Pressespiegel vom 2007-03-09/10
Pressespiegel vom 2007-03-09/10

... etwas verspäteter Start ins Wochenende mit der Presse und dann noch
das herrliche Wetter... 

Vielleicht kommen Sie doch noch zum Lesen und es ist etwas interessantes
dabei? Viel Spaß,
Ihr Sören G. Prüfer

INHALT
Radikale Schulreform
Radikale Schulreform

Deutsche Bildungsforscher haben eine radikale Veränderung des deutschen Bildungssystems gefordert. Der "Aktionsrat Bildung", dem auch der deutsche Pisa-Forscher Manfred Prenzel angehört, verlangt unter anderem eine Kindergartenpflicht ab dem 4. Lebensjahr und eine nur noch befristete Anstellung von Lehrern.

MÜNCHEN/ERFURT. Der "Aktionsrat Bildung" forderte gestern in München die Landesregierungen und den Bund auf, noch dieses Jahr einen Masterplan für mehr Bildungsgerechtigkeit vorzulegen. Nachdem jahrelang mit Pisa-Tests, Studien und Erhebungen die Situation im deutschen Bildungswesen analysiert worden war, machen deutsche Bildungsforscher damit erstmals politische Forderungen auf. Dem unabhängigen Expertengremium gehören sieben namhafte Professoren an, es war 2005 auf Initiative der bayerischen Wirtschaft gegründet worden. Es legt jetzt ein erstes Gutachten vor.

Kern ist die Erneuerung des SCHULSYSTEMS. Die Schulen sollten zwar weiter öffentlich finanziert werden, aber alle in privater Trägerschaft organisiert sein. Außerdem verlangen die Wissenschaftler die Abschaffung der Hauptschule. Neben dem Gymnasium sollte es ab Klasse 5 nur noch eine weitere Schulart geben. Außerdem werden mehr Ganztagsschulen gefordert.

LEHRER sollten prinzipiell befristet eingestellt werden. Die Verlängerung ihrer Lehrerlizenz dürfe nur dann erfolgen, wenn sie Fort- und Weiterbildung nachweisen - in mindestens fünf Prozent ihrer jährlichen Arbeitszeit. Über die Einstellung von Lehrern entscheiden die Schulen.

Den KINDERGARTEN sollen alle Kinder ab dem vierten Lebensjahr verpflichtend besuchen. Ab dem zweitem Lebensjahr wird ein Betreuungsanspruch verlangt. Die Kindergärten sollen ganztägig geöffnet und beitragsfrei sein. Die Erzieherinnen müssen eine akademische Ausbildung haben.

HOCHSCHULEN sollen sich mehr öffnen. Studium müsse über Zulassungsprüfungen auch ohne formale Hochschulzugangsberechtigung möglich sein.

Die Bildungsforscher erklärten zu ihren Vorschlägen, sie seien sehr besorgt über die in Deutschland herrschende Bildungsungerechtigkeit. Mit dem derzeitig praktizierten System würden über 20 Prozent der Kinder den Anschluss verlieren.

Die Reaktion auf diese Vorschläge fiel sehr verschieden aus, auch in Thüringen. Das Kultusministerium in Erfurt steht den Ideen "interessiert, aber skeptisch" gegenüber. Vor allem die völlige Privatisierung der Schulen lehnt Kultusminister Jens Goebel (CDU) strikt ab. Zwar liegt der Anteil der Privatschulen etwa in Belgien bei 60, in den Niederlanden sogar bei 75 Prozent. Doch würde eine solche Veränderung der Schullandschaft mit nur noch Privatschulen eine Grundgesetzänderung erforderlich machen, so ein Sprecher. Darin sei verankert, dass das gesamte Schulwesen unter Aufsicht des Staates steht. Das solle so bleiben und Privatschulen lediglich Ersatzschulen sein. Absage auch an die Kindergartenpflicht - kein Geld da, auch wenn Beitragsfreiheit wünschenswert wäre.

Die Veränderung des Schulsystems steht in Thüringen nicht zur Debatte, da ein nur zweigliedriges Schulsystem mit Gymnasium und Regelschule in Thüringen bereits Anfang der 90er-Jahre eingeführt wurde. Andere Bundesländer im Westen zögen langsam nach. Aufatmen in Thüringen auch beim Thema Studium für Kindergärtnerinnen - die Fachhochschule Erfurt richtet gerade einen Studiengang ab Herbst ein, nach jahrelanger Debatte.

Während das Kultusministerium eine zwangsweise Lehrer-Weiterbildung ablehnt, findet die Junge Union in Thüringen die Idee gar nicht so übel. "Das könnte mehr Innovation in die Klassenzimmer bringen, neue Ideen, Dynamik", sagt der Landesvorsitzende Mario Voigt. Trotzdem brauche man in der Schule Ruhe und Verlässlichkeit, damit Lehrer nicht dauernd um ihren Job bangen.

Ablehnung zu dem Vorschlag von der Lehrergewerkschaft GEW. "Unausgegoren", werden die Vorschläge genannt. Privatisierung der Schulen bringe nur noch mehr Ungerechtigkeit. Die Thüringer GEW findet zwar die Idee von mehr Ganztagsschulen gut, aber der Fortbildungszwang für alle Lehrer sei dafür absolut empörend. Wenn ein Lehrer nur für wenige Jahre fest eingestellt würde, müsse man fragen, warum er vorher sechs Jahre ausgebildet wurde. Das könne der Staat ja wohl nicht wollen. Ohnehin sei schon jetzt für die Leistungseinschätzung der Lehrer keine Messlatte zu finden.

Zumindest sind die Vorschläge eine Herausforderung, zum Diskutieren. Jahrzehntelang Hingenommenes in Frage zu stellen, das kann nicht falsch sein.


08.03.2007   Von Angelika REISER-FISCHER
Kein Ruck zu erwarten
Kein Ruck zu erwarten

Seit der ersten Pisa-Studie ist die Bildungsreform in aller Munde. Zwar hagelt es an Vorschlägen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, ein Patentrezept ist jedoch noch nicht gefunden.

Unbestritten ist lediglich, dass der Staat weiterhin das Grundrecht auf Erziehung und Bildung der Kinder zu sichern hat. Das betrifft insbesondere die finanzielle Ausstattung der Einrichtungen. Ob das Gemeinwesen zur Erfüllung seines Bildungsauftrags aber selbst Schulen betreiben, Lehrkräfte anstellen und pädagogische Vorschriften erstellen muss, kann durchaus hinterfragt werden. So kennt niemand die Herausforderungen vor Ort und in den Klassen so gut wie die Lehrer und Eltern. Warum sollten sie dann den pädagogischen Alltag nicht stärker mitgestalten?

Es wird in der Diskussion um die Bildungsstrukturen in Deutschland sicher noch viele Vorschläge geben. Doch selbst wenn sich darunter die beste denkbare Lösung fände, wäre ihre Umsetzung fraglich. Denn mit der Föderalismusreform wurde den Ländern gerade im Bildungsbereich mehr Kompetenz eingeräumt. Anstelle eines entschlossenen Bildungsrucks ist daher eher klein(staat)liche Bedenkenträgerei zu erwarten. O.W.


09.03.2007   
Diskussion über die Zukunft der Jugendarbeit
Diskussion über die Zukunft der Jugendarbeit

NORDHAUSEN (wf). Sinkende Zuschüsse, desinteressierte Jugendliche und die Suppenküche für Kinder als düstere Zukunftsperspektive beschäftigen die Träger der Jugendarbeit im Landkreis. Zur Diskussion über die Probleme hatten nun die Grünen eingeladen.

Die Arbeit für und mit Jugendlichen hat sich in den vergangenen 15 Jahren stark verändert, darin waren sich alle einig. Das liegt nicht nur an knapper werdenden Mitteln, sondern an der Zielgruppe selbst. Immer anspruchsvoller werden die jungen Leute, wollen DVD- Player und Spielkonsolen oder möglichst kostenfreie Ferienfahrten unternehmen. Mit Spiel- und Sportmöglichkeiten ist es schon lange nicht mehr getan. Bei 12 Euro Zuschüssen pro Jahr und Jugendlichen bis 26 Jahren können die Träger aber nicht viel finanzieren. Der Kuchenbasar beim Frühlingsfest ist als zusätzliche Geldquelle gedacht, berichtete Rainer Schumann, der die "Villa Kunterbunt" der Falken leitet. Er beobachtet noch einen weiteren Trend. Vor allem sozial schwache Kinder besuchen das Jugendhaus. Manche junge Mutti, die heute ihr Kind in die "Villa" bringt, hat hier selbst schon gespielt. Diese Tatsache nutzen die Falken aus. Eltern unterstützen mit ihrer Arbeit die Einrichtung. Es wird selbst sauber gemacht und der Spielplatz in Ordnung gehalten. Festangestellte Jugendarbeiter gibt´s in Stadt und Kreis nämlich nur noch zwölf. Ehrenamtliche und Ein-Euro-Jobber kümmern sich um die Jugendlichen.

Die junge Generation sucht den ultimativen Kick, und den kann ein Jugendhaus mit seinen geringen finanziellen Summen nicht bieten. Die Mittelschicht wandert ab zu kostenpflichtigen Angeboten wie Fitnessstudios. Torsten Wagner kennt das Problem, dass die Jugendliche die Freizeitmöglichkeiten nicht mehr annehmen, meinte aber, dass der Kreis noch gut aufgestellt sei. Die Trägerstruktur ist stabil, eine Grundversorgung mit Jugendhäusern vorhanden. In ländlichen Gebieten sieht es nicht so gut aus, wie Detlef Schmidt vom Kreisjugendring sagte. Dort mussten Häuser schließen. Visionen für die nächsten zehn Jahre wollen Vereine, Parteien und Kirchen im Mai oder Juni gemeinsam besprechen.


08.03.2007   
Sorgen mit der Seilerstadt
Sorgen mit der Seilerstadt

Stabil ist die Zahl der Mädchen und Jungen, die von den Grundschulen an die Gymnasien wechseln. Allerdings gibt es Unterschiede in der Beliebtheit.

Von Matthias SCHENKE LANDKREIS. Wenn Gerhard Kreil, der stellvertretende Leiter des Bad Langensalzaer Schulamts, Sorgenfalten bekommt, dann wegen des Schlotheimer Seiler-Gymnasiums. Zum Überleben zu wenig, für ein Aus aber zu viele Schüler, so fasst er die aktuellen Zahlen zusammen. 35 Mädchen und Jungen meldeten sich lediglich für die fünften Klassen in der Seilerstadt an, zehn weniger als im vorigen Jahr. Und: Nur sechs Kinder kommen aus Schlotheim selbst, was Kreil noch mehr Sorgen macht. Die Nachbarschaft von Grund- und Regelschule macht er dafür mit verantwortlich. Vertrautes wolle man offenbar nicht verlassen. Schwer wird es für das Gymnasium dann, wenn in der Oberstufe das Kurssystem ansteht. Bei wenigen Schülern fehlt die Vielfalt. Mit Spannung dürften deshalb in Schlotheim die Pläne der Landesregierung verfolgt werden, nach denen das Kurssystem wieder zugunsten von Klassen aufgegeben werden soll.

In der vorigen Woche wurden die Anmeldungen angenommen. Endgültig sind die Zahlen aber noch nicht, weil die Ergebnisse des Probeunterrichts noch ausstehen. Das betrifft unter anderem und schwerpunktmäßig die Kinder aus den evangelischen Grundschulen in Mühlhausen und Bad Langensalza-Ufhoven. Die müssen sich diesem Verfahren noch stellen, weil die jungen Schulen noch nicht staatlich anerkannt sind. Die Erfahrung zeige jedoch, dass es hier keine Probleme gebe, sagte Kreil. Bei rund 90 Prozent liege die Zahl derer, die erfolgreich die Probe meistern würden.

Die meisten Schüler haben sich mit 108 am Mühlhäuser Tilesius-Gymnasium eingeschrieben, 20 mehr als 2006. Danach folgt Jahn-Gymnasium Großengottern mit 77 - ein neuer Rekord und ein Plus von 12. Drei-, vielleicht sogar vierzügig könne am Gymnasium im nächsten Jahr in den fünften Klassen unterrichtet werden. Vier Probeschüler kommen vielleicht noch hinzu. 55 Mädchen und Jungen haben sich am Bad Langensalzaer Salza-Gymnasium angemeldet. Das ist aber noch nicht das Ende, weil 16 Probeschüler von der evangelischen Grundschule noch zusätzlich angeklopft haben. Im Herbsleber Schulteil liegen 38 Anmeldungen vor. In der Gesamtzahl ist auch das eine Steigerung zum Vorjahr. Fast konstant ist die Zahl in Lengenfeld/Stein, im Käthe-Kollwitz-Gymnasium: 51 Fünftklässler werden dort erwartet. Bleibt noch das evangelische Gymnasium in Mühlhausen: 16-mal hätten dort die Eltern ihre Kinder angemeldet, wobei das Ergebnis von 23 Probeschülern aussteht.


09.03.2007   
Schülerströme - Nachbarn punkten im Ilm-Kreis
Schülerströme - Nachbarn punkten im Ilm-Kreis

Das kommende Schuljahr bringt in Arnstadt, was den Gymnasialbereich anlangt, einschneidende Veränderungen. Statt der zwei Gymnasien wird es nur noch eines geben, wovon möglicherweise die Nachbarn profitieren.

ARNSTADT. Aus zwei mach eins - aus Neideck- und Herdergymnasium wird das offenbar vorerst namenlose Arnstädter Gymnasium. In dieses wechseln nach Angaben des zuständigen Schulamtes Rudolstadt voraussichtlich 102 Grundschüler nach Abschluss der vierten Klasse. So viele Neugymnasiasten wird es auch am Lindenberggymnasium in Ilmenau geben - 101. Das traditionsreiche Goethegymnasium bringt es nur auf 48 Neueinsteiger. Dennoch ein deutliches Süd-Nord-Gefälle. Was im Süden seit Jahr und Tag schon Praxis ist, macht sich nun auch im Norden bemerkbar - eine nicht unbeträchtliche Zahl von Schülern oder deren Eltern sieht in Einrichtungen außerhalb des Kreises offenbar bessere Bedingungen.

Die Nachbarn im Kreis Gotha können frohlocken. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen dortige Gymnasien steigende Anmeldezahlen. Mit 82 Anmeldungen für die künftigen 5. Klassen verzeichnet das Gymnasium Neudietendorf ein deutliches Plus. 2006 waren es nur 48 Neuzugänge. Von den neuen Schülern dieses Jahr kommen allein 32 aus dem Ilm-Kreis. "Wir merken, dass unser Ganztagskonzept die Eltern genauso überzeugt wie die wissenschaftlich-technische Ausrichtung", nennt Schulleiterin Ulrike Rögner ihre Trümpfe.

Auch ihr Amtskollege vom Königseer Gymnasium, Matthias Neuhof, verzeichnet unter den 71 Zugängen 16 aus dem Ilm-Kreis, rund 22,5 Prozent. Der Weg aus den im Südosten gelegenen Orten sei eben kürzer als von dort nach Ilmenau. Auf Nachfrage räumt er ein, es gebe sicher noch ein paar andere Gründe. Das pädagogische Profil, das man entwickelt habe, die Lernbedingungen. "Wir sind super ausgestattet, brauchen uns auch rein äußerlich nicht zu verstecken." Zudem halten die Busse buchstäblich vor der Schultür, auch die des Ilmenauer Omnibusverkehrs. Das mache schon Eindruck auf angehende Fünftklässler und deren Eltern, die sich am Tag der offenen Tür oder zum Schnupperunterricht einfinden, weiß Neuhof.

Im Landratsamt des Ilm-Kreises sieht man bei aller Akzeptanz der freien Schulwahl im Gymnasialbereich die Entwicklung mit Sorge. Nicht nur, weil der Kreis Gastschulbeiträge zahlen muss. Vor allem aber - es gibt gewissermaßen keine Kompensation. Die Zahl von Gymnasiasten aus den Nachbarkreisen, die es nach Arnstadt oder Ilmenau zieht, tendiert gegen null. Da ist die Fluktuation bei ohnehin sinkenden Schülerzahlen doppelt schmerzlich.


08.03.2007   Von Gerd SCHMIDL
An Ilmenau ist kein Vorbeikommen
10.03.2007
„JUGEND FORSCHT“
An Ilmenau ist kein Vorbeikommen

SÖMMERDA/ILMENAU – Beim Regionalausscheid von „Jugend forscht“, der am Mittwoch in Sömmerda stattfand, räumten die Gymnasiasten der Ilmenauer Goetheschule wieder einmal so richtig ab: Fast alle ersten Plätze gingen an die Schüler aus der Unistadt. „Wir sind zuversichtlich“ hatten Benjamin Stolze, Florian Schwarzer und Gregor Beier am Dienstagnachmittag im Interview vorsichtig verlauten lassen.

Die drei Schüler aus der Spezialklasse des Ilmenauer Goethegymnasiums rechneten ihrem Kletterroboter durchaus eine kleine Chance auf den Sieg aus. Der „Klettermaxe“ mit seinen drei markanten Saugnäpfen kann glatte Wände erklimmen und soll, so die jungen Forscher, zum Beispiel bei Arbeiten Hochhausfassaden oder Schiffsrümpfen seinen Einsatz finden.

Die Jury des Regionalwettbewerbes „Jugend forscht“ war schier begeistert von dem kleinen Kerl, der mittels Schwenkantrieb in 15 Sekunden rund fünf Zentimeter Höhenstrecke erklimmt. Beim Regionalausscheid gab es in der Kategorie „Technik“ dafür den ersten Platz. Die drei 18-jährigen Spezialklassenschüler sind damit für den Landesausscheid in Jena qualifiziert, der in der nächsten Woche stattfindet.

Doch das war noch längst nicht alles. Ron Voßhage (16) überzeugte mit seinen Untersuchungen zur „Verjüngung der Eibe am Beispiel des Veronikaberges bei Martinroda“. Felix Herbst (16) und Ulrich Zorn (17) brillierten dagegen mit der „Generierung und zwei- sowie dreidimensionalen Darstellung von selbstähnlichen Strukturen“. Den ersten Platz erreichten auch Christoph Ehrling und Michael Arnold (beide 17), die sich wissenschaftlich mit der „musiktherapeutischen Behandlung von Frühgeborenen“ auseinandersetzten.

Darüber hinaus gab es auch noch zahlreiche zweite Plätze. Michael Natterer und Matthias Baumann (beide 18) bekamen einen solchen für ihre Darstellung einer digitalisierten Rodelfahrt. Ein auf den ersten Blick etwas anrüchig wirkendes Thema hatten sich Eva Burkhardt und Florian Gerhardt (beide 18) ausgesucht: Sie untersuchten die „Einlagerungen von Schwermetallionen in den Puparien leichenbesiedelnder Insekten“. Platz zwei ging auch an Lisa Tscheschlok, Anne Ziehmke und Kai Bekos (alle 18), die ein Modell zur optimalen Akustik eines Schulungsraumes entwickelt hatten.

Einen dritten Preis bekamen Anja Augustin und Alexander Conrad (beide 18) für ihre „Nanotubes“ und Judit Recknagel (16) für ihre „kombinatorischen Betrachtungen am Pascalschen Dreieck“. Ebenso Martin Kreienbrock, Phuc Trong Phi und Christian Sander (alle 18) für ihre Ausführungen über „das Telefon, seine Netze und deren Einfluss auf den privaten Alltag.“

Sonderpreise bekamen Natalie Beiersdorf (17), Astrid Schönefeld (18) und Simona Wulf (17) für ihre Arbeit „Homosexuelle in Deutschland – kranke Außenseiter?“ die besserer Integration dienen soll. Ein weiterer Sonderpreis ging an Christian Schöne für seine Untersuchungen an „menschlichen Instinkten“.

Angesichts dieser Ilmenauer Dominanz wunderte es kaum noch, das der Sonderpreis des Sömmerdaer Bürgermeisters Hans-Wolfgang Flögel auch in die Goethestadt ging. Doreen Simon (17) und Peter Kohrt (17) vom Lindenberggymnasium fertigten ein detailgetreues Modell der Rennsteigbahn bei Stützerbach und konnten mit diesem „Wintermärchen in Wort und Bild“ die Jury überzeugen. Insgesamt hatte die Ilmenauer Goetheschule 33 Schüler mit 18 Themen zum Ausscheid nach Sömmerda geschickt. (aha)

Platz 1 für den Kletterroboter: Benjamin, Florian und Gregor freuen sich nach dem erfolgreichen Abschneiden schon auf den Landeswettbewerb in Jena. - FOTO: b-fritz.de

Keine Zauberei
Keine Zauberei

Wieder räumte Ilmenau beim Regionalwettbewerb "Jugend forscht" ganz groß ab, alle vier 1. Preise gingen an die dortige Goetheschule mit mathematisch-naturwissenschaftlichen Spezialklassen. Doch auch viele Arbeiten aus dem Landkreis fanden die Juroren preiswürdig.

SÖMMERDA. Ein Roboter klettert im Saal des Volkshauses die Wand hinauf. Er könnte einmal dort menschliche Arbeiter ersetzen, wo das Unfallrisiko besonders groß ist: zur Reinigung hoher Gebäude etwa oder zu Kontrollen an Schiffsrümpfen. Eineinhalb Jahre haben Gregor Beier, Benjamin Stolze und Florian Schwarzer von der Goetheschule Ilmenau an dem Prototyp gearbeitet. Erst brachte er ihnen 15 Punkte (Eins plus) im Unterricht ein, gestern dann einen 1. Preis im Regionalwettbewerb "Jugend forscht" und damit die Fahrkarte zum Landeswettstreit nächste Woche in Jena.Zur Auftriebskraft am Heißluftballon haben Victoria Andres, Jessica Bürger und Carolin Katzera vom Albert-Schweitzer-Gymnasium Sömmerda geforscht. Entstanden war die Idee dazu in der Physik-AG der Zehntklässler, nun überlegen die jungen Damen, ob sie das mit einem 2. Preis bedachte Projekt fortsetzen als Seminarfacharbeit.Ursachen und alternativen Behandlungsmethoden bei Migräne waren Lydia Eisenblätter, Christina Illge und Anika Neumann vom Prof.-Fritz-Hofmann-Gymnasium Kölleda auf der Spur. Das erstaunliche Ergebnis der Zwölftklässler nach der Befragung von rund 120 Patienten: Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen.Als jüngste Teilnehmer präsentierten Franz Mohr, Florian Weber und Jessica Mayer voller Begeisterung ihre Kristalle. Die Siebentklässler des Sömmerdaer Gymnasiums ließen verschiedene wachsen - fast wie in der Hexenküche, doch ganz ohne Zauberei. Im Aluminiumkaliumsulfat entstand das größte Exemplar. Nun wollen sie die Experimente ausdehnen, Kristalle färben, die Sonneneinstrahlung beachten.Insgesamt waren 42 Arbeiten aus sechs Fachgebieten zum Regionalwettbewerb Nordthüringen eingereicht worden. Es wurde gebaut, gebastelt, geforscht, befragt, experimentiert und untersucht. Die Ergebnisse können sich sehen lassen, schätzt Wettbewerbsleiterin Petra Kohlmann ein. Auch wenn sie sich für die Zukunft neben den theoretisch geprägten noch mehr praxisorientierte Projekte wünscht, denn das mache den Charakter von Jugend forscht ja aus. Dass wiederum Ilmenau der große Gewinner war, sieht sie sportlich und als Ansporn für hiesige Gruppen. Die zwei Tage des Wettbewerbs böten gu-te Gelegenheit, voneinander zu lernen. Anerkennung und Respekt sprach auch Bürgermeister Wolfgang Flögel als Schirmherr den jungen Forschern aus. Der Wettbewerb sei positiv für Sömmerdas Image als Industriestandort. Ilona STARK


08.03.2007   
Fast im Schlaf zum Forscher-Preis
10.03.2007
JUGEND FORSCHT
Fast im Schlaf zum Forscher-Preis

Vor Autofahrten unbedingt ausschlafen. Und nicht davon ausgehen, dass nur ruhige Musik beim Einschlafen hilft. Mit diesen Ergebnissen haben Schmalkalder Schüler beim Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ in Eisenach gesiegt.

EISENACH – Nein, es liegt nicht daran, das Jugendliche besonders gern besonders lange schlafen. Nicht deshalb beteiligen sich die Gymnasiasten des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums Schmalkalden oft mit Schlafthemen an dem Wettbewerb „Jugend forscht“. Sie haben ganz einfach den Vorteil, dass es an der Fachhochschule ihrer Stadt ein Schlaflabor gibt.

Monika Müller, Anne Schilling und Gitta Simon haben sich mit einer Arbeit zur Auswirkung von Musik auf die Qualität des Schlafes an dem Wettbewerb beteiligt. Dabei wurde das Schlafverhalten von Menschen in drei Varianten getestet: Ohne vorherige Einflüsse und mit ruhiger sowie temperamentvoller Musik vor dem Einschlafen. Das Ergebnis war für die Schülerinnen überraschend: Jeder der zehn Teilnehmer hat anders reagiert. So gab es Menschen, die nach ruhiger Musik am besten schlafen konnten, zwei waren sogar nach der afrikanischen Trommelmusik am entspanntesten, und anderen hat die Ruhe am besten getan. Das Fazit der Jugendlichen: Musik wirkt sich spezifisch auf den Menschen aus und das Schlafverhalten ist von vielen Faktoren abhängig.

Hans-Martin Falk, Paul Recknagel und Markus Enzmann haben die Auswirkungen von Schlafentzug auf das Fahrverhalten für das Fachgebiet Arbeitswelt untersucht. Mit 17 und 18 Jahren sind sie gerade selbst im besten Fahranfänger-Alter, und da fanden sie dieses Thema besonders spannend. Mit zehn Probanden konnten sie ihre Testreihe an einem Fahrsimulator starten. Die Teilnehmer wurden zunächst ausgeschlafen auf die Testpiste geschickt. Dann mussten sie die gleiche Aktion nach dem Schlafentzug von 24 Stunden wiederholen.

Bei fünf Probanden verschlechterte sich das Ergebnis extrem. So kam es innerhalb von zehn Sekunden zu keinerlei Reaktionen. „Auf der Autobahn würde das zu einem ganz schönen Blindflug führen“, kommentiert Paul Recknagel. In drei Fällen blieb das Ergebnis relativ gleich, und zweimal hat sich die Leistung sogar verbessert. Das überraschte die Schüler besonders. Sie erklären es sich damit, dass die Probanden in diesem Fall besonders motiviert waren.

Auffallend war auch, dass die Teilnehmer mit den schlechten Leistungen ihre Konzentration sehr gut beurteilt hatten – es stimmt also, dass sich Autofahrer oft überschätzen. (sus)

Ausgezeichnete Arbeiten bie "Jugend forscht"
Ausgezeichnete Arbeiten bie "Jugend forscht"

Biologie

2. Preis: Lydia Eisenblätter (18), Christina Illge (18), Anika Neumann (18) "Migräne - Phänomen unserer heutigen Zeit?!", Gymnasium Kölleda, Betreuerin Frau Sutter 3. Preis: Lea Klingenhöfer (13) "Der Teichmolch im Biotop Rothenbach", Salzmann-Regelschule Sömmerda, Betreuerin Ingrid Heinze Sonderpreis Kaufland Sömmerda: Nadine Coblenz (16), Anna Dölitzsch (16) "Konservierung von Lebensmitteln", Salzmann-Regelschule Sömmerda, Betreuer Dagmar Weiß Jahresabonnement Natur & Kosmos: Juliane Pfeiffer (15) "Placeboeffekt - der Glaube an die Medizin", Salzmann-Regelschule Sömmerda, Betreuerin Barbara Krug Sonderpreis der GEW: Theresa Wagner (17), Kathrin Berger (18) "Schulangst - Ein Problem auch an unserer Schule", Gymnasium Kölleda, Betreuer Armin Müller

Technik

2. Preis, Sonderpreis der BN-Automation Ilmenau, Sonderpreise der Eitech GmbH: Fabian Nowak (16), David Hauptvogl (15) "Räuber und Gendarm - Verfolgungsjagd zweier Roboter", Salzmann-Regelschule Sömmerda, Betreuerin Ute Altenburg

Physik

2. Preis: Victoria Andres (16), Jessica Bürger (15), Carolin Katzera (16) "Heißluftballon", Gymnasium Sömmerda, Betreuer Holger Schröder 3. Preis, Sonderpreis Kaufland Sömmerda: Lukas Altenburg (17) "Schnelldrehende Massekreisel als Kurzzeitspeicher für alternative Energien", Gymnasium Sömmerda, Betreuer Jens Altenburg Sonderpreis Lernsoftware, Sonderpreis des Thüringer Lehrerverbandes, Jahresabonnement Geolino: Florian Weber (13), Franz Mohr (13), Jessica Mayer (12) "Kristallstrukturen von Zucker und Salz", Gymnasium Sömmerda, Betreuer Ralf Wiegand

Arbeitswelt

3. Preis: Luisa Schmidt (18), Ariane Kübelstein (18), Maria Glorius (18) "Endstation Waisenhaus?", Gymnasium Kölleda, Betreuerin Frau Genzen Sonderpreis Kaufland Sömmerda: Kim Schütze (15), Svenja Albrecht (17) "Kosmetik - Typberatung und Pflege selbstgemacht", Salzmann-Regelschule Sömmerda, Betreuerin Ramona Schweidler Sonderpreis Kaufland Sömmerda: Julia Töpleb (16), Nicole Fitzenräuter (17) "Schuluniformen - im Wandel der Zeit und was Schüler davon halten", Salzmann-Regelschule Sömmerda.


08.03.2007   
Zum Unterricht auf die Messe
10.03.2007
Ilmenauer Fachoberschüler präsentieren sich auf der Thüringen-Ausstellung
Zum Unterricht auf die Messe




17 Fachoberschüler des Staatlichen Berufsschulzentrums Ilmenau absolvierten diese Woche für einen Tag ihren Unterricht nicht in der Schule. Im Rahmen des neuen Faches „Wissenschaftliche Arbeitsmethoden“ stellten sie die Zwischenergebnisse ihrer Facharbeiten in Form von Präsentationen der Öffentlichkeit auf der Thüringen-Ausstellung vor.

ILMENAU/ERFURT – Innerhalb des sich im Aufbau befindlichen „Zentrums für entdeckendes, forschendes und erfindendes Lernen“ wurde mit dem Träger und Partner „Solar-Dorf Kettmannshausen e. V.“ an diesen Facharbeiten intensiv gearbeitet. Mit dortigen Ingenieuren und Wissenschaftlern entwickeln die Schüler intensiv gemeinsame Projekte.

Die Zwischenergebnisse zeigten äußerst eigenständiges Arbeiten der Schülerinnen und Schüler, die von Wissenschaftlichkeit und Fachkenntnis gekennzeichnet sind.

Der Aufbau des Zentrums zeigt erste sichtbare Erfolge für junge Erwachsene auf dem Weg zu einem künftigen Studium. Die Konzentration von vielen geeigneten Partnern im gemeinsamen Netzwerk „Hysolar“ in einem „Lernort Labor“ bestätigt auch das Konzept der „Lernenden Region Ilm-Kreis“, in dem viele verschiedene Bildungsanbieter und Bildungsnutzer einen Interessenverbund bilden. (sbz)

Viktoria Predo und Christopher Rimmrott (Bildmitte) mit ihrem Fachbetreuer (l.) und dem Schulleiter des Staatlichen Berufsschulzentrums Ilmenau. - FOTO: SBZ

Sattelfest in Geografie
09.03.2007
SCHULSIEGER MAXIMILIAN JÄGER
Sattelfest in Geografie




VON UNSERER MITARBEITERIN STEFFI SEIDEL
ZELLA-MEHLIS/EBERTSHAUSEN – Maximilian Jäger hat sich jüngst bei einem Schulwettbewerb des Zella-Mehliser Heinrich-Ehrhardt-Gymnasiums als bester Geografie-Kenner erwiesen. Beim Wettstreit „National Geographic Wissen 2007“ ging der Schüler aus der Klasse 8b als Sieger unter insgesamt 22 Teilnehmern hervor.


Als Erstplatzierter seines Gymnasiums qualifizierte sich der 13-jährige Ebertshäuser für den Thüringer Landesentscheid, den er ebenfalls schon absolviert hat und nun gespannt dessen Auswertung entgegen fiebert.

„Seit mehreren Jahren nimmt unsere Schule bereits an dieser bundesweiten Geografieolympiade für die siebten bis zehnten Klassen teil“, berichtet Beate Gürbig, Fachleiter Geografie am Gymnasium. Einen Landessieger habe man bislang noch nicht stellen können. Doch wie heißt es so schön: Was nicht ist, kann ja noch werden! Die Besonderheit beim diesjährigen Schulwettbewerb sei gewesen, dass ausschließlich Jungen angetreten waren, ihre klassischen Geografie-Kenntnisse gepaart mit dem Wissen um die Zusammenhänge verschiedener Themengebiete der Erdkunde unter Beweis zu stellen. Alle Altersstufen hatten binnen 15 Minuten das gleiche vierseitige Aufgabenblatt zu lösen.

„Die Fragen gehen dabei auch über den Lehrplan hinaus. Für die richtigen Antworten setzt das schon eine Menge Allgemeinwissen und die intensivere Beschäftigung mit Geografie voraus“, meint Beate Gürbig. Maximilians Abschneiden sei „besonders anerkennenswert“, habe er es doch geschafft, die Teilnehmer aus den beiden höheren Klassenstufen hinter sich zu lassen. „Damit ist er zugleich unser jüngster Schulsieger bei ‚National Geographic Wissen'“, hebt die Lehrerin hervor.

Dabei ist Geografie gar nicht einmal so das ausgesprochene Lieblingsfach von Maximilian Jäger. „Ich mache es gerne wie andere Fächer auch“, bekennt der Achtklässler, der in seiner Freizeit regelmäßig die Zeitschrift „Welt der Wunder“ liest. Für den jungen Ebertshäuser war es eine klare Sache, nach der Teilnahme im vergangenen Jahr nun ein weiteres Mal bei diesem geografischen Schulwettstreit mitzumachen.

Bei Fragen wie nach dem höchsten Berg Spaniens, der Anordnung der Steine von Stonehenge in Südengland, dem der norwegischen Stadt Bergen zugehörigen Klimadiagramm und anderem mehr erwies sich Maximilian als besonders sattelfest. Mit der Motivation des Schulsiegers – geehrt mit Urkunde und 10-Euro-Gutschein – nahm er vor kurzem nun die Aufgaben für den Landesentscheid in Angriff. „Dabei ging es nicht nur um Europa wie beim Schulwettbewerb, sondern um weltweite Geografie. Das war noch ein ganzes Stück schwieriger“, erzählt der 13-Jährige. Nun ist er natürlich gespannt, wie er denn so auf Thüringer Ebene abgeschnitten hat (die Lösungen wurden vom Gymnasium an Wettbewerbsbeauftragte in Jena geschickt).

Im vergangenen Jahr beteiligten sich bundesweit rund 240 000 Mädchen und Jungen am Wettstreit „National Geographic Wissen“, der seit 2 000 mit steigenden Teilnehmerzahlen stattfindet.

Gutes Geografie-Wissen nachgewiesen
Gutes Geografie-Wissen nachgewiesen

Hermsdorfer Regelschüler hat sich für den Thüringer Landesausscheid qualifiziert
Hermsdorf (OTZ). Michael Ott aus der Regelschule Hermsdorf hat im Wettstreit National Geographic Wissen die besten Geografie-Kenntnisse nachgewiesen.

Der 16-Jährige ist Schulsieger geworden und hat die Vorrunde für den Landesentscheid erreicht, teilt National Geographic Deutschland mit. Das Magazin ist neben dem Verband Deutscher Schulgeografen und dem Westermann Verlag mit dem Diercke Weltatlas Ausrichter des bundesweit größten Schülerwettbewerbs der 12- bis 16-Jährigen. Hält Michael Ott bis Mitte März dem Vergleich mit den anderen Thüringer Teilnehmern stand und erringt den Landessieg, darf er sich am 4. Mai beim Finale in Hamburg mit den Siegern der anderen Bundesländer messen. Beim Wettbewerb wird außer klassischen Geografie-Kenntnisse ebenso Wissen um die Zusammenhänge verschiedener Themengebiete der Erdkunde erfragt.


09.03.2007   
Regelschüler kämpften mit Formeln und Zahlen
10.03.2007
MATHEMATIKOLYMPIADE
Regelschüler kämpften mit Formeln und Zahlen




VON ANDREAS HARTMANN
Der Donnerstagmorgen stand ganz im Zeichen von Zahlen und Formeln: In der Geratalhalle rechneten die besten Mathematiker aus den Regelschulen des Ilmkreises für den Einzug in die nächste Runde des Wettbewerbes.

GERABERG/ILMENAU – Nicht weniger als 97 Schüler aus elf Schulen des Landkreises waren zur zweiten Runde der diesjährigen Mathematikolympiade in Geraberg angetreten. Die Mathe-Asse aus den Klassenstufen fünf bis zehn hatten sich zuvor bei den Schulolympiaden für den Wettbewerb qualifiziert. Beaufsichtigt wurden die Schüler beim Schwitzen über den Aufgabenblättern von den Lehrern der Regelschule in Geraberg, die den Wettbewerb ausrichteten.

Wie Ines Schneider als Fachberaterin für Mathematik im Ilmkreis mitteilte, verlief der Wettbewerb gut und ohne Zwischenfälle. Die Ergebnisse sehen wie folgt aus: In der Klassenstufe 5 gewann Maximilian Winkler (RS Stadtilm) vor Theresa Höfer (Assisi-Schule Ilmenau) und David Oehler (RS Stadtilm). In der Klassenstufe 6 löste Samantha Stoll (RS Stadtilm) die Aufgaben am besten und verwies Tina Schneider (Geschw.-Scholl-Schule Ilmenau) und Oliver Sommer (RS Gräfinau-Angstedt) auf die Plätze.

Kay Wipprecht (RS Gräfenroda) errang den Sieg in der Klassenstufe 7. Platz zwei ging an Florian Leihbecher (RS H.-Hertz Ilmenau) und Kevin Queißner (Geschw.-Scholl-Schule Ilmenau). In der Klassenstufe 8 setzte sich Robert Lefler (RS Schmiedefeld) gegen Nico Schenk (RS Stadtilm) und Sebastian Sachs (RS Schmiedefeld) durch.

In der Klassenstufe 9 verwies Tim Döring (Assisi-Schule Ilmenau) Oliver Maak (RS Stadtilm) und Michaela Ostermann (RS Gräfenroda) auf die Plätze. Valeria Gurin siegte erfolgreich in der Klassenstufe 10. Platz zwei ging an Kevin Hartung (RS Gräfinau-Angstedt), Platz drei an Alex Fidelak (RS Stadtilm).

Von auf 4,3 auf 1,5
Von auf 4,3 auf 1,5

Leistung lohnt. Vor allem für Schüler, die auf Lehrstellensuche sind. Deshalb lud die IHK Erfurt gemeinsam mit der Thüringer Allgemeine alle Schüler dazu ein, die Nasen tiefer in Bücher zu stecken. 661 Mädchen und Jungen aus 107 Schulen haben sich der Herausforderung gestellt. 304 von ihnen konnten ihre Noten verbessern. Die 30 Besten erhalten dafür heute in Erfurt nicht nur lobende Worte, sondern auch Beratungs- und Nachhilfegutscheine für den Endspurt bei ihrer Bewerbung.

THÜRINGEN. Einmal im Hilton - nein- nicht übernachten, sondern arbeiten.

Anika Hofmann denkt oft über ihre berufliche Zukunft nach. Doch noch steht sie vor der großen grünen Tafel der Staatlichen Regelschule Friedrich Myconius in Gotha und schreibt den Satz des Pythagoras an. Ohne Pause, ohne großes Zögern. Sie weiß, was sie tut und sie weiß, was sie kann.

Mathematik Zwei, Deutsch Eins, Biologie Eins, Physik Zwei. Macht einen Notendurchschnitt von 1,5.

So stand es auf ihrem Halbjahreszeugnis der zehnten Klasse, mit dem sie sich erst vorige Woche in einem Südthüringer Hotel als Restaurantfachfrau beworben hat. "Die wollten mich nur wegen meiner Noten", sagt die 17-Jährige lächelnd.

Doch die waren nicht immer so gut. Der Notendurchschnitt von 4,33 hatte der Schülerin mit den dunklen, verschmitzt dreinschauenden Augen ordentlich die Sommerferien verdorben.

Danach galt es, Abschied zu nehmen. Nicht von einem liebgewonnenen Hobby, sondern vom Berufswunsch. "Eigentlich wollte ich in einen pädagogischen Beruf", sagt Anika etwas wehmütig. Aber das geht nur mit Abitur, was wiederum mit ihrem Notendurchschnitt von 4,3 ziemlich unrealistisch erschien. Also entschied sich Anika zum Schulwechsel vom Gymnasium auf die Regelschule. Und sie entschied sich, endlich richtig zu lernen.

An die erste Eins kann sie sich noch gut erinnern. Es war eine Physik-Klausur, es ging um Mechanik. Dann lief es auch in allen anderen Fächern gut. Die stellvertretende Direktorin der Regelschule, Gudrun Rudolph, wundert das nicht: "Es ist wie im Fußball. Entweder man hat eine gute oder eine schlechte Serie." Dass gute Noten genauso sehr motivieren können, wie schlechte Zensuren jegliche Bestrebungen zum Lernen erlahmen lassen, weiß auch Beate Möller. Die Klassenlehrerin von Anika Hofmann war es, die sie und ihre Klassenkameradinnen Carolin Simonsen sowie Christin Sbeczka zum Lernen animierte. Die 20 MP3-Player, die von der IHK Erfurt unter allen Teilnehmern des Leistungswettbewerbs verlost wurden, "haben auch gelockt".

Aber mehr noch die Patenschaft, die der IHK-Hauptgeschäftsführer Gerald Grusser für die 30 besten Schüler bei ihrer Ausbildungsplatzsuche übernehmen will. Die Aktion "Leistung lohnt" hat ein Ziel. Sie will lernschwache Schüler der Regel-, Gesamt- und Förderschulen dazu motivieren, ihre Zensuren zu verbessern, um die Suche nach einer Lehrstelle zu erleichtern. "Es war meine letzte Chance", stellt Anika Hofmann nüchtern fest. Sie hat sie genutzt. Auch wenn sich die Mitschüler nicht immer über ihre Einser gefreut haben. Das Wort "Streberin" fiel öfter.

Umso stolzer ist Schuldirektorin Bärbel Bombach, "dass sich Anika nicht hat beirren lassen". Die Schulleiterin lobt das Projekt der IHK Erfurt. Die Kammer klage nicht nur über die mangelnden Leistungen der Schulabgänger, "sondern sie handelt". Mit großem Erfolg.

Am Ende verbesserten sich 196 Schüler von Vier auf Drei. 21 konnten zum Halbjahr eine Zwei vorweisen und neben Carolin Simonsen hat auch Jaqueline Werner von der Rothenbachschule Sömmerda eine Eins unter ihrem Bewerbungszeugnis stehen.

Egal, ob von Vier auf Eins oder von Drei auf Zwei, "ich freue mich über jede Verbesserung", sagt der IHK-Hauptgeschäftsführer. Die Schüler haben ihren Leistungswillen unter Beweis gestellt, das zählt.

Die besten 30 wird die IHK heute in Erfurt begrüßen. Neben lobenden Worten erwarten die Schüler dort auch Gutscheine für Nachhilfe. Anika Hofmann wird sie gern annehmen, denn trotz ihrer guten Leistung, "die Angst vor der Mathematik-Prüfung am 13. Juni bleibt". Man sieht sie jetzt öfter über Schulbüchern sitzen als früher. Das freute Eltern und Großmütter so sehr, dass es zum Halbjahreszeugnis ein Extra-Taschengeld gab.

Und das spornt offenbar mehr an als alle guten Worte, weiß die Schulleiterin. Sie hofft deshalb, dass der Leistungswettbewerb fortgesetzt wird. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Man verhandle mit dem Thüringer Kultusministerium über ein Anschlussprojekt, erklärt Gerald Grusser. Angedacht sei, alle Schulen des Freistaates in den Leistungsvergleich einzubeziehen. Denn die Bewerbungsbedingungen werden für die Realschüler nicht leichter, trotz sinkender Schülerzahlen. "Immer mehr Abiturienten besetzen die Lehrstellen, die für unsere Schüler gedacht sind", sagt Direktorin Bombach. Studiengebühren und der Drang nach einer schnelleren finanziellen Unabhängigkeit verstärken den Effekt.

"Da hilft nur eines, selbst mit guten Noten zu überzeugen." Und Anika Hofmann bemüht sich darum. Sie hat inzwischen mehr als 30 Bewerbungen geschrieben. Noch sind nicht alle Vorstellungsgespräche gelaufen.

Heute wird sie bei der IHK testen können, ob sie sich für ihren Traumberuf als Restaurant- oder Hotelfachfrau auch eignet. Dann kann auf Wunsch ein Bewerbungsvideo gedreht werden. Das ist die neue Variante, einen potenziellen Arbeitgeber von sich zu überzeugen, in Bild und Ton. Anika will alle Chancen nutzen, nichts auslassen auf dem Weg ins Hilton, ihrem Traumarbeit-geber. In welcher Stadt - das ist ihr nicht ganz egal. Am liebsten würde sie in Thüringen bleiben. Nur wenn es gar nicht anders geht, kehrt sie dem Land und ihrer Familie den Rücken. Anika kann viel mehr als Schlüssel verteilen und Zimmerbuchungen entgegennehmen, da ist sich ihre Direktorin sicher. Aber vielleicht ist die Ausbildung ja auch nur der Sockel, auf dem sich eine Karriere aufbauen lässt. Dass sie den nötigen Ehrgeiz dazu hat, hat die quirlige Schülerin bewiesen.


09.03.2007   Von Ines KLEIN
Schüler verbessern ihre Chancen
Schüler verbessern ihre Chancen

304 Schüler folgten dem Aufruf der IHK Erfurt und der "Thüringer Allgemeine" und schafften es, ihre Noten für das Bewerbungszeugnis deutlich zu verbessern. Die 30 erfolgreichsten werden heute mit einem Bewerbertraining ausgezeichnet.

ERFURT (TA). Insgesamt nahmen 661 Jungen und Mädchen aus 107 Thüringer Schulen die Herausforderung an, ihre Durchschnittsnote zu verbessern. 304 von ihnen ist das erfolgreich gelungen, so bilanzierte der Hauptgeschäftsführer der IHK Erfurt, Gerald Grusser. Die Aktion "Leistung lohnt", sollte die Einstiegschan- cen der Schulabgänger in den Beruf deutlich verbessern.

Immer wieder klagt die Wirtschaft über mangelnde Qualifikation von Schülern. Die IHK Erfurt wolle aktiv dagegen etwas tun, erklärte Präsident Niels Lund Chrestensen. Für die 30 besten Schüler übernimmt die Kammer eine Patenschaft bei der Lehrstellensuche. Dazu wird zunächst getestet, ob der Berufswunsch der Schüler ihrer Eignung entspricht. Auch das professionelle Bewerbertraining soll Teilnehmern auf ihrem Weg in den Job helfen.

Inzwischen kündigte die IHK ein Nachfolgeprojekt an, das auf alle Thüringer Schulen ausgeweitet werden soll. Dazu gibt es bereits Gespräche mit dem Kultusministerium. Die Lehrer der beteiligten Schulen bewerteten den Wettstreit durchweg positiv. Sie hoffen auf eine Fortsetzung im neuen Schuljahr.

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09.03.2007   
Später Musterschüler
Später Musterschüler

Leistung lohnt - sind IHK und "Thüringer Allgemeine" überzeugt. Und riefen die gleichnamige Aktion ins Leben. Sie soll Schüler, denen es an der Initialzündung zu besseren Noten fehlt, motivieren helfen. Dass das Vorhaben ins Schwarze trifft, unterstreicht der Bad Berkaer Regelschüler Alexander Thiemann.

BAD BERKA. Der Groschen fiel spät, aber noch rechtzeitig. Eigentlich war es nicht nur eine einzelne Münze, sondern gleich ein ganzer Geldbeutel, der bei Alexander Thiemann aus Bad Berka in Bewegung geriet. Pendelten seine Noten zum Ende des vergangenen Schuljahres vorwiegend zwischen 3 und 4, ist aus dem Zehntklässler der Klosterbergschule inzwischen ein Einser-Schüler geworden. Mit seinem Durchschnitt, der sich um zwei ganze Noten von 3,6 auf 1,6 verbesserte, zählt er zu den zehn erfolgreichsten Thüringer Schülern, die die IHK im Rahmen der Aktion registrierte."Zugegeben, es war reine Faulheit. Ich habe im Unterricht gequatscht und nicht aufgepasst", ist dem 17-Jährigen heute bewusst, woran es früher bei ihm haperte. Vor seinem letzten Jahr an der Regelschule gelangte er zur Einsicht. "Das wollte ich dann doch nutzen, auch, um einen ordentlichen Ausbildungsplatz zu bekommen", sagt Alexander Thiemann.Die ehrgeizige Kehrtwende kann sich sehen lassen: Stand er in Chemie und Englisch zum Ende der neunten Klasse noch auf 4, weist sein aktuelles Halbjahreszeugnis in beiden Fächern eine 2 aus. Und suchte man die Note 1 auf dem Zeugnis von 2006 noch vergeblich, hat er diese inzwischen in Biologie und Physik erreicht."Am meisten hat es mir geholfen, mich im Unterricht einfach mehr zu konzentrieren. Was man da nicht mitbekommt, lässt sich nach der Schule nur schwer nachholen", weiß der junge Bad Berkaer aus Erfahrung. Seine Freizeit beeinträchtigt der neue Fleiß übrigens nicht, im Gegenteil. "Meine Hobbys hat das eher gefördert. Ich lese zum Beispiel sehr gern", sagt der 17-Jährige.Seine beruflichen Interessen sind vielseitig. Am liebsten würde er Bibliothekar oder Biologie-Laborant. Allerdings kann er sich auch vorstellen, eine kaufmännische Ausbildung oder eine in der Gastronomie anzutreten. Eine feste Lehrstelle hat er bis dato allerdings noch nicht in der Tasche.


09.03.2007   
Jessica Dänner schnitt gut bei Aktion "Leistung lohnt" ab
Jessica Dänner schnitt gut bei Aktion "Leistung lohnt" ab

95 Jugendliche aus dem Unstrut-Hainich-Kreis haben sich am Wettbewerb "Leistung lohnt" beteiligt. Unter den 30 Besten ist auch Jessica Dänner von der Regelschule in Aschara. Sie hat nun einen Durchschnitt von 2,17 in den Haupfächern.

ASCHARA (ad). Heute ist für die 17-jährige Jessica ein wichtiger Tag. Sie wird ausgezeichnet. Ganz offiziell erhalten sie und 29 andere Thüringer Schüler eine Urkunde, auf der vermerkt ist, wie erfolgreich sie an der Aktion "Leistung lohnt" teilgenommen haben. Der von der Industrie- und Handelskammer und der "Thüringer Allgemeine" ausgetragene Wettbewerb war im September gestartet worden, von der Regelschule Aschara nahmen elf Schüler teil. Jessica verbesserte ihren Durchschnitt am meisten. "Die Urkunde kann ich den Bewerbungsunterlagen als offizielles Zertifikat beilegen", nennt sie einen Vorteil, den sie nun Mitschülern gegenüber hat. Zudem unterstützt die IHK, versprach deren Chef Gerald Grusser, die Schüler bei der Ausbildungsplatzsuche.Hilfe erfuhr Jessica auch von ihren Lehrern Petra Fischer und Dagmar Tirsch sowie von der Schulleiterin Karin Giese. Sie legt viel Wert darauf, dass ihre Schüler zukunftsfroh die Schule verlassen, in manchen Jahrgängen waren 100 Prozent in Lehrstellen und ans Gymnasium vermittelt. Jessica möchte gerne eine Ausbildung als Köchin beginnen, zuvor muss sie in diesem Jahr vier Prüfungen ablegen. Besteht sie diese, belegt sie die zehnte Klasse der Regelschule. Doch woher kommt der Quantensprung im Durchschnitt? "Ich war vorher schlicht und einfach faul", gibt sie zu. Vor allem in Bio, Chemie und Physik hat sie sich stark verbessert. "Chemie ist mein neues Lieblingsfach geworden, da möchte ich auf die Eins kommen", sagt Jessica Dänner und lächelt.


09.03.2007   
Patrick Becker aus Heringen lernte urplötzlich
Patrick Becker aus Heringen lernte urplötzlich

SÜDHARZ (lo). Wie Butter in der Sonne schmolzen die Vieren und Fünfen. Die Lehrer in elf regionalen Schulen waren davon angetan, dass ihre Bemühungen fruchteten. Es schien, als ob gerade bei "lernfaulen" Teenies ein Knoten platzen würde.Miserabler als 3,4 war der Notendurchschnitt jener Schüler, für die die Aktion "Leistung lohnt" galt. Initiiert wurde sie von der Industrie- und Handelskammer sowie der Thüringer Allgemeine. Mit i-Pods und anderen schnuckligen Elektronikpräsenten wurde der Verstand gekitzelt - und siehe da: der Bock auf Schule erwachte."Nach Erfurt meldete der Landkreis Nordhausen die höchste Beteiligung an dieser Aktion", berichtete Steffi Dirumdam. Die IHK-Lehrstellenkoordinatorin war bienenfleißig. Sie suchte den Beistand aller Lehrer, und mit hohem Engagement animierte sie die Schüler dazu, ihre eigenen Leistungsgrenzen anzupeilen. Dieser kleine Kick bewirkte wahre Wunder. Acht Südharzer Schüler stehen in der "Liste der 30 Besten" aus dem IHK-Kammerbezirk Erfurt - immerhin hatten 659 Jugendliche mitgemacht.

Die Aktion "Leistung lohnt" habe richtig Schwung in den Schulalltag gebracht, sagte Steffi Dirumdam. Sie freue sich unglaublich, dass sich von allen 97 Jugendlichen aus dem Kreisgebiet die Schulnoten verbessert hatten. "Ich bin mächtig stolz", lachte die IHK-Expertin, "dass fast ein Drittel der Besten aus meinem Beritt ist."

Es war nicht leicht, ihr ein X für ein U vorzumachen. Aus Kompetenzchecks weiß Steffi Dirumdam, wo die Schwächen der Teenager liegen. In allen Bereichen, die mit Elektronik, Handy und Internet zu tun haben, sind die Schüler spitze - und in Lernfächern wie Mathematik, Deutsch, Biologie, Chemie und Wirtschaft einfach nur lernfaul. "Da gibt es gewaltige Defizite, und darüber beklagen sich die Unternehmer mit Recht", so Steffi Dirumdam. Sie war nicht zimperlich, den Schülern mit schlechten Noten den Spiegel vor die Nase zu halten. Mit schlechten Zensuren ist kaum ein guter Ausbildungsplatz zu ergattern.

In der "Liste der 30 Besten" stehen Patrick Becker (er verbesserte sich in sechs Fächern um drei Noten) und Kristina Galow aus der Heringer Schule. Aus Nordhausen kommen Martin Knopf und Nicole Püschner (Petersbergschule), Benjamin Modesti und Natalie Probst (Käthe-Kollwitz-Schule) sowie Jessica Eiselt und Franziska Böhmert (Lessingschule). Sie sind heute zu einer IHK-Festveranstaltung nach Erfurt eingeladen - und ganz sicher sind sie und ihre Eltern stolz darauf, dass die 3,4-Noten-Hürde übersprungen ist.


09.03.2007   
Ehrgeizig bis zum Umfallen
Ehrgeizig bis zum Umfallen

SONDERSHAUSEN. Der 18-jährige Sergej Guljaev aus der Wezel-Schule in Sondershausen ist Klassenbester der 10a, will aufs Gymnasium und dann Mathematik-Lehrer werden.

Sergej freut sich. Er hat den druckfrischen Führerschein in der Tasche. Doch nun stehen weitere Prüfungen an. Nämlich in der Schule. Und da schaut der 18-Jährige etwas aufgeregt. Doch das muss er eigentlich nicht. Denn Sergej Guljaev aus der Klasse 10a der Regelschule "Johann Karl Wezel" im Sondershäuser Östertal, Klassenlehrerin ist Annerose Friede, ist Klassenbester. 1,3 beträgt sein Notendurchschnitt. Eine Drei hat er auf dem Zeugnis nicht.

Mathematik, Chemie, Physik, das sind seine Lieblingsfächer. Zugegeben, Englisch mag er nicht so. In seiner Freizeit spielt er gerne Volleyball, liest Bücher, stöbert vor allem in Enzyklopädien. Sein Freund Sergej Gerk hat den gleichen Leistungsstand. Da ist auch etwas von Leistungswettbewerb zwischen den beiden jungen Leuten zu spüren. "Schule macht Spaß", sagt Sergej Guljaev. Nicht nur, weil Chemie-Lehrerin Ramona Hettler beim TA-Gespräch neben ihm sitzt. "Er ist ein fleißiger, bis zum Umfallen ehrgeiziger Schüler, ein Denker", sagt sie über ihn. Die Freude war bei Sergej Guljaev riesig, als er jetzt ein Start-Stipendium bekam. Das Projekt fördert damit begabte Zuwanderer.

Ein Jahr lang bekommt Sergej monatlich 100 Euro, zweckgebunden für schulische Dinge, also Bücher, Software, er bekam zum Lernen ein Notebook geschenkt und kann in einem Wertumfang von 500 Euro Seminare und Kurse besuchen. Einen wird er schon bald starten, nämlich an der hiesigen Volkshochschule, um sein Englisch zu verbessern.

Über 40 der 308 Schüler der Regelschule sind Migranten. Die meisten kommen aus Kasachstan. Probleme gibt es laut Ramona Hettler deswegen nicht. Fünf sehr begabte Zuwanderer hatte die Schule ausgeguckt, um sie fürs Förderstipendium vorzuschlagen. Letztlich waren es die beiden Sergejs. Elf Thüringer Schüler bekamen das Stipendium, das erstmals im Freistaat vergeben wurde, Sergej Guljaev ist einer von ihnen und der einzige aus dem Kyffhäuserkreis. Die Prüfungen will er bestens abschließen, um dann in Sondershausen aufs Gymnasium zu gehen. Vielleicht aufs berufliche Gymnasium, weil hier, wie er sagt, Russisch die zweite Fremdsprache ist.

Es ist erst drei Jahre her, als die vierköpfige Familie Guljaev aus Kasachstan nach Sondershausen kam. Sergej sprach kaum ein Wort Deutsch, als er in die achte Klasse kam. Das war keine leichte Zeit. Schon gar nicht in den Fächern Chemie und Physik. In Sprachkursen an der Schule und im Hasenholz-Östertal-Club machte er sich fit. Der Ehrgeiz war und ist groß. Sergej will einmal Mathematik-Lehrer werden. Ingolf GLÄSER


08.03.2007   
Wenn das Aldi-Kind dann noch aufmuckt ...
09.03.2007
Schmalkalder Gymnasiasten präsentieren in Meiningen ein eigenes Stück
Wenn das Aldi-Kind dann noch aufmuckt ...




Wenn die Tussis und die Punks im Philipp-Melanchthon-Gymnasium aufeinandertreffen, geht es nicht gerade fein zu. Da ist jedes Wort eine Beleidigung und sitzt wie eine Ohrfeige. Und kommt dann noch so ein Aldi-Kind als Außenseiter daher, wird auch schon mal richtig zugeschlagen. Zumindest im Theaterstück „Puppets! – Schulmarionetten“.


SCHMALKALDEN – Die jungen Leute vom musisch-künstlerischen Zweig der Klasse 10/6 arbeiten seit anderthalb Jahren an der Eigenproduktion, mit der sie sich auch zu den 7. Südthüringer Schultheatertagen beworben haben. Sie werden Ende März in Meiningen stattfinden. Das Stück haben die Gymnasiasten selbst geschrieben und sind damit – natürlich künstlerisch überzeichnet – sehr nah dran am Leben Jugendlicher hier und heute. Klassenlehrerin Claudia Volk gab das Thema vor: „Schreibt über eine Klasse, die ein Theaterstück schreiben muss!“ Dramaturgisch geschickt haben die Mädchen – und zwei Jungs! – die Handlung aufgebaut. Zwei Gruppen innerhalb der Klasse – auf der einen Seite die „Punks“ und auf der anderen die Tussis mit ihrem Schickimicki-Gehabe – setzen alles daran, bei der geplanten Theateraufführung die Oberhand zu gewinnen und das jeweils eigene Stück durchzubringen. Das Problem besteht darin, dass die Tussi-Chefin kein Talent zum Schreiben hat . Sie beauftragt eine neue Schülerin das für sie zu übernehmen, quasi als „Eintrittskarte“ in die Clique. Doch auch Anna ist überfordert und schließlich dankbar für die Hilfe des von allen geschmähten und ausgegrenzten Aldi-Kindes. Niemand weiß natürlich davon und schließlich kommt es zum Eklat. Mehr soll jetzt noch nicht verraten werden. Nur so viel: Aus Vorurteilen auszubrechen, ist ein schwieriger Prozess. Den darzustellen, ist den Jugendlichen der 10/6 gelungen.

Entstanden ist ein sehr spannendes abwechslungsreiches Stück, mit Tanz- und Musikszenen. Wenn die Band mit Esther Dittmar, Franziska Johannes und Sandra Beier fast zum Schluss mit einem sehr gefühlvollen Lied ihren Auftritt hat, stehen mancher Akteurin die Tränen in den Augen. „So schön ist das!“

„Jeder tickt anders“

Bis zur Premiere liegt noch viel Arbeit vor den jungen Leuten. Noch wird an den Szenen gefeilt. Wenn auch die Regie in den Händen von Claudia Volk liegt – wer nicht auf der Bühne dabei sein muss, verfolgt seine Mitschüler selbstverständlich auch sehr kritisch als Zuschauer und gibt Hinweise, was wie noch besser rübergebracht werden könnte. Das geht – ebenso wie vorher das Schreiben des Stücks – nicht ohne Konflikte ab. „Jeder tickt anders. Da gibt es auch schon mal Meinungsverschiedenheiten. Aber der Streit ging nie so weit, dass wir auf der Bühne nicht mehr hätten zusammenarbeiten können“, sagt Claudia Hildenbrandt. „Beim Theaterspielen haben wir uns auf jeden Fall besser kennengelernt und das hat uns auch irgendwie enger zusammengeschweißt.“ Dem stimmen auch Friederike Weidner, Franziska Johannes, Sarah Avemarg, Philipp Gaska und all die anderen zu. Schauspielerin werden will indes keines der jungen Mädchen, und die Jungs schon gleich gar nicht. Claudia Hildenbrandt hat zwar über den Theater-Jugendclub des Meininger Theaters schon Bühnenerfahrung gesammelt, aber trotzdem soll die Schauspielerei wohl mehr ein schönes Hobby bleiben als zum Beruf werden.

Einzig Friedericke Gellert zieht es vielleicht auf die Bretter, die die Welt bedeuten – allerdings mehr in Richtung Musical. Auch in den „Schulmarionetten“ bekommt sie Gelegenheit, ihr Talent zu zeigen. Ebenso wie Melanie Koch, deren Ballettunterricht sich auch für die Inszenierung des Stückes auszahlt. Ohne sie gäbe es wohl die Tanzszene zur Musik von Tschaikowskys Schwanensee nicht in „Puppets!“.

„Alle Begabungen kommen bei einer solchen Theaterinszenierung zum Tragen“, erklärt Sybille Kraus. Die Musiklehrerin leitet die Theater AG für Schüler der 11. und 12. Klassen. Sie staune immer wieder, wie aus den schüchternsten Mädchen auf der Bühne selbstbewusste Darsteller werden. „Und für die Förderung der Sozialkompetenz ist diese Arbeit in den musischen Klassen ein Geschenk“, sagt sie.

Die jungen Schauspieler sind stolz, dass sie mit ihrem Stück „Puppets! – Schulmarionetten“ bei den Südthüringer Schultheatertagen dabei sein dürfen. Immerhin haben sich 20 Gruppen beworben, nur zehn wurden eingeladen. „Mir hat vor allen Dingen gefallen, dass sich die Schmalkalder mit einem aktuellen Thema auseinandersetzen, das viele junge Leute betrifft“, sagt Ulrike Lenz, die die Schultheatertage in Meiningen organisiert. Vom 25. bis 29. März erwartet die Teilnehmer ein anstrengendes Programm: Jeden Tag zwei bis drei Vorstellungen, dazu Workshops und Diskussionen. Die Schmalkalder Gymnasiasten freuen sich darauf. WALTRAUD NAGEL

Claudia Hildenbrandt als Aldi-Kind – von allen ausgegrenzt und weggeschubst. - FOTO: fotoart-af.de

Salza-Gymnasium bereitet sich auf Theateraufführung
Salza-Gymnasium bereitet sich auf Theateraufführung

Am 22. und am 23. März führt das Salza-Gymnasium Shakespeares Komödie "Was ihr wollt" im Kultur- und Kongresszentrum auf. Die Vorbereitungen dafür sind in vollem Gange.

BAD LANGENSALZA (ad). Ein heilloses Durcheinander wird es geben. Doch keine Angst, nicht hinter der Bühne oder darauf, die Schauspieler sind keineswegs schuld. Nein, es ist der Inhalt des Stückes selbst, der für Verwirrungen sorgen wird. Eine Frau, die sich in einen Mann verliebt, der aber eine Frau ist. Das ist gar nicht so einfach zu verstehen - und auch nicht so leicht zu schminken. "Ich finde es schwierig, das Mädchen als Jungen zu schminken", sagt Julia aus der elften Klasse des Salza-Gymnasiums. Sie gehört zum Schminkteam und sorgt dafür, dass jeder die rechte Farbe im Gesicht trägt. Dass an der Schule Theater gespielt wird, ist eine lange Tradition, die sich in der ganzen Kurstadt und darüber hinaus einen Namen gemacht hat. Seit 1999 steht die jeweilige Oberstufe alle zwei Jahre auf der Bühne, letztens in der Schlossruine von Herbsleben. Unter der Leitung von Karla Tröstrum und Iris Ewert bekamen Shakespeare und Büchner ein ganz neues Leben.Etwa 60 Schüler sind an dem Projekt beteiligt. Nicht alle stehen auf der Bühne, es gibt die Gruppe für Kostüme, die für die Requisite und eine für die Organisation. Zu ihr gehören Jasmin Lorenz, Katrin Wolfram, Alexandra Krey und Katrin Scholz. "Wir haben die Poster - der Entwurf ist von Robert Hellmund aus der elften Klasse - verteilt, sogar an die Windschutzscheiben von Autos haben wir sie geheftet", berichtet Jasmin. Sie und ihre Mitschülerinnen haben noch viel Arbeit vor sich: Die Dekoration muss ins KKZ transportiert werden, Karten gilt es zu verkaufen. Pro Veranstaltung finden 400 Zuschauer im Saal Platz, Karten gibt es in der Schule unter Tel.0 36 03 / 8 60 60 und in der Salza-Buchhandlung. Der Erlös wird auch für die Miete des Saales genommen, in dem schon vorher - kostenlos - geprobt wird.


09.03.2007   
Schlummersteine plaudern
Schlummersteine plaudern

Ich bin stolz auf meine Schüler.

Heidrun Schmidt, LehrerinSchüler der 10 a vom Reichard-Gymnasium präsentieren Geschichten aus dem Saaletal
Von OTZ-Redakteur Karl-Heinz Putzmann Bad Lobenstein. Es ist faszinierend. Sie haben tatsächlich die Steine zum Reden gebracht. Mit einem musikalisch-literarischen Programm stellten am Mittwochabend die Schüler der 10 a des Christian-Gottlieb-Reichard-Gymnasiums ihr umfassendes "Projekt Schlummersteine" im Festsaal des Neuen Schlosses erstmals der Öffentlichkeit vor.

Werner Harnisch, der von den Schülern kurzerhand und jugendlich salopp zum "Herrn der Steine" erklärt wurde, hatte im vorigen Jahr angesichts des um zwölf Meter abgesenkten Saale-Pegels die Idee, Steine, die Jahrzehnte auf dem Grund der Saale schlummerten und nun im Freien lagen, zum Sprechen zu bringen. Das hat die Schüler inspiriert und letztlich begeistert.

"Ich bin stolz auf meine Schüler, die das alles größtenteils in eigener Regie gestaltet haben", freute sich Klassenlehrerin Heidrun Schmidt. Denn die Schüler legten eine jugendliche Art der Spurensuche an den Tag, was in verschiedene Geschichten und Projekten mündete.

Dazu gehört ein Modell der alten und neuen Saaldorfer Brücke, das bereits als Ausstellungsstück im Wasserkraftmuseum Ziegenrück zu sehen ist. Zum 75-Jährigen von Vattenfall soll es dann auch in diesem Jahr deren Ausstellung schmücken.

Und es sind phantasievoll erzählte und aufgeschriebene sowie liebevoll illustrierte Geschichten entstanden.

Da gibt es die Schlummersteine "Bum Bum" und "Steini", die sehr kindgerecht vom Müller Hans und seiner Frau Liesl aus dem Saaletal erzählen. Die lebten dort mit dem Esel Lutz, der Kuh Else, der Katze Mimi sowie dem Schafbock Harald und hatten einen beschwerlichen Arbeitsalltag. Doch als man vom geplanten Staudamm und der drohenden Überflutung erfährt, wird alles ganz anders...

Dass man dieses Kinderbuch als Broschüre in einer Auflage von 500 Stück drucken konnte, ist der finanziellen Unterstützung der Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG, des Familotels "Am Rennsteig" in Wurzbach sowie der Druckerei Stark aus Bad Lobenstein zu danken. Nun geht es darum, die 500 Exemplare so schnell wie möglich zu verkaufen. Denn dieses Geld wird man in den Druck der nächsten schon fertigen und hier vorgestellten Geschichten investieren. Denn die Schlummersteine "Susi" und "Siggi" warten indessen noch auf ihre Veröffentlichung. Sie plaudern über ihren damaligen Alltag, als es noch solche Tätigkeiten wie den längst untergegangenen Berufsstand des Flößers gab. Oder sie erzählen, wie der Bauer und der Bäcker lebten und arbeiteten.

Weiterhin gibt es ein druckfertiges Mal- und Geschichtenbuch. Das erzählt von Städten, Dörfern und Landschaften an der Saale, enthält Legenden, Sagen und typische Rezepte aus der Region.

Einen Mix aus sachlichen Texten, sehr amüsanten Geschichten über zufällige Fundstücke am Ufer sowie einem Kreuzworträtsel bietet die geplante Broschüre über "Saalepolynesien".

All diese Geschichten einer eigenwilligen Spurensuche am Saale-Ufer wurden beim Leseabend im Barocksaal des Neuen Schlosses dem schmunzelnden Publikum präsentiert, das sich mit herzlichem Applaus für den gelungenen Abend bedankte. Denn zu den kessen Ideen dieses Programmes gehörte neben dem musikalischen Spagat zwischen harter Rockmusik und gemeinschaftlichem Singen des Volksliedes "An der Saale hellem Strande..." auch das Vorlesen. Und das übernahmen die aufgeschlossenen Kinder der Grundschulklasse 2 aus Wurzbach in erfrischend aufmunternder Weise. Toll, was Steine so alles in Bewegung bringen können.


09.03.2007   
Russisch macht Spaß
Russisch macht Spaß

Siebzehn Jahre nach der Wende sehen Schüler die slawische Sprache nicht länger als alternativloses Muss. Ganz freiwillig nahmen gestern nicht nur Regelschüler aus Apolda an dem Sprachfest für Russisch in der Werner-Seelenbinder-Schule teil.

APOLDA. Nicht allein um Leistung, vor allem um Spaß an der Sprache ging es gestern zum 8. Sprachfest für Russisch in der Werner-Seelenbinder-Schule (WSS). Insgesamt 33 Schüler kamen mit ihren Russischlehrern aus Weimar, Pfiffelbach und Berlstedt nach Apolda, um mit Regelschülern an der WSS Aufgaben in der slawischen Sprache zu lösen. "Für alle Altersklassen haben wir etwas Spannendes vorbereitet", erläuterte die Hauptorganisatorin des Festes, Marlis Druschke, die als Russischlehrerin in Weimar arbeitet. Schüler der 7. Klassen puzzelten und bastelten rund um das russische Alphabeth, Achtklässler beschäftigten sich mit Zimmereinrichtungen und die Älteren brüteten über russischen Wegbeschreibungen. "Wichtig war uns die Praxisnähe", sagte Druschke. Schließlich sei es schwer, mit gerade mal zwei Wochenstunden Russisch Großes zu erreichen. "Da steht die Anwendung der Sprache einfach im Vordergrund." "Sehr gut", findet das die Weimarer Schülerin Julia Nawrath (15). Nützliche Sprachtipps für Alltagssituationen helfen ihr schließlich, sich mit ihren neuen Freunden zu unterhalten.Vor einigen Monaten traf sie Gleichaltrige aus Russland, die nun in Deutschland leben. "Obwohl sie Deutsch sprechen können, reden wir auch oft auf Russisch miteinander", meinte die Schülerin gestern. Vor drei Jahren hatte sie sich - gegen die Naturwissenschaften- für Russisch entschieden. "Ich habe es nicht bereut, denn Russisch macht schon Spaß", lächelt Julia und beeilte sich, ihr Aufgabenblatt auszufüllen.Nach einer Stunde war es geschafft. Die Klingel signalisierte das Ende der etwas anderen Russischstunde und Marlis Druschke sammelte alle Zettel ein. Während sich die Schüler im Jugendclub von den Anstrengungen erholten, rauchten nun die Köpfe der Lehrer, die die Arbeiten korrigierten. Ganz gleich, welche Leistung die jungen Sprachtalente gestern erbrachten - ein Russisch-Diplom hatten sich alle verdient. Ein kleines Geschenk wurde außerdem den Siegern der jeweiligen Klassenstufe überreicht. So konnten sich die Siebtklässlerin Debora Ettel aus der Weimarer Pestalozzischule, Viktoria Winkler aus der achten Klasse der WSS und die Pfiffelbacherin Mandy Denstedt aus Klasse 9 über ihren Gewinn freuen. "Das Ergebnis ist wirlich gut," resümiert Druschke zufrieden." Die russischen Texte waren nämlich nicht die leichtesten." Jeanette MILTSCH


08.03.2007   
Grundschule auf Talentsuche
Grundschule auf Talentsuche

Als "Bremer Stadtmusikanten" traten beim großen Abschlussprogramm in Kranichfeld Nadja Polloczek (9/Esel), Paula Reedmann (9/Hund) und Judith Scherer (10/Katze, v.l.) auf.  Foto: tlz/S. Göbel
Als "Bremer Stadtmusikanten" traten beim großen Abschlussprogramm in Kranichfeld Nadja Polloczek (9/Esel), Paula Reedmann (9/Hund) und Judith Scherer (10/Katze, v.l.) auf. Foto: tlz/S. Göbel

Kranichfeld. (tlz) Deutschland sucht den Superstar - und die Kranichfelder Grundschule "Anna Sophia" ihre größten Talente. Und das nicht etwa im stillen Kämmerlein, sondern vor großem Publikum: An die 200 Zuschauer - Eltern und Geschwister, aber auch Großeltern und interessierte Kranichfelder - kamen am Freitagvormittag in die Mehrzweckhalle, um sich von kleinen Akrobaten, Sprachkünstlern, Sängern, Tänzern und Schauspielern aufs Allerbeste unterhalten zu lassen. Auf Talentsuche hatte sich die Schule im Rahmen von Projektwochen zwar auch schon in den Vorjahren begeben, die Ergebnisse aber nie vor Publikum, noch dazu vor so zahlreichem, präsentiert. Doch es hat sich für alle Beteiligten gelohnt, die Veranstaltung zum Abschluss der Projektwoche zu organisieren: Die Kinder platzten förmlich vor Stolz, als sie ihr Können demonstrieren durften - die Zuschauer wiederum genossen das Programm und staunten über die zwölfteilige Show, die der Nachwuchs da aufs Parkett legte. Zumal die Vorbereitungszeit denkbar kurz war: Von Montag bis Donnerstag absolvierten die 180 Schüler aus sieben Orten im Stationsbetrieb acht Angebote von der AG Russisch über Malerei und Theater bis zur Akrobatik. Für jedes Angebot blieben nur zwei Stunden Zeit, "so dass es für viele Kinder gar nicht so einfach war zu erkennen, wo denn nun ihre Interessen und Stärken liegen", versichert Schulleiter Remo Pester, für den das Programm ebenso wie für seine Schützlinge ein Höhepunkt im Schuljahr war. Und obwohl nicht einmal für eine Generalprobe mehr Zeit war, klappte fast alles wie am Schnürchen. Die Lehrer hatten allen Grund, nicht mit Lob zu sparen.

Unterstützt wurde die Veranstaltung vom Schulförderverein "Pfiffig leben und lernen e.V", der - im Juni 2006 gegründet - das Publikum in der Pause an eine reich gedeckte Kaffeetafel im Foyer einlud. Mit dem Erlös sollen u.a. die an der Schule angebotenen Arbeitsgemeinschaften unterstützt werden. Über deren Angebot können sich Eltern von Schulanfängern auch informieren, wenn die neuen Erstklässler am 21. März zum Schnupperunterricht eingeladen sind (9.30 Uhr).


09.03.2007   Von Sibylle Göbel
Freude, Träumen, Staunen
Freude, Träumen, Staunen

Farbenprächtiges Fenster des Pößneckers Siegfried Neuparth schmückt Ost-Schule
Von OTZ-Redakteurin Sandra Hoffmann Pößneck. Freuen, Träumen, Staunen - das schafft seit kurzem ein farbenprächtiges Kunstwerk im Schulgebäude der Grundschule Erich Kästner und des Förderzentrums mit Schwerpunkt geistige Entwicklung in Pößneck-Ost. Im Zuge der derzeitigen Außensanierung des Schulgebäudes ist ein Fenster im Treppenaufgang zum zweiten Ober- geschoss durch ein aus farbigen Glassteinen gearbeitetes Bild ersetzt worden. Schöpfer des Werkes ist der Glasgestalter Siegfried Neuparth aus Pößneck.

"Ich bin froh, dass das Fenster wieder einen Platz gefunden hat", sagte Siegfried Neuparth gestern während eines Vor-Ort-Termins. Geschaffen hat er das Kunstwerk nämlich bereits vor 20 Jahren. "1984/85 habe ich den Auftrag bekommen, für die Oberschule Erich Weinert in Pößneck-West ein künstlerisch gestaltetes Fenster anzufertigen", erinnerte er sich. Den Auftrag habe die Abteilung Volksbildung des Rates des Kreises erteilt. "Frieden im Weltall und auf Erden" lautete das Thema und seine Darstellung sollte sowohl Erst- als auch Zehntklässler ansprechen. Mit Symbolen hat der Glasgestalter deshalb gearbeitet.

Der obere Teil des heute einige tausend Euro wertvollen Fensters ist 2,50 Meter breit und 1,38 Meter hoch. In der Mitte sind die Erdkugel und der Mond in seinen verschiedenen Phasen zu sehen. Das linke Bild enthält die Sonne, die Windrose und den Sputnik als Symbol für die friedliche Eroberung des Weltalls. Im rechten Bild sind die Milchstraße und ein Komet festgehalten. Der untere, 2,50 Meter breite und 1,17 Meter hohe Teil des Fensters zeigt in der Mitte das Symbol eines Atoms als Zeichen der friedlichen Atomanwendung. Links sind Blumen, rechts Getreide und Hülsenfrüchte dargestellt.

"Ich hatte mehrere Entwürfe angefertigt und im Büro für architekturbezogene Kunst in Gera vorgelegt", blickte Siegfried Neuparth zurück. Lange habe es gedauert, bis ein Entwurf genehmigt worden sei. Der Geraer Künstler Peter Kraft habe ihm als Mentor zur Seite gestanden.

Viele Wochen saß Siegfried Neuparth anschließend an der Herstellung. Schablonen mussten geschnitten und nach deren Vorlage die Gläser geschlagen werden. In seinen verschiedenen Farben ist das Glas in Reichenbach/Oberlausitz gegossen worden. 25 Millimeter sind die Gläser dick und haben damit eine Stärke, wie sie heute nicht mehr produziert werde, so der 78-jährige Glasgestalter.

Das als Betonverglasung geschaffene Fenster, das im zweiten Obergeschoss der zur Karl-Marx-Straße gewandten Gebäu- deseite eingebaut war, musste wegen der 2002/03 erfolgten Modernisierung der Schule entfernt werden. Nachdem es dort keinen neuen Platz fand, schlug Wolfgang Strunk, Leiter des Fachdienstes Schule im Landratsamt Saale-Orla, vor, das Kunstwerk in der Grund- und Förderschule in Pößneck-Ost einzusetzen, weil es für diesen Schulgebäudetyp entworfen worden war.

"Die Schüler haben sich gefreut und finden es toll", sagte Barbara Sabottge, Leiterin des Förderzentrums. "Es überrascht durch seine Farben und löst Freude aus."Ich hätte mir gewünscht, dass ich in meiner Jugend in einer Schule mit einem solchen Kunstwerk hätte lernen dürfen.

Glasgestalter Siegfried Neuparth


09.03.2007   
Kinder sehr gut angegurtet
Kinder sehr gut angegurtet

Kontrollen in Königshofen und in Eisenberg
Eisenberg (PI/OTZ). "Die Kinder waren im allgemeinen vorbildlich gesichert." So das Fazit der Polizei nach entsprechenden Kontrollen am Mittwochnachmittag und -abend im Raum Königshofen und in Eisenberg. Darüber hinaus wurde in der Eisenberger Straße die Geschwindigkeit kontrolliert, so die Polizei: "Hier zeigte sich sehr schnell, dass es einige Verkehrsteilnehmer mit der Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit innerhalb der Ortslage nicht so ernst meinen. Gegen eine ganze Reihe von ihnen mussten ordnungsrechtliche Maßnahmen eingeleitet werden. Auch gegen einige ´Gurtmuffel" wurden Verwarngelder ausgesprochen."

Auch in der Jenaer Straße in Eisenberg wurde nachts durch Beamte der Polizeiinspektion die Geschwindigkeit gemessen. Hier mussten ebenfalls gegen mehrere Fahrer ordnungsrechtliche Maßnahmen ergriffen werden. Der schnellste Fahrer hatte - bei erlaubten 50 - 85 km/h drauf. Die Konsequenzen: Geldstrafe und ein Monat Fußgänger-Dasein.


08.03.2007   
Wisentahalle wird zum Ballsaal für Schüler
Wisentahalle wird zum Ballsaal für Schüler

OTZ fragt Mitorganisator Andy Heller

Bereits zum zweiten Mal findet in der Kreisstadt ein Schulball statt. Nach dem Erfolg im vergangenen Jahr können Eltern, Schüler und Lehrer heute in der Wisentahalle erneut tanzen und feiern. OTZ sprach dazu im Vorfeld mit dem Mitorganisator Andy Heller.

Von der Jahnturnhalle zur Wisentahalle ist ja ein riesiger Schritt. Wie es kam dazu, dort den Schulball auszurichten?

Wir haben uns überlegt, dass die Wisentahalle für einen Ball besser geeignet ist und wir außerdem die neue Halle nutzen wollen, da sie ja für Veranstaltungen gebaut wurde.

Die Rede ist immer von einem Ball. Geht es denn dort auch so zu?

Ja natürlich. Es soll eine richtige Ballatmosphäre herrschen. Deshalb haben wir einen so genannten "Dresscode". Jungs und Herren müssen mindestens ein Hemd und ein Jacket tragen. Damen sollten in Abendgarderobe erscheinen. Ob Rock, Hose oder Kleid ist dabei egal.

So war es doch schon beim ersten Schulball ?

Eigentlich schon, aber da haben sich wenige daran gehalten. In diesem Jahr werden wir am Einlass etwas kritischer darauf schauen. Ein Ball ist ein Ball - und keine Diskoveranstaltung.

Gibt es ein Programm ?

Von 20 Uhr bis 21.30 Uhr werden die "Bunnys" tänzerische Darbietungen zeigen. Außerdem gibt es Sketche und so einige Überraschungen.

? ? ?

Man kann ja schließlich nicht alles verraten.

Werden wieder Ballkönigin und Ballkönig gewählt ?

Natürlich gehört solch eine Wahl zu einem Ball dazu. Nadine Neupert und Ralf Lange werden ihre Krone abgeben.

Wie geht es nach dem Programm weiter ?

Im großen Saal spielt im Anschluss "Revolving Door" aus Neuhaus. Die Schülerband ist mittlerweile bundesweit für feinsten Cover-Rock bekannt. Außerdem legt Ray Billiken heiße Scheiben auf. Im Foyer haben wir einen zweiten Tanzbereich eingerichtet. Die NRG-Crew sorgt für Musik, wo vor allem Fans der elektronischen Musik auf ihre Kosten kommen.

Beim ersten Schulball gab es ja die eine oder andere Panne. Werden diese abgeschafft ?

Wir haben beraten und aus den Fehlern gelernt. So sollte es beispielsweise diesmal an Getränken nicht mangeln.

Wer organisiert denn den Schulball ?

Den Ball organisieren die Schüler der Klasse 11. Hier bin ich sehr erstaunt, denn fast alle packen mit an und sorgen dafür, dass es ein gelungener Schulball wird. Ärgerlich ist nur, dass wir keine Unterstützung von der Schulleitung erhalten.

Eine Jugendveranstaltung in der Wisentahalle. Geht das überhaupt gut ?

Ich sehe darin keine Probleme. Doch zuvor betone ich, dass es ja auch keine Jugendveranstaltung ist, sondern ein Ball, bei dem jeder herzlich willkommen ist. Außerdem haben wir genügend Security-Kräfte im Einsatz.

Wo gibt es denn Karten?

Ausschließlich an der Abendkasse.

Interview/Foto: Mike Finke


08.03.2007   
Technik für Tüftler
Technik für Tüftler

Die Regelschule Bad Sulza kann mit Sponsorenhilfe ihr Technikprofil schärfen. Und eine Unterstützung von außen kommt auch der Traditionspflege zugute.

BAD SULZA. "Die Schulen im Kreis bekommen, was sie brauchen." Dieser Satz, den Bad Sulzas Regelschulleiter Frank Blumstengel erst zu Wochenbeginn wieder von Landrat Hans-Helmut Münchberg gehört hat, besitzt so etwas wie einen doppelten Boden. Sie bekommen das Notwendige, aber das Wort "brauchen" ist durchaus dehnbar. Daher so Blumstengel weiter, sei die Einrichtung stets froh über Hilfe von außen.Eine besonders große Anschaffung, die allen Schülern ab der 6. Klasse angeboten wird, hätte die Schule anderenfalls auch gar nicht anpacken können. Andreas Fischer, Lehrer für Wirtschaft, Recht und Technik sowie zugleich Fachberater, kann mit "Lego Mindstorms" gleich mehrere Ansätze verfolgen: Die Schüler lernen, am Computer Programme zu erstellen, über die sie später einen beweglichen Baustein steuern können. Um dies plastisch vorzuführen, verwandelte Fischer das Bauteil in ein kleines Fahrzeug. Und dieses könnte nun - je nach Wunsch und Geschick der Schüler - z. B. mit einem Sensor ausgestattet werden, der den Rückwärtsgang aktiviert, so bald es auf ein Hindernis trifft. Denkbar ist aber auch ein Sensor, der das Fahrzeug stets auf einer schwarzen Linie fahren lässt und in Kurven selbstständig lenkt. Der Fantasie sind da kaum Grenzen gesetzt. Und für den Anfang reicht es manchem vielleicht schon, einfach mit den rund tausend Einzelteilen eine Bau-Idee umzusetzen.Der Lego-Kasten ist nahezu grenzenlos erweiterbar, wobei aber vor allem der Preis dem Expansionsdrang Grenzen setzt. Samt Anleitung, Einzelteilen und Software stellt das Modell der Regelschule nämlich einen Wert von rund 2400 Euro dar. Kein Wunder, dass die Einrichtung daher die erste im Schulamtsbereich ist, die über eine so anregende Technik verfügt - denn riesigen Spaß macht der Umgang damit trotz aller Lerneffekte nebenher natürlich auch noch.Als Retter in der Finanznot sprang die Vattenfall Europe Transmission ein, die in dieser Woche einen Scheck über 1000 Euro übergab. Hilfe erhielt die Schule bzw. deren Förderverein zudem von der Sparkassen-Filiale der Kurstadt: Bettina Handrich und Hannelore Franke brachten eine Spende in Höhe von 261,06 Euro mit, dem Erlös aus dem Verkauf des Luftbildkalenders. Das Geld, das die Fördervereinsvorsitzende in Empfang nahm, soll für die Arbeit an den schuleigenen Weinbergen genutzt werden. Sie brauchen, weiß Carmen Kula - als Mitglied im Weinbauverein auch Expertin in dieser Sache -, dringend kontinuierlicher Pflege, als dies bisher geschah. Susanne SEIDE


08.03.2007   
PS-Losziehung gestern in Königseer Sparkasse
PS-Losziehung gestern in Königseer Sparkasse

Losfieber gestern  in Königsee.   (Foto:  G.  Wagner)
Losfieber gestern in Königsee. (Foto: G. Wagner)

2000 Euro für Grundschule der Rinnestadt
Königsee (OTZ/gw). Gestern fand in der Kreissparkassen-Außenstelle Königsee die März-Ziehung der Loszahlen im Prämiensparen (PS) für alle Sparkassen des Freistaates statt, bei der die Möglichkeit bestand, Gewinne von 2,50 bis 25 000 Euro zu erzielen. Aber auch Vereine und Institutionen waren bei etwas Glück Nutznießer, da ihnen 25 Prozent des Auslosungsbeitrags zukommen konnte. Dieses Glück hatte die Grundschule der Rinnestadt, welche das Rahmenprogramm musikalisch gestaltete, als sie einen Scheck in Höhe von 2000 Euro von Moderatorin Yvonne Bergmann erhielt. Das Geld soll zur Anschaffung von Keyboards genutzt werden, so Musiklehrer Mario Möller. Mit dabei zur Freude der vielen kleinen Schaulustigen auch Glückspilz "Winni".

Insgesamt wurden in der Auslosung zirka 300 000 Euro für Thüringen ausgespielt. Kunden der Kreissparkasse Saalfeld-Rudolstadt konnten sich über Gewinne von einmal 5000 und zweimal 500 Euro neben vielen kleineren Beträgen freuen, welche die kleine Sara-Luise aus der Königseer Grundschule als Glücksfee gezogen hatte. Der Hauptpreis ging in den benachbarten Ilmkreis.


09.03.2007   
Tollster Lehrer: Wie ein Sechser im Lotto
Tollster Lehrer: Wie ein Sechser im Lotto

Die Thüringer Allgemeine sucht wieder Thüringens tollsten Lehrer und freut sich über Vorschläge. Für die 2c der Geschwister-Scholl-Schule ist es Heike Klippstein. Warum? Hier die Begründung:

ARNSTADT. Frau Klippstein ist nicht nur in den Augen der Kindern die tollste Lehrerin, sondern auch für uns Eltern.

Als vierfache Mutter strahlt sie eine unheimliche Ruhe aus und gibt den Kindern täglich das Gefühl, einzigartig zu sein. Man macht morgens die Klassentür auf und Heike Klippstein lächelt. Die Kinder gehen so gerne zur Schule, das macht uns Eltern große Freude. Sie macht wunderschöne und spannende Projekte zu jeder Jahreszeit, die Kinder können gar nicht genug davon bekommen und sind mit viel Fantasie und Ehrgeiz dabei.

Etwas Besonderes für uns ist, dass sie uns die Möglichkeit gibt, gelegentlich am Unterricht unserer Kinder teilzunehmen. So haben wir auch Einblicke in den Unterrichtsalltag unserer Sprösslinge. Haben die Kinder mal Hummeln im Hintern, dann werden eben die Schreibsachen beiseite gelegt und gesungen oder getanzt, bis alle wieder in der Spur laufen.

Es gibt kein lautes Wort, sie geht individuell auf jedes Kind ein und schafft es immer wieder, dass auch der Zusammenhalt der Kinder in der Klasse fantastisch ist. Wenn es Probleme gibt, dann setzen sich alle zusammen und finden auch schnell eine Lösung. Man kann Heike Klippstein Tag und Nacht anrufen, sie hat immer ein offenes Ohr für uns.

Auch arbeitet Frau Klippstein Hand in Hand mit der Hortnerin Frau Jakob, so dass wir uns 100-prozentig sicher sein können, dass die Kinder immer die allerbeste Aufsicht haben.

Das Klassenzimmer ist voll mit tollen Arbeiten der Kinder und gleicht einer Ausstellung, die man sich immer wieder anschauen muss, da ständig neue, teils auch lustige Sachen dazukommen.

Frau Klippstein ist die tollste Geschichten- und Märchenerzählerin, sie schafft es immer wieder, die Kinder mitzunehmen auf die große Reise in die Bücherwelt!

Sie hat unseren Kleinen den besten Start in das Schulleben gegeben und wir hoffen, dass sie die Kinder auch die nächsten Jahre bis zur 4. Klasse weiter begleiten kann. Ansonsten wären wir alle, Schüler wie Eltern, sehr traurig.

Wir gönnen es aber allen anderen Schulanfängern von Herzen, die dann Frau Klippstein als Lehrerin bekommen, denn so eine Frau wie sie ist echt wie ein Sechser im Lotto!!! Mit ganz lieben Grüßen - die Kinder der Klasse 2c.

Madlen Luther, Klassenelternsprecherin, Geschwister-Scholl-Schule Arnstadt


09.03.2007   
Pressemitteilung

Pressemitteilung 

Kultusstaatssekretär Eberhardt beim Wettbewerb "Leistung lohnt!"

Kultusstaatssekretär Eberhardt beim Wettbewerb "Leistung lohnt!"

Am morgigen Samstag wird Thüringens Kultusstaatssekretär Kjell Eberhardt (CDU) bei der Urkundenübergabe anlässlich der Aktion "Leistung lohnt!" von IHK Erfurt und Thüringer Allgemeine ein Grußwort sprechen. Ausgezeichnet werden 30 Schüler der Abgangsklassen an Regel-, Gesamt- und Förderschulen, die ihren Notendurchschnitt zum Halbjahr 2006/2007, also in dem Zeugnis, das in der Regel für die Lehrstellenbewerbung ausschlaggebend ist, maximal verbessert haben.

Am Leistungswettbewerb konnten Schülerinnen und Schüler teilnehmen, die einen Realschulabschluss oder einen Hauptschulabschluss anstreben und deren Notendurchschnitt in den Fächern, Mathematik, Deutsch, 1. Fremdsprache, Biologie, Chemie und Physik schlechter als 3,4 ist. Für die 30 Besten übernimmt IHK-Hauptgeschäftsführer Gerald Grusser nun eine persönliche Patenschaft bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Darüber hinaus erhalten alle erfolgreichen Teilnehmer für ihre Bewerbungsunterlagen eine IHK-Urkunde über die Leistungssteigerung, ein intensives Bewerbertraining sowie eine ausführliche Berufsinformation und -orientierung.

Zeit: Samstag, 10. März 2007, 10.00 Uhr
Ort: Erfurt, IHK, Arnstädter Straße 34


Kultusstaatssekretär Eberhardt sagte im Vorfeld: "Erfolgreiches Lernen hängt nicht nur von guten Rahmenbedingungen ab, sondern auch davon, welche Einstellungen Schüler zum Lernen haben. So sind Motivation und Selbstvertrauen ausschlaggebend für gute schulische Ergebnisse und den späteren Einstieg in das Berufsleben. Dass sich Leistung lohnt, zeigt auch der gleichnamige Wettbewerb. Denn neben einer Patenschaft und der Hilfe bei der Berufsvorbereitung weiß jede Schülerin und jeder Schüler nun, wo er sich noch verbessern muss, um mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben."

Rechenweg erklären lassen
Rechenweg erklären lassen

Manche Kinder brauchen für Rechenaufgaben zu lang. Hilfen zeigt Dr. Michael SCHMITZ vom Duden Paetec Institut.

Oft liegt langsames Rechnen an umständlichen Rechenstrategien. Lassen Sie sich von Ihrem Kind den Rechenweg erklären, den es zum Lösen der Aufgaben verwendet. Weicht dieser Rechenweg stark von dem in der Schule gelernten ab, so sollten Sie den noch einmal mit Ihrem Kind besprechen oder die Lehrerin bitten, das Problem noch einmal zu besprechen. Sie sollten es jedoch vermeiden, Ihrem Kind eigene Rechenstrategien zu empfehlen. Das kann noch mehr Probleme beim Rechnen verursachen, weil sie womöglich nicht verstanden werden. Die Absprache mit der Schule ist da der effektivere Weg für das Grundschul-Kind.


07.03.2007   
Sucht hat viele Gesichter
Sucht hat viele Gesichter

Jugendliche informieren sich im Therapeutisch-Pädagogischen Zentrum "Grenzland"

Von OTZ-Redakteur Peter Hagen Lehesten. "Abhängigkeit ist eine Erkrankung, die man nicht heilen kann. Jeder, der abhängig ist, muss damit für immer leben." Mit dieser durchaus schockierenden Feststellung begann André Singer, Leiter des Therapeutisch-Pädagogischen Zentrums "Grenzland" in Lehesten, die Jugendstunde von Wurzbacher Schülern.

Die Mädchen und Jungen der 8. Klasse bereiten sich mit Cornelia Hofses auf ihre Jugendweihe vor und hatten sich hierbei u. a. für die Arbeit des Therapeutisch-Pädagogischen Zentrums, einer Einrichtung des CJD Weimar, interessiert. "Hut ab vor denen, die in Abhängigkeit geraten sind und nun lernen möchten, ohne Drogen zu leben", ging André Singer auf die Arbeit in Lehesten ein. Dabei machte er aber gleich deutlich, was alles zu den Suchtmitteln gezählt wird. Beispielsweise auch Nikotin, Alkohol, Kaffee, Medikamente, Schokolade. "Zu den Suchtmitteln und Drogen gehört alles, was meinen physischen und psychischen Zustand verändert", klärte André Singer auf. Immerhin 95 Prozent der Bevölkerung würden Suchtmittel konsumieren, aber nur fünf bis sieben Prozent daran erkranken. Es komme eben darauf an, Grenzen zu beachten. "Zu den giftigsten Drogen gehört Nikotin", verdeutlichte André Singer, dass nicht nur von den gesetzlich verbotenen Rauschgiften erhebliche Gefahren ausgehen. Wie aber schützt man sich am besten vor einer Abhängigkeit?

"Drogen sind tote Materie, sind nur ein Mittel - über den Konsum entscheidet allein die Person", erklärte André Singer. Leider würden beispielsweise mit Schokoladenzigaretten und Kindersekt schon sehr frühzeitig völlig überflüssige Erwachsenenbilder vorgegeben. Doch jedem müsse klar sein, "dass Drogen keineswegs cool und sexy machen, sondern im Endeffekt einsam und impotent." Das Wichtigste sei, auch nein sagen zu können. Dies zeuge von einer starken Persönlichkeit.

In der lockeren Diskussionsrunde erwähnten die Jugendlichen selbst ihre unterschiedlichen Verhaltensmuster. Geht man zur Disko, würde man eben Alkohol trinken, manchmal auch reichlich. Geht man zu Omas Geburtstag, dann tue man das eben nicht. Genau hierin sah André Singer bestätigt, was er den Mädchen und Jungen zu verdeutlichen versucht hatte. Der Konsument allein treffe die Entschei- dung, wann er wo was trinkt, ob er sich stundenlang vor einen Fernseher setzt bzw. mit der Playstation spielt, oder sich lieber mit Freunden trifft. Gerade im jugendlichen Alter sei es aufgrund der Funktion des Gehirns als Informationsspeicher wichtig, nicht in die Abhängigkeit zu geraten. "Sucht tut nicht weh, Sucht ist eine Krankheit mit Eigendynamik", so André Singer.

Im Therapeutisch-Pädagogischen Zentrum "Grenzland" in Lehesten werden derzeit 32 junge Leute im Alter von zwölf bis 21 Jahren betreut. "Es sind ausschließlich Jugendliche, die tatsächlich von sich aus eine Therapie machen möchten", ging André Singer auf die Arbeit dieser Einrichtung ein.


07.03.2007   
Oma zu verborgen
Oma zu verborgen

Für junge Eltern ist oft guter Rat teuer - bei Überstunden, Arztterminen oder dem verständlichen Wunsch nach einem Kinoabend zu zweit. Eine Arnstädterin bietet dafür Hilfe an.

ARNSTADT (ak). Ilona Schleicher ist selbst Oma - eine begeisterte und mit 43 Jahren auch noch eine ziemlich junge. Sie hilft sehr gern ihrer Tochter beim Betreuen der beiden Enkeltöchter Anne-Lysanne und Jasmin. Aber das reicht ihr offenbar nicht. "Im Fernsehen sah ich mal einen Beitrag über Großeltern, die ausgeliehen werden. Und dachte mir, dass so etwas bestimmt viele Leute in Anspruch nehmen würden", erklärt Ilona Schleicher ihr "Geschäftsmodell".

Sie ist seit längerem arbeitslos und hat ihre Anfang März gegründete "Agentur" als Nebentätigkeit angemeldet. Ein bisschen auch in der Hoffnung, damit etwas dazuzuverdienen. Außerdem liegt ihr viel an Kindern, erzählt die dreifache Mutter und zweifache Großmutter, die junge Familien sowie Alleinerziehende als Baby- und Kindersitterin unterstützen möchte. Wobei sie ihre eigenen Erfahrungen einbringt und demnächst beim Jugendamt einen Kurs besuchen wird. Vielleicht wird ja auch eine Aufgabe als Tagesmutter daraus, überlegt Ilona Schleicher. In Kindergärten hat sie gehört, dass manche Mutter wegen langer Arbeitszeiten Probleme hat, ihren Nachwuchs pünktlich abzuholen. Eine zweite Oma ist auch schon gefunden, die mit einspringen würde. Ein kleiner Anfang also für den geplanten Großeltern-Ring. Denn die Arnstädterin möchte sich als Ansprechpartnerin für ältere Damen und Herren verstehen, die womöglich zu viel freie Zeit haben und diese gern an junge Familien mit Kindern abgeben möchten.

Was gibt es denn Schöneres, als Gute-Nacht-Geschichten vorlesen oder als Opa mit einem Knirps das Fahrrad zu reparieren? Ilona Schleichers Devise auf ihren rosafarbenen Werbeflyern lautet: Tausche Einsamkeit gegen Gemeinsamkeit. Wobei ihr die Bedürfnisse beider Generationen wichtig sind, Kind und Oma/Opa also zueinander passen sollten. "Für den Wirbelwind bin ich dann da", lacht die 43-Jährige, die früher als Sekretärin gearbeitet hat. Weshalb sie über ihre Agentur auch das Erledigen von Schreib- und oft ungeliebte Büroarbeiten anbietet - bis hin zu Botengängen und Ämterdiensten. Sie hat schon immer Lust am Schreiben, erzählt sie. Vielleicht entstehe ja gemeinsam mit der Tochter, die gut malen könne, ein Buch. Es wäre ein Kinderbuch, was sonst.

Kontakt: 0174/7846836


08.03.2007   
Männer sind manchmal zickiger
Männer sind manchmal zickiger

Vor über 100 Jahren war es undenkbar, dass sich Frauen über ihre Rolle "Küche, Kinder und Kirche" hinaus in einen Beruf wagten. Wer das tat, galt als aufmüpfig. Heute nehmen Frauen in Politik und Wirtschaft Führungspositionen ein oder behaupten sich in einst typischen Männerberufen. Dies zu würdigen, ist am 8. März Gelegenheit.

KYFFHÄUSERKREIS (TA). Zugegeben - Dorothea Reich, die seit 1993 selbstständig ist, erwartet nicht, dass sie als Chefin, die Sekretärin sowie die Praktikantin heute zum Frauentag von den Männern im Team ein Geschenk bekommt. "Aber natürlich freue ich mich darüber", gab sie zu. Zu den Nettigkeiten gehörten bisher Blumen oder Süßigkeiten. Groß gefeiert wird der Frauentag aber nicht, vielleicht gibt´s ein Gläschen Sekt. "Ich komme mit den Frauen wie mit den Männern gleichermaßen klar. Aber Männer sind manchmal zickiger, wenn es zum Beispiel darum geht, fachliche Entwicklungen zu überdenken. Frauen sind auf dem Weg zum Ziel flexibler", schilderte die 54-Jährige, die in Sondershausen Chefin eines technischen Planungsbüros mit Schwerpunkt Energieeinsparungen sowie eines Generalunternehmens für die Errichtung von Fotovoltaik- und Solaranlagen ist. Und da sie bundesweit im Einsatz ist, kann es durchaus sein, dass ihre Männer im Team die Chefin heute gar nicht sehen, um die Glückwünsche auszusprechen.

Aber da sind ja noch die anderen beiden Damen. Und morgen kommt das "Alles Gute" auch von Männer-Herzen.

Kälte gehört zum Alltag von Karin Funke. Die Chefin über drei Thüringer Kühlhäuser hat mit ihrem 21-köpfigen Team, darunter 16 Mannsbilder, eine hohe Verantwortung. Fleisch, Obst, Gemüse und Backwaren werden hier bei eisiger Kälte für Erzeuger und Warenketten gelagert. "Als Dienstleister haben wir einen Ruf zu verlieren, wenn zum Beispiel das uns anvertraute Fleisch nicht richtig gekühlt und aufbewahrt wird", sagt die 55-jährige Veterinäringenieurin. Sicherheit und Ordnung gehören dazu. Da duldet die Ebelebenerin keine Abstriche, was ihr auch die nötige Autorität verschafft. Dabei gehe es nicht um das Ego, sondern um das Unternehmen und damit um Arbeitsplätze. Schluderei könne man sich nicht leisten. Deshalb müsse sie bei Vergehen auch durchgreifen - mitunter Abmahnungen erteilen, wenn ein Kollege wiederholt Mist gebaut habe, sagt sie. Das hat dann auch nichts mit Frostigkeit zu tun. Zumal sie auch nicht mit Lob spart, wenn jemand einen kniffligen Stapel hingekriegt hat. Der heutige Frauentag aber geht im täglichen Geschäft eher unter.

Doreen Pohlmann aus Greußen hat Maurer gelernt und behauptet sich seit 1996 in einem Männerteam. Handwerkliches Geschick entdeckte sie sehr früh, spielte schon als Kind lieber mit Autos und technischem Spielzeug als mit Puppen. Deshalb akzeptierten die Eltern auch den Berufswunsch. Heute sind sie froh darüber, dass die Tochter im Haus fast alles selbst machen kann. Die 28-Jährige fürchtet sich nicht, einen großen Bagger zu steuern, ist seit 2005 im Bauhof Greußen tätig, wo sie für die Bachfege des Helbesystems zuständig ist.

Und bei der Feuerwehr fährt sie die großen Brummer, gehört zu den wenigen, die den Lkw-Führerschein haben.


07.03.2007   
Wenn der Akku einer Mutter völlig leer ist
10.03.2007
Häufig haben Kassen Kur-Anträge für Frauen mit Kindern abgelehnt
Wenn der Akku einer Mutter völlig leer ist




VON REDAKTIONSMITGLIED ILGA GÄBLER
„Meine Akkus waren leer“, sagt Rita Reiermann. Sie hat sie inzwischen wieder aufgetankt – während einer Mutter-Kind-Kur in Bad Salzungen. Dass ein solcher Kur-Antrag genehmigt wird, ist nicht immer so. Oft zeigen die Krankenkassen den Müttern die kalte Schulter.


BAD SALZUNGEN/BERLIN – Hinter Rita Reiermann und ihrer Familie liegt eine schlimme Zeit. Die älteste Tochter ist vor drei Jahren gestorben. Das Mädchen hatte einen Tumor im Kopf. Auch zehn Operationen konnten dem Kind nicht helfen. „Es war die Hölle“, sagt Rita Reiermann. Noch heute leidet die Frau aus dem Sauerland sehr unter diesem Verlust. Die seelischen Qualen bereiten ihr auch körperliche Schmerzen. Sie erinnert sich: „Kreuz und Schultern taten mir weh, die Muskeln erschlafften. Wie erstarrt war mein Rücken. Nicht einmal die Schnürsenkel konnte ich mir binden.“ Während Rita Reiermann erzählt, tobt Jonas um sie herum. Das ist ihr vierjähriger Sohn. Trotz aller Trauer musste sie auch für ihn da sein, für ihre zweite Tochter und ihren Mann. Während Mutter und Bruder drei Wochen lang im Heim der Caritas „Maria am See“ gesunden, ist das Mädchen beim Vater geblieben. Eines stand für Rita Reiermann fest: „Hätte man mir die Kur gemeinsam mit Jonas versagt, ich wäre nicht nach Bad Salzungen gekommen – trotz aller Beschwerden.“

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Von einem Tag auf den anderen
allein erziehend

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Auch Katja Bachmann hatte zu kämpfen. Sie und Rita Reiermann unterhalten sich, sitzen in einem der hellen Aufenthaltsräume des Kurheims hoch oben über dem Bad Salzunger Burgsee. Bilder – in Gelb- und Orangetönen gehalten – schmücken die Wände, vermitteln ein Gefühl der Lebensfreude. Katja Bachmann und Rita Reiermann genießen es, umsorgt und verwöhnt zu werden. „Es ist schön, sich mal an den gedeckten Tisch zu setzen und den Alltag hinter sich zu lassen“, sagen beide.

So wie sich die Mütter während der Kur anfreundeten, taten es auch ihre beiden Söhne: Jonas und Elias. Etwas, das im Kurheim „Maria am See“ durchaus gewollt ist. Sich einem anderen mitzuteilen, wenn man sich einsam fühlt, kann hilfreich sein. Katja Bachmann geht offen mit ihren Problemen um. Von heute auf morgen zerbrach nach 15 Jahren ihre Ehe. „Innerhalb von drei Wochen musste ich bei meinem Mann ausziehen. Mit einem Schlag war ich allein erziehend, hatte Beruf und Kind unter einen Hut bringen“, beschreibt die Frau, die in einem Dorf zwischen Chemnitz und Zwickau lebt, ihre Situation.

Obwohl sie täglich am Arbeitsplatz im Jugendamt mit ähnlichen Konflikten konfrontiert ist, wurde sie schlecht mit den eigenen Schwierigkeiten fertig: „Ich konnte nicht essen, nicht schlafen. Meine Schmerzen im Rücken wurden unerträglich. Aber ich musste durchhalten – allein schon wegen Elias.“

Katja Bachmann wundert sich über sich selbst. Obwohl sie während ihres Studiums eine Arbeit über Mutter-Kind-Kuren verfasst hatte, kam sie nicht von selbst darauf, eine solche Kur zu beantragen. Bekannte mussten ihr einen Schubs geben, den Antrag zu stellen. Er wurde genehmigt – problemlos. Katja Bachmann konnte es kaum fassen. Hatte sie doch immer wieder von Ablehnungen gehört.

Der schlechte Ruf hatte seinen Grund. In den vergangenen Jahren waren Mutter-Kind-Kuren von vielen Krankenkassen wegen der Sparpläne stiefmütterlich behandelt worden. Nicht nur Mütter können so mit ihrem Nachwuchs gesunden, auch Väter. „Bislang macht davon aber nur knapp ein Prozent der Männer Gebrauch“, bedauert Anne Schilling, Geschäftsführerin des Deutschen Müttergenesungswerkes in Berlin. Unter seinem Dach haben sich fünf Wohlfahrtsverbände, die Träger solcher Einrichtungen sind, zusammengeschlossen.

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Eine lange
Durststrecke begann
Ende der 90er Jahre

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Trotz gesetzlicher Regelungen begann Ende der 90er Jahre für sie eine lange Durststrecke. Ab 1999 registrierten sie einen dramatischen Rückgang der Mutter-Kind-Kuren. „Zuletzt wurde jeder dritte Antrag abgelehnt. Die Ablehnungsquote lag in den vergangenen drei Jahren bei 34 bis 38 Prozent“, resümiert Anne Schilling bitter. Zwei Drittel der Frauen wehrten sich dagegen und legten Widerspruch ein. „Und fast die Hälfte war damit erfolgreich“, sagt sie und fügt hinzu: „Es waren Fehlentscheidungen.“

Wo war sie geblieben, die Kinder-, Mütter- und Familienfreundlichkeit, die Politiker so gern im Munde führen? Die Angaben des Müttergenesungswerks sprechen eine andere Sprache. Danach sind seit 1999 die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung bei den genannten Kuren um fast 40 Prozent gesunken. „Mehr als 30 unserer Häuser mussten schließen“, rechnet Schilling vor.

Die Leidtragenden waren vor allem Frauen, die zu schwach waren, gegen eine Ablehnung der Kur anzukämpfen. „Aber gerade sie hätten die Auszeit nötig gehabt“, weiß Antje Rösner, Abteilungsleiterin Sozialarbeit beim Thüringer DRK-Landesverband, aus Erfahrung. „Die Kur-Zeiten, wo es morgens Fango und abends Tango gab, sind längst vorbei“, meint sie. Das DRK betreibt das Kurheim „Schloss Neuhaus“ in Neuhaus-Schierschnitz. „Während Frauen in unserem Haus 1995/1996 noch zwei Jahre auf einen Kurplatz warten mussten, war es schließlich nur noch bis zur Hälfte ausgelastet“, beklagt Antje Rösner. Auch das Haus „Maria am See“ im Caritasverband des katholischen Bistums Erfurt musste seinen Pforten zeitweise völlig schließen.

Den Schuh, gerade Mutter-Kind-Kuren stiefmütterlich behandelt zu haben, will sich die AOK Thüringen allerdings nicht anziehen. „Auch wenn wir die neue Festlegung der Gesundheitsreform begrüßen, haben wir Mutter-Kind-Kuren schon immer als Pflichtleistung betrachtet“, sagt AOK-Sprecher Jürgen Frühauf. „Für Frauen, Kinder und junge Familien haben wir schon immer viel getan. Vorbeugen ist besser als Heilen.“ Frühauf belegt das mit Zahlen: „Wir haben 2006 insgesamt 4546 Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen genehmigt. Davon waren 522 Mutter-Kind-Kuren. Damit haben wir zum Vorjahr eine Steigerung um rund acht Prozent erreicht.“ Auch Gudrun Fischer, Sprecherin der Techniker Krankenkasse, will sich den Schwarzen Peter nicht zuschieben lassen. „Unsere Bewilligungsquote lag 2005 bei 76,5 Prozent“, sagt sie.

Im Bundesgebiet seien die Kassen sehr unterschiedlich mit der Problematik umgegangen, hält Anne Schilling entgegen. Sie kennt auch andere Beispiele. „Die Kaufmännische Krankenkasse hat ihre Angebote fast gegen Null gefahren.“ Mit der Gesundheitsreform hofft Schilling, dass sich die Situation für die Mütter entscheidend verbessert und der Zugang zu Kuren für sie leichter wird. Eine Hoffnung, die sie mit Andreas Büschleb, dem Leiter des Hauses „Maria am See“ in Bad Salzungen, teilt.

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Die Kleinen fühlen
sich wohl im
Abenteuerland

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Er sagt: „Seit Mai des vergangenen Jahres haben wir wieder geöffnet. Die Frauen schätzen die familiäre Atmosphäre in unserem Haus. Es bietet 20 Müttern und 38 Kindern Platz.“ Während der medizinischen Behandlungen – eine Notwendigkeit muss freilich vom Arzt bestätigt sein – wissen die Frauen ihre Kinder in bester Obhut. Das hat Tina Wegner, die mit ihren Zwillingen Finn und Luka in dieser Woche anreiste, sofort gespürt. Die Kinder fühlen sich sichtlich wohl im „Abenteuerland“. Es heißt nicht nur so, dort gibt es tatsächlich ein Dschungelcamp zum Spielen. Während sich die Mütter therapieren lassen, erkunden die Kleinen, wie es sich im „Sternen- und Mondzimmer“ spielen lässt. Wer mag, kann Musik hören, singen oder auch Sport treiben. „Wir wollen die Frauen entlasten, aber auch die Verbindung zu den Kindern fördern. Wer berufstätig oder allein erziehend ist, hat zu Hause oft nicht die nötige Zeit für die Kinder. Und häufig sind die Kleinen auch selbst Patienten bei uns“, berichtet Büschleb. Er und sein Team – angefangen von Ärzten über Physiotherapeuten bis hin zu Psychologen – wollen Anregungen für zu Hause geben. „Vielfach müssen Mütter und Kinder wieder lernen, wie man miteinander spielt, musiziert, Sport treibt, ein Buch liest oder einfach miteinander redet und nicht nur vorm Fernseher sitzt“, sagt Andreas Büschleb. „Die drei Wochen gemeinsame Kur können da ein Anfang sein.“

Rita Reiermann und Katja Bachmann haben sie einen Neuanfang gebracht. „Ich habe für mich Nordic Walking entdeckt und wieder Spaß an der Bewegung gefunden“, sagt Rita Reiermann. Auch andere Betroffene können nun hoffen. Mit der Gesundheitsreform ab 1. April sollen Mutter-Kind-Kuren Pflichtleistungen der Kassen werden.

Am Anfang der Kur fällt der morgendliche Abschied von Mama noch schwer: Tina Wegner (r.) nimmt eine dreiwöchige Auszeit vom Alltag mit ihren 19 Monate alten Zwillingen Finn (vorne) und Luka (hinten) im Bad Salzunger Mutter-Kind-Haus „Maria am See“. - FOTO: ari

Fakten & Zahlen: Vier Häuser in Thüringen

Deutsche Kinderarmut
Deutsche Kinderarmut

Weimar. (tlz) "Starke Frauen": Unter diesem Motto stehen im Jahr des 800. Geburtstages der Elisabeth von Thüringen und des 200. Todestages der Herzogin Anna Amalia die Weimarer Reden 2007. Die Landgräfin verzichtete auf eitle Hoffreuden und setzte sich stattdessen für die Armen und Kranken ein. Die Herzogin wiederum bereitete das klassische Weimar vor. Aus diesen Anlässen erklärt sich, dass dieses Jahr vier Rednerinnen auf die DNT-Bühne steigen. Als zweite starke Frau wird an diesem Sonntag, 11 Uhr, Heide Simonis erwartet. Vorredner ist TLZ-Chefredakteur Hans Hoffmeister.

Zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn war Heide Simonis Lektorin für Deutsch an der Universität Lusaka in Sambia. Danach hatte sie zahlreiche politische Funktionen inne, 12 Jahre lang war sie SPD-Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein. Anfang 2006 wurde sie ehrenamtliche Bundesvorsitzende von Unicef Deutschland und engagiert sich besonders für Schulen in Afrika.

Kann der Zugang zur Bildung das Problem der Kinderarmut in den ärmsten Ländern wirksam lösen? Warum verarmen im Wohlstandsland Deutschland so viele Kinder? Wie können diese Kinder Hilfe erfahren? Zu diesem oft verdrängten Thema wird Heide Simonis unter dem Titel "Kinderarmut in Deutschland und in der Welt" am Sonntag sprechen. Sie wird erläutern, wie Unicef dieses Problem angeht und wie sie sich persönlich in die Bekämpfung der Kinderarmut einbringt.

Die Weimarer Reden, gemeinsam vom DNT und der Stadtkulturdirektion Weimar veranstaltet, werden von e.on Thüringer Energie AG finanziert. Von Beginn der Reihe an wird sie von der TLZ präsentiert, die wichtige Passagen der Vorträge in den nachfolgenden Wochenendbeilagen publiziert. Auch in diesem Jahr werden die Reden im Weimarer Taschenbuch Verlag aufgelegt.

! Deutsches Nationaltheater Weimar, 11. März, 11 Uhr


08.03.2007   
Wunsch nach Nachkommen oft schon in Kindheit angelegt
Wunsch nach Nachkommen oft schon in Kindheit angelegt

Die Hand eines Säuglings umklammert den Finger eines Erwachsenen (Symbolbild).
Die Hand eines Säuglings umklammert den Finger eines Erwachsenen (Symbolbild).

Osnabrück (dpa) - Der Wunsch nach Nachkommen wird laut einer Studie der Universität Osnabrück oft schon in der Kindheit angelegt. Ein wesentlicher Faktor für den Kinderwunsch von Männern und Frauen sei eine schon in Kindertagen entwickelte »Fürsorge-Motivation«.

Das sagte der Entwicklungspsychologe Athanasios Chasiotis der dpa über die kulturvergleichende empirische Untersuchung. »Diese Haltung ist ein unbewusstes Bindeglied, aus dem sich der Wunsch nach Kindern entwickelt«. Diese Fürsorge-Neigung sei vor allem bei Männern und Frauen vorhanden, die in ihrer Kindheit jüngere Geschwister hatten und in der Zeit diese Obhut-Haltung entwickelt hätten.

»Die Entwicklung einer Fürsorge-Motivation ist sicher nicht der einzige Faktor für eine Elternschaft«, sagte Chasiotis. Doch sei es ausweislich der Studie eine wesentliche, bisher noch nicht ausreichend gewürdigte entwicklungspsychologische Einflussgröße. Andere Faktoren seien etwa die aktuelle wirtschaftliche Lage, der richtige Partner oder sozialpolitische Umstände wie das Angebot an Krippenplätzen. Die Entwicklung einer unbewussten Kinderliebe erkläre auch, warum Menschen trotz der oft auf die negativen Aspekte der Elternschaft beschränkten öffentlichen Diskussion gerne Kinder bekommen und Eltern werden wollen.

Der Psychologe berichtete, die Zusammenhänge seien in einer Studie in drei Ländern mit 600 befragten Männern und Frauen empirisch belegt worden. Jeweils 200 Menschen wurden in Deutschland, Costa Rica und in Kamerun befragt. Der Zusammenhang zwischen einer im Umgang mit jüngeren Geschwistern entwickelten Fürsorge-Motivation, Kinderliebe und der Elternschaft sei dabei in jeder untersuchten Kultur sowie bei Männern und Frauen nachgewiesen werden.

10.03.2007   dpa
Home, sweet Home
10.03.2007
Lästermaul
Home, sweet Home




Vieles lernt man erst zu schätzen, wenn man es verloren hat – so sagt es der Volksmund. Dass das auch für Mütter gilt, die ihre mehr oder weniger erwachsenen Kinder in die Freiheit entlassen, durfte ich mittlerweile feststellen.

Wann immer ich in letzter Zeit nach Hause komme, frage ich mich, mit welcher Motivation ich früher überhaupt den Heimweg von der Schule angetreten habe: Niemand hat sich überschwänglich gefreut, meist wurde das gekocht, was ich weniger gerne mochte und bügeln musste ich auch noch selbst,

Kaum studiere ich, ist alles anders und vielleicht auch ein bisschen besser. Plötzlich werde ich eine Woche im Voraus gefragt, was ich zum Mittag essen möchte, das Thema Hausarbeit kann ich getrost ignorieren und überhaupt steht alles Kopf, nur weil ich zu Besuch zu Hause bin.

Was die Sache endgültig kurios macht, ist die Tatsache, dass meine Mama kein Einzelfall ist; eine Kommilitonin erzählte mir neulich zwischen Referat und Mensa-Mittagessen, dass ihre Eltern sogar ein Transparent aufgehängt haben: „Willkommen zu Hause!“.

Spätestens da schrillen bei mir sämtliche Alarmglocken. Sicher ist es schön, so überschwänglich begrüßt werden. Schließlich freuen wir uns auch wieder in heimischen Gefilden zu sein.

Darum einige Zeilen an die Mütter in diesem Freistaat: Macht euch keine Sorgen! Auch in Zukunft werden wir gerne wieder nach Hause kommen. Auch wenn es mal nicht Spaghetti Bolognese sondern Spinat mit Spiegelei gibt. Hat früher ja schließlich auch geklappt. Über die Entfernung haben auch wir „erwachsenen Kinder“ den Luxus des Hotels Mama zu schätzen gelernt, obwohl wir ihn freiwillig aufgegeben, und nicht verloren, haben. CONSTANZE VOIGT

Sozialarbeit an Schulen als Erfolgsrezept
Stadt Osnabrück 07.03.2007
-
Sozialarbeit an Schulen als Erfolgsrezept
jan Osnabrück.
Kein Schulabschluss in der Tasche, keine Chance auf dem Arbeitsmarkt: In Osnabrück haben die Verantwortlichen viel unternommen, um dieses Problem in den Griff zu bekommen - freiwillig, denn Bildung ist eigentlich Aufgabe des Landes.

Das langjährige Engagement hat sich für die Stadt ausgezahlt, der Erfolg ist messbar und offenbar mit der ausgeprägten Schulsozialarbeit zu begründen. Nach einer Umfrage im Juli 2006 hat Osnabrück in ganz Niedersachsen die niedrigste Schulabbrecherquote. Im Klartext heißt das: Nur fünf Prozent der Haupt- und Realschüler haben die Schule vorzeitig nach der achten oder neunten Klasse ohne Abschluss verlassen. Landesweit liegt dieser Wert bei 9,2 Prozent (Einzelheiten zur Untersuchung im unten stehenden Kasten).

Oberbürgermeister Boris Pistorius sprach gestern von einer im Vergleich positiven Entwicklung. Eine gute Nachricht sei auch, dass rund drei Viertel der Osnabrücker Schüler mindestens einen Realschulabschluss erreicht haben. "Das alles hat viel Geld und Energie gekostet", sagte der OB bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse.

Alle Haupt- und Realschulen sind inzwischen über die gesetzlichen Verpflichtungen hinaus mit Schulsozialarbeitern ausgestattet, die jeweils voll in die Lehrerkollegien integriert sind und so bei Bedarf schnell und wirksam eingreifen können. Alle Hauptschulen in Osnabrück sind in Ganztagsschulen umgewandelt worden. Mit 133000 Euro unterstützt die Stadt den "Verein zur pädagogischen Arbeit mit Kindern aus Zuwandererfamilien" (VPAK), der seit 25 Jahren unter anderem den Spracherwerb fördert und Nachhilfe vermittelt.

Sozialdezernent Reinhard Sliwka wies darauf hin, dass sich die Stadt auf dem Erfolg nicht ausruhen werde. Nach seinen Worten soll der Übergang von der Schule zum Beruf durch weitere Angebot gefördert werden - etwa durch innovative, aufeinander abgestimmte Beratungsprogramme und mehr Praktika in Ausbildungsbetrieben. Es werde eine groß angelegte kommunale Bildungsplanung geben. Außerdem sei die Stadt fest entschlossen, die Elternarbeit auszubauen. Als ein konkretes Projekt nannte Sliwka die Begleitung türkischer Familien. Künftig sollen Sozialarbeiter den Eltern ab der Einschulung der Kinder mit Rat und Tat zur Seite stehen. Insbesondere wird es dann darum gehen, die deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern.

OB Pistorius lobte die gute Zusammenarbeit mit den Schulen. Das Engagement der Stadt sei nur deshalb erfolgreich, weil die Lehrer stets mitgezogen hätten.

Versicherung für die Zukunft
Freitag, 9. März 2007

Versicherung für die Zukunft

Der finnische Bildungsexperte Rainer Domisch über Schulsysteme, Zensuren und Internet

Schwerin (Frank Ruhkieck) • Finnlands Musterschüler-Rolle sieht er als Normalität: Rainer Domisch, deutscher Lehrer und hochdekorierter Spitzenbeamter der Schul-Zentralbehörde in Helsinki, baut aufs „Lernen lernen“ ohne frühen Zensuren- und Selektionsdruck. Dafür aber Fremdsprachen, PC und Internet schon ab Klasse 1. Herr Domisch, gerade facht die neue-alte Forderung nach Bildungsgerechtigkeit und zwei- statt dreigliedrigen Schulsystemen die Debatte wieder an. Was halten Sie für notwendig?

Domisch: In Finnland gibt es eine Erkenntnis, die ich für international übertragbar halte: Je höher der Anspruch an den gesamten Schülerjahrgang ist und je weniger er aufgeteilt ist in unterschiedliche Schularten und Lehrpläne, desto besser schneiden alle Schüler des Jahrgangs ab.

Ist die Systemfrage so wichtig?

Domisch: Ich glaube Systeme wirken sich mehr auf Lernkulturen aus, als man annimmt. Wenn Kinder z. B. in der Grundschule in die 2. oder 3. Klasse kommen, dann spielt eine große Rolle, welche Lernerfolge in Noten die Kinder haben – ob Kinder, Lehrer und Eltern das wollen oder nicht – denn daran werden die Kinder gemessen, wenn es um die weiterführende Schule geht. So werden schon früh ganz wesentliche Weichen gestellt, die lebenslang nachwirken.

Wirkt dieser Druck negativ?

Domisch: Ich denke, dass in vielen Elternhäusern Noten und Versetzungen, Klassenarbeiten und Hausaufgaben zu Problemen führen, Erwartungshaltungen von Eltern, die nicht gehalten werden können und Druck auf Kinder, in einem Alter, in dem man noch Freude am Lernen haben muss. Da entstehen systembedingte Probleme – eine Prägung durch Noten, hinter denen vor allem Fehler stehen.

Das heißt, das Lernen eher als positives Begreifen vermitteln?

Domisch: Genau, man kann nicht befehlen, was in Kinderköpfen tatsächlich an Lernprozessen abläuft. Aber man kann ein Umfeld schaffen, in dem sie gern und motiviert lernen. Natürlich gehört auch Fleiß dazu.

Und nicht zuletzt Geld für eine Förderung á la Finnland...

Domisch: Manche finden, das sei wie ein Wunderland der Pädagogik. Ich glaube, dass man nur die Mittel bereitstellt, die notwendig sind, um Kinder und Jugendliche gut vorzubereiten auf die Gesellschaft. Inzwischen ist aber auch in Deutschland klar, dass Bildung keine Ausgabe ist, sondern eine Investition in die Zukunft, sozusagen eine Versicherung der Gesellschaft für die nächste Generation.

Also positives Lernklima + Geld = bessere Leistungen?

Domisch: ... und dazu Fremdsprachen. Schon in der Grundschule sollte ganz früh mindestens eine Fremdsprache und für Kinder, die das schaffen, noch eine zweite ermöglicht werden. Man muss sich das in der kindlichen Entwicklung wie Fenster vorstellen, die in bestimmten Phasen auf- und zugehen.

Sind Computer so früh tabu?

Domisch: In Finnland arbeiten schon die Siebenjährigen in der Schule mit Computern. Der Umgang mit Technologie ist eines der grundlegenden fächerübergreifenden Prinzipien, die sich von Klasse 1 an durch die Rahmenpläne ziehen. An erster Stelle steht aber humane Erziehung, die Vermittlung eines Menschenbildes das vor allem Toleranz, Gewaltlosigkeit beinhaltet.

Was zählt noch dazu?

Domisch: Zu den Grundprinzipien der neuesten Rahmenpläne gehören Verkehrserziehung, Internationalität und „unternehmerische Einstellung“, was nichts anderes heißt als Fleiß.

Wie darf man das verstehen?

Domisch: Dass man auch Verantwortung übernehmen muss – z.B. für sein Lernen, dass man etwas tun muss und nicht als Versorgungsempfänger geboren wird.
Lizenz zum Lehren
(09.03.2007)          

Lizenz zum Lehren

Privatisierte Schulen, Lohn nach Leistung, an die Uni ohne Abi: Experten fordern radikale Bildungsreform

Von Amory Burchard, Jens Mühling und Tilmann Warnecke

Jedes Kind soll ab dem vierten Lebensjahr in den Kindergarten gehen. Schulen sollen von privaten Trägern übernommen werden, Lehrer nicht mehr Beamte sein, sondern nur noch befristet eingestellt und leistungsabhängig bezahlt werden. Und neben dem Abitur sollen auch Eignungstests den Weg an die Hochschulen freimachen: Der „Aktionsrat Bildung“ gibt der Politik Hausaufgaben auf, die einen radikalen Umbau des heutigen Bildungssystems bedeuten würden.

Das 2005 gegründete Gremium von Bildungsexperten unter dem Vorsitz des Erziehungswissenschaftlers und Präsidenten der Freien Universität Berlin, Dieter Lenzen, legte gestern in München sein erstes „Jahresgutachten“ vor, in dem das Bildungswesen massiv kritisiert wird. Es sei sozial selektiv und durch mangelnde Bildungsgerechtigkeit gekennzeichnet. Mitautoren sind der Koordinator der Bildungsstudie Pisa, Manfred Prenzel, und der Chef des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), Detlef Müller-Böling. „Mit dem Jahresgutachten wollen wir den politischen Reformdruck erhöhen“, sagte Randolf Rodenstock, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und Initiator des Aktionsrats Bildung.

Bildungspolitiker aller Parteien reagierten kontrovers auf die Empfehlungen. Jan-Hendrik Olbertz, Bildungsminister in Sachsen-Anhalt und Sprecher der unionsgeführten Länder, begrüßte, „dass die Erziehungswissenschaftler den Staat als Hauptverantwortlichen für Bildung herausfordern“. So wiesen die Autoren zu Recht auf die „brisante Problemlage“ bei der frühkindlichen Bildung und Erziehung hin. Gleichwohl seien die Vorschläge in sich „widersprüchlich“.

Der Vorsitzende der Kultusministerkonferenz und Berliner Bildungssenator, Jürgen Zöllner (SPD), sagte, vieles von dem, was die Autoren fordern, sei wünschenswert. „Praktisch ist aber nicht alles umsetzbar.“ Priska Hinz, Bildungsexpertin der Grünen im Bundestag, unterstützte die Wissenschaftler: Die Forderungen deckten sich mit denen, die die Grünen seit langem aufstellten. Ulrich Thöne, Vorsitzender der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), nannte den Vorstoß dagegen „marktradikalen Schwachsinn“.

Das „Jahresgutachten 2007“ mündet in „Handlungsempfehlungen an die Politik“.



Kindergärten

Als Schlüssel zur Beseitigung von ungleichen Bildungschancen sehen die Erziehungswissenschaftler die frühkindliche Erziehung „in Bildungseinrichtungen“. Sie fordern „die Einführung einer Kindergartenpflicht ab dem vollendeten vierten Lebensjahr“. Einen Rechtsanspruch auf einen beitragsfreien Kindergartenplatz solle es ab dem zweiten Lebensjahr geben. Dort müssten die Kinder von akademisch ausgebildetem Personal nach Bildungsplänen betreut werden, die mit den Grundschulen abgestimmt sind. KMK-Präsident Zöllner gab zu bedenken, es sei zwar notwendig sei, dass alle Kinder in die Kita gehen, ein Zwang würde aber „zu vielen rechtlichen Problemen führen“.

Schulen

Die Kinder sollen bundesweit länger gemeinsam lernen: „Frühestens nach sechs Jahren“ dürften sie von der Grundschule auf eine weiterführende Schule wechseln. Die Empfehlungen, in welcher Schulart sie am besten weiterlernen, müsse „durch eine bessere Diagnostik unterstützt werden“. Dabei sollten nur noch zwei Schularten angeboten werden: Sekundarschulen und Gymnasium. Die Hauptschule wollen die Erziehungswissenschaftler abschaffen. Gegen die Einheitsschule wenden sie ein, dass sie das Auswahlrecht der Eltern unterlaufe.

Schüler mit Migrationshintergrund in der „Verkehrssprache Deutsch“ zu unterrichten, sei unerlässlich. Lehrer sollten darauf dringen, dass die Schüler in der Schule und Freizeit Deutsch sprechen. Bildungspolitische Maßnahmen müssten durch eine „konsequente selektive Einwanderungspolitik“ ergänzt werden.

Die Schulen sollen auch organisatorisch umgekrempelt werden: Sie müssten „weiterhin öffentlich finanziert, jedoch in privater Trägerschaft organisiert werden“. Lehrer sollen für guten Unterricht belohnt werden, entweder „symbolisch“, oder durch „leistungsbezogene Bezahlung“. Sie werden befristet eingestellt und können ihre „Lehrlizenz“ nur verlängern, wenn sie sich weiterbilden. Das setzt voraus, dass der Beamtenstatus für Lehrer abgeschafft wird. Das wäre ebenso richtig, wie eine leistungsabhängige Bezahlung der Lehrer, sagte Bildungsminister Olbertz. Er kritisierte allerdings „Widersprüche“ in den Empfehlungen: Wer eine weitgehende Entstaatlichung des Bildungswesens fordere, könne nicht gleichzeitig eine Kindergartenpflicht ab dem vierten Lebensjahr verlangen.

Auch die Privatisierung der Schulen lehnte Olbertz ebenso wie Zöllner vehement ab. Die Verantwortung für Bildung müsse beim Staat bleiben, gleichzeitig aber müsse und könne das staatliche Bildungswesen modernisiert werden. Priska Hinz kritisierte den Vorschlag, ein zweigliedriges Schulsystem mit Gymnasien und Sekundarschulen einzuführen. Wenn man den Schulen weitgehende Autonomie einräumen wolle, „müssen sie auch die Freiheit haben, sich zu Gemeinschaftsschulen zusammenzuschließen“.

Der GEW-Vorsitzende Thöne sprach sich gegen ein stärker leistungsorientiertes Berufsbild von Lehrern aus: „Individuelle Lehrleistungen zu messen ist ein Ding der Unmöglichkeit.“ Der Vorschlag laufe auf Lohnkürzungen hinaus. Auch Zöllner stellte sich vor die Lehrer: Wenn sie in ständiger Existenzangst lebten, würde das den Unterricht nicht verbessern.



Hochschulen

Den deutschen Hochschulen stellt das Gutachten ein vergleichsweise gutes Zeugnis aus. Die Unis der Zukunft sollen nach Ansicht der Experten im Wettbewerb konkurrieren – und die vormals homogene Hochschullandschaft hinter sich lassen. Sie bestimmen ihr eigenes Profil, haushalten wirtschaftlich und können international mithalten. Alle diese Forderungen seien in Deutschland „in der Grundphilosophie umgesetzt“, heißt es. Die Reform der Hochschulen sei der des Schulwesens voraus.

Handlungsbedarf sehen die Wissenschaftler vor allem beim Hochschulzugang. Noch immer würden Studierende nicht allein nach „intellektueller Eignung“ ausgewählt. Vielmehr würde ein „formales Berechtigungswesen“ – sprich: das Abitur – über den Unizugang bestimmen, das aber nicht immer etwas über die Fähigkeiten der Bewerber aussage. Das sei ein wichtiger Grund dafür, dass Deutschland im internationalen Vergleich zu wenig Akademiker hervorbringe.

Die Autoren schlagen vor, das Abitur als Zugangsvoraussetzung mehr als bisher durch Studieneignungstests zu ergänzen. Ein „Zentralinstitut für Zulassungstestentwicklung“ müsse jährlich neue Tests entwickeln, die sich von Fach zu Fach unterscheiden. Auch Nicht-Abiturienten sollten studieren dürfen. Ob sie einen Studienplatz erhalten, sollte nicht von ihrer Berufsausbildung abhängen, sondern von ihrem Testergebnis.

Der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, kritisierte, dies würde die hohen Studienabbruchquoten weiter in die Höhe treiben. Auch Zöllner warnte davor, das Abitur zu entwerten. Alle Studien hätten gezeigt, dass die Abiturnote der beste Indikator für den Studienerfolg sei. Die Vorschläge der Wissenschaftler könnten zu „Verhältnissen wie in Japan“ führen. Dort entscheiden Tests darüber, an welcher Hochschule Studienbewerber einen Platz bekommen. Die Schule würde dort für viele Jugendliche keine Rolle mehr spielen, sagte Zöllner. Wichtig seien nur noch die Vorbereitungskurse auf die Uni.
Bildung braucht Konjunktur
(09.03.2007)          

Bildung braucht Konjunktur

Pädagogen präsentieren einen Ausweg aus der Misere, doch die Wirtschaft muss helfen

Von Uwe Schlicht

Die Unsicherheit über die Zukunft Deutschlands ist groß. Sie wird nicht nur aus den Daten der Arbeitslosigkeit gespeist, sondern ist auch eng verbunden mit den Ängsten von Eltern über die Zukunft ihrer Kinder. Wer findet den Stein der Weisen, mit dessen Hilfe sich die Misere schnell überwinden lässt?

Niemand findet diesen Stein der Weisen, weil es ihn nicht gibt. Vielmehr muss eine Reform der kleinen Schritte auch in der Schule geschehen. Dabei muss man auf der einen Seite Zeit gewähren, auf der anderen rechtzeitig das Erreichte überprüfen. Deutschland befindet sich mitten in diesem Prozess.

Eine Gruppe von Erziehungswissenschaftlern um den Präsidenten der Freien Universität Berlin, Dieter Lenzen, hat nun ein Programm vorgestellt, das als Ausweg aus der Bildungsmisere präsentiert wird: mehr Autonomie für die Schulen, Lehrer nach Leistung bezahlen und nicht mehr auf Lebenszeit anstellen, Aufgabe der Hauptschulen und Einführung von Mittelschulen als Alternative, Erweiterung des Hochschulzugangs über das Abitur hinaus. Vieles davon ist nicht neu, zu begrüßen aber ist die Absicht des Expertenteams, die Lage in der Bildung regelmäßig kritisch zu überprüfen und damit eine Alternative zu dem Bildungsbericht von Bund und Ländern zu bieten.

Bundesweit gelten jetzt Bildungsstandards für die wichtigsten Schulfächer. Sie sind so konzipiert, dass von den Schülern keine Traumergebnisse an Wissen und Fertigkeiten erwartet werden können, sondern sie zielen auf das Normale, was für die Masse erreichbar sein soll. Die Organisationsreform ist auch auf dem Weg: Immer mehr Schulen definieren ihr eigenes Profil und können künftig mitentscheiden, welche Lehrer zu ihrem Profil passen. Das ist erreichbare Autonomie. Die Hauptschulen werden nicht in jedem Land abgeschafft, weil sie vor allem im Süden Deutschlands nach wie vor erfolgreich sind. Aber immer mehr Länder bereiten sich auf eine Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen vor, wie sie zuerst nach der Wende im Osten Deutschlands erfolgreich umgesetzt worden ist.

Die Lehrer machen einen schweren Job, und heute muss man dafür werben, dass sich Jugendliche für diese aufreibende Arbeit bereitfinden. Sie brauchen in ihrem Beruf die Sicherheit von Beamten oder Angestellten des öffentlichen Dienstes, auf der anderen Seite jedoch Anreize für eine leistungsbezogene Bezahlung, die sich daran orientieren sollte, ob der Lehrer einen guten Unterricht bietet. „Eggheads“, die an den Hochschulen eine unverständliche Wissenschaftssprache gelernt haben und sich anschließend nur schwer in den Unterricht von Jugendlichen einbringen können, gibt es genug.

Es ist gut, dass die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft hinter den Vorschlägen der Experten steht. Nur kostet eine umfassende Bildungsreform Milliarden, und es ist an der Zeit, dass sich die Wirtschaft dazu äußert, welchen Beitrag sie davon übernehmen wird. Der Staat alleine wird es nicht schaffen. Das gilt für die Finanzierung der Krippenplätze bis zu den neuen Studienplätzen.
Länder einigen sich bei Lehrerbildung
(09.03.2007)          

Länder einigen sich bei Lehrerbildung

Die Bundesländer wollen die von Land zu Land unterschiedlichen Abschlüsse für Grund-, Haupt- und Realschullehrer im Bachelor- und Mastersystem gegenseitig anerkennen. Studierende wären dann in jedem Land für das Referendariat qualifiziert, wenn sie einen akkreditierten Lehramtsstudiengang mit mindestens 210 ECTS-Punkten erfolgreich abgeschlossen haben, teilte Jürgen Zöllner (SPD) mit, der Berliner Bildungssenator und Vorsitzende der Kultusministerkonferenz. ECTS-Punkte sind die europaweit einheitlichen Leistungspunkte, die Studierende während ihres Studiums erwerben.

Bisher war im Zuge der Neuordnung der Lehrerbildung nicht klar, ob die Länder die neuen Abschlüsse gegenseitig anerkennen. Das hätte große Schwierigkeiten für Lehramtsstudenten zur Folge gehabt, wenn sie nach dem Studium in ein anderes Bundesland wechseln wollen. Die nun gefundene Regelung hat zur Folge, dass ein Masterabschluss nicht zwingend für Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschullehrer vorgeschrieben ist. So könnte beispielsweise Baden-Württemberg, wo viele Studenten an Pädagogischen Hochschulen lernen, einen Bachelor-Abschluss mit der entsprechenden ECTS-Punktzahl für Grundschulpädagogen einführen. Den müssten auch Länder wie Berlin anerkennen, in denen Grundschulpädagogen auf ein Bachelorstudium ein zweisemestriges Masterstudium draufsatteln sollen. Im Gegenzug muss Baden-Württemberg den Berliner Masterabschluss akzeptieren. Auch Länder, die beim Staatsexamen bleiben, wollen die neuen Abschlüsse anerkennen. Für Studienräte, die am Gymnasium unterrichten, gebe es keinen solchen Beschluss, weil bei ihnen fast alle Länder ein ähnliches Studium vorsehen, hieß es.

Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisierte, die KMK habe die Chance vertan, die Lehrerbildung in Deutschland zu vereinheitlichen. „Statt den föderalen Flickenteppich unterschiedlichster Lehrerbildungsmodelle aufzuknüpfen, wird an diesem lustig weitergewebt“, sagte der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne. Das Regelungswirrwarr werde junge Menschen abschrecken, ein Lehramtsstudium aufzunehmen. Die GEW befürchte auch, dass es trotz der Absichtserklärung der KMK für Absolventen schwierig werde, beim Berufseinstieg die Grenzen ihres Ausbildungslandes zu überwinden. Aus dem bayerischen Kultusministerium hieß es auf Anfrage, diese Befürchtung sei unbegründet. Die jetzt gefundene Lösung muss von den Kultusministern noch offiziell abgesegnet werden. Tilmann Warnecke
Experten fordern radikale Bildungsreform
07.03.2007    17:20 Uhr
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Gutachten von Erziehungswissenschaftlern

Experten fordern radikale Bildungsreform

Die Vorschläge der Bildungsforscher sind revolutionär: Kita-Pflicht für Vierjährige und befristete Stellen für Lehrer. Nach SZ-Informationen soll für die Uni kein Abitur mehr nötig sein.
Von Tanjev Schultz

Führende deutsche Bildungsforscher verlangen einen revolutionären Umbau des Bildungssystems. Schulen sollten zwar staatlich finanziert, aber von privaten Trägern geleitet werden. Lehrer müssten regelmäßig ihre „Lizenz“ durch die Teilnahme an Fortbildungen erneuern.

In einem Gutachten empfiehlt der „Aktionsrat Bildung“, dem sieben namhafte Professoren angehören, eine deutlich größere Autonomie der Schulen. Sie sollen selbst verantwortlich sein für Auswahl und Einsatz der Pädagogen, aber auch für ihre leistungsbezogene Bezahlung. Zudem sollen Lehrer grundsätzlich befristet beschäftigt werden.

"Masterplan" für Reformen

Ihre Arbeitsverträge sollen nur nach Teilnahme an Fortbildungen verlängert werden. Lehrpläne und Budgetrahmen müssten jedoch weiter vom Staat vorgegeben werden. Um Migranten und Kinder aus armen Familien besser zu fördern, soll der Staat Zielvereinbarungen mit einzelnen Schulen schließen und erfolgreiche Einrichtungen belohnen.


Mit ihrer Expertise, die an diesem Donnerstag öffentlich vorgestellt werden soll, wollen die Experten die Politik zum Handeln zwingen. Es handle sich um einen „Master-Plan“ für Reformen, sagte der Vorsitzende des Aktionsrats, der Präsident der Freien Universität Berlin, Dieter Lenzen, der Süddeutschen Zeitung.

Die anderen Mitglieder des Rats sind führende Bildungsforscher, unter ihnen der Chef des deutschen Pisa-Teams, Manfred Prenzel, der Münchner Bildungsökonom Ludger Wößmann und der Direktor des Dortmunder Instituts für Schulentwicklung, Wilfried Bos. Der Aktionsrat wurde vor eineinhalb Jahren auf Initiative der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft hin gegründet. Während sich Studien wie Pisa oder der nationale Bildungsbericht, die von den Kultusministern in Auftrag gegeben werden, auf Diagnosen konzentrieren, gibt der Aktionsrat auch politische Empfehlungen.

Die Forderung, das Schulsystem zu entstaatlichen und Pädagogen nur noch befristet einzustellen, wird wohl auf massiven Widerstand der Lehrerverbände stoßen. Diese klagen seit Jahren über Verschlechterungen für ihren Berufsstand und warnen zudem vor einer „Testiritis“ durch immer mehr Leistungskontrollen. Sie wehren sich auch gegen ein öffentliches Schulranking, das der Aktionsrat nun befürwortet. Lenzen forderte ein „transparentes Informationssystem“, das Eltern einen Überblick über die Leistungen einzelner Schulen gebe.

In seinem gut 160 Seiten umfassenden Gutachten befassen sich die Wissenschaftler auch mit anderen Feldern der Bildungspolitik. Im Streit über das gegliederte Schulsystem plädieren die Experten für eine bundesweite Umstellung auf eine zweigliedrige Struktur aus Sekundarschulen und Gymnasien. Dies würde bedeuten, die Hauptschulen abzuschaffen, und entspräche dem Kurs, den derzeit die CDU in Hamburg einschlägt.

Kindergartenpflicht ab vier Jahren

Um Bildungschancen gerechter zu verteilen, muss nach Ansicht der Forscher zudem eine Kindergartenpflicht vom vollendeten vierten Lebensjahr an eingeführt werden. Kindergärten sollen ganztägig und beitragsfrei angeboten werden; damit stützt das Gutachten die Pläne der Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU). Die Ausbildung der Erzieher wollen die Experten durch akademische Abschlüsse aufwerten und mit dem Lehrerstudium verknüpfen.

Auch für die Hochschulen gibt es radikale Reformvorschläge. In Zukunft soll bei der Zulassung zum Studium weniger auf „formale Rechtstitel“ wie das Abitur oder eine abgeschlossene Ausbildung geachtet werden, sondern allein die „Studierfähigkeit“ entscheiden. Dies würde eine weitgehende Öffnung der Universitäten bedeuten; neben dem Abitur bekämen fächerspezifische Tests, die Hochschulen oder spezielle Test-Firmen anbieten, größeres Gewicht. In der Vergangenheit hat der Philologenverband immer wieder davor gewarnt, das Abitur zu entwerten.

(SZ vom 08.03.2007)

Nur Eignung und Leistung sollen zählen
08.03.07, 11:53
 

Lehrer

Nur Eignung und Leistung sollen zählen

Ohne politische Rücksichtnahme will der neu gegründete „Aktionsrat Bildung“ künftig seine bildungspolitischen Empfehlungen formulieren und damit den Reformdruck im Bildungsbereich erhöhen.
„Wir benötigen ein solches unabhängiges Gremium, das politisches Handeln begleitet und bewertet“, erklärte Randolf Rodenstock, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Die heute vorgestellte vbw-Studie „Bildung neu denken! Das juristische Konzept“ schafft schon einmal die Voraussetzungen dafür: Juristische Bedenken gegen eine umfassende Schulreform gibt es der Untersuchung zufolge nicht.

Professor Dr. Dieter Lenzen, Präsident der Freien Universität Berlin und Vorsitzender des Aktionsrates, erklärt dazu: „Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland sieht für den Staat nur eine Aufsichtsfunktion vor, nicht aber die Aufgabe, das gesamte Schulsystem im Detail zu steuern. Freiheit und damit mehr Gerechtigkeit und Qualität für das Bildungssystem sind daher möglich.“

Leistungsorientierte Personalpolitik

Konkret fordert Rodenstock die Politiker zu Gesetzesinitiativen auf. Ganz oben auf der Liste stehen Änderungen beim öffentlichen Dienstrecht des Lehrpersonals. Wie in der Wirtschaft sollen auch in der Schule bei der Auswahl und Einstellung der Lehrer künftig Eignung und Leistung zählen.

Qualitätskontrollen für Schüler und Eltern?

Aber auch die Eltern nimmt Rodenstock in die (Erziehungs-) Pflicht: „Wir sehen (...) in der Beratungspflicht für Eltern sowie in einer obligatorischen regelmäßigen Diagnostik der Schüler einen Weg, das Bildungsniveau im Sinne unserer Kinder anzuheben“, sagt der Wirtschaftspräsident.

Ulrich Thöne, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält nichts davon, dem Bildungsbereich die „Wolfsgesetze des Markes“ überzustülpen. Er sieht das Grundrecht auf Bildung und die Chancengleichheit in Gefahr.

Wirtschaftsunternehmen Schule

Staatsbetriebe als erfolgsorientierte Einrichtungen – das ist die Quintessenz eines 160 Seiten starken Gutachtens, das führende deutsche Bildungsforscher heute vorgestellt haben. Schulen sollen in Zukunft staatlich finanziert, aber von privaten Trägern geleitet werden.

Der „Aktionsrat Bildung“, dem sieben namhafte Professoren angehören, will dem Reformprozess im Bildungsbereich auf die Sprünge helfen.
ah/bildungsklick
Lehrer zum TÜV, Kinder in die Vorschule
08. März 2007
 

RADIKALER BILDUNGSPLAN

Lehrer zum TÜV, Kinder in die Vorschule

Von Jochen Leffers und Britta Mersch

Kindergartenpflicht, Abschaffung der Hauptschule, nach Leistung bezahlte Lehrer mit befristeten Lizenzen: Ein Aktionsrat namhafter Professoren fordert einen umfassenden Kurswechsel an den Schulen. Deutschlands Bildungspolitik soll radikal umsteuern.

Einen "Masterplan für mehr Bildungsgerechtigkeit" fordern sieben namhafte Professoren, die das deutsche Bildungsystem auf den Prüfstand gestellt haben. Die Kritik fällt hart aus: So bemängelt der "Aktionsrat Bildung" die unzureichende Förderung von Kleinkindern, Schwächen bei den Übergangsempfehlungen auf weiterführende Schulen und in der Lehrerausbildung. Das gesamte Bildungssystem brauche klare Zielvorgaben und Finanzierungskonzepte - "von der Kinderkrippe bis zum Hochschulbereich", sagte Manfred Prenzel, deutscher Pisa-Projektleiter und Mitglied des Aktionsrates.

Grundschülerin: Wo geht's zum Abitur?
DDP

Grundschülerin: Wo geht's zum Abitur?

In ihrem 180-seitigen Gutachten legen die Bildungsforscher zahlreiche Vorschläge vor. Nicht alle sind neu, originell oder spektakulär; über manche wird schon seit vielen Jahren ergebnislos debattiert. Aber im Aktionsrat, 2005 auf Initiative der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft gegründet, haben sich renommierte Bildungsforscher versammelt, darunter neben Prenzel auch Dieter Lenzen (Präsident der FU Berlin), Wilfried Bos (Leiter der Grundschüler-Studie Iglu) und Detlef Müller-Böling vom Centrum für Hochschulentwicklung. Sie sind unzufrieden mit dem Bildungssystem und wollen den stotternden Reformmotor zum Laufen bringen. Und in der Gesamtschau würden die Umsetzung ihrer Ideen einen echten Kurswechsel im deutschen Schulsystem bedeuten.

Das Gymnasium bleibt sakrosankt

Dazu gehören zum Beispiel eine Kindergartenpflicht nach dem vierten Lebensjahr, eine nur noch befristete Anstellung der bisher zumeist beamteten Lehrer und ein zweigliedriges Schulsystem. Das würde eine Abschaffung der Hauptschulen und ihre Zusammenlegung mit Realschulen bedeuten, wie es manche Bundesländer bereits planen. Am Gymnasium dagegen will der Aktionsrat keineswegs rütteln. "Man sollte nicht eine funktionierende Schulform opfern, um Ungerechtigkeit zu bekämpfen", sagte der Erziehungswissenschaftler Dieter Lenzen in einem "Zeit"-Interview. Die Experten wollen aber die Durchlässigkeit zwischen den Schulformen erhöhen; die Absolventen der neuen "Sekundarschule" sollen leichter den Weg zur Hochschulreife schaffen.

Bewusst provokativ empfehlen die sieben Professoren eine "Entstaatlichung" der Schulen: Sie sollen fortan zwar staatlich finanziert, aber von privaten Trägern geleitet werden und eine weitgehende Autonomie erhalten. Lenzen verspricht sich davon mehr Wettbewerb: "Gute Arbeit muss belohnt werden, schlechte bestraft." Das soll auch für Lehrer gelten - sie erhalten nach den Vorstellungen der Bildungsforscher eine leistungsbezogene Bezahlung und befristete "Lehrlizenzen", die von der Teilnahme an Weiterbildungen abhängt.

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Foto: REUTERS
Auch in die Diskussion um die Kinderbetreuung mischen sich die Forscher ein und stützen die Ausbaupläne von Familienministerin Ursula von der Leyen. Sie sprechen sich aus für einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz vom dritten und eine Kindergartenpflicht vom fünften Lebensjahr an. Nach der Grundschule sollen sich zwar, wie bisher, die Wege der Schüler auf nunmehr zwei Schultypen trennen. Aber dann haben sie - die zwei Jahre vor Schulbeginn eingerechnet - schon sechs Jahre gemeinsam verbracht. Damit es nicht mehr zu einem Schüler-Lotto mit reihenweise falschen Schulempfehlungen kommt, fordern die Experten eine bessere Diagnostik und die Möglichkeit zur Rücknahme von Fehlentscheidungen.

Weiterhin plädieren die sieben Professoren für ein flächendeckendes Angebot von Ganztagsschulen - sie seien am besten geeignet, "unterschiedliche Ausgangsbedingungen aufzufangen". In der Benachteiligung von Kindern aus Migrantenfamilien und ärmeren Bevölkerungsschichten, vor allem durch die Pisa-Studien bestätigt, sieht der Aktionsrat ein großes Problem. "Man muss befürchten, dass im derzeitigen System mehr als 20 Prozent der Kinder den Anschluss verlieren", so Manfred Prenzel. Die Experten sprechen sich auch für eine akademische Ausbildung von Erzieherinnen und Reformen in der Lehrerausbildung aus, die in einem bedenklichen Zustand sei und mehr auf die Wissenschaft statt auf den Lehrerberuf vorbereite. Die Hochschulen sollen sich stärker für Nicht-Abiturienten öffnen.

Die Lehrer-Reflexe funktionieren

Die meisten Befunde des Expertenteams sind nicht überraschend, die allenfalls mittelprächtigen Leistungen deutscher Schulen wurden durch Studien wie Pisa, Iglu oder Timss bereits vielfach bestätigt. Das soziale Gefälle monierte zuletzt auch der Uno-Sonderkommissar Vernor Muñoz. Die Umsetzung des Reformpakets würde rund 29 Milliarden Euro kosten - woher das Geld kommen soll, lassen die Bildungsforscher offen.

In einer ersten Reaktion bezeichnete die Bildungsgewerkschaft GEW das Gutachten als "widersprüchlich und unausgegoren". Vorstandsmitglied Marianne Demmer kritisierte unter anderem die Forderungen nach einem Schulranking und Privatisierung sowie den Vorschlag eines zweigliedrigen Systems, mit dem der Aktionsrat "das Gymnasium zementieren will" . Sie hält die "frühe Auslese der Kinder für das Kardinalproblem des deutschen Schulsystems". Das zweigliedrige System könne allenfalls ein "Tippelschrittchen zu mehr Chancengleichheit" sein.

Auch der Deutsche Lehrerverband erklärte, der Aktionsrat liege mit der Forderung nach der Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen voll daneben, denn das würde ein Drittel der Schüler über- und ein weiteres Drittel unterfordern. Der Verband Bildung und Erziehung sprach von "fragwürdigen Wirtschaftsfantasien". Es bleibe das Geheimnis des Aktionsrates, wie über Lohndumping und Sozialabbau bei Lehrern mehr Gerechtigkeit erreicht werden solle.

Erfolg am Rand des Dschungels
10. März 2007
 

DEUTSCHE SCHULE SINGAPUR

Erfolg am Rand des Dschungels

Von Jürgen Kremb , Singapur

Bildung made in Germany als Trumpfkarte? Davon musste eine einst schlingernde deutsche Auslandsschule Manager- und Diplomatenfamilien erst überzeugen. Inzwischen segelt sie auf Erfolgskurs - auch britische und koreanische Kinder büffeln jetzt Goethe und Schiller.

Jürgen Kremb

"Was war das Schwerste am Strukturwandel, Herr Direktor?" Günter Boos setzt sein verschmitztes Lächeln auf, mit dem er bei langen Sitzungen in Singapurs Tropennächten so manchem Gegner seiner beherzten Reformen die Zornesröte ins Gesicht getrieben hat. Er kratzt sich am Kopf: "Dass unsere Kinder Schuluniformen tragen sollten, davon waren die deutschen Eltern nur schwer zu überzeugen."

Das ist fast schon britisches Understatement. Der Hesse Boos hat es sich wohl von all den Lehrern abgeschaut, die sich jetzt auf dem Campus tummeln und nur noch Englisch sprechen. Sie kommen aus 20 Nationen, von Kanada bis Australien. Und die Knirpse, die sie bis zur Hochschulreife schleifen, gar aus 31 Ländern. Über Kleinigkeiten wie Uniformen - dschungelgrünes T-Shirt, schwarze Hose, Mütze "gegen den Sonnenstich" - wird hier nicht mehr gezankt.

Denn die Deutsche Schule Singapur ist längst zu einer der besten Lehranstalten avanciert, die deutsches Bildungsgut im Ausland vermitteln: ein Modell, wie man mit deutscher Erziehung auch Erfolg haben kann.

Das war nicht immer so. Als Boos vor sechs Jahren die Schule samt Kindergarten übernahm, befand sich die "Dschungel-Penne" in einer ernsten Krise. Mit dem Fall Julia Bohl kam es knüppeldick: 2002 war die Schülerin war in Asiens Saubermann-Kapitale mit knapp einem halben Kilogramm Haschisch bei einer Hausdurchsuchung aufgeflogen. Ihr drohte die Todesstrafe, 2005 wurde sie aber schon nach drei Jahren aus der Haft entlassen.

Viele Rivalen in Südostasiens Bildungszentrale

Dazu litt die Einrichtung unter ruinösem Schülerschwund. Erst schlossen im Zuge der asiatischen Finanzkrise viele deutsche Firmen ihre Vertretung, dann platzte die Internet-Blase, schließlich kam die Sars-Krankheit hinzu. Wenn die Väter ihre Job verlieren oder nach Hause beordert werden, merkt es die Schule in Südostasiens Wirtschaftsmetropole sofort: Statt über 600 drückten nur noch 492 Schüler die Schulbank.

"Es ging ums Überleben", sagt Boos.

Höchste Zeit für Reformen: Der Direktor ließ Englischunterricht in der Grundschule und im Kindergarten einführen. Dagegen hatten sich Eltern und auch Lehrer lange gewehrt - mit dem urdeutschen Argument, man dürfe die Kleinen nicht überfordern. Was die aber leisten können, wenn man sie nur anspornt, zeigten in diesem Schuljahr erstmals die Fünftklässer: Sie bauten an Wochenenden eigenständig einen Roboter und nahmen damit an einem Wettbewerb aller Schulen Singapurs teil.

"Letztlich verkaufen wir eine Dienstleistung, die heißt Bildung made in Germany", sagt Boos. "Da zählt nur der Erfolg." Aber das ist nicht einfach in einer Stadt, deren Politiker sich mit Vorliebe ständig selbst auf die Schulter klopfen, weil sie zu den konkurrenzfähigsten und wirtschaftsfreundlichsten der Welt gehört.

Mehr als eine Million Ausländer leben in der 4,5-Millionen-Metropole. Mit zahlreichen Hochschulen, Colleges und einem guten Dutzend Auslandsschulen ist Singapur die Bildungszentrale Nummer Eins in Südostasien. Um ausländische Schüler buhlen etwa die "American School", das französische Lycee und das weltweit anerkannte "United World College".

Und ihre Eltern wollen Erfolge ihres verwöhnten Nachwuchses sehen, denn sie selbst gehören der Kaste der gut verdienenden Arbeitsnomaden an. Die Väter sind Siemens-Manager, Diplomaten oder Wissenschaftler in der neu entstehenden Bioindustrie - immer auf der Überholspur. Im Schnitt bleibt eine deutsche Familie nur viereinhalb Jahre in der Tropenstadt und zieht dann weiter nach New York, Shanghai oder Frankfurt. "Die Eltern wollen von uns ein Stück Heimat für ihre Kinder", sagt Boos, "gleichzeitig sollen sie fit werden für die Globalisierung."

Schülerzahl fast verdoppelt

Im Sommer 2006 wagte die Schule deshalb den großen Sprung nach vorn. Der etwas biedere und kantige Name "Deutsche Schule Singapur" wurde eingemottet und ersetzt durch "German European School Singapore" (GESS). Jetzt existiert neben dem deutschsprachigen Zweig, der vorerst noch in 13 Jahren traditionell zum Abitur führt, auch der europäische "Eurosec"-Zweig mit der Unterrichtssprache Englisch. Dort können die Schüler in nur zwölf Jahren das weltweit anerkannte "International Baccalaureate" erwerben. Es ist die erste deutsche Auslandsschule, die diesen Bildungsabschluss anbietet.

Nicht alle der 5200 Singapurer Deutschen waren damit einverstanden. Der Schulvorstand fetzte sich. Selbst der damalige Botschafter wetterte, dass für die ehrgeizigen Pläne Steuergelder verschwendet würden und die schulische Qualität leide. Wie bei jeder Auslandsschule wird auch der deutsche GESS-Zweig zu einem Viertel aus dem bundesdeutschen Bildungshaushalt finanziert. Den Rest müssen die Eltern oder deren Arbeitgeber mit Schulgebühren von bis zu 8000 Euro jährlich selbst aufbringen.

Die Sorge war unberechtigt. Bisher lag die Schule mit einem Abiturschnitt von 2,1 vor dem Aristokrateninternat Salem (2,2) und Spitzen-Abiländern wie Baden-Württemberg (2,3) oder Bayern (2,4). Nun ist die Mannschaft von Boos auch wirtschaftlich erfolgreich.

Seit Einführung des Eurosec kann sich die GESS vor Elternanfragen kaum retten. Jetzt liest der Sohn eines indischen Ingenieurs oder eines südamerikanischen Diplomaten zusammen mit der Tochter eines britischen Piloten Shakespeare und Goethe, Fontane und Kerouac. Bildung "made in Germany", dazu noch in EU-Verpackung, scheint ein richtiger Verkaufsschlager zu sein. Derzeit unterrichten 136 Lehrer über 900 Schüler. Allein 240 sind es auf der Eurosec, darunter 130 Deutsche. "Bis wir die Tausendermarke erreichen", sagt Boos, "ist es nur eine Frage der Zeit."

Dann hat er sich allerdings eine Verschnaufpause verordnet. Weil es auf dem gut 12.000 Quadratmeter großen Schulgelände schon eng wird, wurden die oberen Klassen in Räume einer benachbarten Hochschule ausgelagert; in der Schublade liegen Pläne für weitere 6000 Quadratmeter. Rote Zahlen kennt Boos nicht, aber Gewinne darf die Schule laut bundesdeutschen Beamtenregeln auch nicht machen. Überschüsse investiert sie daher in den Ausbau. Ein Sportkomplex nebst Bahnenpool, dezent in eine Urwaldlichtung auf dem benachbarten Schweizer Club platziert, ist eine Perle modernster deutscher Umwelttechnologie.

Naturschauspiel vor dem Klassenzimmer

Das spricht sich herum. "Zusehends wird unsere Schule auch bei Eltern aus Asien, Australien und zahlreichen englischsprachigen Ländern beliebt, die eine Ausbildung nach europäischen Bildungsgrundsätzen suchen", sagt der Brite Iain Fish, den Boos auf dem lokalen Markt für die Leitung des Eurosec-Zweiges abwarb. Da die deutschen Lehrergehälter deutlich über den ortsüblichen Konditionen liegen, kann der Schulleiter für jede Stelle aus den besten von 30 bis 40 Bewerbern auswählen.

Die deutsche Schule auf einem Hügel des Villenviertels Bukit Timah ist ein ziemlich exotisches Erlebnis. Sie grenzt an ein Naturschutzgebiet. Aus den Klassenzimmern genießen die Pennäler den Blick in die letzten Reste von Sekundärurwald. Manchmal ziehen Affenhorden übers Schulgelände, Waranechsen wurden schon gesichtet, Flughunde segeln durch feucht dampfenden Dickicht, der gleich hinter dem weißgetünchten Trakt beginnt.

Der Unterricht in den klimatisierten Räumen ist kaum weniger aufregend als das Naturschauspiel. Mit der Eurosec genießen die Schüler fast den Bildungsluxus einer amerikanischen Elite-Highschool. Für Siebtklässler steht Schauspielunterricht auf dem Stundenplan, es gibt eine Schlagzeug-AG, die Computerausbildung nimmt großen Raum ein. Lerntheorie ist Pflicht, ein Sozialpraktikum für Oberstufenschüler ebenfalls, darauf legt der Alt-68er Boos besonderen Wert. Letztes Jahr mussten sie eine Schule in Südindien renovieren.

Das bunte Völkergemisch im Klassenzimmer bringt auch Nachteile und führt bisweilen zum Sprachenchaos - trotz Logopädin und Schulpsychologin. Ein Drittel der Kinder kommen aus bi-kulturellen Ehen, manche sind in mehr Ländern zur Schule gegangen, als der Durchschnittsdeutsche im Urlaub besucht hat. Aber auch bei Knirpsen aus deutschen-deutschen Ehen geraten schnell die Vokabeln der Muttersprache durcheinander.

Damit Deutsch dabei nicht auf der Strecke bleibt, hat die Schule ein ausgeklügeltes System der Sprachförderung entwickelt. Das geht im Kindergarten los. In der Eurosec werden die Kinder stufenübergreifend statt im Klassenverband unterrichtet: mit "Deutsch als Muttersprache", als "Zweitsprache" und als "Fremdsprache". Die Einordnung geschieht nach Fähigkeit, nicht nach Herkunft, betont Boos.

Doch niemand ist perfekt. Das musste Boos erst unlängst wieder erfahren. Tränenüberströmt kam ein Mädchen in das Büro des Direktors ("Principal" auf Englisch) und klagte: "Herr Principal, Chris hat meine Feelings gehurtet."

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