lesen oder seinen Führerschein machen möchte, antworteten die Kinder. Auch bei ganz praktischen Tätigkeiten wie dem Kochen braucht man Lesekenntnisse. "Wie soll man sonst Rezepte lesen", fragte Carolin Beutler die Schüler. Die waren verblüfft, dass allein in der Kinderbibliothek 10 000 Bücher stehen, die ausgeliehen werden können. "Ich kann schon in Büchern lesen", sagt die sechsjährige Jil-Amy Leber, die sich am liebsten in Märchenbüchern vergräbt, stolz. "Die Kinder haben Spaß am Lesen, sind richtig bei der Sache", sagt Sandra Martin. Die Studentin absolviert ihr Praktikum an der Goetheschule und weiß, dass sich einige ihrer Schützlinge jetzt sogar in der Bibliothek anmelden wollen.Das Interesse an Büchern ist sehr groß.

Corina Gutmann, Leiterin der Greizer Bibliothek


20.03.2007   
Vier Tage Regisseure, Techniker und Kameraleute
Vier Tage Regisseure, Techniker und Kameraleute

Wurzbacher Regelschüler haben einen Film über einen Beziehungskonflikt gedreht - Unterstützung durch die Landesmedienanstalt Thüringen
Von OTZ-Redakteur Ulf Rathgeber Wurzbach. Die vergangene Schulwoche werden die Jungen und Mädchen der 8. Klasse der Regelschule Wurzbach nicht so schnell vergessen. Für vier Tage hatten sich die Schüler in Drehbuchschreiber, Regisseure, Tontechniker, Kameraleute und Schauspieler verwandelt.

"Wir haben am Montag angefangen", berichtete der Röttersdorfer Stefan Conrad, der zusammen mit Theresea Wolfram aus Wurzbach Regie führte. "Es war anstrengend und anspruchsvoll und nicht so schwierig", führte er weiter aus. Die Klassenkameraden seien ein eingespieltes Team gewesen.

Die Idee zum Film entstand im Ethik-Unterricht. "Als Thema hatten wir dort ,Partnerschaft, Liebe und Sexualität", erzählte Lehrerin Ingrid Horn. Mit der Aufnahme des Films konnten die Schüler ihre Gedanken und Gefühle mit Hilfe eines nicht alltäglichen Mediums ausdrücken.

Die Filmhandlung besteht aus einer Dreiecksbeziehung, in der Hauptdarsteller Kenny Steinbach seiner Freundin untreu wird. Die Handlung erhält dadurch Dynamik, dass die Hintergangene ihre Rachegelüste auslebt und andere Menschen aufhetzt. Ihr früherer Freund endet nach einer Alkoholnacht im Krankenhaus.

"Es ist erschreckend, in wie vielen Ehen und Partnerschaften es Gewalt gibt", sagte Ingrid Horn. "Aus diesem Grund haben wir das thematisiert." Die Geschichte endet übrigens nicht im Drama. Die Schülerinnen und Schüler finden Wege, wie sie den Beziehungskonflikt einvernehmlich lösen können.

"Es waren vier Tage harte Arbeit", berichtete Ingrid Horn. Für sie gab es eine positive Entwicklungen. "Für die Klasse war es eine tolle Sache. Die Schüler haben gemerkt, was für Stärken in ihnen stecken. Einige, die sonst im Unterricht immer ruhig sind, sind diese Mal richtig aus sich heraus gegangen." Sabine Kiel etwa hat von sich aus ein Titelbild selbst gemalt.

Sina Egerland aus Oßla war zusammen mit dem Lehestener Christian Emmert für die Tontechnik zuständig. "Es hat alles prima geklappt", sagte sie zu ihrer intensiven Filmerfahrung. Thomas Illhardt und Timo Schlee waren übrigens für die Kameraaufnahmen verantwortlich.

Für den Dreh war viel Konzentration nötig, sagte Regisseur Stefan Conrad. Die Filmaufnahmen konnten an und für sich schnell gemacht werden. "Für eine Szene haben wir aber 20 Aufnahmen gebraucht."

Professionelle Anleitung erhielten die Jungen und Mädchen von Katharina Klung, die als Praktikantin bei der Thüringer Landesmedienanstalt arbeitet. Die junge Frau war mit dem Engagement der Schülerinnen und Schüler im Verlauf der Woche sehr zufrieden.

Ingrid Horn wiederum war für die professionelle Hilfe dankbar. "Das Tolle ist, sie stellen gut ausgebildete Fachkräfte und die Technik zur Verfügung."

Schultheater zeigt auch "Romeo und Julia"
Schultheater zeigt auch "Romeo und Julia"

Tage der offenen Tür an der Regelschule
Eisenberg (OTZ). Die Staatliche Regelschule Eisenberg lädt für Freitag, dem 23. März, und Samstag, dem 24. März, zu Tagen der offenen Tür ein. Am Freitag sind speziell die Schüler der 4. Klassen der Grundschulen eingeladen, am Samstag dann Eltern, Lehrer und andere Interessierte.

Wissen macht Spaß - das zeigen die Lehrer der Regelschule in verschiedenen Fachkabinetten, in denen sich jeder interaktiv ausprobieren kann. Die neuen Wahlpflichtfächer und Projektarbeiten werden vorgestellt. Schüler der 9. Klasse unternehmen mit den Gästen Führungen durch die Schule.

Am Freitag ab 12.30 Uhr zeigt das Schultheater das Stück "Dinner for five - die Party kann steigen". "Romeo und Julia - so hätte es kommen können" steht am Sonnabend um 9.30 Uhr auf dem Spielplan des Schultheaters.

Außerdem können sich die Gäste über die Arbeit des Schulfördervereins und der Streitschlichter der Schule informieren. Fürs leibliche Wohl sorgen Schulküche und Schülercafé.


20.03.2007   
Schritt für Schritt zur Lösung
Schritt für Schritt zur Lösung


Schüler aus Gera, Hermsdorf und Saalfeld lernen Streitereien auf dem Schulhof zu schlichten Von Petra Lowe Gera. Ganz vorsichtig betritt Sabrina ein Brett, das ihr als Boje auf dem imaginären Meer vor dem Geraer Schullandheim dient. In Schlangenlinie folgen ihr Schüler, einer nach dem anderen von Brett zu Brett.

Die 18 jungen Leute aus Gera, Hermsdorf und Saalfeld eint eine Aufgabe, die sie mit Leidenschaft und solchen Wiesenspielen zu meistern versuchen. Sie sind Streitschlichter, die zur Ausbildung nach Gera gekommen sind, und ihre erste Lektion heißt: Nur mit der Hilfe des anderen, nur mit der Balance zwischen den Akteuren gelangt man zum Ziel. Das Förderzentrum Am Brahmetal, die Regelschule Hermsdorf und das Erasmus-Reinhold-Gymnasium in Saalfeld haben ihre "Schüler im besonderen Einsatz" für eine Woche nach Gera geschickt, damit sie dort für ihre Schlichteraufgabe fit gemacht werden. Zwei Trainer sorgten für die theoretischen und praktischen Herausforderungen. Initiiert und organisiert haben das Kursangebot die Pädagogische Werkstatt "Globales Lernen" und das Schulamt. Auch das Kultusministerium spendierte 3170 Euro für die Trainerkosten.

"Die Jugendlichen lernen hier die Kooperation, das miteinander Reden, und sie lernen neutral zu sein", nennt Trainerin Katharina Key Ziele der Ausbildung. Gerade letzteres falle den jungen Leuten schwer, oftmals würden die Schüler ihre eigene Meinung mit ins Gespräch bringen. Doch das löst den Konflikt nicht. Die Streitparteien sollten selbst erkennen, was geschehen ist und wie es dem anderen dabei geht, meint sie. Zwar lassen sich Konflikte mitunter schneller lösen, wenn man erst einmal darüber spricht, doch so ein Schlichtergespräch folgt Regeln: Jeder muss seinen Standpunkt formulieren können. Der andere hört zu. Manchmal stecken hinter den Streitereien jedoch tiefere Probleme. Dahinter müssen die jungen Streitschlichter steigen. Erst dann können Lösungen erarbeitet werden. "Die allerdings müssten die Streitenden selbst finden. Wege, sie dorthin zu führen, lernen die Streitschlichter im Kurs", so die Trainerin.

Immer mehr Schulen nutzen die Möglichkeit solcher Streitschlichtung. Wenn Kinder und Jugendliche ihre Konflikte untereinander lösen, ist es oftmals besser, als wenn sich ein Lehrer einmischt. Die Schüler finden schneller einen Draht zueinander. Dabei ähneln sich die Konflikte auf den Schulhöfen und in den Klassenzimmern dem Grunde nach. Das ist auch im Kurs am Schullandheim zu spüren, die Schüler aus Förderzentrum, Regelschule und Gymnasium zusammengeführt hat. Von den Erfahrungen des jeweils anderen kann so profitiert werden.

Die 13-jährige Lisa Kröhnke vom Förderzentrum ist dankbar für die Tipps, wie man auf die Streitenden zugeht. Sie sei dabei oft nicht sicher genug. Für die 16-jährige Sabrina Klöppel aus Hermsdorf ist es eher die Versuchung, keinen eigenen Lösungsvorschlag zu unterbreiten. Das sei manchmal schwer. Mitschüler Tom Becker und sie berichten von einem schwierigen Schlichtungsfall. "Eine Schülerin wollte aus einer Clique raus und wurde dafür von einer anderen gemobbt", erzählt Sabrina. Es sei schwer gewesen, beide zum Gespräch zu bekommen, bestätigt Tom. Letztlich habe man aber eine Lösung gefunden. "Gemobbt wird nicht mehr, die beiden gehen sich aus dem Weg." Manchmal ist eben das das Beste.Man muss auf die Streitenden zugehen und genaue Fragen stellen.

Sabrina Klöppel, 16 Jahre

Fürs Lesen begeistern
Fürs Lesen begeistern

Zahlreiche Schüler aus Greiz und Umgebung entdecken Bücher für sich
Von Katja Grieser Greiz. Zufrieden ist Corina Gutmann, Leiterin der Greizer Bibliothek, schon nach dem zweiten Tag der Woche des Lesens. "Das Interesse an Büchern ist sehr groß, wir haben jeden Tag viele Schüler hier", sagt sie. Bereits vergangene Woche mussten Führungen durch die Bücherei durchgeführt werden, weil die Mitarbeiter mit Anmeldungen dafür geradezu überschwemmt worden sind. In dieser Woche, die ganz dem Lesen gewidmet ist, entdecken täglich Kinder in der Bibo die Faszination der Bücher.

Wie gestern die Erstklässler der Goetheschule, die von Bibo-Mitarbeiterin Carolin Beutler in die geheimnisvolle Welt der Buchstaben entführt wurden. Wofür man überhaupt lesen können muss, wollte Beutler von den Kindern wissen. Wenn man in Schulbüchern lesen oder seinen Führerschein machen möchte, antworteten die Kinder. Auch bei ganz praktischen Tätigkeiten wie dem Kochen braucht man Lesekenntnisse. "Wie soll man sonst Rezepte lesen", fragte Carolin Beutler die Schüler. Die waren verblüfft, dass allein in der Kinderbibliothek 10 000 Bücher stehen, die ausgeliehen werden können. "Ich kann schon in Büchern lesen", sagt die sechsjährige Jil-Amy Leber, die sich am liebsten in Märchenbüchern vergräbt, stolz. "Die Kinder haben Spaß am Lesen, sind richtig bei der Sache", sagt Sandra Martin. Die Studentin absolviert ihr Praktikum an der Goetheschule und weiß, dass sich einige ihrer Schützlinge jetzt sogar in der Bibliothek anmelden wollen.Das Interesse an Büchern ist sehr groß.

Corina Gutmann, Leiterin der Greizer Bibliothek


20.03.2007   
Premiere bereits ausverkauft
Premiere bereits ausverkauft

Greiz/Elsterberg (Marsch). Nachdem am vergangenen Dienstag unter großer Aufregung in den Probenräumen der Elsterberger Mittelschule die Kostümprobe für das Musical "Ritter Rost" stattfand, sind es nur noch wenige Wochen, bis die fast 50 an der Aufführung beteiligten Kinder und Jugendlichen endlich zeigen können, was sie in den letzten Monaten musikalisch, schauspielerisch und tänzerisch alles gelernt haben.

Nun fiebern sie der Premiere im Elsterberger Burgkeller entgegen, die am Sonnabend, dem 28. April, um 17 Uhr über die Bühne gehen wird. "Das Bühnenbild haben wir auch fertig; letztes Wochenende malten wir, was das Zeug hält", berichtet Regine Horlbeck, die Initiatorin und künstlerische Leiterin des Musicals, erleichtert. Kleiner Wermutstropfen allerdings: Die Premiere ist bereit ausverkauft. "Wir führen das Stück über den tapferen Ritter Rost aber auch am 12. Mai in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Greiz-Pohlitz und einen Tag später, am Muttertag, im Coschützer Kulturhaus auf", vertröstet Horlbeck diejenigen, die in Elsterberg nicht dabei sein können. Der Vorverkauf für die beiden Veranstaltungen hat bereits begonnen. In der Greizer Buchhandlung "Bücherwurm", dem Uhrmachergeschäft B. Wiedemann in der Elsterberger Langen Straße und der Gaststätte des Kulturhauses Coschütz kann man ab sofort Karten erwerben.


20.03.2007   
Seit Jahrzehnten aktiv in Lehrausbildung
Seit Jahrzehnten aktiv in Lehrausbildung

Zweckverband Taweg hofft auf finanzielle Unterstützung für zusätzlichen Auszubildenden
Von Christian Freund Greiz. "Wir erlernen viele handwerkliche Fähigkeiten, die kaum in einem anderen Beruf so umfangreich gefragt sind, müssen uns beispielsweise mit Schweißtechnik ebenso befassen wie mit Elektronik", erklären Stefan Meinhardt und Rico Soßna, die im Greizer Zweckverband Taweg eine Ausbildung im zweiten Lehrjahr als Fachkraft für Abwassertechnik absolvieren. Die Leiterin der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Gera, Birgit Becker, besuchte gestern mit der fachlichen Leiterin für Arbeitgeber-Management, Christin Götzl, das Unternehmen. "Sieben Jugendliche befinden sich ständig in unserem Betrieb in der Ausbildung, einen weiteren würden wir gern zusätzlich als Fachkraft für Wassertechnik ausbilden", erklärte der Taweg-Verantwortliche für die Lehrausbildung, Klaus Kannenberg, der sich für die neue Ausbildungsrichtung zur Fachkraft für Rohr- Kanal- und Industrieservice engagiert hat. Diese wird in Ostdeutschland erstmalig vom Berufsbildungszentrum Ostthüringen (BZO) in Gera in Zusammenarbeit mit der Altenburger Ausbildungsstätte angeboten.

"Die jungen Leute, die bisher bei uns gelernt haben und nicht übernommen werden konnten, sind durch unseren Einsatz fast alle an andere Arbeitgeber weiter vermittelt worden", erklärte der Geschäftsleiter Fred-Olaf Brockmann gegenüber der Arbeits-Agentur-Chefin, die sich während der Betriebsbesichtigung einen Eindruck über die praktische Ausbildung der Lehrlinge verschaffen konnte. Im weiteren Verlauf des Besuches wurde über Möglichkeiten einer eventuellen finanziellen Unterstützung für notwendige Qualifizierungsmaßnahmen für ältere Arbeitnehmer gesprochen. Kommentar


19.03.2007   
Brehm-Schule startet Woche des Lesens
Brehm-Schule startet Woche des Lesens

Die Fünftklässler der Brehm-Schule räumen die Thalia-Bücherkiste aus.   (Foto: OTZ/Clemens)
Die Fünftklässler der Brehm-Schule räumen die Thalia-Bücherkiste aus. (Foto: OTZ/Clemens)
Thalia Buchhandlung schenkt eine Kiste mit Büchern und Hörbüchern
Jena (OTZ/sc). So schnell wie die Kiste da war, war sie auch leer - in Windeseile zogen die Schüler der fünften Klassen der Regelschule Alfred Brehm die Bücher und Hörbücher aus einer von der Universitätsbuchhandlung Thalia gespendeten Bücherkiste.

Das Lesegeschenk eröffnet an der Brehm-Schule eine "Lesewoche" anlässlich der Leipziger Buchmesse. Am Leseprojekt sind alle Klassenstufen mit verschiedenen Projekten beteiligt. Während sich die Schüler der siebenten Klassen auf eine Lesenacht im Klex freuen können, besuchen die zehnten Klassen die Buchmesse in Leipzig und hören zuvor dem Thüringer Kabarettisten Ulf Annel zu.

Für die Klassenstufen sieben und acht findet auch ein Lesewettbewerb um den Titel "Bücherwurm" statt, und die Neuntklässler bekommen vom Jenaer Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD) vorgelesen. Darüber hinaus wird das Thema Lesen in den verschiedenen Fächern in den Unterricht integriert. Zunehmend vielen Kindern falle das Lesen schwer, sagt Schulleiter Falko Stolp. Häufig, aber nicht ausschließlich, beträfen die Defizite Kinder aus Familien, deren Muttersprache nicht Deutsch sei.


19.03.2007   
Projektwoche rund ums Wasser
Projektwoche rund ums Wasser

 Die Kinder von der Schule an der Trießnitz  mit  Jörg Seiler (rechts) von den Stadtwerken  Jena-Pößneck, in der Mitte Uwe Schenderlein, Vorsitzender des Fördervereins, und  Schulleiter Norbert Beckert (links). Die Stadtwerke hatten den Kindern einen Delphin und verschiedene "Wasserbilder" mitgebracht.
Die Kinder von der Schule an der Trießnitz mit Jörg Seiler (rechts) von den Stadtwerken Jena-Pößneck, in der Mitte Uwe Schenderlein, Vorsitzender des Fördervereins, und Schulleiter Norbert Beckert (links). Die Stadtwerke hatten den Kindern einen Delphin und verschiedene "Wasserbilder" mitgebracht.
Stadtwerke übergeben Spendenscheck an Schule an der Trießnitz
Jena (OTZ). Vier Tage vor dem weltweiten "Tag des Wassers" können sich die Kinder der "Grundschule an der Trießnitz" über einen Spendenscheck freuen, der ihnen eine Projektwoche rund um das nasse Element ermöglicht. Die Stadtwerke übergeben der integrativen Einrichtung 800 Euro, damit die Schüler das "Lebensmittel Nummer 1" über den Lehrplan hinaus spielerisch kennen lernen können.

Im Juni startet an der Grundschule die Projektwoche unter dem Motto "Rund ums Wasser". In offenen Gruppen bearbeiten die Kinder dabei verschiedene Themen. Unter anderem legen sie ein Wettertagebuch an, malen einen Wasserkreislauf an eine Wand im "grünen Klassenzimmer" und stellen Experimente mit den verschiedenen Zustandsformen von Wasser an. Auch das Thema "verschmutztes Wasser" nehmen die 1. bis 4. Klässler im wahrsten Sinne des Wortes unter die Lupe. So wird nicht nur erkundet, was eigentlich mit verschmutztem Wasser passiert - es wird auch unter dem Mikroskop untersucht. Außerdem werden zahlreiche Lehrbücher zum Thema behandelt.

Das Geld dient dazu, Materialien wie Farbe, Bücher und andere Lernhilfen anzuschaffen. Zusammen kam der Betrag beim Neujahrsempfang der Stadtwerke. Bei einer Tombola losten die Mitarbeiter um die zum Jahreswechsel im Unternehmen eingegangen Werbe-Geschenke. Wie in den Jahren zuvor geht das Geld in eine Einrichtung in der Winzerlaer "Nachbarschaft". In der "Schule an der Trießnitz" lernen 130 behinderte und nichtbehinderte Kinder genmeinsam.


19.03.2007   
Kinder sagen dem Winter ade
Kinder sagen dem Winter ade

Großer Umzug durch Kahla - Strohpuppe brennt auf Schulhof der Friedensschule
Von OTZ-Redakteurin Annett Eger Kahla. An den Kahlaer Kindern kann es nicht liegen, dass die Temperaturen kurz vor Frühlingsbeginn noch einmal in den Keller gerutscht sind. Sie schickten gestern den Winter lauthals zum Teufel.

Mit Pauken und Trompeten zogen gut 300 Mädchen und Jungen durch die Stadt. Dass sich erneut die Altstadtschule und alle drei Kindergärten der Stadt am Umzug beteiligten, freute Iris Hergovits, Schulleiterin der Friedensschule, besonders. Sie hatte das Spektakel mit ihrem Team und den Eltern vorbereitet. Die Polizei, die beiden Väter Gerd Klapetz und Olaf Gundermann sowie Helfer Felix Hergovits sorgten für einen sicheren Weg.

Eine Einstimmung auf den Frühling boten die Schüler der Friedensschule mit der "Vogelhochzeit" und einem Streitgespräch zwischen Sommer und Winter. Cindy Willert, die als Ein-Euro-Jobberin in der Schule arbeitet, und Praktikantin Andrea Kraft sorgten dafür, dass die Kostüme der Kinder zu einem Blickfang wurden. Das Abbrennen der Strohpuppe war jedoch der Höhepunkt. Eltern der 4. Klasse hatten rund um ein Metallgestell Reisig, Heu und Stroh gebunden, das zur Freude der Kinder lichterloh brannte. Zur Sicherheit war die Freiwillige Feuerwehr Kahla vor Ort.

In den nächsten Wochen stehen die Türen der Kahlaer Friedensschule gleich mehrmals offen. Noch zwei Schnuppertage wird es für die neuen Erstklässler geben. Bereits am 10. März konnten sie gemeinsam mit ihren Eltern im Schulhaus auf Stippvisite gehen, berichtet die Schulleiterin. Froh ist sie über die neuen Zahlen. 48 Anmeldungen liegen vor. Damit wird es im neuen Schuljahr zwei "gut gefüllte" erste Klassen in der Friedensschule geben.

Auf neues Terrain begibt sie die Schule in den nächsten beiden Tagen. Während des Frühlingsprojektes soll das "jahrgangsgemischte Lernen" getestet werden. Hat die Methode Erfolg und stimmen auch die Eltern zu, könnte sie in den nächsten Jahren eingeführt werden, kündigt Iris Hergovits an.


19.03.2007   
Stimm- und klanggewaltige Schottianer
Stimm- und klanggewaltige Schottianer

Chor und Orchester bei der Probe.   (Foto: OTZ/Clemens)
Chor und Orchester bei der Probe. (Foto: OTZ/Clemens)
Schott Blasorchester und der Chor des Schott-Gymnasiums laden ein zum Frühjahrskonzert
Jena (OTZ/sc). Die Klangkulisse ist berauschend und verpasst dem alten Industriegebäude auf dem Schott-Gelände einen fast unwirklichen Charme.

Eine Etage über dem Speisesaal haben sich am Wochenende das Schott-Blasorchester und der Jugendchor des Otto-Schott-Gymnasiums eingefunden zur Hauptprobe für ihr erstes gemeinsames Konzert. Eine Premiere gleichfalls für das Frühjahrskonzert des Orchesters am 31. März im Jenaer Volkshaus. Dann werden stimm- und klanggewaltig unter anderem Bachs "Dona nobis pacem", Verdis Gefangenenchor aus Nabucco sowie ein Medley aus Stücken aus der Oper "Carmen" erklingen. Das Frühjahrskonzert ist alljährlicher Auftakt der Konzertsaison des Blasorchesters Schott Jenaer Glas e.v., das in diesem Jahr sein 110-jähriges Jubiläum feiert. Mit 15 Schottianern begann einst die Musikkapelle, heute gehören dem Orchester 56 Mitglieder an - von den nur zwei bei Schott beschäftigt sind. Etwas kürzer ist die Chronik des Chores des Schott-Gymnasiums. Fünf Jahre besteht der 25 Sänger zählende Sangesbund aus Schülern ab Klassenstufe acht und ehemaligen Schülern. Unter der Leitung von Kathrin Peskova heimste der Chor zahlreiche Auszeichnungen ein, darunter den ersten Preis beim Daniel-Elster-Chorwettbewerb des Thüringer Sängerbundes, ein silbernes Diplom bei einem internationalen Chorwettbewerb in Italien sowie einen dritten Preis beim internationalen Chorwettbewerb in Wien.

Am 31. März werden rund 50 Orchestermitglieder und 20 Chorsänger das Programm bestreiten - mal gemeinsam, mal mit Soloauftritten.


18.03.2007   
Literaturtage in Ranis als Fortbildung anerkannt
Literaturtage in Ranis als Fortbildung anerkannt

Lese-Zeichen e. V. rechnet mit mehr Lehrern
Ranis (OTZ/mko). Die Thüringer Literatur- und Autorentage 2007 auf Burg Ranis sind als Lehrerfortbildungsveranstaltung anerkannt worden. Das bestätigte gestern der veranstaltende Lese-Zeichen e. V. aus Jena.

Das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (Thillm) in Bad Berka habe die Anerkennung "sehr unbürokratisch" erteilt, freute sich dankbar Dr. Martin Straub, Geschäftsführer des Vereines. Er hofft, dass vom 14. bis 17. Juni zur zehnten Auflage des Festivals mehr Deutschlehrer als in früheren Jahren den Weg auf die Burg finden. Mit über zwanzig teils namhaften Autoren unterschiedlicher Generationen, mit verschiedenen Genres und einer breiten Palette an Themen bieten die Literaturtage "sehr viele Anregungen für den Unterricht" an, so Dr. Martin Straub.

Die Idee, die Literaturtage als Fortbildung anerkennen zu lassen, hatte Andreas Berner, Vorsitzender des Lese-Zeichen e. V. und selbst Deutschlehrer. Seinen Kollegen kann er die Literaturtage als "neue Art der Weiterbildung" empfehlen und vom Verein aus ist es sein Ziel, Thüringer Autoren bekannter zu machen.

Die Literaturtage bieten den Lehrern "aktuelles Wissen" an, sagte Manuela Metscher, Fachreferentin für Deutsch beim Thillm. Dieses Wissen sei für die Pädagogen und in der Folge für die Schüler "sehr wichtig". So will das Thillm über die Deutsch-Fachberater in ganz Thüringen auf die Literaturtage hinweisen.


20.03.2007   
Ein Gelber Engel hilft Pößnecker Förderschülern
Ein Gelber Engel hilft Pößnecker Förderschülern

ADAC-Aktion unterstützt Verkehrserziehung
Pößneck (K.B.). Spannende und sehr lehrreiche Unterrichtsstunden auf dem Radweg bei Schweinitz hatten die Klassen 5 und 6 des Förderzentrums Johann Heinrich Pestalozzi Pößneck am Donnerstagvormittag. Das Programm "Achtung Auto" trägt wesentlich dazu bei, Schülerinnen und Schülern, vor allem der fünften Jahrgangsstufe, kritische Situationen im alltäglichen Straßenverkehr zu verdeutlichen, Unfallgefahren zu erkennen und durch vorausschauendes Handeln richtig zu reagieren.

In zwei Schulstunden hatten die Mädchen und Jungen die Gelegenheit, mit Uwe Dilßner, Moderator des Automobilclubs Deutschland, wahre Verkehrssituationen zu erleben. In einem theoretischen und einem praktischen Teil haben die 15 Kinder den Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit, Reaktionszeit und Bremsweg kennengelernt. Dazu malte der Gelbe Engel vom ADAC eine Situation aus der Praxis auf den Radweg und die Schüler diskutierten mit ihm darüber.

Im praktischen Teil war körperlicher Einsatz gefragt. Der Bremsweg wurde simuliert und anschaulich gemacht. Dazu mussten die Kinder eine Strecke von zehn Metern rennen und plötzlich, nach dem Abwinken mit einer Flagge, zum Stehen kommen. Anhand von Markierungen auf der Straße konnten die Kinder sehen, welcher Weg bis zum Stehen erforderlich war.

Zum Abschluss durften die Schülerinnen und Schüler im ADAC-Aktions-Auto mitfahren. Dabei haben sie gelernt, dass das Anschnallen bei einer Vollbremsung eine lebensrettende Bedeutung hat. Ferner erhielten sie von Uwe Dilßner Sticker und ein Faltblatt, für jedes Klassenzimmer gab es außerdem ein Poster mit der Teilnahmebestätigung an dieser Aktion.

Der Automobilclub Deutschland führt die Aktion "Achtung Auto" bundesweit durch und für Schulen sogar kostenlos. Pro Jahr nehmen an diesem Programm über 115 000 Schülerinnen und Schüler teil, war zu erfahren. Die Aktion ist ein wertvoller Beitrag zur Verringerung von Verkehrsunfällen.


18.03.2007   
Gift- und Heilpflanzen kennen lernen
Gift- und Heilpflanzen kennen lernen

Auftakt der monatlichen Vortragsreihe mit Pflanzen zum Anfassen am Mittwoch
Remptendorf (Triebel). Aufgrund einiger Vergiftungsfälle in den vergangenen Jahren an Schulen in Thüringen und fehlender Kenntnisse um die Giftigkeit verschiedener Pflanzen der Region möchten die Naturführerinnen Birgit Grote und Alexandra Triebel den Bürgern einige typische Pflanzen aus Haus und Hof näher bringen. Viele Heil- oder Zierpflanzen in hiesigen Gärten können auch unerwünschte Reaktionen bei Menschen und insbesondere bei Kindern auslösen.

Speziell Eltern, Großeltern, Gartenbesitzer und Pädagogen sollen in der Veranstaltungsreihe der Volkshochschule auch ohne Vorkenntnisse ihr Wissen erweitern und zumindest die wichtigsten Giftpflanzen sowie die Unterscheidung zu ungiftigen ähnlichen Pflanzen kennen lernen. Dazu werden einmal im Monat ausgewählte Kräuter oder Sträucher vorgestellt und zur besseren Unterscheidung am lebenden Exemplar Erkennungsmerkmale gezeigt. In Pflanzenportraits werden neben anderem Inhaltsstoffe und ihre Heil- und Giftwirkung dargestellt. Es wird auch auf mögliche Vergiftungserscheinungen und Gegenmaßnahmen verwiesen.

In der Auftaktveranstaltung am Mittwoch, 21. März, wird zunächst eine Übersicht über Pflanzen gegeben, die man im Umfeld von Kindern meiden sollte. Weiterhin werden einige Pflanzen behandelt, die im März blühen wie Buschwindröschen, Nieswurz, Seidelbast oder Narzissen. Tipps zur vorhandenen Literatur und für die Hausapotheke runden den ersten Abend ab.

Das erste Treffen wird ab 19 Uhr in der Kräuterstube in Remptendorf, Schleizer Str. 40, durchgeführt und dauert circa anderthalb Stunden. Die weiteren Veranstaltungen werden bei großer Nachfrage eventuell an einen anderen Ort verlegt. Die Termine werden am ersten Abend mit den Teilnehmern abgestimmt.

Anmeldungen sind an Frau Grote, Tel./Fax 036640/2 26 05, oder an Frau Triebel, Tel. 036643/2 20 20, oder per mail an ipbt@freenet.de zu richten.


18.03.2007   
Beste Naturwissenschaftler zu Gast in der Schillerschule
Beste Naturwissenschaftler zu Gast in der Schillerschule

Die Mannschaft der Doebereinerschule  Schwarza erreicht  mit  Marco Ludwig, Robert Krompholz und Christoph Nestler (v.l.) einen guten sechsten Platz. Fachberater  Hans-Jürgen Henning  schaut den Schülern über die Schulter.   (Foto: H.Gerlach)
Die Mannschaft der Doebereinerschule Schwarza erreicht mit Marco Ludwig, Robert Krompholz und Christoph Nestler (v.l.) einen guten sechsten Platz. Fachberater Hans-Jürgen Henning schaut den Schülern über die Schulter. (Foto: H.Gerlach)
Olympiade zum Thema Wasser mit zwölf Mannschaften - Gastgeber am Ende auf Platz zwei hinter Kaulsdorf
Rudolstadt (OTZ/H.G.). Wie schon in der Vergangenheit war die Schillerschule Rudolstadt auch in diesem Jahr Gastgeber für die Olympiade Naturwissenschaften der Regelschulen. Immer wieder führt das Staatliche Schulamt Rudolstadt diesen Wettstreit in der einstigen Kaserne durch. Hier gibt es in Form der sehr gut ausgestatteten Fachunterrichtsräume Biologie, Chemie und Physik beste Bedingungen. Außerdem unterrichtet Hans-Jürgen Henning, einer der drei Fachberater, die den Wettbewerb organisieren, an der Schule. An Hennings Seite sind Carola Gorke (Schulamt) und Meik Däumler (Arnstadt) tätig.

Diesmal drehte sich alles um das Thema Wasser. Um die damit verbundenen Aufgaben zu lösen, mussten die Teilnehmer aus zwölf Schulen Wissen aus allen naturwissenschaftlichen Fächern einschließlich Geografie abrufen und somit fachübergreifende Kenntnisse nachweisen. Zudem wurde Teamarbeit groß geschrieben. "Das ist sowohl ein Anspruch, als auch ein Vorteil, denn die jungen Leute müssen sich beraten, Lösungsvarianten diskutieren, können aber auch ihre Stärken einbringen und eventuelle Schwächen in der Gruppe kompensieren", betont Hans-Jürgen Henning.

Vier Stunden hatten die Olympioniken Zeit, die Probleme zu bearbeiten. Am Ende erwies sich die Regelschule Kaulsdorf als die beste Mannschaft. Knapp dahinter kamen mit den Regelschulen "Geschwister Scholl" Saalfeld und der Schillerschule, die von der Jury beide auf Platz zwei gesetzt wurden, zwei weitere Bildungseinrichtungen aus dem hiesigen Landkreis ein. Mit wenigen Punkten Abstand folgten die Regelschulen Ichtershausen, Sitzendorf, Stadtilm und die Rudolstädter Doebereinerschule.

Sichere Kenntnisse haben die Schüler beim Umgang mit dem Atlas bewiesen. Auch beim Mikroskopieren hätten sie Fortschritte erkannt, waren sich die Lehrer in einer ersten Bewertung einig. Gefallen habe, mit welchem Ideenreichtum die Aufgaben gelöst wurden. Schwierigkeiten hätte es vielen Teilnehmern allerdings bereitet zu erkennen, was die Aufgabenstellungen verlangten. "Das ist offensichtlich ein Problem der Lesekompetenz und zeigt, dass wir auch im naturwissenschaftlichen Unterricht immer wieder an der Ausprägung dieser Fähigkeit arbeiten müssen", machte sich der Schillerschullehrer zum Sprecher seiner Kollegen.

Dem Thema angemessen, winkte allen Teilnehmern, unabhängig vom Abschneiden, ein Ticket für das Erlebnisbad Saalemaxx. Dies war dank der Unterstützung durch die Schulverwaltungsämter der Stadt Rudolstadt und des Landkreises möglich.


20.03.2007   
Jogger trifft Dinosaurier im Kinderkonzert
Jogger trifft Dinosaurier im Kinderkonzert

Theater lädt in Saalfeld und Rudolstadt ein
Saalfeld/Rudolstadt (OTZ). Zu einem abenteuerlichen Kinderkonzert lädt das Theater Rudolstadt am morgigen Mittwoch um 9 Uhr in den "Meininger Hof" Saalfeld und am kommenden Donnerstag um 9 und 11 Uhr ins Große Haus des Theaters in Rudolstadt ein.

Zwei Stücke stehen auf dem Programm, die bei kleinen Zuhörern - so heißt es in einer Mitteilung des Theaters - garantiert die Begeisterung für sinfonische Musik wecken. Zunächst gibt es von Benjamin Britten einen "Kleinen Orchesterführer" für junge Leute, der auf sehr unterhaltsame Weise die einzelnen Instrumentengruppen und ihre Funktion in einem Orchester vorstellt. Anschließend steht "Der Jogger und der Dinosaurier" von Morton Gould auf dem Programm. Ein kleiner Junge behauptet, mitten in New York einen lebendigen Dinosaurier gesehen zu haben. Erst habe er sich mächtig gefürchtet, aber dann hätte er mit dem Dino-Saurier sogar Freundschaft geschlossen. Und schließlich hätte der Dinosaurier sogar richtig angefangen zu tanzen.

Morton Gould hat eine ganze Fülle unterhaltsamer, tänzerischer Musik für Kinder geschrieben, die von mitreißenden lateinamerikanischen Rhythmen beeinflusst ist. Die Musik ist sehr plastisch und macht die Geschichte ganz leicht für Kinder nacherlebbar. So hört man geradezu die hallenden Laufschritte des Joggers auf der leeren Straße, kann seinen Schreck beim Anblick des Ungetüms nachempfinden und wird schließlich von der Tanzlust des Urviehs angesteckt. Klaus Teigel schlüpft in die Rolle des Joggers.

Das Konzert steht unter Leitung des Chefdirigenten der Thüringer Symphoniker, Oliver Weder. Am Ostermontag steht es um 15 Uhr noch einmal als Familienkonzert auf dem Programm.


19.03.2007   
Gesundheitstag an der Doebereiner-Schule
Gesundheitstag an der Doebereiner-Schule

An der Schwarzaer Doebereiner-Schule wird alles für ein gesundes Frühstück vorbereitet.<p>  (Foto: Kllaus Förster)
An der Schwarzaer Doebereiner-Schule wird alles für ein gesundes Frühstück vorbereitet.

(Foto: Kllaus Förster)

Fit-Mobil macht zum zweiten Mal Station
Rudolstadt (OTZ/K.F.). Zum zweiten Mal machte dieser Tage das Fit-Mobil der Deutschen Gesellschaft für Ernährung an der Doebereiner-Schule in Rudolstadt-Schwarza Station.

Der verantwortliche Leiter des Projektes "Gesunde Ernährung und Bewegung" kannte den Weg schon aus dem Vorjahr, als das erste Mal die fünften und sechsten Klassen diesen Unterrichtstag gestalteten. Bevor er eintraf, stimmten sich die 35 Schüler schon mal mit einem Zweifelderball-Spiel auf diesen Tag ein. Danach holten sie die verschiedensten Sportgeräte aus seinem Mobil und verteilten diese in der Sporthalle.

Dann kam die praktische Küchenarbeit ins Spiel. Sechs Mädchen hatten mit ihren Klassenlehrerinnen Zutaten für ein gesundes Frühstück eingekauft, nachdem die Klassen sich im Vorfeld für jeweils zwei Rezepte entschieden hatten.

Im Anschluss ging es im Speisesaal gemeinsam an die Arbeit. Apfelsinen und Bananen mussten geschält, Äpfel, Radieschen und Weintrauben gewaschen, Brot, Käse und Wurst geschnitten, Milch, Wasser und Früchte püriert und Milch mit Bananen vermixt werden. Dann kam alles auf Spieße, Brotscheiben, in Schüsseln und Kannen - und fertig waren leckere Powerhäppchen, Fruchtspieße, Bananenmilch und Fitness-Shakes. Alles wurde als Bufett angerichtet, und es ging ans gemeinsame Frühstück, das - den wenigen Resten nach zu urteilen - allen vortrefflich geschmeckt hat.

Nach einer kurzen Hofpause mit dem seit dem Beginn des Schuljahres vorhandenen Spielwagen teilten sich die Klassen in ein Bewegungs-Wissensquiz und die Spielgeräte in der Turnhalle, wobei vor allem die Schwungtücher als Form des gemeinsamen Spielens zum Einsatz kamen. Unterstützt wurden die Zehn- bis Zwölfjährigen dabei von Beate Breuer vom Kreissportbund, die ihre Erfahrungen aus einer frischen Fortbildung gleich anwenden konnte.

Zum Abschluss traf man sich noch einmal in der Turnhalle, wo der Projekt-Chef den Tag auswertete und mit Klassen-Plakaten zu einem Frühstück- und Bewegungscup aufrief.


19.03.2007   
Eine Woche Training: Schritt für Schritt zur Lösung
Eine Woche Training: Schritt für Schritt zur Lösung

Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Lösung: Streitschlichter aus Saalfeld, Gera und Hermsdorf bereiten sich im Schullandheim Gera-Lusan auf ihre Aufgaben vor.
Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Lösung: Streitschlichter aus Saalfeld, Gera und Hermsdorf bereiten sich im Schullandheim Gera-Lusan auf ihre Aufgaben vor.
Schülerinnen und Schüler aus Saalfeld, Gera und Hermsdorf lernen Streitereien auf dem Schulhof zu schlichten
Von Petra Lowe Gera/Saalfeld. Ganz vorsichtig betritt Sabrina ein Brett, das ihr als Boje auf dem imaginären Meer vor dem Geraer Schullandheim dient. In Schlangenlinie folgen ihr Schüler, einer nach dem anderen von Brett zu Brett.

Die 18 jungen Leute aus Saalfeld, Gera und Hermsdorf eint eine Aufgabe, die sie mit Leidenschaft und solchen Wiesenspielen zu meistern versuchen. Sie sind Streitschlichter, die zur Ausbildung nach Gera gekommen sind, und ihre erste Lektion heißt: Nur mit der Hilfe des anderen, nur mit der Balance zwischen den Akteuren, gelangt man zum Ziel. Das Erasmus-Reinhold-Gymnasium in Saalfeld, das Förderzentrum Am Brahmetal und die Regelschule Hermsdorf haben ihre "Schüler im besonderen Einsatz" für eine Woche nach Gera geschickt, damit sie dort für ihre Schlichteraufgabe fit gemacht werden. Zwei Trainer sorgten für die theoretischen und praktischen Herausforderungen. Initiiert und organisiert haben das Kursangebot die Pädagogische Werkstatt "Globales Lernen" und das Schulamt. Auch das Kultusministerium spendierte 3170 Euro für die Trainerkosten.

"Die Jugendlichen lernen hier die Kooperation, das miteinander Reden und sie lernen, neutral zu sein", nennt Trainerin Katharina Key Ziele der Ausbildung. Gerade letzteres falle den jungen Leuten schwer, oftmals würden die Schüler ihre eigene Meinung mit ins Gespräch bringen. Doch das löse den Konflikt nicht. Die Streitparteien sollten selbst erkennen, was geschehen sei und wie es dem anderen dabei gehe, meint sie. Zwar lassen sich Konflikte mitunter schneller lösen, wenn man erst einmal darüber spricht, doch so ein Schlichtergespräch folgt Regeln: Jeder muss seinen Standpunkt formulieren können. Der andere hört zu. Manchmal stecken hinter den Streitereien jedoch tiefere Probleme. Dahinter müssen die jungen Streitschlichter steigen. Erst dann können Lösungen erarbeitet werden. "Die allerdings müssten die Streitenden selbst finden. Wege, sie dorthin zu führen, lernen die Streitschlichter im Kurs", so die Trainerin.

Immer mehr Schulen nutzen die Möglichkeit solcher Streitschlichtung. Wenn Kinder und Jugendliche ihre Konflikte untereinander lösen, ist es oftmals besser, als wenn sich ein Lehrer einmischt. Die Schüler finden schneller einen Draht zueinander. Dabei ähneln sich die Konflikte auf den Schulhöfen und in den Klassenzimmern dem Grunde nach. Das ist auch im Kurs zu spüren, der Schüler aus Förderzentrum, Regelschule und Gymnasium zusammengeführt hat. Von den Erfahrungen des jeweils anderen kann profitiert werden.

Die 13-jährige Lisa Kröhnke vom Förderzentrum ist dankbar für die Tipps, wie man auf die Streitenden zugeht. Sie sei dabei oft nicht sicher genug. Für die 16-jährige Sabrina Klöppel aus Hermsdorf ist es eher die Versuchung, keinen eigenen Lösungsvorschlag zu unterbreiten. Das sei manchmal schwer. Mitschüler Tom Becker und sie berichten von einem schwierigen Schlichtungsfall. "Eine Schülerin wollte aus einer Clique raus und wurde dafür von einer anderen gemobbt", erzählt Sabrina. Es sei schwer gewesen, beide zum Gespräch zu bekommen, bestätigt Tom. Letztlich habe man aber eine Lösung gefunden. "Gemobbt wird nicht mehr, die beiden gehen sich aus dem Weg." Manchmal ist eben das das Beste. (Foto: OTZ/Petra Lowe)


20.03.2007   
Kinder inspirieren Buchautor
Kinder inspirieren Buchautor

Detlef Berge liest in Grundschule Tanna aus seinem Manuskript
Von Simone Zeh Tanna. Zusammen mit der Haselmaus Rudi und dem Hasen Gustaf, Autor Detlef Berge und Lehrerin Bärbel Gläsel "unternahmen" die Grundschüler der Klasse 2 a gestern eine geistige Wanderung an die Tannaer Leitenteiche, weiter nach Zollgrün in den Spielwald und nach Kulm.

Wohin dann der Weg führt, ist derzeit allerdings noch ungewiss. Im Deutschunterricht der Klasse 2a der Tannaer Grundschule las Detlef Berge aus seinem Manuskript für sein angehendes Kinderbuch. Er beteiligt die Kinder nämlich direkt an dem Buchprojekt und lässt sich von den kleinen Leuten inspirieren. Tessa, Thomas, Michelle und die anderen Kinder finden sich und ihre Erlebnisse in dem Buch selbst wieder, aber aus der Perspektive der Tiere gesehen. Wichtig ist Lehrerin Bärbel Gläsel und Detlef Berge dabei, dass die Schüler ihre Heimat besser kennen lernen, wie zum Beispiel den Tannaer Marmorbruch oder die Riesenschaukel am Rosenbühl. Aber sie sollen auch Gefahren erkennen, beispielsweise beim Überqueren der Straße in Zollgrün, auf der stets ein reger Kraftverkehr herrscht. Interessantes Wissen, beispielsweise wie ein Echo entsteht, erfahren die Kinder genauso wie die Notwendigkeit von Umweltschutz und dass es Menschen gibt, die Ameisenhaufen zerstören. Eine Besonderheit ist, dass die Kinder der 2a das Buch mitgestalten. Sie malen nämlich die Illustrationen für das Kinderbuch.


19.03.2007   
Autor beteiligt Kinder an seinen Buchprojekten
Autor beteiligt Kinder an seinen Buchprojekten

Detlef Berge in Tanna.
Detlef Berge in Tanna.
Klasse 2 a malt Illustrationen und Cover
Tanna (Zeh). Auf die Idee, zusammen mit der Klasse 2a ein Buch entstehen, sich von den Kindern inspirieren zu lassen, kam Detlef Berge, der aus Jena stammt, in Nürnberg arbeitet und in Tanna wohnt, vor etwa einem Jahr. Als Papa einer Schülerin besagter Klasse nahm er beispielsweise an einem Klassenausflug an die Leitenteiche nahe Tanna teil. Dieses und andere Erlebnisse mit den Kindern finden sich in dem Buch wieder, darüber schreibt der Autor, der sich selbst als Poet und Schreiberling bezeichnet. Aber Detlef Berge schreibt nicht direkt von den Erlebnissen der Kinder, sondern wie die Haselmaus, der Hase und der Igel diese erleben oder beobachten.

Gestern erfuhr Detlef Berge nun direkt, wie die Resonanz auf sein entstehendes Buch ist, und zwar von der Zielgruppe, die ihm wichtig ist, die Kinder. Nicht zuletzt wegen der in der Region angesiedelten Geschichten erlebten die Mädchen und Jungen die Abenteuer der Tiere direkt mit, lachten an lustigen Stellen, wenn die Tiere Spaß hatten, waren traurig und fieberten mit, wenn die Tiere vom Regen ganz nass wurden oder nur schwerlich die Straße überqueren konnten, weil so viele Autos daher kamen.

Die Resonanz auf sein Manuskript hätte er sich nicht besser vorstellen können, sagte gestern Detlef Berge. In diesem Jahr noch soll das Buch über die Haselmaus Rudi veröffentlicht werden, hofft der Autor. Die Schüler der 2 a malen die Bilder dazu und haben jede Menge Spaß dabei. Sogar das Cover gestalten die kleinen Leute selbst.

Detlef Berge schreibt aber neben Kindergeschichten auch einen Roman und Gedichte. Über letztere und das Thema körperliche Gewalt sprach er gestern in der Klasse 9 der Regelschule in Tanna.


19.03.2007   
Kleine Schule weckt großes Interesse
Kleine Schule weckt großes Interesse

Regelschule Ziegenrück stellt sich neuen Schülern vor - Tag der offenen Tür gut besucht
Von Sandra Smailes Ziegenrück (OTZ). Zeifellos ist die Ziegenrücker Regelschule eine schöne Schule. Damit ist nicht nur die Umgebung, sondern auch das Leben im Gebäude gemeint. Davon konnten sich interessierte Bürger zum Tag der offenen Tür am Samstag überzeugen.

Vor allem den zukünftigen Realschülern, also Jungen und Mädchen, die in die fünfte Klasse kommen, und deren Eltern sollte die Möglichkeit gegeben werden, die Schule kennenzulernen. Sie, aber auch ehemalige Schüler und andere Gäste nutzen die Gelegenheit, sich im Anwesen umzusehen. Bereits bei der Begrüßung und beim Rundgang wurde der familiäre Charakter deutlich. Dies wirkt einladend, rührt aber auch aus einem Makel: Entscheidungsträger im Schul- und Landratsamt stufen die Schule als zu klein ein. Es werden zu wenig Schüler unterrichtet.

Noch vor wenigen Wochen hatten selbst einige Schüler, Lehrer und Eltern nicht geglaubt, dass in Ziegenrück weiter unterrichtet werden kann. Weil dies zumindest für das Schuljahr 2007/2008 erreicht ist, schien der Samstag nicht nur wie ein Schnuppertag, sondern auch wie eine Dankesfeier.

Im Speiseraum war ein Kuchenbufett aufgebaut, und während Schulleiter Hartmut Richter die überschaubare Lehrerschaft den Gästen vorstellte, wurde Kaffee gekocht und Kuchen gerichtet. Im Vordergrund stand allerdings zu zeigen, wie abwechslungsreich Unterricht sein kann. Dass die Schule von den Mädchen und Jungen gern besucht wird, war während eines Rundganges leicht erkennbar: im Computerkabinett, dem Raum des Schülerfunks, im Lesegarten, an der Kräuterschnecke, auf dem Hartplatz, dem Sportfeld und am Insektenhotel wurde deutlich, warum alle an ihrer, wie Schulleiter Hartmut Richter betonte "lebhaften, gesunden Schule im Grünen" hängen.


19.03.2007   
Ziegenrück wirbt voller Optimismus um Schüler
Ziegenrück wirbt voller Optimismus um Schüler

Schulleiter Hartmut Richter zählt Vorteile auf
Ziegenrück (OTZ/smailes). Ein optimistisch gestimmter Schulleiter begrüßte am Samstag zum Tag der offenen Tür die Gäste in der Ziegenrücker Regelschule.

Noch vor wenigen Wochen hatten viele Menschen geglaubt, die Regelschule erlebt das nächste Schuljahr nicht. Doch eine Gegenstimme verhinderte in der Kreistagssitzung die vorgesehene Schließung am Ende dieses Schuljahres.

"Es hat uns schon nicht mehr gegeben, denn Schulamt und Landratsamt hatten mit der Schließung gerechnet. Für Grundschüler, die nun in die fünfte Klasse kommen und in eine Regelschule wechseln, stand die Möglichkeit Ziegenrück schon gar nicht mehr. Wir müssen nun werben und eine fünfte Klasse zusammenstellen", erzählt Hartmut Richter. Elf Schüler seien bisher angemeldet. Doch nach Information des Schulleiters sei eine Anmeldung weiterhin möglich, und das stimmt ihn und seine Kollegen durchaus zuversichtlich.

"Die Schließungsdiskussion hat uns Zeit gekostet, jetzt wollen wir für unsere Schule werben", sagt er. Auch die bedrohlich niedrige Schülerzahl verdirbt ihm nicht den optimistischen Blick in die Zukunft. Denn er ist überzeugt, dass die Schule mit anderen Werten punktet: "Unsere Schüler schneiden bei Mathe- und Englischolympiaden, Wettbewerben und Wissenstests sehr gut ab. Wir hatten in den vergangenen zehn Jahren keine Durchfaller bei Prüfungen, und es gibt kaum Gewalt an unserer Schule", macht er die für ihn zählenden Vorteile seiner kleinen Schule deutlich.

Für die nächsten Jahre sieht er den Schulstandort schon aus zwei Gründen gesichert: "Will man uns an den Kragen, dann müssen auch andere Schulstandorte in Frage gestellt werden. Aber so lange es keine Schulnetzplanung gibt, ist es unklug, Schulen zu schließen. Außerdem spart eine kleine Schule langfristig doch auch Geld ein. Unsere Schüler brauchen keine Sozialarbeiter, denn sie wachsen ohne Aggressionen auf."Es hat uns schon nicht mehr gegeben, denn Schulamt und Landratsamt hatten mit der Schließung gerechnet.

Schulleiter Hartmut Richter


19.03.2007   
Besucheransturm zum Tag der offenen Tür
Besucheransturm zum Tag der offenen Tür

Wahre Menschentrauben wälzten sich am Freitag zum Tag der offenen Tür durch die mit hohem Aufwand sanierte Schule.
Wahre Menschentrauben wälzten sich am Freitag zum Tag der offenen Tür durch die mit hohem Aufwand sanierte Schule.

Seit 1990 rund 6,5 Millionen Euro in Generalsanierung der Schleizer Goetheschule investiert
Schleiz (W. Schubert). Also eins muss man den Schleizern lassen, das Interesse an der Geschichte ihrer Stadt ist enorm. Davon zeugen nicht nur die traditionellen historischen Stadtgänge. Am Freitag war es die mehr als 100 Jahre alte Goetheschule, die nach erfolgreicher Generalsanierung zum Tag der offenen Tür wahre Massen in ihre historischen Mauern lockte. Seit 1990 wurden in das Schulgebäude in mehreren Etappen rund 6,5 Millionen Euro investiert. Beim Rundgang durch die modernisierten Klassen- und Funktionsräume konnten sich die aus mehreren Generationen bestehenden Besucher anschaulich davon überzeugen, dass das historische Flair des Schulgebäudes trotz umfassender Modernisierung im Wesentlichen erhalten blieb. Ebenso hat man bei den Bauarbeiten, die in der Regel bei laufendem Schulbetrieb stattfanden, alle Auflagen des Denkmalschutzes konsequent eingehalten. Unterm Strich ist mit der jetzt abgeschlossenen Sanierung im wahrsten Sinne des Wortes eine neue Schule in alten Mauern entstanden, in der mehr als 300 Schüler in 15 Klassen weitgehend optimale Lernbedingungen vorfinden. Einmalig für den Kreis ist die Mini-Sternwarte für den Astronomieunterricht. Das Lehrerteam und Mitglieder der Schülerfirma hatten sich wirklich sehr gut auf den riesigen Besucheransturm vorbereitet. Auch Mitglieder des Schulfördervereins hatten sich im Vorfeld sehr bei der Ausgestaltung der Schule engagiert. Die Besucher lernten am Freitag praktisch das gesamte Unterrichtsspektrum in den neuen Fachkabinetten kennen, zu denen auch ein modernes Computerkabinett mit 28 Rechnern gehört. Aktiv waren der Chor, die Laienspielgruppe und andere Arbeitsgemeinschaften. Unter den Gästen befanden sich auch zahlreiche Eltern, deren Kinder mit Beginn des fünften Schuljahres von der Grundschule in die Regelschule wechseln.


18.03.2007   
Integrative Lerntherapie als Hilfe zur Selbsthilfe
Integrative Lerntherapie als Hilfe zur Selbsthilfe

Vortrag ist am 12. April in Moßbach geplant
Moßbach (OTZ). Die Elterngruppe für (hoch-)begabte Kinder lädt am 12. April um 19 Uhr zu einem Vortrag mit dem Thema "Integrative Lerntherapie als Hilfe für das hochbegabte Kind mit Lernschwierigkeiten" (Teil II) in den Gasthof "Deutscher Hof" nach Moßbach ein.

Wie aus einer entsprechenden Presseinformation hervorgeht, wird der Referent wieder Dipl. Päd., Dipl. Psych. Josef Nyri aus Erfurt sein. "Er besitzt eine Privatpraxis und gehört dem Fachverband integrative Lerntherapie e.V. an", teilte Geertje Pohle von der besagten Elterngruppe weiter mit.

Die integrative Lerntherapie hilft Kindern, Jugendlichen und in Einzelfällen auch Erwachsenen, die trotz ausreichender Beschulung Lernstörungen entwickelt haben. Ihre Lernerfahrungen sind häufig von Misserfolgen, Frustration und Angst geprägt. Die Eltern fühlen sich überfordert und reagieren u.a. mit verstärktem Druck, Überbesorgtheit, Wut, Schuldgefühlen und Schuldzuschreibungen.

Diese Kinder und Jugendlichen reagieren mit Angstblockaden bis hin zu somatischen Beschwerden, aggressiven Verhalten oder sozialem Rückzug. Die integrative Lerntherapie trägt zur Wiederherstellung einer "positiven Lernstruktur" bei. Der Lerntherapeut zeigt Lösungswege auf, die von allen Beteiligten mitgestaltet werden. Integrative Lerntherapie ist immer Hilfe zur Selbsthilfe. Alle Interessenten sind herzlich eingeladen.


18.03.2007   
Förderverein der Regelschule tagt heute
Förderverein der Regelschule tagt heute

Treffpunkt "Reussischer Hof"

Schmölln (OTZ). Die Mitglieder des Vereins der Förderer und Freunde der Staatlichen Regelschule "Am Eichberg" Schmölln treffen sich am heutigen Montag, dem 19. März, um 19 Uhr, im Reussischen Hof zu ihrer turnusmäßigen Zusammenkunft.


18.03.2007   
Heute erste Sportgala im Stadtrodaer Gymnasium
Heute erste Sportgala im Stadtrodaer Gymnasium

Höhepunkt im Jubiläumsjahr
Stadtroda (OTZ). Wenn heute aus Anlass des 100. Schulhaus- Geburtstages im Staatlichen Gymnasium "Johann Heinrich Pestalozzi" in Stadtroda eine Sportgala steigt, ist das auch die große Stunde für die Tanzgruppen. So wie die Turner, Jongleure, Spieler und Kampfsportler wollen auch die Tänzer zeigen, was sie sich im Unterricht und im außerunterrichtlichen Sport angeeignet haben. Die Aufregung der Mädchen und Jungen ist natürlich groß.

Aber sie haben sich gut vorbereitet. Da die wöchentliche Trainingszeit von drei Stunden nicht ausreicht, fuhren die Tanzgruppen zusätzlich für drei Tage in die Jugendherberge Bad Sulza. Dort wurde noch einmal intensiv für die Sportgala trainiert. Für keines der 22 Mädchen war es ein Problem, dass dafür auch ein Wochenende herhalten musste. Im Gegenteil, lieber wäre ihnen eine ganze Woche gewesen.

Denn neben dem täglichen Übungspensum gab es natürlich auch genügend Spaß und zur Muskellockerung einen Besuch in der Toskana-Therme von Bad Sulza.

Ob sich die Mühe gelohnt hat, wird sich dann heute Abend zeigen.

Die Veranstaltung mit einem bunten und unterhaltsamen Sportprogramm, zu der neben Mitschülern, ehemaligen Gymnasiasten, Eltern und Verwandten auch interessierte Bürger herzlich eingeladen sind, beginnt um 19 Uhr.


20.03.2007   
Leckere Häppchen und Infos zur Ausbildung
Leckere Häppchen und Infos zur Ausbildung

 Seehotel-Azubi Saskia Kreuzer informiert den 16-jährigen Martin Jülke aus Triebes über eine Ausbildung in dem Zeulenrodaer Hotel.  (Foto: OTZ/R. Mailbeck)
Seehotel-Azubi Saskia Kreuzer informiert den 16-jährigen Martin Jülke aus Triebes über eine Ausbildung in dem Zeulenrodaer Hotel. (Foto: OTZ/R. Mailbeck)
Rund 50 Interessierte zum Tag der offenen Berufsschule in Zeulenroda
Zeulenroda-Triebes (OTZ/rom). Mit einer Premiere fand der zweite diesjährige Tag der offenen Berufsschule am Sonnabend in Zeulenroda statt. Mehrere Ausbildungsträger wie das Seehotel, die Handwerkskammer und der Greizer Bildungsträger ProTeGe kamen erstmals in die Greizer Straße. Mitgebracht hatten dabei die ProTeGe-Nachwuchsköche leckere Häppchen-Platten, die auf großes Interesse stießen.

"Am Vormittag war es richtig voll", berichtete Kathrin Söll von der Berufsschule. Insgesamt schauten um die 50 Interessierte vorbei. Einer davon war Martin Jülke. Der 16-Jährige wollte sich nach einer Koch-Lehre im Seehotel erkundigen: "Mir hat der Tag auf jeden Fall etwas gebracht. Für mich ist das eine wichtige Informationsquelle bei der Wahl der Ausbildung", war sein Fazit.

Das Seehotel hat zwar selbst eigentlich genügend Bewerber. "Aber wir wollen auch künftig in der Region präsent sein", begründete Maritta Wich von der Personalabteilung die Präsenz in der Berufsschule. "Am meisten wurden wir zu den Ausbildungsinhalten oder zum dualen Ausbildungssystem gefragt", resümierte Seehotel-Azubi Saskia Kreuzer. Ähnliche Fragen beantwortete eine Etage tiefer Michelle Fröbisch. Sie stellte die Ausbildung Ernährung/Hauswirtschaft in der Berufsschule vor, welche sie im zweiten Lehrjahr besucht.

Beim Greizer Bildungsträger ProTeGe, der mehr als 100 Jugendliche und Erwachsene betreut, konnten sich Jugendliche etwa über die Ausbildung zum Koch oder Beikoch informieren. "Wir hätten uns mehr Interesse erwartet. Vielleicht liegt es ja daran, dass das erste Mal weitere Ausbildungsträger eingeladen wurden". resümierte Frank Stammfuß von ProTeGe. Wenn die Ausbildungspartner mitmachen, gibt es für Kathrin Söll durchaus eine weitere Auflage in der Berufsschule. Das Seehotel hat schon Interesse bekundet.


19.03.2007   
Ranzenparty macht Lust auf Schule
Ranzenparty macht Lust auf Schule

Abschlussbild der Modenschau mit den Models  Laura, Michelle, Anika, Michelle und Carsten (v.l.n.r.).  (Foto: Taft)
Abschlussbild der Modenschau mit den Models Laura, Michelle, Anika, Michelle und Carsten (v.l.n.r.). (Foto: Taft)
Veranstaltung in der Reimann-Grundschule kommt bei Eltern und Kindern an
Zeulenroda (Sabine Taft). "Wir sind sehr zufrieden mit der Resonanz auf unsere Ranzenparty, zirka 60 Eltern mit Kindern haben sich hier umgeschaut", freute sich am Sonnabend in der Reimann-Grundschule Anka Wieduwilt vom Geschäft duo Schreib & Spiel Zeulenroda. Dort fand zu dieser Zeit die Vorschulparty statt.

Besonders schön, dass auch an die Beschäftigung der Kinder gedacht wurde. So bestand die Möglichkeit, vor der Grundschule im Feuerwehrauto mit zu fahren. Auch das Kinderschminken, angeboten von Hair´n Style Coiffeure, wurde gut angenommen, so dass sich die Eltern in Ruhe die Stände anschauen konnten.

Es machte den Eltern sichtlich Spaß, sich die neuesten Informationen für den großen Tag ihrer Kleinen einzuholen: Ob nun nützliche Hinweise wie etwa das Erklären der Ampelfarben anhand von Basteleien oder die Gurtpflicht kindgerecht aufbereitet am Polizeistand. Dazu gab es leckere Schulanfängertorten der Konditorei Grube, die man auch probieren durfte.

Uhren und Kinderschmuck konnte man bei Schultz Uhren und Schmuck bestaunen und natürlich gab es alles rund um Zuckertüten, Schulranzen oder Sporttaschen beim duo Schreib & Spiel-Stand.

Ein Höhepunkt des Nachmittags war sicherlich die von Ralf Wieduwilt moderierte Nachwuchs-Modenschau, bei der von jungen Modellen gekonnt und keck Festliches, Schuhe und Sportkleidung vorgeführt wurde. Ina´s Schuhladen, Ypsilon Festmoden und das Geschäft Baby & Junior statteten die Models aus.


19.03.2007   
Thüringer Kinder haben das Wort
Thüringer Kinder haben das Wort

Weimar/Gera. (tlz) Thüringer Kinder haben das Wort. Sie sollen sagen, was ihnen auf den Nägeln brennt, welche Probleme vordringlich gelöst werden müssen. Zwei Kindergipfel - einer thüringenweit und einer in Weimar - sollen in diesem Jahr das Mitspracherecht der Kinder in Thüringen stärken.

Erstmals hat dazu am Wochenende ein 15-köpfiger Kinderrat getagt. Die Jungen und Mädchen aus ganz Thüringen sollen die Grundzüge des Zukunftsvertrages entwerfen, der am Ende des Thüringer Kindergipfels in Gera stehen soll. Bei der ersten Beratung kristallisierten sich dabei nach Angaben von Simone Rieth von den federführenden Naturjugendfreunden Thüringens die Themen Gewalt und Kinderrechte heraus. "Wir waren selbst überrascht, mit welcher Intensität das Thema Gewalt die Kinder beschäftigt", bilanzierte Rieth im TLZ-Gespräch. Es geht dabei um Gewalt auf der Straße, in der Schule und in den Medien. Außerdem wollen die Kinder ihre Rechte in der Gesellschaft einfordern. Das Motto des Kindergipfels unter Schirmherrschaft von Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU): "Kinder reden - Erwachsene hören zu."

Die TLZ, die Stadt Weimar und die Unicef Deutschland veranstalten in Weimar im Herbst unter Schirmherrschaft der deutschen Unicef-Präsidentin Heide Simonis einen Kindergipfel auf lokaler Ebene, dessen Ergebnisse aber aber beispielhaft für den Freistaat sein sollen.

i Mehr zum Thema lesen Sie in der Montag-Ausgabe der TLZ.


18.03.2007   Von Hartmut Kaczmarek
Der Abschied vom Schul-Kurssystem
Der Abschied vom Schul-Kurssystem

Erfurt. (tlz) Die Weichen für den Abschied vom Kurssystem an den Oberstufen der Thüringer Gymnasien sind gestellt. Thüringer Schüler sollen künftig wieder im Klassenverband zum Abitur geführt werden - allerdings wird der Unterricht flexibler sein und auch Kursangebote enthalten. Mitte April will das Kultusministerium seine konkreten Empfehlungen geben. Eins zeichnet sich jedoch jetzt schon ab: Die Wahlfreiheit an den gymnasialen Oberstufen wird eingeschränkt, Allgemeinbildung geht vor Spezialisierung, es wird mehr gemeinsamen Unterricht geben.

Das Kultusministerium hat in den vergangenen Wochen viel positive Resonanz auf die jetzt losgetretene Diskussion über die Schulreform in Thüringen erhalten. Eltern und Lehrerverbände stehen auf Seiten von Kultusminister Jens Goebel. Nur die Landesschülervertretung hat Bedenken angemeldet. "Wir wollen die Schüler in dieser Diskussion mitnehmen und ihnen die Chancen, die ein neues Modell bietet, aufzeigen," so der Sprecher von Kultusminister Goebel, Detlev Baer.

Am 27. März hat das Ministerium die Leiter aller Thüringer Gymnasien zusammengetrommelt, um mit ihnen über die weitere Entwicklung zu diskutieren. Rolf Busch, der Vorsitzende des Thüringer Lehrerverbandes, zeigte sich sehr froh, dass die Diskussion jetzt in Gang gekommen ist. Auch er ist dafür, ein Stück weit die Spezialisierung zurückzufahren.

! Mehr zu diesem Thema lesen Sie in der Dienstagausgabe der TLZ


19.03.2007   Von Hartmut Kaczmarek
Coole Technik für die Schule
Coole Technik für die Schule

Erfurt. (tlz) Einer Klasse des Gymnasiums Großengottern wurde bei einem Besuch der Umformtechnik Erfurt in der vergangenen Woche Lust auf "coole Technik" gemacht. Durch eine anschauliche Vorstellung der Arbeitsaufgaben und Tätigkeiten eines Ingenieurs - wie Entwicklung, Qualitätssicherung und Produktionsleitung - wurde das Interesse der Schüler am Ingenieurberuf geweckt. Fragen der Schüler wurden vor Ort von den Ingenieuren beantwortet. Für diese war der Schüler-Besuch nicht der erste. Bereits zum dritten Mal war das Pressenwerk Gastgeber für eine Veranstaltung im Rahmen der Initiative "Technik ist cool!".

Die Initiative wurde schon vor sechs Jahren vom VDI Thüringen und dem TÜV Thüringen e.V. ins Leben gerufen. Zur Umsetzung der Idee wurde durch die Initiatoren von "Technik ist cool!", ein Netzwerk Thüringer Unternehmen aufgebaut, zu dem mehr als 20 Unternehmen Thüringens gehören. Dieses Unternehmensnetzwerk organisiert für Schüler, Auszubildende und Lehrer ein Besuchs- und Informationsprogramm zu Ingenieurberufen.

Seit dem Start der Aktion nahmen bereits über 900 Schülerinnen und Schüler dieses Angebot wahr. Alle dabei entstehenden Organisations- und Reisekosten werden durch die teilnehmenden Firmen getragen.

@ Dass Technik cool ist, möchte die Initiative auch weiterhin allen Interessierten vermitteln. Nähere Informationen dazu unter Tel.: (01801)553311 (Ortstarif) oder im Internet auf der Seite: www.technik-ist-cool.de


20.03.2007   
Kreis baut Frühwarnsystem auf
Kreis baut Frühwarnsystem auf

Gotha. (tlz) Ein Frühwarnsystem für den Kinderschutz baut der Landkreis Gotha auf. Seit Ende vergangenen Jahres knüpft das Jugendamt ein Netzwerk, damit bereits bei den ersten Anzeichen einer Gefährdung von Kindern reagiert werden kann.

"Die Kevins sind nicht fern, Thörey und Sömmerda liegen an der Kreisgrenze", nennt Jugendamtsleiterin Simone Baumann Fälle der vergangenen Monate, die bundesweit Aufmerksamkeit erregten und Fragen aufwerfen. Eine der häufigsten Fragen: Was haben Behörden gegen das Leiden des kleinen Kevin in Hamburg getan, der übersät mit Knochenbrüchen tot im Kühlschrank seines Ziehvaters gefunden wurde?

"Kinderschutz ist schon immer eine Aufgabe des Staates", sagt Simone Baumann, aber "es ist auch gesamtgesellschaftliche Aufgabe." In der Pflicht sieht Baumann alle vom Nachbarn bis zum Lehrer oder Erzieher in der Schule und die Behörden. Baumann ist sicher: Das Netz im Kreis Gotha ist gut geknüpft. Der Kreis habe mit 78 Kindereinrichtungen Gespräche und Vereinbarungen getroffen, wie der Kinderschutz zu handhaben ist. Damit sei Gotha einer der wenigen Kreise, der die Vorgaben des Bundes erfülle. Schulverwaltungsamt, Sozialamt/Arge, Beratungsstellen, Frauenhaus aber auch Tagesmütter, Frauen- und Kinderärzte oder Hebammen sind in das Netzwerk integriert.

Jeder wisse, wer zu informieren sei, wenn der Verdacht von Misshandlung oder Missbrauch, jährlich werden im Kreis Gotha etwa 20 Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern bis 14 Jahren angezeigt, bestehe. Der seit 1999 bestehende Kinderschutzdienst oder die Fachkräfte im Jugendamt sind erste Ansprechpartner. Zwei Mitarbeiter des Jugendamts gehen vor Ort Hinweisen nach. "Jedem", betont Baumann. Das passiert im Schnitt zwei bis viermal pro Woche. Und: In 80 Prozent aller Fälle sehen die Mitarbeiter des Jugendamts Handlungsbedarf. Der reicht vom Gespräch bis zur Vermittlung zur Erziehungsberatungsstelle, Erziehungsbeistand, Unterbringung der Kinder in Tagesgruppen, Pflegefamilien oder Heimen.

Der Kreis setze hier auf kontinuierliche Arbeit und nicht auf Aktionismus, sagt Baumann. Um die Arbeit besser aufeinander abzustimmen und für die im Amtsdeutsch "Kindswohlgefährdung" genannte Thematik zu sensibilisieren, soll Anfang Juni die erste Gothaer Kinderschutzkonferenz einberufen werden.

Ihr Ziel: Eine gemeinsame Sprache zu finden, medizinische Aspekte beleuchten und juristische Aufklärung leisten. Dazu werden unter anderem Lehrer, Erzieher, Ärzte und Vertreter freier Träger eingeladen. Baumann rechnet mit 300 bis 400 Teilnehmern während der Tagung am Samstag, 2. Juni, in der Gothaer Arnoldischule.


19.03.2007   Von Oliver Bauer
Ein echter Autor, ist ja Klasse!
Ein echter Autor, ist ja Klasse!

Jena. (tlz/tb) Kein Wunsch erfüllt sich von allein! Diese Erkenntnis nahmen Schüler einer vierten Klasse der Rautalschule nach der Lesestunde mit Autor Stefan Schoblocher mit. Der las ihnen aus seinem spannenden Abenteuerroman "Einer hat Mut" vor und berichtete über sein Leben, was für seine Zuhörer nicht minder interessant war.

"Woche des Lesens" ist diese Woche an der Grundschule am Schreckenbachweg Aktionen sind zum Beispiel das tägliche Vorlesen aus Büchern von Astrid Lindgren und Bibliotheksbesuche in Klassenstufe 1 und 2. Die Schüler der Klassenstufe 3 haben die zukünftigen Schulanfänger zu einer Lesestunde eingeladen. Je ein Kinderbuch wird gemeinsam in der 3. und 4. Klasse gelesen. Und: Alle Klassenstufen wählen ihre Lesekönige, die sich über anerkennende Blicke von Mitschülern und Thalia-Büchergutscheine freuen können!

Besonderer Höhepunkt für die Schüler der Klassenstufe 3 und 4 war gestern der Besuch des Autors Stefan Schoblocher. Er war über die neugierigen Fragen der Kinder sehr erfreut. Der Schriftsteller, 1937 in Vaskut (Südungarn) geboren und 1947 nach Görlitz vertrieben, veröffentlicht seine Bücher stets als Stefan Raile. Das ist der Name seiner Großmutter, der er mit dem Pseudonym gleichsam eine Reverenz erweisen möchte. In den Schulen der Region ist er vornehmlich in älteren Klassenstufen häufiger zu Gast. als Stefan Schoblocher vor der 4b aus seinem Buch "Einer hat Mut" vorlies. Den Besuch hat der Lesezeichen-e.V. vermittelt. Den Spaß am Lesen zu wecken, ist der Rautalschule besonderes Anliegen. Foto: tlz/Thomas Bernst


20.03.2007   
Gymnasium Großengottern auf Dauer gesichert
Gymnasium Großengottern auf Dauer gesichert

GROSSENGOTTERN (ske).

Die befristete Genehmigung für den Schulbetrieb am Friedrich-Ludwig-Jahn Gymnasium in Großengottern ist aufgehoben. Über diese Entscheidung des Thüringer Kultusministeriums wurde gestern Schulleiter Dieter Facklam informiert. Er freute sich mit Kollegen und Schülern gleichermaßen über diese Nachricht. Sie sei eine Bestätigung auch dafür, dass sich die Zahl der Schüler ständig nach oben entwickelt habe. 489 lernen derzeit dort, im nächsten Jahr ungefähr 510. Lediglich das bereits geschlossene Gymnasium in Oberdorla hatte im Kreis noch eine derartige Auflage.

Für den Schulbetrieb ändert sich nach Facklams Worten nichts. Einzig das Argument, die Kinder wegen der ungewissen Zukunft nicht nach Großengottern zu schicken, zähle nicht mehr. Unterrichtet werde weiter in Schönstedt und in Großengottern, dort auch in den Containern. Gestern wurde mit der Grundschule in Schönstedt auch eine Vereinbarung darüber getroffen, ab nächstem Schuljahr einen zusätzlichen Raum zu mieten. Der Grund: 83 Schüler kommen neu an das Gymnasium, sodass vier statt wie eigentlich geplant drei fünfte Klassen gebildet werden. Die werden in Schönstedt unterrichtet wie eine sechste Klassen, in der Mädchen und Jungen aus dem Ort und aus Bad Langensalza lernen.


20.03.2007   
Grafe-Gruppe schreibt Preis im MCG aus
Grafe-Gruppe schreibt Preis im MCG aus

Blankenhain. (tlz/Gö) Die Grafe-Gruppe in Blankenhain schreibt in diesem Jahr erstmals einen Preis für Zwölft-klässler des Marie-Curie-Gymnasiums Bad Berka/Blankenhain aus: Damit sollen die besten Leistungen eines Abiturienten in den naturwissenschaftlichen Fächern honoriert werden. Die mit 1000 Euro dotierte Auszeichnung wird im Rahmen der feierlichen Übergabe der Abitur-Zeugnisse verliehen und soll nicht zuletzt den Blick auf eine Branche lenken, die boomt und auch in den nächsten Jahren einen wachsenden Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften signalisiert. Allein die Grafe-Gruppe, die 1991 mit vier Mitarbeitern in Jena startete, rechnet Ende des Jahres mit einer Beschäftigtenzahl von 220. Im Januar und Februar wuchs der Umsatz des Unternehmens, der sich im Vorjahr erneut um 16 Prozent erhöht hatte, abermals um rund 30 Prozent.


20.03.2007   
AKADEMIKERMANGEL - UniSPIEGEL - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten

AKADEMIKERMANGEL

"Wir verschlafen den Bildungsboom"

Vom Kinderhort bis zur Uni - Deutschland bereitet seinen Nachwuchs schlecht auf die Berufswelt vor, kritisiert Andreas Schleicher ("Mr. Pisa"). Im Interview erklärt der OECD-Bildungsexperte, warum der Akademikerbedarf steigt und das deutsche Schulsystem unzeitgemäß ist.

Frage: Herr Schleicher, die OECD kritisiert seit langem, Deutschland habe zu wenige Akademiker. Worauf fußt dieser Befund?

ZUR PERSON

DDP
Andreas Schleicher, 42, ist Chef der Abteilung für Indikatoren und Analysen bei der OECD in Paris und leitet unter anderem die Pisa- Studien. Schleicher studierte Physik und machte seinen Abschluss in Australien. Heute beschäftigt er sich mit internationalen Vergleichen von Bildungssystemen sowie mit den ökonomischen Folgen der Bildungspolitik. Der gebürtige Hamburger ist verheiratet und hat drei Kinder.
Andreas Schleicher: Die Nachfrage nach Akademikern steigt schon seit geraumer Zeit deutlich schneller als das Angebot. Das spiegelt sich auch in den relativen Einkommen wider: Der Einkommensvorteil einer akademischen Ausbildung gegenüber den Absolventen einer klassischen Lehre im dualen System ist seit 1998 von 30 Prozent auf 53 Prozent gestiegen. Ein so starker Anstieg ist außer in Ungarn in keinem anderen Land zu verzeichnen - ein deutlicher Hinweis auf die Knappheit von Humankapital. Auf der anderen Seite haben sich die Aussichten am Arbeitsmarkt für Geringqualifizierte im gleichen Zeitraum erheblich verschlechtert.

Frage: Mit anderen Worten: Deutschland läuft dem internationalen Trend zur Höherqualifizierung hinterher.

Schleicher: So ist es. Viele Staaten haben auf die veränderten Anforderungen bereits vor Jahrzehnten reagiert. Korea, ein Land, das in den sechziger Jahren das Bruttoinlandsprodukt von Afghanistan hatte, ist von einem der letzten Plätze im OECD-Vergleich in die internationale Leistungsspitze vorgestoßen. Deutschland dagegen ist vom guten Mittelfeld ins letzte Drittel der OECD-Staaten abgerutscht - nicht weil die Hochschulbeteiligung zurückgegangen ist, sondern weil sie in so vielen Staaten so viel schneller gestiegen ist. Und wie wird die internationale Bildungslandschaft erst aussehen, wenn China dem Beispiel Koreas nachfolgt? Wir stehen heute nicht mehr nur im Wettbewerb mit Staaten, die geringe Qualifikationen zu geringen Kosten anbieten, sondern auch mit Ländern wie China und Indien, die mehr und mehr nach Spitzenqualifikationen streben. Das macht sich auf dem Arbeitsmarkt schnell bemerkbar.

Frage: Müssten wir mehr in die Köpfe investieren? Ist es damit getan, mehr Geld für Bildung auszugeben?

Schleicher: Mehr Geld allein reicht natürlich nicht, aber klar ist auch: Im Moment gibt Deutschland zu wenig aus. Im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt bleiben Investitionen in deutsche Bildungsinstitutionen hinter dem OECD-Durchschnitt zurück. Sehen Sie: Pro Schüler wird im Primar- und Sekundarbereich I relativ wenig ausgegeben. Von diesen knappen Mitteln werden aber überdurchschnittliche Lehrergehälter bezahlt, so dass relativ wenig Lehrer beschäftigt werden, die Unterrichtszeiten gerade in den ersten Schuljahren wesentlicher kürzer sind als anderswo und die Sachaufwendungen kompensiert werden. All das schafft ungünstige Lernvoraussetzungen. Diese Knappheit an Geldern setzt sich später fort: An den Hochschulen wird pro Student nur halb so viel ausgegeben wie in den USA. Auffallend ist auch, dass die Bildungsausgaben in Deutschland in wesentlich geringerem Maße gestiegen sind als in den meisten OECD-Staaten. So steht bei den Hochschulen in Deutschland ein Anstieg der Bildungsausgaben von 14 Prozent einem mittleren Anstieg von 46 Prozent in den OECD-Staaten gegenüber.

Frage: Wir verschlafen den Bildungsboom?

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manager magazin 03/2007

manager magazin
Der Geist ist schwach
Der Mangel an Hochqualifizierten wird immer mehr zur Investitionsbremse. Staat und Unternehmen müssen dringend umsteuern. Lesen Sie mehr im manager magazin 03/2007 ab Seite 94.

Schleicher: Ja, das gilt sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht. Quantitativ haben wir in vielen OECD-Staaten einen dynamischen Ausbau der Bildungssysteme, insbesondere im akademischen Sektor, beobachtet: Im OECD-Mittel beginnt jetzt mehr als die Hälfte eines Jahrgangs eine akademische Ausbildung, in Australien, Schweden oder Finnland sind es sogar mehr als 70 Prozent. In vielen Staaten kann man von einem Paradigmenwechsel sprechen - von der traditionellen Ausbildung, die darauf abzielt, den gegenwärtigen Qualifikationsbedarf des Arbeitsmarkts abzudecken, hin zur Investition in die weiterführende Bildung junger Menschen, um diese zu befähigen, den wirtschaftlichen und sozialen Wandel der Gesellschaft aktiv zu gestalten.

Frage: Auch in Deutschland ist ja einiges geschehen. Immerhin hat die rot-grüne Regierung vor einigen Jahren das Ziel vorgegeben, den Studentenanteil deutlich zu erhöhen.

Schleicher: Ja, auf 42 Prozent. Ein Ziel, von dessen Realisierung Deutschland noch weit entfernt ist - während es bereits heute in vielen Staaten deutlich überschritten wird. Deutschland hat aber ebenso großen Nachholbedarf bei qualitativen Herausforderungen. Dazu gehört die Schaffung eines vielfältigeren, qualitativ hochwertigen Angebots an Bildungseinrichtungen, die flexibler auf die sich dynamisch verändernde Nachfrage eingehen können und für ihre Ergebnisse verantwortlich zeichnen. Dazu gehört auch eine flexiblere Regelung des Studienzugangs, vor allem mit dem Ziel, die ausgesprochen starke soziale Selektivität des deutschen Schulsystems zu kompensieren und durch eine sozial ausgewogenere Bildungsbeteiligung im Hochschulbereich das Leistungspotenzial junger Menschen besser zu nutzen. Außerdem müssen die Universitäten die strategischen, finanziellen und administrativen Instrumente in die Hand bekommen, die ihnen eine nachhaltige Finanzierbarkeit eines qualitativ hochwertigen Bildungsangebots bei steigender Bildungsbeteiligung sicherstellen können.

Frage: Braucht man tatsächlich so viele Akademiker? Führt eine derartige intellektuelle Aufrüstung nicht nur dazu, dass schwächer Qualifizierte ohne Not verdrängt werden?

Schleicher: Es gibt keine Anzeichen, dass der dynamische globale Ausbau des tertiären Bildungssystems zu einer Inflation der Qualifikationen führt. Ganz im Gegenteil: Unter den Staaten, in denen der Anteil der 25- bis 64-Jährigen mit tertiären Abschlüssen seit 1995 besonders stark gestiegen ist - Australien, Dänemark, Frankreich, Irland, Japan, Kanada, Korea, Spanien und England - haben die meisten Staaten sinkende Arbeitslosenquoten sowie steigende Einkommensvorteile unter den Hochschulabsolventen verzeichnet. Es gibt einen großen und steigenden Bedarf an Hochqualifizierten.

Frage: Und das bleibt auch so, wenn China und Indien in ein paar Jahren die Welt mit Akademikern überschwemmen?

Vergleich: Akademiker-Quoten international
Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Vergleich: Akademiker-Quoten international

Schleicher: Absolut. Es wäre völlig falsch, aus der weltweit steigenden Zahl von Spitzenkräften auf eine sinkende Nachfrage nach höheren Qualifikationen in Deutschland zu schließen - so nach dem Motto, das alles sei ein Nullsummenspiel.

Frage: Welchen ökonomischen Mechanismus sehen Sie hier am Werk? Fragen Akademiker eher höherwertige Leistungen anderer Akademiker nach? Sind wir auf dem Weg zu einer generellen Anreicherung der Wertschöpfung mit Humankapital?

Schleicher: Nehmen Sie den Unterschied zwischen wissensbasierten und materiellen Gütern: Wenn Sie ein Wissensarbeiter sind, der ein wissensbasiertes Produkt schafft, etwa ein Buch oder eine Dienstleistung als Berater, dann können Sie Ihr Produkt an umso mehr Menschen verkaufen, je größer der Markt ist...

Frage: ... die berühmten Skalenvorteile.

Schleicher: Wenn Sie dagegen Ihre manuelle Arbeitskraft verkaufen oder ein materielles Produkt, dann wird dessen Wert nicht unbedingt steigen, wenn der Markt wächst - schließlich können Sie jedes Produkt sowie Ihre manuelle Arbeitskraft nur einmal verkaufen. Deswegen werden die Chancen für diejenigen, die gut gebildet sind, weiter steigen, während die Risiken für Menschen mit unzureichender Ausbildung ebenfalls zunehmen werden.

Frage: Die OECD vergleicht Länder mit sehr unterschiedlichen Systemen. In Deutschland fußt die Bildung traditionell auf Lehre, Berufsschule, Meisterschule - all das sind Faktoren, die die Akademikerquote drücken. Sind diese Ausbildungswege kein Äquivalent zur Hochschulbildung?

Schleicher: Die berufliche Ausbildung ist eine große Stärke des deutschen Bildungssystems. Aber sie ist ein Modell für einen schrumpfenden Teil der Wirtschaft, nämlich für das Handwerk und für die klassische Industrieproduktion. Wer eine Lehre gemacht hat, ist nicht unbedingt schlechter ausgebildet als ein Hochschulabsolvent, er findet oft auch relativ schnell einen Arbeitsplatz. Jedoch steht dem Erfolg des dualen Systems zu Beginn des Arbeitslebens ein stetig wachsendes Arbeitslosigkeitsrisiko in späteren Lebensjahren gegenüber. Man kann das an den Statistiken ablesen: Beim Eintritt in den Beruf stehen die Absolventen einer Lehre den Jungakademikern praktisch in nichts nach. Aber ab einem Alter von 40 steigen die Arbeitslosenquoten an, während Akademiker bis ins höhere Alter vermittelbar bleiben. Es gelingt den Absolventen dieses Bildungsweges oft weniger, sich später den rasch wandelnden Anforderungen der Arbeitswelt anzupassen.

Frage: Nichtakademiker haben also Schwierigkeiten, sich auf die raschen technologischen und ökonomischen Entwicklungen einzustellen?

Schleicher: Viele, ja. Das ist ja ganz logisch. Wenn Personen für spezielle Arbeitsgebiete ausgebildet werden und diese Arbeitsgebiete wegfallen, dann haben sie ein Problem. Gefordert ist heute Transversalität - also die Fähigkeit, über Betriebs-, Branchen- und Tätigkeitsgrenzen hinweg wechseln zu können.

Frage: Der klassische Spezialist, den sich ja nach wie vor viele deutsche Unternehmen wünschen, hat ausgedient?

Arbeitslosigkeit: Akademiker sind weniger bedroht
Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Arbeitslosigkeit: Akademiker sind weniger bedroht

Schleicher: Klar ist, dass in unserer Gesellschaft nicht mehr Generalisten oder Spezialisten die entscheidende Rolle spielen, sondern Menschen, die sich zwischen diesen beiden Ebenen bewegen können. Natürlich behalten Generalisten, die einen weiten Wissensbereich überschauen und entsprechend transversal agieren können, ihre Bedeutung. Auch Spezialisten, die vertieftes Wissen über einen begrenzten Bereich besitzen, werden innerhalb ihrer Profession weiterhin Anerkennung finden.

In einer komplexen, sich rasch verändernden Welt kommt es jedoch zunehmend auf die Fähigkeit an, sich vertieftes Fachwissen in neuen Zusammenhängen zu erwerben, den eigenen Horizont durch lebensbegleitendes Lernen beständig zu erweitern, neue Rollen einzunehmen und sich ständig neu zu positionieren. Es braucht also Leute, die über ein gutes und ständig ausbaubares Grundwissen verfügen und die in der Lage sind, sich rasch in neue Arbeitsgebiete einzuarbeiten. Zum Beispiel der Computerspezialist, der in der Pharmabranche daran arbeitet, das Genom zu entschlüsseln und neue Medikamente zu entwickeln. Das sind die Leute, die heute erfolgreicher sind. Diese raschen Wechsel gelingen jenen Personen am besten, die selbstständiges Lernen und Problemlösen seit früher Jugend gelernt haben.

Frage: Und für die gibt es immer noch angemessene Jobs? Betrifft das viel beschworene "Ende der Arbeit" nur diejenigen, deren Qualifikation obsolet geworden ist?

Schleicher: Wer gut gebildet ist, für den werden die Aussichten am Arbeitsmarkt immer besser, ohne jeden Zweifel.

Frage: Die Veröffentlichung der ersten Pisa-Studie und der darauf folgende Pisa-Schock liegen jetzt mehr als fünf Jahre zurück. Seither sind die schwachen Leistungen des Schulsystems bekannt. Viel passiert ist seither nicht, oder?

Schleicher: Vieles hat sich bewegt: Niemand bestreitet mehr die Bedeutung von guter frühkindlicher Bildung und die Notwendigkeit, diese auch zum integralen Bestandteil des Bildungssystems zu machen. Ja, bei einigen ist inzwischen ja auch angekommen, dass Studiengebühren in der Hochschule vielleicht sinnvoller und sozial verträglicher sind als Studiengebühren im Kindergarten, wo wir die Grundlagen für Chancengerechtigkeit legen. Auch die Notwendigkeit, klare Bildungsziele zu schaffen - Bildungsziele, die Schülern helfen, besser zu lernen, Lehrern helfen, besser zu unterrichten, und Schulen helfen, effizienter zu arbeiten, das heißt, die Notwendigkeit, verbindliche Maßstäbe für den Erfolg von Bildung zu schaffen - auch das ist heute weitgehend Konsens. Nicht zu vergessen die Förderung von Ganztagsschulen - in den meisten erfolgreichen OECD-Staaten schon seit Jahrzehnten fester Bestandteil des Bildungssystems -, wo jetzt Fortschritte erzielt werden.

Frage: Darüber wird geredet - aber wirkliche Veränderungen hat es nur in homöopathischen Dosen gegeben.

Schleicher: Ganz so negativ würde ich es nicht ausdrücken. Aber die gegenwärtigen Reformen sind im Wesentlichen Optimierungsanstrengungen. Über strategische und systemische Reformen wird kaum diskutiert. Wir versuchen die Schüler des 21. Jahrhunderts durch Lehrer zu unterrichten, die im 20. Jahrhundert ausgebildet wurden und die in einem Schulsystem arbeiten, dass im Wesentlichen aus dem 19. Jahrhundert stammt und nicht mehr zeitgemäß ist. Das passt nicht mehr in den modernen Arbeitsmarkt.

Frage: Inwiefern?

Schleicher: Es gibt Parallelen zwischen der Entwicklung der Arbeits- und der Schulwelt. Die fortlaufende Automatisierung von Routinearbeit hat dazu geführt, dass Arbeit, die man vorwiegend in Form von geleisteten Arbeitsstunden misst, abnimmt, während Arbeit, die durch Inhalte, Zielvorgaben und Abgabetermine definiert wird, an Bedeutung gewinnt. Die deutschen Schulen aber arbeiten immer noch mit den Denkschemata der Vergangenheit: Wir messen die Arbeit in der Schule in Form von Unterrichtsstunden, Altersjahrgängen, Stundentafeln, Klassengrößen und Abschlüssen. Das reicht heute nicht mehr aus.

Frage: Wie steht es um die Hochschulen? Die sind ja in Deutschland chronisch klamm. Die USA oder die Schweiz geben mehr als doppelt so viel pro Student aus wie wir. Muss der Staat mehr ausgeben? Müssen die Bürger selbst mehr aufbringen? Müssen reiche Stifter sich stärker engagieren?

Schleicher: All das, gewiss. Dass die Hochschulen mehr Geld brauchen, ist unbestritten. Die Frage ist, wo es herkommen soll...

Frage: ...eben...

Protest gegen Studiengebühren (in Karlsruhe): "Die Rechnung geht nicht auf"
DPA

Protest gegen Studiengebühren (in Karlsruhe): "Die Rechnung geht nicht auf"

Schleicher: ...und da gibt es international zwei erfolgreiche Modelle. Modell A ist das skandinavische Modell, Schweden und Finnland. Da sagt die Gesellschaft: Bildung ist uns wichtig, wir werden alles tun, um weiter in der internationalen Topliga mitzuspielen. Also investiert der Staat, finanziert aus allgemeinen Steuern. Wir sehen: Die privaten Erträge sind hoch, der einzelne Bürger profitiert. Wir sehen auch: Die Fiskalerträge sind positiv, das heißt, die Steuerzahler und die gesamte Gesellschaft bekommen mehr zurück, als sie ursprünglich bezahlt haben - Bildung ist eine gute Investition mit hoher privater und gesellschaftlicher Rendite.

Frage: Und das zweite Modell?

Schleicher: Modell B ist das amerikanisch-asiatische, also USA, Japan, Korea, auch Australien. Diese Gesellschaften sagen: Bildung ist uns wichtig, wir sichern den Zugang durch gute Schulsysteme, aber das Studium ist eure private Investition. Dort mobilisiert man Ressourcen vorwiegend aus dem privaten Sektor: Studiengebühren, staatlich abgesicherte Kreditsysteme, private Stipendienprogramme und dergleichen. Auch diese Rechnung geht auch auf: Die privaten Erträge sind hoch, die sozialen Erträge sind hoch, und fiskale Erträge bleiben positiv, zumal der Steuerzahler wenig investiert hat.

Frage: Wo steht Deutschland in diesem Vergleich?

Schleicher: Ich würde es das Modell C nennen, Deutschland und Frankreich. Da sagt man: Bildung ist uns unglaublich wichtig, aber wir haben leider kein Geld. Und wir erlauben auch nicht, dass die private Seite sich maßgeblich an der Finanzierung beteiligt. Es ist schon grotesk, wenn man sich die Studiengebührenregelungen in Deutschland anschaut: Die Beträge werden per Gesetz so niedrig gehalten, dass sie das Hochschulangebot nicht verbessern, aber doch so hoch, dass sie noch mehr junge Leute vom Studium abhalten. Die Rechnung von Modell C geht nicht auf.

Frage: Woran sollten wir uns orientieren? Mehr oder weniger Staat in der Studienfinanzierung?

Schleicher: Man sollte ideologiefrei an diese Frage herangehen. Man kann sich am staatsfinanzierten Modell A oder am maßgeblich privat finanzierten Modell B orientieren. Beides funktioniert. Klar ist aber, dass Deutschland zu wenig in Bildung investiert, gerade auch in die Hochschulen. Das ist ein großes Versäumnis, denn wer an den Kindern spart, der wird in Zukunft verarmen.

Frage: Muss die Wirtschaft mehr Geld in die Bildung stecken?

Schleicher: Die deutschen Unternehmen investieren ja schon viel in die betriebliche Ausbildung von Lehrlingen. Da ist Deutschland führend. Aber wie gesagt, dieses Ausbildungsmodell bedient einen immer kleineren Teil der Wirtschaft. Wichtig wäre, dass die Unternehmen sich direkt an den Spitzenqualifikationen beteiligen. Da kann man heute die größten Erträge einfahren.

Das Interview führte Henrik Müller, manager magazin

Der Spicker-Sammler
21.03.2007    14:08 Uhr
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Schule

Der Spicker-Sammler

Ein Nürnberger Lehrer hat sein Berufsleben lang alles zusammengetragen, was seine Schüler auf Zettel gekritzelt haben. Darunter: Spickzettel, Spontanskizzen über die Weltpolitik und Karikaturen von ihm selbst.
Von Olaf Przybilla

Einmal, ein einziges Mal will Günter Hessenauer auch zu denen gehört haben, die alles riskiert und dabei alles gewonnen haben. Sechste Klasse, eine Stegreifaufgabe. Gelernt hat der junge Günter nichts, aber einen Zettel hat er geschrieben mit den wichtigsten Fakten, Fakten, Fakten. Um was es ging? Es könnten die zehn Gebote gewesen sein, die sieben Hügel Roms, die zwölf wichtigsten Wirbeltiere Westmittelfrankens. Wichtig an der Geschichte des jungen Günter werden diese Inhalte später nicht sein. Wichtig allein ist die Kunst des Verbergens. Günter saß in der ersten Reihe und sein Klassenlehrer, ein Mann mit imposantem Bauchansatz, soll sich darin gefallen haben, seinen Wachstand direkt vor Günters Pult zu beziehen. Über dem Tisch also hing des Lehrers Wampe. Darunter lag ein Spickzettel.

Günter Hessenauer, 66, bis vor drei Jahren Lehrer für Mathe und Physik an einer Nürnberger Realschule, brüstet sich mit dieser Geschichte bis heute. Dass er 30 Jahre nach der riskanten Stegreifaufgabe später mit dem Jagen und Sammeln von Spickzetteln begann, hatte einen ganz anderen Grund.

Fasching 1969, Willy Brandt regiert und Lehrer Hessenauer will sich einklinken in die Debatte über Subkulturen. Sein Thema, er will es in psychologischen und pädagogischen Fachblättern abgehandelt wissen, ist das in Skizzen und Kritzeleien sich manifestierende Lebensgefühl der Schüler. Eine erste Ausstellung stellt Hessenauer auf die Beine, die Leute aber mäkeln daran herum. Es fehle der Reiz des Verbotenen - die Spickzettel. Hessenauer macht einen Deal: Ein türkischer Schüler soll, alle drei Wochen, all das einkassieren, was den Unterschleif erst möglich macht. Zugebilligt wird Anonymität und Straffreiheit. "Sonderbar", klagt Hessenauer, "bis heute interessieren sich die Leute fast nur für diese Spicker.‘‘


Rahmen

Dabei glaubt der Mann aus Rückersdorf bei Nürnberg viel größere Schätze in seinem 5000 Objekte umfassenden Zettelkasten zu bewahren: Spontanskizzen über Weltpolitik, hingeworfene Karikaturen und schwer melancholische Schülerdialoge auf Tempotaschentuch, die der "Perspektive des Schülers eine ganz eigene Sprache"‘ verleihen. Hessenauer wurde oft genug zum Spinner erklärt, auch seine Frau wollte das Sammelsurium längst in die blaue Tonne klopfen. Der Pensionär aber fragte bei der Universität an und die erklärt seine Zettel am heutigen Donnerstag zum Forschungsgegenstand: "Wir planen mehrere wissenschaftliche Arbeiten über schulische Subkultur", sagt Annette Scheunpflug, Lehrstuhlinhaberin für Pädagogik an der Uni Erlangen-Nürnberg.

Was aber ist so interessant an der Banderole eines Erfrischungsgetränks, die einer so präpariert hat, dass nun nichts mehr über Ascorbinsäure und Carotine zu lesen ist, sondern Stichpunkte über die Wirtschaftspolitik von Franklin D. Roosevelt auf ihr stehen? Man erfahre viel, sagt Hessenauer, über die Hinlänglichkeit menschlichen Handelns: "Unterschleif ist in nahezu allen Fällen zeitaufwändiger als schlichtes Lernen."

Als überflüssig freilich erweise sich die Herstellung illegaler Hilfsmittel nicht: Wer sich stundenlang mit der mikroskopischen Reproduktion von Lernstoff beschäftigt, braucht hernach meist die betreffenden Zettel nicht mehr. Ein Richter vermachte dem Sammler einmal seine Zigarettenschachtel, in der sich verzettelt das halbe bürgerliche Gesetzbuch wiederfand - vonnöten war die Sammlung im juristischen Examen nicht.

Annette Scheunpflug glaubt sogar Rückschlüsse auf zeitgemäßen Unterricht ziehen zu können. Erwarten müsse man einen signifikanten Rückgang der Zettel über Jahreszahlen, denn im Lehrplan sind heute historische Zusammenhänge gefragt. Anhand des Zettelkastens glaubt die Professorin allerdings dokumentieren zu können, dass sich diese Vorgabe "in den Klassenzimmern nur allmählich durchsetzt".

(SZ vom 22.3.2007)

Die Opfer der G8-Reform - Schule in Bayern Die Opfer der G8-Reform - Job & Karriere - sueddeutsc...
21.03.2007    07:55 Uhr
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Schule in Bayern

Die Opfer der G8-Reform

Wer in der Neunten sitzen bleibt, rutscht auf die Hauptschule ab. In manchen Klassen sind bis zu einem Drittel der Schüler versetzungsgefährdet.
Von Birgit Taffertshofer

Schule in Bayern: Die Opfer der G8-Reform

"Wie sollen sie das schaffen?": Eltern fürchten um die Schulkarriere ihrer Kinder.
Foto: iStockphoto

 

Tausende Eltern von Neuntklässlern am Gymnasium plagt derzeit eine gemeinsame Sorge: Falls ihre Kinder das Klassenziel in diesem Jahr nicht erreichen, rutschen sie schlimmstenfalls an die Hauptschule ab. Denn die Schüler befinden sich an der Schnittstelle zum achtstufigen Gymnasium (G8). Und ein Wechsel in das G8 oder an die Realschule ist für Wiederholer der alten Gymnasialform von Jahr zu Jahr schwieriger geworden.

"Die Schüler sind in der Sackgasse", klagt Heinz-Peter Meidinger, Vorsitzender des deutschen Philologenverbands und Schulleiter in Deggendorf. Zwar hätten sich die Gymnasien jahrelang bemüht, die leistungsschwachen Schüler in die nächste Klasse zu hieven, aber nun seien viele am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt. "Das Problem verschärft sich mehr und mehr, weil die Lerndefizite natürlich nicht weniger werden", sagt Meidinger.

Es gebe inzwischen Klassen, in denen bis zu ein Drittel der Schüler versetzungsgefährdet sei. Das sind jene Buben und Mädchen, die mindestens eine Fünf im Zeugnis stehen haben. Meidinger schätzt, dass zwischen 3000 und 4000 Neuntklässler betroffen sind. Entspannung erwarte er erst im nächsten Jahr, da die Schüler dann am Gymnasium die Mittlere Reife machen könnten.



» Die Emotionen der Eltern kochen zu Recht hoch, aber wir haben zu wenig Lehrkräfte. «

Seit der Einführung des G8 gilt für die Gymnasien, dass sie im letzten G9-Jahrgang ein Durchfallen möglichst vermeiden sollen. Das Kultusministerium erlaubt beispielsweise das "Vorrücken auf Probe", was bedeutet, dass auch Schüler mit zwei Fünfen oder mehr in die nächste Klasse vorrücken können. Außerdem sollen die Gymnasien gezielte Förderkurse anbieten und Schüler wie Eltern intensiv beraten. In der Realität fehlen den Gymnasien aber häufig die Lehrer, um ausreichend Angebote zu machen, sagt Max Schmidt, Vorsitzender des bayerischen Philologenverbands. "Die Emotionen der Eltern kochen zu Recht hoch, aber wir haben zu wenig Lehrkräfte."

Gelingt den Jugendlichen der Sprung in die zehnte Klasse nicht, droht ihnen jetzt der Absturz in die Hauptschule. Der Lehrplan des G8 ist schon stark vorangeschritten und die Stoffmenge weit größer. "Wie sollen die Schüler das schaffen, sie haben ja ohnehin schon Lernprobleme?", fragt sich die Mutter eines Neuntklässlers. Zuweilen wüssten sogar Schulberater nicht mehr, was sie empfehlen sollten. Gleich zwei Jahrgangsstufen zurückzugehen, sei wegen der großen Altersunterschiede in den Klassen schwierig. Eltern befürchten deshalb, dass das einmalige Sitzenbleiben die ganze Schulkarriere ihres Kindes ruinieren könnte.

Besonders bitter: Sogar der Weg an die Realschulen bleibt den Gymnasiasten immer öfter versperrt. Denn in Profilfächern wie etwa Rechnungswesen müssten sie mittlerweile Jahre aufholen. "Es ist sehr, sehr schwierig, in der neunten Klasse noch Fuß zu fassen", sagt ein Realschulleiter. Er könne eigentlich nur noch Gymnasiasten aufnehmen, die weder in Mathe noch in Fremdsprachen Schwächen hätten. Er habe schon Bewerber abweisen müssen, auch wegen der übervollen Klassen. Sie versuchten dann wenigstens den Quali zu schaffen, um über den M-Zug noch an die Mittlere Reife zu kommen.

Die Elternvereinigung der Gymnasien fordert nun mehr Lehrer zur Förderung und die Garantie, dass alle Neuntklässler vorrücken dürfen. Beide Augen einfach zuzudrücken, helfe den Kindern nicht weiter, warnt hingegen Meidinger. "Wir brauchen sofort einen zusätzlichen Stundenpool." Im Juni, wenn durch das Abitur Lehrer frei werden, sei es bereits zu spät. Das Ministerium will diesen Stundenpool aber nicht gewähren. Die Zahl der Schüler am Gymnasium, die das Ziel der Jahrgangsstufe nicht erreicht hätten, sei zuletzt kontinuierlich gesunken, hieß es. Im vorigen Jahr seien es 7,3 Prozent der Neuntklässler gewesen.

(SZ vom 21.3.2007)

Ganztagsschulen Halbherzig ganztags - Job & Karriere - sueddeutsche.de
19.03.2007    10:04 Uhr Drucken  |  Versenden  |  Kontakt
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Ganztagsschulen

Halbherzig ganztags

Pauken in der Früh, Wellness-Programm am Nachmittag: Wie es an Ganztagsschulen zugeht. Eine bundesweite Studie zieht erstmals Bilanz.
Von Tanjev Schultz

Pauken in der Früh, Wellness-Programm am Nachmittag: Wie es an Ganztagsschulen zugeht. Eine bundesweite Studie zieht erstmals Bilanz.

Nie mehr Stress daheim wegen Hausaufgaben: Den Familien tut's der Studie zufolge gut, wenn die Aufgaben schon in der Schule erledigt werden.
Foto: istockphoto

 

Politiker tragen gern dick auf, aber in diesem Fall hat die frühere Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) recht behalten. Die Einrichtung von Ganztagsschulen "ist die umfassendste Bildungsreform, die in den letzten Jahren begonnen wurde", sagte Bulmahn vor anderthalb Jahren und feierte sich und die rot-grüne Regierung für das Vier-Milliarden-Euro-Programm, mit dem der Bund von 2003 bis 2009 den Ausbau von Ganztagsschulen fördert. Das Projekt war lange umkämpft, die Bundesländer wollten sich nicht hineinregieren lassen. Doch der Trend zur Ganztagsschule war nicht zu stoppen.

Vor fünf Jahren zählten die Kultusminister nur 4951 Schulen mit Ganztagsbetrieb. Nach bisher unveröffentlichten Zahlen aus dem Schuljahr 2005/06 sind es mittlerweile 8226. Bald wird jede dritte Schule in Deutschland ein Ganztagsangebot haben. Erstmals gibt nun auch eine bundesweite Untersuchung Einblicke in die Konzepte und Nöte des neuen Schultyps. Für die "Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen", kurz StEG, die an diesem Montag in Berlin vorgestellt wird, haben Bildungsforscher aus Frankfurt, Dortmund und München 373 Schulen untersucht und mehr als 30.000 Schüler, 22.000 Eltern und 10.000 Pädagogen befragt. Bis auf Baden-Württemberg und das Saarland beteiligten sich alle Länder an der Erhebung vor zwei Jahren. Die Ergebnisse zeigen: Der Umbau der Schulen ist in vollem Gange - aber an vielen Stellen hakt es noch.

Wo Ganztagsschule drauf steht, sind oft nur Halbtagsschüler drin.

Die meisten neuen Ganztagsschulen verstehen sich als offene Angebote. Die Schüler können, müssen aber nicht am Nachmittag teilnehmen. Nach der Definition der Kultusministerkonferenz sind Ganztagsschulen Einrichtungen, die an mindestens drei Tagen in der Woche ein ganztägiges Angebot haben (sieben Zeitstunden oder mehr am Tag) und den Schülern ein Mittagessen servieren.

Trotz der gestiegenen Zahl an Schulen nehmen bundesweit nur 15 Prozent aller Schüler am Ganztagsbetrieb teil. In mehr als der Hälfte der in StEG untersuchten Grundschulen beteiligen sich weniger als 40 Prozent der Kinder am Ganztagsbetrieb (mittlere Graphik). Der Sprecher des Forschungsteams, Eckhard Klieme vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt, spricht von einer "instabilen Klientel", die eine kontinuierliche Arbeit erschwere.

Viele Jugendliche "spielen im Ganztagsbetrieb nur eine Gastrolle", heißt es in der Studie. Das Institut der deutschen Wirtschaft formulierte es einmal drastischer und sprach von "Etikettenschwindel". Ganztagsschulen, in denen die Teilnahme am Nachmittag verbindlich ist, gibt es bisher nur wenige.


Nachmittagsangebote gehen nicht auf Kosten gemeinsamer Familienzeit.

Die Sorge, Ganztagsschulen könnten das Familienleben zerstören, ist offenbar unbegründet. Es gebe kaum Auswirkungen auf das "Familienklima", berichten die Forscher. Erwartungsgemäß gibt es zwar weniger gemeinsame Mahlzeiten, doch Eltern und Kinder verbringen ähnlich viel (teilweise sogar mehr) Zeit miteinander wie Halbtagsschüler (Graphik rechts). Entfallende Hausaufgaben wirkten sich "tendenziell positiv" auf das Familienleben aus. Den Jugendlichen bleibe aber weniger Zeit für ihre Cliquen.


Ganztagsangebote werden unabhängig von der sozialen Herkunft genutzt.

Die Ganztagsschule sei "weder eine Elite- noch eine Benachteiligten-Schule", sagt StEG-Forscher Thomas Rauschenbach erleichtert. Der Direktor des Deutschen Jugendinstituts (DJI) in München hatte befürchtet, die Angebote am Nachmittag könnten in erster Linie von Kindern aus bestimmten Schichten wahrgenommen werden. Die Daten zeigen nun aber eine Beteiligung unabhängig von der sozialen Herkunft. Allerdings planen Bundesländer wie Bayern den flächendeckenden Ausbau von Ganztagsangeboten speziell an Hauptschulen. Und in ihnen gibt es überdurchschnittlich viele Migrantenkinder.



Pädagogische Spielräume könnten noch besser ausgefüllt werden.

Von Ganztagsschulen erhoffen sich Bildungspolitiker nicht zuletzt bessere Leistungen der Schüler. Wie sie sich auf die Fähigkeiten der Jugendlichen auswirken, kann StEG zwar bisher nicht beantworten, weil es keine Kombination mit Leistungstests gab. Die Forscher sehen aber noch zu wenig Beispiele für unterrichtsbezogene Projekte, die sich positiv auf die kognitiven Fähigkeiten der Jugendlichen auswirken könnten. Abgesehen von der Hausaufgabenhilfe würden gezielte Fachangebote nur von wenigen Schülern besucht. Der Schritt zu mehr individueller Förderung sei noch zu wenig sichtbar, sagt Eckhard Klieme.

Mehr als die Hälfte der Schulleitungen räumt ein, dass der Fachunterricht am Vormittag und die Angebote am Nachmittag nur wenig verbunden sind. Thomas Rauschenbach vom DJI sagt, es sollte nicht so sein, dass es vormittags den "Ernst des Lebens" gebe und nachmittags ein "Wellnessprogramm". Die Bildungsforscher fordern mehr lernorientierte Angebote und eine bessere Verknüpfung mit dem Unterricht.

Leider würden auch viele Ganztagsschulen, in denen die Teilnahme am Nachmittag obligatorisch ist, diesen Brückenschlag nur unzureichend hinbekommen, sagt StEG-Forscher Heinz Günter Holtappels vom Dortmunder Institut für Schulentwicklungsforschung. Er spricht von einem "Bikini-Modell", in dem zwei Teile - Unterricht und Zusatzprogramm - unverbunden blieben. Selbst echte Ganztagsschulen mit einem Pflicht-Programm am Nachmittag "schöpfen ihre Möglichkeiten oftmals nicht aus", heißt es in der Studie. Vieles hänge von der einzelnen Einrichtung und ihrem Team ab.


Die Schulen müssen stärker unterstützt werden; nötig sind mehr professionelle Pädagogen.


Ein Drittel der Schulleiter ist unzufrieden mit der Personalausstattung. Um die Angebote am Nachmittag besser auf den Unterricht abzustimmen, müssten mehr professionelle Pädagogen eingestellt werden. Viele Schulen setzen auf ehrenamtliches Engagement und auf geringfügig beschäftigte Erzieher und Sozialpädagogen. Gemeinsame Fortbildungen mit den Lehrern gibt es zu selten.

Auch hier zerfalle der Tag oft in zwei personell unverbundene Teile, sagt Holtappels. Er schlägt vor, dass Schulen eine Kernzeit bis 14 Uhr 30 einrichten, in der die Fachlehrer in die Angebote eingebunden werden könnten. Dies liefe aber darauf hinaus, den Schulen wesentlich mehr Lehrer zu genehmigen.


Vereine profitieren von Kooperationen, sie brauchen sich durch Ganztagsschulen nicht bedroht zu fühlen.

Ganztagsschulen haben vielfältige Partner: Musikschulen, Betriebe, die Jugendhilfe und vor allem Sportvereine. Diese Organisationen würden durch die Arbeit in den Schulen Zugang zu Jugendlichen gewinnen, die sie bisher nicht erreichen konnten, schreiben die Wissenschaftler. "Das große Vereinssterben ist bisher ausgeblieben", sagt Thomas Rauschenbach.

(SZ vom 19.3.2007)

Jugendlicher Schwermut Burnout bei Kindern - Job & Karriere - sueddeutsche.de
19.03.2007    09:58 Uhr
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Jugendlicher Schwermut

Burnout bei Kindern

Wenn Angst auf der Kinderseele lastet: Depressionen bei Schülern nehmen deutlich zu.
Von Christa Eder

Burnout bei Kindern: Depressionen bei Schülern nehmen deutlich zu.

Allein mit der Trauer: Wenn Kinder depressiv werden, sind Eltern und Lehrer oft ratlos.
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Nach Einschätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO wird die Depression im Jahre 2020 die zweithäufigste Krankheit weltweit sein, und die häufigste in der sogenannten entwickelten Welt, den OECD-Staaten. Doch trotz ihrer weiten Verbreitung gehört sie immer noch zu den am meisten unterschätzten Erkrankungen. Besonders besorgniserregend an der Statistik ist, dass die Patienten immer jünger werden. Das gilt auch für Münchner Kinder und Jugendliche.

"Depressionen bei Schülern nehmen seit etwa acht Jahren stark zu", sagt Hans-Jürgen Tölle vom Zentralen Schulpsychologischen Dienst der Stadt München. "Bei etwa der Hälfte unserer Beratungen geht es um Depressionen." Hauptgruppe seien Zehn- bis Zwanzigjährige, aber es gebe auch schon Siebenjährige, die sich dem schulischen Druck nicht gewachsen fühlten. Tölle sieht die Ursachen dieser frühen Depression aber vor allem im gesellschaftlichen Umbruch. "Die trostlose Zukunftsperspektive, die drohende Arbeitslosigkeit, das Fehlen von Bindungsstrukturen und die allgemeine Sprachlosigkeit in den Familien - da stellt sich bei den Kindern oft das Gefühl ein, nicht gewünscht zu sein."



» Unser Schulsystem ist nicht fördernd. «

Hinzu kämen die schulischen Belastungen, die extrem zugenommen hätten. "Unser Schulsystem ist nicht fördernd. Die frühe Selektion und zu hören, dass man nichts kann und nichts taugt, führt zu einem verminderten Selbstwertgefühl. Die Kinder erfahren, dass sie ohnehin keinen Einfluss auf ihr Leben haben. Das sind eigentlich alles strukturelle Probleme, aber die haben Auswirkungen bis ins alltägliche Detail."

Immer wieder hört Tölle von den Kindern, die in die Beratung kommen, dass Eltern über ihre Depression einfach hinweggehen und ihnen sagen, sie sollten sich doch zusammenreißen. Doch dadurch würden sie oft noch hilfloser. Auch die Lehrer merkten oft gar nicht, was mit den Kindern los sei. "Die meisten depressiven Kinder sind überangepasst. Sie wehren sich nicht und werden vom Lehrer eher positiv und nicht als Problemfall wahrgenommen", sagt Tölle.

Eindeutig erkennbar sind die selbstzerstörerischen Auswirkungen der Depression wie die Magersucht oder das Selbstverletzen durch Ritzen der Haut. Auch diese Fälle hätten zugenommen, sagt Tölle, vor allem bei Mädchen. Bei Jungen hingegen seien Suizidfälle häufiger. Nicht so leicht zu erkennen ist die "stille" Depression, doch es gibt Symptome, bei denen Eltern und Lehrer aufmerksam werden sollten. Beispielsweise, wenn Kinder nicht mehr aus dem Bett kommen, nicht mehr zur Schule gehen, sich von Gleichaltrigen zurückziehen, vor jeder Leistung resignieren oder unter Angst- und Panikattacken leiden und eigentlich gar nicht genau wissen warum.


Oft stellt sich dann eine rapider Leistungsabfall ein, begleitet von konsternierendem Schweigen. "Die Eltern erreichen dann einfach ihre Kinder nicht mehr. Dann kommen sie zu uns, um mit ihren Kindern wieder in Kontakt zu treten", sagt Tölle. Das Wichtigste sei zunächst, dass Eltern und Lehrer erst einmal aufhören, die Krankheit zu bagatellisieren. "Das ist sehr schwer für Eltern, denn es schwingt immer das Eingeständnis mit, versagt zu haben oder schuldig zu sein." Zum anderen sollte man gelassen und verständnisvoll auf die resignativen Äußerungen der Depressiven reagieren. Damit gebe man den Kindern die so wichtige emotionale Resonanz. Auch die Lehrer müssen einbezogen werden. Es ist wichtig, dass die Kinder nicht überfordert aber auch nicht ignoriert werden. "Das Kind wahrzunehmen und anzusprechen ist oft schon sehr hilfreich."

All die Bemühungen der Schulpsychologen, Lehrer und Eltern können jedoch nur erfolgreich sein, wenn sie auch effektiv zusammenarbeiten und ihre Bemühungen unterstützt werden. Das Schulreferat bietet zwar Fortbildungen für Lehrer an, aber oft können sie ihr Wissen im Schulalltag gar nicht umsetzen. Viele Schulen wissen auch gar nicht, wie sie mit dem Problem umgehen sollen. Wenn ein Schüler wegen Depressionen die Schule verweigert, wird die Sache meist im Disziplinarausschuss geregelt. "Da würden wir uns schon einen humaneren und sensibleren Umgang wünschen", sagt Tölle. "Es gäbe viele Möglichkeiten, und auch die Lehrer wollen Probleme lösen. Aber in diesem Schulsystem stoßen sie schnell an ihre Grenzen."

Eines der größten Probleme sei hier die Lehrerausbildung, die seit 100 Jahren nicht wesentlich geändert worden ist. "Es wird nur fachlich ausgebildet, die Psychologie fällt gänzlich unter den Tisch. In Finnland müssen die Lehrer psychosoziale Kompetenzen vorweisen, damit sie Lehrer werden dürfen und selbstverständlich sind Schulpsychologen bei der Lehrplangestaltung dabei - bei uns ist das nicht einmal ansatzweise ein Thema", kritisiert Tölle.



» Lehrer, Schüler und Eltern - viele verzweifeln an diesem Schulsystem. Trotzdem hält man daran fest. «

Etwa die Hälfte aller depressiven Fälle, mit denen er in die Beratung zu tun habe, komme nach kurzer Zeit wieder auf die Beine, sagt Tölle, allerdings sei auch die Rückfallquote ziemlich hoch. "Lehrer, Schüler und Eltern - viele verzweifeln an diesem Schulsystem. Trotzdem hält man daran fest. Das kann niemand verstehen."

(SZ vom 19.3.2007)

Unbekanntes Europa - Aktuelle Nachrichten von Tagesspiegel Online
(22.03.2007)          

Unbekanntes Europa

Studie: Deutsche Schüler lernen wenig über die EU

In wenigen Tagen feiert die Europäische Union mit großem Aufwand ihren 50. Geburtstag – doch in deutschen Schulen scheint die EU noch immer ein Thema zu sein, das auf wenig Gegenliebe bei Lehrern und Schülern stößt. Bei der Vermittlung von Wissen und Einstellungen bestehen große Defizite, lautet das Ergebnis einer neuen Studie, für die die Europäische Akademie in Berlin die Rahmenlehrpläne für die Schulen in allen 16 Bundesländern analysiert. Gerhard Sabathil, der Leiter der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland, fasst das Ergebnis der Untersuchung so zusammen: „Wie kann es sein, dass insbesondere junge Menschen auch nach 50 Jahren wenig über Europa wissen? Die Studie zeigt, dass Europa noch immer nicht ausreichend in den deutschen Klassenzimmern angekommen ist.“

Das Dilemma beginnt mit einer völlig veralteten Empfehlung der Kultusministerkonferenz, wie „Europa im Unterricht“ vermittelt werden soll. Sie stammt aus dem Jahr 1978 und wurde zuletzt 1990 aktualisiert. Damals gab es noch keinen europäischen Binnenmarkt. Erst 1993 trat der Vertrag über die Europäische Union in Kraft. Im Jahr 2002 wurde der Euro eingeführt, seit 2004 wird über eine Verfassung für Europa diskutiert.

Die vorliegenden Lehrpläne für den Europa-Unterricht in den Schulen sind um zehn Jahre veraltet, folgert denn auch die Untersuchung der Europäischen Akademie. Das Forscherteam hat mit vielen Pädagogen vor Ort gesprochen. Zwar stehe nur eine Minderheit der Lehrer – etwa zwanzig Prozent – Europa ablehnend gegenüber, lautet ihr Fazit. Aber auch die Zahl der Europa-Aktivisten sei klein. Die größte Gruppe unter den Lehrern dürfte vielmehr die der Gleichgültigen sein. Sie müssten für das Thema Europa durch gezielte Fortbildung so gewonnen werden, dass ihnen der Unterricht Spaß mache. Für sie seien gezielte Unterrichtshilfen durch neue Materialien nützlich.

Die Autoren der Analyse kommen zu dem Schluss: Es mache wenig Sinn, sich nun erneut die Rahmenlehrpläne vorzunehmen, weil diese Arbeit viele Jahre beansprucht. Besser sei es, die Lehrkräfte beim Europa-Unterricht direkt zu unterstützen. Der Leiter der Europäischen Akademie, Eckart Stratenschulte, sagt, die Materialien für den Europa-Unterricht müssten in jedem Jahr aktualisiert werden und in thematische Abschnitte, sogenannte Module, eingeteilt sein. Diese Module sollen visuelle Unterstützung durch Folien und klare Arbeitsaufträge für die Schüler bieten. Auf keinen Fall sollten die Unterrichtsmaterialien dem Muster von Werbeagenturen folgen und schönfärberische Texte enthalten nach dem Motto, alles werde täglich besser. Solche schönfärberischen Texte „diskreditieren das Thema bei Schülern und Lehrern gleichermaßen“. Auch das Internet biete keinen Ersatz für diese Unterrichtsmaterialien. Allein die Eingabe „Europäische Union“ bei Google führe zu über zwei Millionen Nachweisen. Selbst der Server der Europäischen Union sei nicht nur unübersichtlich, sondern auch veraltet.

Die Kultusministerkonferenz hatte empfohlen, dass der gesamte Unterricht europäische Bezüge aufweisen solle – also auch Deutsch und die Fremdsprachen. Besonders kämen jedoch für den Europabezug Fächer wie Geschichte, Politik, Geografie oder Sozialkunde infrage. Was zeige sich jedoch in der Realität? Im Deutschunterricht dominiere nach wie vor eine nationale Betrachtung der Literatur und es fehle ein länderübergreifender Vergleich. Auch im Englischunterricht nutzten viele Länder nicht die Chance für einen europäischen Bezug.

Im Politikunterricht der gymnasialen Oberstufe hat das Team der Europäischen Akademie Europa-Noten verteilt. Nur ein Land erhält die Europa-Note „eins“: Über Rheinland-Pfalz heißt es, dass die Schüler des Gemeinschaftskundeunterrichts in der Oberstufe „einen profunden Überblick über die europäische Einbettung der Bundesrepublik Deutschland und über die Europäische Union bekommen“. Vier Länder bekommen die Europanote „zwei“: Das sind Baden-Württemberg, Berlin, das Saarland und Thüringen. Die Europa-Note „drei“ erhalten acht Länder. Die Europa-Note „vier“ wird Bayern und Niedersachsen zuerkannt. Über Bayern heißt es, dort werde die EU „in einem Potpourri dargestellt“, das die tatsächlichen Zusammenhänge verwirre. Über Niedersachsen lautet das Urteil, die Schüler erhielten keine Chance, die Europäische Union im Zusammenhang zu begreifen. Mecklenburg-Vorpommern hat als einziges Land die Europa-Note „fünf“ erhalten mit der Aussage, der dortige Rahmenplan erfülle die Vorgaben der Kultusministerkonferenz „in keiner Weise“. Uwe Schlicht
„Keine Zivilisation ohne Mathematik“ - Aktuelle Nachrichten von Tagesspiegel Online
(22.03.2007)          

„Keine Zivilisation ohne Mathematik“

Was Mathe spannend macht: Didaktiker Jürg Kramer erklärt, wie man Schüler für das Fach begeistert

Herr Kramer, warum ist Mathematik bloß so langweilig?

Die Frage führt in die Irre. Mathematik ist spannend und steht mitten im Leben. Das muss man nur stärker zeigen.

Anscheinend gelingt das nicht richtig. Viele Menschen erzählen, sie hätten unter ödem Mathematikunterricht gelitten.

Auch in anderen Fächern kann Unterricht öde sein. Vielleicht war es bei Mathematik in der Vergangenheit öfter der Fall. Denn Mathematik ist nun mal eine Wissenschaft, die man nicht einfach so konsumieren kann. Man muss bereit sein, sich zu konzentrieren.

Müssen Lehrer Entertainer sein, um die Schüler motivieren zu können?

Der Lehrer sollte spannenden Unterricht machen – mit Witz und Humor. Das darf auch mal doppeldeutig sein. Es wäre aber gefährlich, den Kasper zu spielen.

Wie können Lehrer lernen, den Unterricht spannend zu machen?

Der Nutzen von Mathematik lässt sich mit aktuellen Beispielen deutlich machen. Etwa indem man ausrechnet, wie gut sich die Entwicklung der Börse vorhersagen lässt oder wie wahrscheinlich es ist, dass Epidemien ausbrechen. Unser Institut bietet Kurse an, in denen Lehrern kreative Methoden vermittelt werden.

Wie kann man Kinder erreichen, die viel vorm Fernseher sitzen und konsumieren?

Kinder brauchen Freiräume, um selbst aktiv werden zu können. Der Lehrer sollte keine Einheitslösung präsentieren, sondern die von den Schülern erarbeiteten Lösungen zusammenführen. Manches sieht auf den ersten Blick wie Quatsch aus. Aber man muss das genau hinterfragen. Es ist vielleicht nicht die Lösung, aber eine Idee, die in eine vernünftige Richtung führt.

Heißt das, dass Mathematik nicht immer eine eindeutige Lösung hat?

Es gibt Aufgaben, die haben eine genau bestimmte Lösung, und die muss man finden. Aber auch da ist der Weg nicht unbedingt vorgegeben. Dann gibt es offene Aufgaben ohne eindeutige Lösung.

Welche beispielsweise?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Beschleunigung eines Autos darzustellen. Man kann eine Gleichung hinschreiben. Man kann es aber auch grafisch darstellen, indem man die Geschwindigkeit über die Zeit aufträgt.

Wozu braucht der Normalbürger heute überhaupt Mathematik? Würden nicht ein paar Grundkenntnisse ausreichen. Damit könnte man den Kassenbon oder den Gehaltszettel kontrollieren. Den Rest könnte man doch den Spezialisten überlassen.

Das würde zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft führen. Ein großer Teil der Bevölkerung wäre in mathematischer Sicht unmündig. Die Spezialisten würden eine elitäre Schicht bilden. Mathematik ist aber in gewissem Sinne klassenunabhängig.

Woran zeigt sich das?

Es gibt immer wieder geniale Mädchen und Knaben. Unabhängig vom Bildungsgrad der Eltern bringen diese Kinder einfach eine große mathematische Begabung mit. Mit entsprechender Förderung werden sie sehr gute Mathematiker.

Wie wirkt sich das aus?

Es gibt Prognosen, etwa vom FU-Präsidenten Dieter Lenzen, dass künftige Generationen stark naturwissenschaftlich orientiert sein werden. Und alles, was mit Naturwissenschaften zu tun hat, braucht eine mathematische Beschreibung. Um unsere Zivilisation erfolgreich weiterzuentwickeln, bedarf es eines enormen Schubs an naturwissenschaftlich gebildeten Kräften.

Haben die mathematischen Erkenntnisse in den letzten Jahrzehnten zugenommen?

Es gab noch nie so viel mathematischen Output. Man kann sogar von einem Jahrzehnt der Mathematik sprechen.

Und die Kenntnisse der Schüler?

Die Kenntnisse werden nicht schlechter. Sie sind aber regional sehr unterschiedlich, sowohl innerdeutsch wie auch europäisch und sogar weltweit. Die Kinder entwickeln neue Fertigkeiten, die durchaus für Mathematik gewinnbringend sind. Kenntnisse durch den Umgang mit Computern in Informatik können Interesse an der Mathematik wecken.

Wie sind derzeit die Berufsaussichten für Mathematiker?

Die werden immer besser. Auch Mathematiklehrer sind sehr gefragt. Versicherungswesen, Finanzmathematik, Informatik, Biologie, Chemie, Lebenswissenschaften oder Medizin, all diese Bereiche brauchen Mathematiker.

Braucht man auch Mathematiker, um Computeranimationen und virtuelle Welten im Internet herstellen zu können?

Das trifft für den ganzen Bereich der Visualisierung zu, auch für die Medizin. Chirurgen können sich so virtuell auf Operationen vorbereiten.

Warum tagen jetzt Mathematiker und Mathematikdidaktiker erstmals gemeinsam?

Früher war alles in der Deutschen Mathematiker Vereinigung angesiedelt. In den 60er Jahren gab es dann Konflikte wegen der sehr abstrakten Mathematik. Diese war zwar nützlich für die Theorie, wurde dann aber auch in die Schulen getragen.

Meinen Sie die Mengenlehre?

Genau. Man rechnete nicht mehr mit Zahlen sondern auf Teufel komm raus mit der Mengenlehre. Man lernte viele abstrakte Dinge, aber nicht mehr das kleine Einmaleins. Da haben sich Mathematiker und Mathematikdidaktiker in die Haare bekommen. Die Didaktiker haben sich dann vor rund 40 Jahren abgespalten. Jetzt hat man sich wieder ein wenig angenähert. Denn zur Ausbildung des Lehrers gehören nun einmal fachwissenschaftliche und didaktische Aspekte, die miteinander verzahnt werden sollten. Das hat dazu geführt, dass man im Rahmen dieser Jahrestagung zusammen geht.

Warum wurde gerade Berlin als Tagungsort gewählt?

Berlin glänzt mit drei international renommierten Mathematik-Instituten. Herausragend sind zudem das Forschungszentrum „Matheon“ sowie die Graduiertenschule „Berlin Mathematical School“.

Was hat Sie gereizt, den Kongress zu organisieren?

Ich bin sowohl Mathematiker als auch Didaktiker und habe versucht, die Zusammenarbeit der beiden Richtungen zu verstärken. So hat man mich gefragt, ob ich den Kongress organisieren will. Wir haben jetzt mehr als 1000 Teilnehmer. Darüber bin ich sehr glücklich.

Das Gespräch führte Paul Janositz.
„Kein Fall für Amnesty“ - Aktuelle Nachrichten von Tagesspiegel Online
(21.03.2007)          

„Kein Fall für Amnesty“

Kultusminister Schreier weist Bildungsbericht des UN-Kommissars zurück

Herr Schreier, heute erfährt die UN, dass das Recht auf Bildung in Deutschland nicht überall umgesetzt sei. Der UN-Sonderberichterstatter Vernor Muñoz kritisiert nach einem neuntägigen Besuch in Deutschland, Migranten, Kinder mit Behinderungen und sozial Schwache würden in der Schule ausgegrenzt. War Deutschland auf diesem Auge bislang blind?

Ich halte die Einschätzungen von Herrn Muñoz für mehr als gewagt. Man kann sich in ein paar Tagen nun wirklich kein seriöses Bild von dem komplexen Bildungssystem in Deutschland machen. Ich jedenfalls hätte Skrupel, so schnell und so pauschal zu urteilen.

Der Kern seiner Aussage, Migranten und sozial Schwache würden in der Schule nicht genug gefördert, ist doch aber durch die Ergebnisse der Pisa-Studie gedeckt?

Es stimmt: In der Pisa-Studie sind große Herausforderungen beschrieben. Die verkennen wir ja auch gar nicht. Wir haben sofort Verbesserungen eingeleitet. Ich glaube, nirgendwo wird so intensiv über Pisa diskutiert wie in Deutschland. Was allerdings empört, ist, dass Herr Muñoz so getan hat, als würden hierzulande Menschenrechte verletzt. Das deutsche Bildungssystem ist kein Fall für Amnesty International!

Warum bekommt Deutschland überhaupt Besuch von einem Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung?

Das müssen Sie ihn selbst fragen. Aber ganz sicher nicht, weil hier das Recht auf Bildung nicht gewährleistet ist.

Kann Deutschland aus dem Bericht also nichts lernen?

Man kann aus allem etwas lernen. Allerdings hätte es eines solchen Berichtes nicht bedurft, um Problemstellen in unserem Bildungswesen zu erkennen und zu beheben.

Die KMK wollte, dass der Bericht vor seiner Präsentation in Genf in bestimmten Passagen verändert wird. In welchen Punkten hatte die KMK hier Erfolg?

Es gab in der Tat in Abstimmung mit der Bundesregierung den Versuch der KMK, nachweislich falsche und schiefe Darstellungen im Bericht zu korrigieren. Bedauerlicherweise hat das wenig genutzt.

Offenbar hat sich dem Sonderberichterstatter nicht der Eindruck vermittelt, dass Deutschland nach Pisa deutlich mehr für die sozial Schwachen in der Schule tut. Er schreibt, die Ergebnisse etwa in der Sprachförderung blieben hinter den Erwartungen zurück. Warum sind die Reformen für den Beobachter von außen nicht sichtbar?

Wer objektiv und aufgeschlossen die Anstrengungen der deutschen Bildungspolitik nach – im Übrigen auch schon vor – Pisa betrachtet, kann die Veränderungen gar nicht übersehen. Ich nenne nur den Bereich des Frühen Lernens, die Sprachförderung und die Bildung und Betreuung am Nachmittag – alles Elemente zur Verbesserung der Chancengleichheit. Im Übrigen sollte Herr Muñoz wissen, dass Veränderungen im Bildungswesen ihre Zeit brauchen.

Muñoz kritisiert den Föderalismus im Schulwesen. Er laufe dem Gleichheitssatz im Grundgesetz entgegen und erschwere den Wohnortwechsel. Auch viele deutsche Eltern sehen die Mobilität ihrer Familien durch die Schulpolitik der Bundesländer beeinträchtigt. Was tun die Kultusminister, um für mehr Einheitlichkeit zu sorgen?

Der föderale Aufbau ist aus wohl erwogenen historischen Gründen in unserem Grundgesetz verankert. Er stärkt nicht nur den Wettbewerb, sondern fördert auch die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse. Daher muss an einer hohen Durchlässigkeit und besseren Mobilität über Ländergrenzen ständig gearbeitet werden.

Der Sonderberichterstatter befürchtet auch, im Zuge der Bildungsoffensive in den deutschen Kindergärten könne das Recht zum Spielen abgeschafft werden. Könnte tatsächlich die Gefahr drohen, dass Kinder bald nur noch als kleine Lernmaschinen betrachtet werden?

Welch absurdes Denken! Im deutschen Kindergarten wird weiter gespielt, aber auch kindgemäß gelernt.

In Deutschland ist Heimunterricht verboten. Muñoz sieht dadurch das Recht der Eltern beschnitten, die Bildung ihrer Kinder zu bestimmen. Muss Deutschland hier liberaler werden?

Aus gutem Grund gibt es in Deutschland keinen Heimunterricht. Denn das würde Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit ad absurdum führen. Oder will Herr Muñoz wirklich, dass reiche Eltern ihren Kindern zu Hause teuren Privatunterricht erteilen lassen können. Die allgemeine Schulpflicht hat diese vordemokratische Privilegierung abgeschafft. Gäbe es sie noch, hätte Herr Muñoz eher Grund zur Klage.

Die Fragen stellte Anja Kühne.
Warum können Pflanzen Asphalt durchbrechen?
Warum können Pflanzen Asphalt durchbrechen?

Wer Gäste zum Essen erwartet, sollte den Salat nicht zu früh anmachen. Denn der fällt sonst in sich zusammen. Die Salatblätter werden schlaff.

Pflanzenzellen sind reich an Salzen und anderen Stoffen. Was in sie hinein und was hinaus gelangt, regeln sie über eine dünne Membran. Diese Zellwand lässt die Salze nicht hinaus, Wasser dagegen kann ungestört passieren.

Kommen die Salatblätter mit salziger Salatsoße in Berührung, verlieren ihre Zellen den Saft. Plötzlich ist der Salzgehalt außen höher als innen. Wasser fließt durch die Membran nach draußen, um die Soße zu verdünnen und das Konzentrationsgefälle auszugleichen.

Die meisten Pflanzen vertragen kein Salzwasser. In Gegenwart von Wasser saugen sie sich dagegen voll. Denn wenn die Salzkonzentration im Innern der Zellen höher ist als außen, strömt Wasser in die gewünschte Richtung. Bis die Zellen prall gefüllt sind.

„Damit steigt der Druck in der Pflanze“, sagt Thomas Stützel, Direktor des Botanischen Gartens der Ruhr-Universität Bochum. „Dieser osmotische Druck kann sehr hoch werden: bis zu 15 Bar.“ Ein erstaunlich hoher Wert, wenn man bedenkt, dass man einen Autoreifen mit nur zwei Bar aufpumpt.

Bäume und deren Wurzeln können dank des Drucks in den Zellen Fundamente von Häusern in Gefahr bringen. Und selbst ein kleiner Löwenzahn, der in Saft und Kraft steht, ist in der Lage, durch den Asphalt ans Licht vorzustoßen.

Asphalt ist allerdings kein besonders fester Belag. Ein Bindemittel, das aus Erdöl gewonnen wird, hält die Mischung aus Splitt, Sand und feinem Gesteinsmehl zusammen. Dieses Bitumen verhärtet mit der Zeit, der Asphalt wird spröde. Wenn Feuchtigkeit in den Belag eindringt, können sich Bindemittel und die übrigen Stoffe auch schon früher chemisch voneinander trennen. Der Asphalt quillt, es entstehen Risse.

Außerdem verformt sich Straßenasphalt durch Wärme. Tagsüber heizt ihn die Sonne auf, nachts kühlt er ab und zieht sich zusammen. Auch so entstehen winzige Hohlräume und Spalten, in die sich ein Sprössling hineinzwängt. Millimeter für Millimeter wächst er nach oben. Irgendwann ist er durch. Thomas de Padova
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